Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774. König. Was sagst du dazu, Costard? Costard. Gnädiger Herr, ich bekenn' auf mein Mensch. König. Hast du meine Verordnung ge- hört? Es war ein Jahr Gefängnis darauf gesetzt, mit einem Mensch angetroffen zu wer- den. Costard. Gnädiger Herr, 's war kein Mensch, 's war eine Mamsell. König. Gut, mit einer Mamsell. Costard. Es war eine Jungfer Jhro Gnaden. König. Das Gesetz gilt von den Jung- fern auch. Costard. So läugne ich ihre Jungfer- schaft, es war ein Mädel. König. Das Mädel wird dir zu nichts helfen, Narr. Du sollst eine Woche fasten bey Wasser und Brod. Costard. Jch hätte lieber ein Jahr ge- bethet bey Schaffleisch und Reiß. König. Don Armado soll dein Kerker- meister seyn. Biron! daß er ihm übergeben wird. Und wir wollen an unsere Arbeit ge- hen. (ab) Biron. Jch wollte meinen Kopf verwet- ten, diese Verordnungen machen uns am En- de noch alle zu Narren. (zu Costard) Komm. Costard. Jch leide für die Wahrheit, Herr, denn wahr ists, daß ich mit Jakobi- nen
Koͤnig. Was ſagſt du dazu, Coſtard? Coſtard. Gnaͤdiger Herr, ich bekenn’ auf mein Menſch. Koͤnig. Haſt du meine Verordnung ge- hoͤrt? Es war ein Jahr Gefaͤngnis darauf geſetzt, mit einem Menſch angetroffen zu wer- den. Coſtard. Gnaͤdiger Herr, ’s war kein Menſch, ’s war eine Mamſell. Koͤnig. Gut, mit einer Mamſell. Coſtard. Es war eine Jungfer Jhro Gnaden. Koͤnig. Das Geſetz gilt von den Jung- fern auch. Coſtard. So laͤugne ich ihre Jungfer- ſchaft, es war ein Maͤdel. Koͤnig. Das Maͤdel wird dir zu nichts helfen, Narr. Du ſollſt eine Woche faſten bey Waſſer und Brod. Coſtard. Jch haͤtte lieber ein Jahr ge- bethet bey Schaffleiſch und Reiß. Koͤnig. Don Armado ſoll dein Kerker- meiſter ſeyn. Biron! daß er ihm uͤbergeben wird. Und wir wollen an unſere Arbeit ge- hen. (ab) Biron. Jch wollte meinen Kopf verwet- ten, dieſe Verordnungen machen uns am En- de noch alle zu Narren. (zu Coſtard) Komm. Coſtard. Jch leide fuͤr die Wahrheit, Herr, denn wahr iſts, daß ich mit Jakobi- nen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0076" n="70"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker> <p>Was ſagſt du dazu, Coſtard?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Coſtard</hi>.</speaker> <p>Gnaͤdiger Herr, ich bekenn’<lb/> auf mein Menſch.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker> <p>Haſt du meine Verordnung ge-<lb/> hoͤrt? Es war ein Jahr Gefaͤngnis darauf<lb/> geſetzt, mit einem Menſch angetroffen zu wer-<lb/> den.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Coſtard</hi>.</speaker> <p>Gnaͤdiger Herr, ’s war kein<lb/> Menſch, ’s war eine Mamſell.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker> <p>Gut, mit einer Mamſell.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Coſtard</hi>.</speaker> <p>Es war eine Jungfer Jhro<lb/> Gnaden.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker> <p>Das Geſetz gilt von den Jung-<lb/> fern auch.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Coſtard</hi>.</speaker> <p>So laͤugne ich ihre Jungfer-<lb/> ſchaft, es war ein Maͤdel.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker> <p>Das Maͤdel wird dir zu nichts<lb/> helfen, Narr. Du ſollſt eine Woche faſten<lb/> bey Waſſer und Brod.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Coſtard</hi>.</speaker> <p>Jch haͤtte lieber ein Jahr ge-<lb/> bethet bey Schaffleiſch und Reiß.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker> <p>Don Armado ſoll dein Kerker-<lb/> meiſter ſeyn. Biron! daß er ihm uͤbergeben<lb/> wird. Und wir wollen an unſere Arbeit ge-<lb/> hen.</p> </sp> <stage> <hi rendition="#et">(<hi rendition="#fr">ab</hi>)</hi> </stage><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Biron</hi>.</speaker> <p>Jch wollte meinen Kopf verwet-<lb/> ten, dieſe Verordnungen machen uns am En-<lb/> de noch alle zu Narren. (zu Coſtard) Komm.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Coſtard</hi>.</speaker> <p>Jch leide fuͤr die Wahrheit,<lb/> Herr, denn wahr iſts, daß ich mit Jakobi-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0076]
Koͤnig. Was ſagſt du dazu, Coſtard?
Coſtard. Gnaͤdiger Herr, ich bekenn’
auf mein Menſch.
Koͤnig. Haſt du meine Verordnung ge-
hoͤrt? Es war ein Jahr Gefaͤngnis darauf
geſetzt, mit einem Menſch angetroffen zu wer-
den.
Coſtard. Gnaͤdiger Herr, ’s war kein
Menſch, ’s war eine Mamſell.
Koͤnig. Gut, mit einer Mamſell.
Coſtard. Es war eine Jungfer Jhro
Gnaden.
Koͤnig. Das Geſetz gilt von den Jung-
fern auch.
Coſtard. So laͤugne ich ihre Jungfer-
ſchaft, es war ein Maͤdel.
Koͤnig. Das Maͤdel wird dir zu nichts
helfen, Narr. Du ſollſt eine Woche faſten
bey Waſſer und Brod.
Coſtard. Jch haͤtte lieber ein Jahr ge-
bethet bey Schaffleiſch und Reiß.
Koͤnig. Don Armado ſoll dein Kerker-
meiſter ſeyn. Biron! daß er ihm uͤbergeben
wird. Und wir wollen an unſere Arbeit ge-
hen.
(ab)
Biron. Jch wollte meinen Kopf verwet-
ten, dieſe Verordnungen machen uns am En-
de noch alle zu Narren. (zu Coſtard) Komm.
Coſtard. Jch leide fuͤr die Wahrheit,
Herr, denn wahr iſts, daß ich mit Jakobi-
nen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |