Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Wie der Demantstern dir blizt Aus der Nacht der Lockenwelle! Wie die Perlen dich umschmiegen, Die dir froh am Halse liegen! Deine Reize still zu ehren, Haben sie sich dort vereinet. Hat ein Gott dir Freudezähren An den schönen Hals geweinet? -- Doch betracht' ich dich genauer, Weiß ich nicht, wie mir geschieht, Rührst du mir das Herz zur Trauer, Und die heitre Deutung flieht. Mädchen, willst du in Symbolen: Weißem Nacken, Perlenschnüren, Uns das Trauerloos der Polen Mahnend vor die Seele führen? Zeigen uns im schönen Bilde Thränenvolle Schneegefilde? Ja, du kamst in dieses Haus, Leise strafend uns zu tragen In den schmerzvergessnen Braus Polens Glück aus alten Tagen, Daß wir seinen Fall bedenken, Und in Wehmuth uns versenken. -- Wie der Demantſtern dir blizt Aus der Nacht der Lockenwelle! Wie die Perlen dich umſchmiegen, Die dir froh am Halſe liegen! Deine Reize ſtill zu ehren, Haben ſie ſich dort vereinet. Hat ein Gott dir Freudezaͤhren An den ſchoͤnen Hals geweinet? — Doch betracht' ich dich genauer, Weiß ich nicht, wie mir geſchieht, Ruͤhrſt du mir das Herz zur Trauer, Und die heitre Deutung flieht. Maͤdchen, willſt du in Symbolen: Weißem Nacken, Perlenſchnuͤren, Uns das Trauerloos der Polen Mahnend vor die Seele fuͤhren? Zeigen uns im ſchoͤnen Bilde Thraͤnenvolle Schneegefilde? Ja, du kamſt in dieſes Haus, Leiſe ſtrafend uns zu tragen In den ſchmerzvergeſſnen Braus Polens Gluͤck aus alten Tagen, Daß wir ſeinen Fall bedenken, Und in Wehmuth uns verſenken. — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0174" n="160"/> <l>Wie der Demantſtern dir blizt</l><lb/> <l>Aus der Nacht der Lockenwelle!</l><lb/> <l>Wie die Perlen dich umſchmiegen,</l><lb/> <l>Die dir froh am Halſe liegen!</l><lb/> <l>Deine Reize ſtill zu ehren,</l><lb/> <l>Haben ſie ſich dort vereinet.</l><lb/> <l>Hat ein Gott dir Freudezaͤhren</l><lb/> <l>An den ſchoͤnen Hals geweinet? —</l><lb/> <l>Doch betracht' ich dich genauer,</l><lb/> <l>Weiß ich nicht, wie mir geſchieht,</l><lb/> <l>Ruͤhrſt du mir das Herz zur Trauer,</l><lb/> <l>Und die heitre Deutung flieht.</l><lb/> <l>Maͤdchen, willſt du in Symbolen:</l><lb/> <l>Weißem Nacken, Perlenſchnuͤren,</l><lb/> <l>Uns das Trauerloos der Polen</l><lb/> <l>Mahnend vor die Seele fuͤhren?</l><lb/> <l>Zeigen uns im ſchoͤnen Bilde</l><lb/> <l>Thraͤnenvolle Schneegefilde?</l><lb/> <l>Ja, du kamſt in dieſes Haus,</l><lb/> <l>Leiſe ſtrafend uns zu tragen</l><lb/> <l>In den ſchmerzvergeſſnen Braus</l><lb/> <l>Polens Gluͤck aus alten Tagen,</l><lb/> <l>Daß wir ſeinen Fall bedenken,</l><lb/> <l>Und in Wehmuth uns verſenken. —</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0174]
Wie der Demantſtern dir blizt
Aus der Nacht der Lockenwelle!
Wie die Perlen dich umſchmiegen,
Die dir froh am Halſe liegen!
Deine Reize ſtill zu ehren,
Haben ſie ſich dort vereinet.
Hat ein Gott dir Freudezaͤhren
An den ſchoͤnen Hals geweinet? —
Doch betracht' ich dich genauer,
Weiß ich nicht, wie mir geſchieht,
Ruͤhrſt du mir das Herz zur Trauer,
Und die heitre Deutung flieht.
Maͤdchen, willſt du in Symbolen:
Weißem Nacken, Perlenſchnuͤren,
Uns das Trauerloos der Polen
Mahnend vor die Seele fuͤhren?
Zeigen uns im ſchoͤnen Bilde
Thraͤnenvolle Schneegefilde?
Ja, du kamſt in dieſes Haus,
Leiſe ſtrafend uns zu tragen
In den ſchmerzvergeſſnen Braus
Polens Gluͤck aus alten Tagen,
Daß wir ſeinen Fall bedenken,
Und in Wehmuth uns verſenken. —
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