Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.[Beginn Spaltensatz]
Der Biber siehet von der Schnautze an bis an die Hinterfüsse einer Waldratte ähnlich, allein, von den Hinterfüssen bis an den Schwantz siehet er den Wasservögeln mit den platten Füssen nicht ungleich. Auf dem Lande ernähret er sich mit Früchten, mit Laube und mit Rinden von den Bäumen; wann er sich aber im Wasser befindet, so frist er Krebse und auch Fische, die er nur ertappen kan. Dieses Thier ist gut zu essen, wird halb Fleisch, halb Fisch zu seyn geachtet: der obere Theil bis an die Hinterfüsse ist wircklich rechtes Fleisch, welches nur an Fleischtagen bey den Römischcatholischen zu essen vergönnet ist. Hingegen der Untertheil, nach dem Schwantze zu, der am meisten ins Wasser kommt, ist von Natur und dem Geschmacke nach Fisch, und darff deswegen auch an Festtagen gespeiset werden. Der Biber begiebet sich gemeiniglich in die grossen Hölen und Löcher, die er an den Ufern der grossen Ströme findet: in Franckreich sieht man ihrer langs an der Rhone, Isere und Oyse; noch öfter läst er sich in Teutschland und in Polen, an der Elbe und andern Flüssen finden: die gröste Menge aber giebts in Canada. Sie haben allda gleichsam wie eine Republic, die recht verwundernswürdig ist. Zum ersten machen sie ihren Bau und Aufenthalt als wie in kleinen Hütten, die sie selbsten zu bauen wissen in die holen Ufer eines Flusses, der weder zu breit noch zu tieff ist, da sie doch Aas die Fülle finden: sie heben aber eher nicht an zu bauen, als gegen den Junius hin, wann die Wasser durchgehends seicht und niedrig sind. Dieses ihr Gebäu vollenden sie gantz glücklich, wann nahe bey dem Fluß sich ein und anderer starcker Baum befindet, der gegen das Wasser niederhangt. Denselben hauen sie um, indem sie ihn mit ihren Zähnen rund umher benagen, damit er quer über den Fluß einfallen und dessen Lauff aufhalten möge: wofern aber die Aeste und Zweige verhindern, daß er sich nicht an den Grund anlegen und stämmen kan, so sind dieselbigen bald weggebissen. Sie verkitten und verwahren ihn auf beyden Seiten auf das allerbeste, mit Steinen und Aesten, mit Leimen oder Thon, damit dem Wasser der Weg aufs allergenaueste verstopfet werde. Ist der Baum nicht lang genug, und reichet nicht von einem Ufer bis zum andern, so suchen sie einen an dem andern Ufer gegen über, und hauen denselbigen gleichfalls um. Im Fall sie aber keinen finden können, so machen sie eine Art von Dämmen, und hemmen des Wassers Lauff. Damit aber der Fluß dannoch den Damm nicht überschwemmen oder gar mit Gewalt durchbrechen möge, so lassen sie hier und da, in gemessener Weite, Oeffnungen in dem Damme, dadurch das Wasser ablauffen könne. Dieser Damm ist lang, jedoch nicht also hoch, wie in den Thälern; am Grunde hat er zehen bis zwölff Fuß dicke, wird aber nach und nach immer schmäler, bis oben auf, woselbst er insgemein nur zwey Fuß dicke ist. Auf diese Weise beginnenste ihren Bau. Hiernechst geht es ans mauern: und da gebrauchen sie statt des Kalches und Cements, Leimen oder eine fette Erde, die wissen sie mit ihren Schwäntzen zu schlagen und zuzurichten, und legen Lage auf Lage, mit eben solchen Materialien, deren sie sich bey Verfertigung ihres Dammes bedienet, bis daß sie [Spaltenumbruch] ihr Gebäu und Hütte gantz in die Höhe bis auf drey Schuh hoch aufgeführt, damit sie drinne wohnen können; sie machen es rund oder oval, und es stehet um zwey Drittheil über das Wasser heraus; wobey sie diese Vorsicht brauchen, daß sie iederzeit ein Loch offen lassen, das von dem Eis nicht mag verstopfet werden. Bisweilen machen sie ihren gantzen Bau auf das Land, und graben vier bis fünff Fuß tieffe Gräben, welche sie bis an das Wasser führen. Dieser Bau geht oben, als wie eine Cupel aus, und seine Mauren sind insgemein zwey Fuß dick. Sie beissen mit den Zähnen alle Enden