Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


Fürst. (legt ihm die Hand aufs Haupt) Sey
weise! Julius küsset die Hand mit Wärme und
geht ab)
Fürst. O mein Sohn, warum fleuchst Du
das Angesicht Deines Vaters?
Vierter Auftritt.
Fürst. Erzbischoff.
Fürst. Gott! -- Doch ich will mich zwin-
gen. Jch habe heut viel gethan, viel gelitten, und
wie ich denke, einen vergnügten Abend verdient,
wenn ich ihn nur haben könte.

(Der Erzbischoff tritt auf)
Fürst. Bruder, ich bin in einer Laune, die
sich für einen Geburtstag schickt. Meine Em-
pfindungen sind so melancholisch feyerlich. Laß
uns eine Flasche zusammen trinken.
Erzbischoff. Wie du wilt.
Fürst. Jn dieser Laune zeigt der Wein, er
sey ein Geschenk des Himmels. Da knüpft er die
beiden besten Zipfel, die Traurigkeit und Freude
haben, zusammen. (Unterdessen bringt ein
Bedienter eine Flasche und Gläser)

He Thomas, sez dieses Tischgen dem Ge-
mählde von Anchises und Aeneas gegen über!


Fuͤrſt. (legt ihm die Hand aufs Haupt) Sey
weiſe! Julius kuͤſſet die Hand mit Waͤrme und
geht ab)
Fuͤrſt. O mein Sohn, warum fleuchſt Du
das Angeſicht Deines Vaters?
Vierter Auftritt.
Fuͤrſt. Erzbiſchoff.
Fuͤrſt. Gott! — Doch ich will mich zwin-
gen. Jch habe heut viel gethan, viel gelitten, und
wie ich denke, einen vergnuͤgten Abend verdient,
wenn ich ihn nur haben koͤnte.

(Der Erzbiſchoff tritt auf)
Fuͤrſt. Bruder, ich bin in einer Laune, die
ſich fuͤr einen Geburtstag ſchickt. Meine Em-
pfindungen ſind ſo melancholiſch feyerlich. Laß
uns eine Flaſche zuſammen trinken.
Erzbiſchoff. Wie du wilt.
Fuͤrſt. Jn dieſer Laune zeigt der Wein, er
ſey ein Geſchenk des Himmels. Da knuͤpft er die
beiden beſten Zipfel, die Traurigkeit und Freude
haben, zuſammen. (Unterdeſſen bringt ein
Bedienter eine Flaſche und Glaͤſer)

He Thomas, ſez dieſes Tiſchgen dem Ge-
maͤhlde von Anchiſes und Aeneas gegen uͤber!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0089" n="85"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <sp who="#CON">
            <speaker>Fu&#x0364;r&#x017F;t.</speaker>
            <stage>(legt ihm die Hand aufs Haupt)</stage>
            <p>Sey<lb/>
wei&#x017F;e! <stage>Julius ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;et die Hand mit Wa&#x0364;rme und<lb/>
geht ab)</stage></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CON">
            <speaker>Fu&#x0364;r&#x017F;t.</speaker>
            <p>O mein Sohn, warum fleuch&#x017F;t Du<lb/>
das Ange&#x017F;icht Deines Vaters?</p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Vierter Auftritt.</hi> </hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c">Fu&#x0364;r&#x017F;t. Erzbi&#x017F;choff.</hi> </stage><lb/>
          <sp who="#CON">
            <speaker>Fu&#x0364;r&#x017F;t.</speaker>
            <p>Gott! &#x2014; Doch ich will mich zwin-<lb/>
gen. Jch habe heut viel gethan, viel gelitten, und<lb/>
wie ich denke, einen vergnu&#x0364;gten Abend verdient,<lb/>
wenn ich ihn nur haben ko&#x0364;nte.</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">(Der Erzbi&#x017F;choff tritt auf)</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CON">
            <speaker>Fu&#x0364;r&#x017F;t.</speaker>
            <p>Bruder, ich bin in einer Laune, die<lb/>
&#x017F;ich fu&#x0364;r einen Geburtstag &#x017F;chickt. Meine Em-<lb/>
pfindungen &#x017F;ind &#x017F;o melancholi&#x017F;ch feyerlich. Laß<lb/>
uns eine Fla&#x017F;che zu&#x017F;ammen trinken.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ERZ">
            <speaker>Erzbi&#x017F;choff.</speaker>
            <p>Wie du wilt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CON">
            <speaker>Fu&#x0364;r&#x017F;t.</speaker>
            <p>Jn die&#x017F;er Laune zeigt der Wein, er<lb/>
&#x017F;ey ein Ge&#x017F;chenk des Himmels. Da knu&#x0364;pft er die<lb/>
beiden be&#x017F;ten Zipfel, die Traurigkeit und Freude<lb/>
haben, zu&#x017F;ammen. <stage>(Unterde&#x017F;&#x017F;en bringt ein<lb/>
Bedienter eine Fla&#x017F;che und Gla&#x0364;&#x017F;er)</stage></p><lb/>
            <p>He Thomas