vom Holtze ab, die aus der Mauer heraus stechen, und überziehen es inwendig und auswendig mit einer Materie, die wie getretener Leimen ist, aus Thon und dürren Kräutern zubereitet. Bey dieser Gelegenheit ist ihnen der Schwantz überaus dienlich, damit sie ihren Tünch recht vest anschlagen und glatt machen mögen. Die Hütte ist inwendig insgemein oval und wie ein Korbhenckel gewölbet, acht bis zehen Fuß weit, und zehen Fuß breit: darinnen können acht bis zehen Biber beysammen wohnen. Zuweilen, iedoch selten, werden dergleichen so geraume Baue gefunden, daß sie die auf dreyssig Biber beherbergen können: so giebet es auch solche, die dergestalt gelegen sind, daß sie gegen einander stossen. Alle diese Losamenter sind Stockweis aufgeführt, damit die Biber können in die Höhe kommen, im Fall das Wasser wächst: und iedwedes Quartier ist in viel Zimmer abgetheilt, und so gemacht, daß sie aus einem in das andere kommen können. In einigen wohnen sie, und in denen andern verwahren sie ihren Vorrath. Allein, in dem einen Zimmer machen sie als wie eine Wasserleitung und Canal unter der Erden hin, der geht bis an das Wasser, und dienet ihnen an statt eines Beckens oder Behälters, darinne sie ihren Schwantz beständig netzen können, dann in Ermanglung dessen müsten sie gar balde sterben. Auch dienet ihnen dieser Canal auf den Nothfall zu einem Schlaufwinckel und verborgenen Wege, darauf sie können den Fluß gewinnen. Wann sie ruhig sind und ungestört, pflegen sie stets auf dem Bauche zu liegen. Man sagt, wann bey dem Bauen sich einer hat den Schwantz wund gemacht und aufgeschlagen, so legete er denselben umgekehrt auf seinen Rücken, als wolte er dem übrigen Hauffen dadurch anzudeuten geben, er sey nicht mehr im Stande zu arbeiten. Werden ihre Baue durchs hohe Wasser beschädiget, so wissen sie dieselbigen auf eben solche Art und auch so nette wieder zu ergäntzen, als wie sie sie gebauet haben. Erdbiber oder Landbiber werden diejenigen Biber genennet, welche in Hölen wohnen, die sie in ein erhabenes Ort am Ufer des Wassers gebauet haben. Den Ort, wo sie zu schlafen pflegen, bedecken sie mit Kraut und Gras: im Winter bedienen sie sich der Späne an statt der Matratzen. Der Biber ihr Bau wird gemeiniglich im August, oder im September vollendet, um welche Zeit sie anheben Vorrath einzuschaffen, daß sie davon im Winter leben können. Dieser Vorrath bestehet aus Holtz, das sie in Stücken zerbeissen, von unterschiedener Länge und Dicke. Die grossen Stücken ziehen ihrer viele mit einander fort, die kleinen [Ende Spaltensatz] [Beginn Spaltensatz]
Der Biber siehet von der Schnautze an bis an die Hinterfüsse einer Waldratte ähnlich, allein, von den Hinterfüssen bis an den Schwantz siehet er den Wasservögeln mit den platten Füssen nicht ungleich. Auf dem Lande ernähret er sich mit Früchten, mit Laube und mit Rinden von den Bäumen; wann er sich aber im Wasser befindet, so frist er Krebse und auch Fische, die er nur ertappen kan. Dieses Thier ist gut zu essen, wird halb Fleisch, halb Fisch zu seyn geachtet: der obere Theil bis an die Hinterfüsse ist wircklich rechtes Fleisch, welches nur an Fleischtagen bey den Römischcatholischen zu essen vergönnet ist. Hingegen der Untertheil, nach dem Schwantze zu, der am meisten ins Wasser kommt, ist von Natur und dem Geschmacke nach Fisch, und darff deswegen auch an Festtagen gespeiset werden. Der Biber begiebet sich gemeiniglich in die grossen Hölen und Löcher, die er an den Ufern der grossen Ströme findet: in Franckreich sieht man ihrer langs an der Rhone, Isere und Oyse; noch öfter läst er sich in Teutschland und in Polen, an der Elbe und andern Flüssen finden: die gröste Menge aber giebts in Canada. Sie haben allda gleichsam wie eine Republic, die recht verwundernswürdig ist. Zum ersten machen sie ihren Bau und Aufenthalt als wie in kleinen Hütten, die sie selbsten zu bauen wissen in die holen Ufer eines Flusses, der weder zu breit noch zu tieff ist, da sie doch Aas die Fülle finden: sie heben aber eher nicht an zu bauen, als gegen den Junius hin, wann die Wasser durchgehends seicht und niedrig sind. Dieses ihr Gebäu vollenden sie gantz glücklich, wann nahe bey dem Fluß sich ein und anderer starcker Baum befindet, der gegen das Wasser niederhangt. Denselben hauen sie um, indem sie ihn mit ihren Zähnen rund umher benagen, damit er quer über den Fluß einfallen und dessen Lauff aufhalten möge: wofern aber die Aeste und Zweige verhindern, daß er sich nicht an den Grund anlegen und stämmen kan, so sind dieselbigen bald weggebissen. Sie verkitten und verwahren ihn auf beyden Seiten auf das allerbeste, mit Steinen und Aesten, mit Leimen oder Thon, damit dem Wasser der Weg aufs allergenaueste verstopfet werde. Ist der Baum nicht lang genug, und reichet nicht von einem Ufer bis zum andern, so suchen sie einen an dem andern Ufer gegen über, und hauen denselbigen gleichfalls um. Im Fall sie aber keinen finden können, so machen sie eine Art von Dämmen, und hemmen des Wassers Lauff. Damit aber der Fluß dannoch den Damm nicht überschwemmen oder gar mit Gewalt durchbrechen möge, so lassen sie hier und da, in gemessener Weite, Oeffnungen in dem Damme, dadurch das Wasser ablauffen könne. Dieser Damm ist lang, jedoch nicht also hoch, wie in den Thälern; am Grunde hat er zehen bis zwölff Fuß dicke, wird aber nach und nach immer schmäler, bis oben auf, woselbst er insgemein nur zwey Fuß dicke ist. Auf diese Weise beginnenste ihren Bau. Hiernechst geht es ans mauern: und da gebrauchen sie statt des Kalches und Cements, Leimen oder eine fette Erde, die wissen sie mit ihren Schwäntzen zu schlagen und zuzurichten, und legen Lage auf Lage, mit eben solchen Materialien, deren sie sich bey Verfertigung ihres Dammes bedienet, bis daß sie [Spaltenumbruch] ihr Gebäu und Hütte gantz in die Höhe bis auf drey Schuh hoch aufgeführt, damit sie drinne wohnen können; sie machen es rund oder oval, und es stehet um zwey Drittheil über das Wasser heraus; wobey sie diese Vorsicht brauchen, daß sie iederzeit ein Loch offen lassen, das von dem Eis nicht mag verstopfet werden. Bisweilen machen sie ihren gantzen Bau auf das Land, und graben vier bis fünff Fuß tieffe Gräben, welche sie bis an das Wasser führen. Dieser Bau geht oben, als wie eine Cupel aus, und seine Mauren sind insgemein zwey Fuß dick. Sie beissen mit den Zähnen alle Enden vom Holtze ab, die aus der Mauer heraus stechen, und überziehen es inwendig und auswendig mit einer Materie, die wie getretener Leimen ist, aus Thon und dürren Kräutern zubereitet. Bey dieser Gelegenheit ist ihnen der Schwantz überaus dienlich, damit sie ihren Tünch recht vest anschlagen und glatt machen mögen. Die Hütte ist inwendig insgemein oval und wie ein Korbhenckel gewölbet, acht bis zehen Fuß weit, und zehen Fuß breit: darinnen können acht bis zehen Biber beysammen wohnen. Zuweilen, iedoch selten, werden dergleichen so geraume Baue gefunden, daß sie die auf dreyssig Biber beherbergen können: so giebet es auch solche, die dergestalt gelegen sind, daß sie gegen einander stossen. Alle diese Losamenter sind Stockweis aufgeführt, damit die Biber können in die Höhe kommen, im Fall das Wasser wächst: und iedwedes Quartier ist in viel Zimmer abgetheilt, und so gemacht, daß sie aus einem in das andere kommen können. In einigen wohnen sie, und in denen andern verwahren sie ihren Vorrath. Allein, in dem einen Zimmer machen sie als wie eine Wasserleitung und Canal unter der Erden hin, der geht bis an das Wasser, und dienet ihnen an statt eines Beckens oder Behälters, darinne sie ihren Schwantz beständig netzen können, dann in Ermanglung dessen müsten sie gar balde sterben. Auch dienet ihnen dieser Canal auf den Nothfall zu einem Schlaufwinckel und verborgenen Wege, darauf sie können den Fluß gewinnen. Wann sie ruhig sind und ungestört, pflegen sie stets auf dem Bauche zu liegen. Man sagt, wann bey dem Bauen sich einer hat den Schwantz wund gemacht und aufgeschlagen, so legete er denselben umgekehrt auf seinen Rücken, als wolte er dem übrigen Hauffen dadurch anzudeuten geben, er sey nicht mehr im Stande zu arbeiten. Werden ihre Baue durchs hohe Wasser beschädiget, so wissen sie dieselbigen auf eben solche Art und auch so nette wieder zu ergäntzen, als wie sie sie gebauet haben. Erdbiber oder Landbiber werden diejenigen Biber genennet, welche in Hölen wohnen, die sie in ein erhabenes Ort am Ufer des Wassers gebauet haben. Den Ort, wo sie zu schlafen pflegen, bedecken sie mit Kraut und Gras: im Winter bedienen sie sich der Späne an statt der Matratzen. Der Biber ihr Bau wird gemeiniglich im August, oder im September vollendet, um welche Zeit sie anheben Vorrath einzuschaffen, daß sie davon im Winter leben können. Dieser Vorrath bestehet aus Holtz, das sie in Stücken zerbeissen, von unterschiedener Länge und Dicke. 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Dieses ihr Gebäu vollenden sie gantz glücklich, wann nahe bey dem Fluß sich ein und anderer starcker Baum befindet, der gegen das Wasser niederhangt. Denselben hauen sie um, indem sie ihn mit ihren Zähnen rund umher benagen, damit er quer über den Fluß einfallen und dessen Lauff aufhalten möge: wofern aber die Aeste und Zweige verhindern, daß er sich nicht an den Grund anlegen und stämmen kan, so sind dieselbigen bald weggebissen. Sie verkitten und verwahren ihn auf beyden Seiten auf das allerbeste, mit Steinen und Aesten, mit Leimen oder Thon, damit dem Wasser der Weg aufs allergenaueste verstopfet werde. Ist der Baum nicht lang genug, und reichet nicht von einem Ufer bis zum andern, so suchen sie einen an dem andern Ufer gegen über, und hauen denselbigen gleichfalls um. Im Fall sie aber keinen finden können, so machen sie eine Art von Dämmen, und hemmen des Wassers Lauff. Damit aber der Fluß dannoch den Damm nicht überschwemmen oder gar mit Gewalt durchbrechen möge, so lassen sie hier und da, in gemessener Weite, Oeffnungen in dem Damme, dadurch das Wasser ablauffen könne. Dieser Damm ist lang, jedoch nicht also hoch, wie in den Thälern; am Grunde hat er zehen bis zwölff Fuß dicke, wird aber nach und nach immer schmäler, bis oben auf, woselbst er insgemein nur zwey Fuß dicke ist. Auf diese Weise beginnenste ihren Bau. Hiernechst geht es ans mauern: und da gebrauchen sie statt des Kalches und Cements, Leimen oder eine fette Erde, die wissen sie mit ihren Schwäntzen zu schlagen und zuzurichten, und legen Lage auf Lage, mit eben solchen Materialien, deren sie sich bey Verfertigung ihres Dammes bedienet, bis daß sie <cb/> ihr Gebäu und Hütte gantz in die Höhe bis auf drey Schuh hoch aufgeführt, damit sie drinne wohnen können; sie machen es rund oder oval, und es stehet um zwey Drittheil über das Wasser heraus; wobey sie diese Vorsicht brauchen, daß sie iederzeit ein Loch offen lassen, das von dem Eis nicht mag verstopfet werden. Bisweilen machen sie ihren gantzen Bau auf das Land, und graben vier bis fünff Fuß tieffe Gräben, welche sie bis an das Wasser führen. Dieser Bau geht oben, als wie eine Cupel aus, und seine Mauren sind insgemein zwey Fuß dick. Sie beissen mit den Zähnen alle Enden vom Holtze ab, die aus der Mauer heraus stechen, und überziehen es inwendig und auswendig mit einer Materie, die wie getretener Leimen ist, aus Thon und dürren Kräutern zubereitet. Bey dieser Gelegenheit ist ihnen der Schwantz überaus dienlich, damit sie ihren Tünch recht vest anschlagen und glatt machen mögen. Die Hütte ist inwendig insgemein oval und wie ein Korbhenckel gewölbet, acht bis zehen Fuß weit, und zehen Fuß breit: darinnen können acht bis zehen Biber beysammen wohnen. Zuweilen, iedoch selten, werden dergleichen so geraume Baue gefunden, daß sie die auf dreyssig Biber beherbergen können: so giebet es auch solche, die dergestalt gelegen sind, daß sie gegen einander stossen. Alle diese Losamenter sind Stockweis aufgeführt, damit die Biber können in die Höhe kommen, im Fall das Wasser wächst: und iedwedes Quartier ist in viel Zimmer abgetheilt, und so gemacht, daß sie aus einem in das andere kommen können. In einigen wohnen sie, und in denen andern verwahren sie ihren Vorrath. Allein, in dem einen Zimmer machen sie als wie eine Wasserleitung und Canal unter der Erden hin, der geht bis an das Wasser, und dienet ihnen an statt eines Beckens oder Behälters, darinne sie ihren Schwantz beständig netzen können, dann in Ermanglung dessen müsten sie gar balde sterben. Auch dienet ihnen dieser Canal auf den Nothfall zu einem Schlaufwinckel und verborgenen Wege, darauf sie können den Fluß gewinnen. Wann sie ruhig sind und ungestört, pflegen sie stets auf dem Bauche zu liegen. Man sagt, wann bey dem Bauen sich einer hat den Schwantz wund gemacht und aufgeschlagen, so legete er denselben umgekehrt auf seinen Rücken, als wolte er dem übrigen Hauffen dadurch anzudeuten geben, er sey nicht mehr im Stande zu arbeiten. 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Der Biber siehet von der Schnautze an bis an die Hinterfüsse einer Waldratte ähnlich, allein, von den Hinterfüssen bis an den Schwantz siehet er den Wasservögeln mit den platten Füssen nicht ungleich. Auf dem Lande ernähret er sich mit Früchten, mit Laube und mit Rinden von den Bäumen; wann er sich aber im Wasser befindet, so frist er Krebse und auch Fische, die er nur ertappen kan. Dieses Thier ist gut zu essen, wird halb Fleisch, halb Fisch zu seyn geachtet: der obere Theil bis an die Hinterfüsse ist wircklich rechtes Fleisch, welches nur an Fleischtagen bey den Römischcatholischen zu essen vergönnet ist. Hingegen der Untertheil, nach dem Schwantze zu, der am meisten ins Wasser kommt, ist von Natur und dem Geschmacke nach Fisch, und darff deswegen auch an Festtagen gespeiset werden.
Der Biber begiebet sich gemeiniglich in die grossen Hölen und Löcher, die er an den Ufern der grossen Ströme findet: in Franckreich sieht man ihrer langs an der Rhone, Isere und Oyse; noch öfter läst er sich in Teutschland und in Polen, an der Elbe und andern Flüssen finden: die gröste Menge aber giebts in Canada. Sie haben allda gleichsam wie eine Republic, die recht verwundernswürdig ist.
Zum ersten machen sie ihren Bau und Aufenthalt als wie in kleinen Hütten, die sie selbsten zu bauen wissen in die holen Ufer eines Flusses, der weder zu breit noch zu tieff ist, da sie doch Aas die Fülle finden: sie heben aber eher nicht an zu bauen, als gegen den Junius hin, wann die Wasser durchgehends seicht und niedrig sind. Dieses ihr Gebäu vollenden sie gantz glücklich, wann nahe bey dem Fluß sich ein und anderer starcker Baum befindet, der gegen das Wasser niederhangt. Denselben hauen sie um, indem sie ihn mit ihren Zähnen rund umher benagen, damit er quer über den Fluß einfallen und dessen Lauff aufhalten möge: wofern aber die Aeste und Zweige verhindern, daß er sich nicht an den Grund anlegen und stämmen kan, so sind dieselbigen bald weggebissen. Sie verkitten und verwahren ihn auf beyden Seiten auf das allerbeste, mit Steinen und Aesten, mit Leimen oder Thon, damit dem Wasser der Weg aufs allergenaueste verstopfet werde. Ist der Baum nicht lang genug, und reichet nicht von einem Ufer bis zum andern, so suchen sie einen an dem andern Ufer gegen über, und hauen denselbigen gleichfalls um. Im Fall sie aber keinen finden können, so machen sie eine Art von Dämmen, und hemmen des Wassers Lauff. Damit aber der Fluß dannoch den Damm nicht überschwemmen oder gar mit Gewalt durchbrechen möge, so lassen sie hier und da, in gemessener Weite, Oeffnungen in dem Damme, dadurch das Wasser ablauffen könne. Dieser Damm ist lang, jedoch nicht also hoch, wie in den Thälern; am Grunde hat er zehen bis zwölff Fuß dicke, wird aber nach und nach immer schmäler, bis oben auf, woselbst er insgemein nur zwey Fuß dicke ist. Auf diese Weise beginnenste ihren Bau. Hiernechst geht es ans mauern: und da gebrauchen sie statt des Kalches und Cements, Leimen oder eine fette Erde, die wissen sie mit ihren Schwäntzen zu schlagen und zuzurichten, und legen Lage auf Lage, mit eben solchen Materialien, deren sie sich bey Verfertigung ihres Dammes bedienet, bis daß sie
ihr Gebäu und Hütte gantz in die Höhe bis auf drey Schuh hoch aufgeführt, damit sie drinne wohnen können; sie machen es rund oder oval, und es stehet um zwey Drittheil über das Wasser heraus; wobey sie diese Vorsicht brauchen, daß sie iederzeit ein Loch offen lassen, das von dem Eis nicht mag verstopfet werden. Bisweilen machen sie ihren gantzen Bau auf das Land, und graben vier bis fünff Fuß tieffe Gräben, welche sie bis an das Wasser führen. Dieser Bau geht oben, als wie eine Cupel aus, und seine Mauren sind insgemein zwey Fuß dick. Sie beissen mit den Zähnen alle Enden vom Holtze ab, die aus der Mauer heraus stechen, und überziehen es inwendig und auswendig mit einer Materie, die wie getretener Leimen ist, aus Thon und dürren Kräutern zubereitet. Bey dieser Gelegenheit ist ihnen der Schwantz überaus dienlich, damit sie ihren Tünch recht vest anschlagen und glatt machen mögen. Die Hütte ist inwendig insgemein oval und wie ein Korbhenckel gewölbet, acht bis zehen Fuß weit, und zehen Fuß breit: darinnen können acht bis zehen Biber beysammen wohnen. Zuweilen, iedoch selten, werden dergleichen so geraume Baue gefunden, daß sie die auf dreyssig Biber beherbergen können: so giebet es auch solche, die dergestalt gelegen sind, daß sie gegen einander stossen. Alle diese Losamenter sind Stockweis aufgeführt, damit die Biber können in die Höhe kommen, im Fall das Wasser wächst: und iedwedes Quartier ist in viel Zimmer abgetheilt, und so gemacht, daß sie aus einem in das andere kommen können. In einigen wohnen sie, und in denen andern verwahren sie ihren Vorrath. Allein, in dem einen Zimmer machen sie als wie eine Wasserleitung und Canal unter der Erden hin, der geht bis an das Wasser, und dienet ihnen an statt eines Beckens oder Behälters, darinne sie ihren Schwantz beständig netzen können, dann in Ermanglung dessen müsten sie gar balde sterben. Auch dienet ihnen dieser Canal auf den Nothfall zu einem Schlaufwinckel und verborgenen Wege, darauf sie können den Fluß gewinnen. Wann sie ruhig sind und ungestört, pflegen sie stets auf dem Bauche zu liegen. Man sagt, wann bey dem Bauen sich einer hat den Schwantz wund gemacht und aufgeschlagen, so legete er denselben umgekehrt auf seinen Rücken, als wolte er dem übrigen Hauffen dadurch anzudeuten geben, er sey nicht mehr im Stande zu arbeiten. Werden ihre Baue durchs hohe Wasser beschädiget, so wissen sie dieselbigen auf eben solche Art und auch so nette wieder zu ergäntzen, als wie sie sie gebauet haben.
Erdbiber oder Landbiber werden diejenigen Biber genennet, welche in Hölen wohnen, die sie in ein erhabenes Ort am Ufer des Wassers gebauet haben. Den Ort, wo sie zu schlafen pflegen, bedecken sie mit Kraut und Gras: im Winter bedienen sie sich der Späne an statt der Matratzen.
Der Biber ihr Bau wird gemeiniglich im August, oder im September vollendet, um welche Zeit sie anheben Vorrath einzuschaffen, daß sie davon im Winter leben können. Dieser Vorrath bestehet aus Holtz, das sie in Stücken zerbeissen, von unterschiedener Länge und Dicke. Die grossen Stücken ziehen ihrer viele mit einander fort, die kleinen
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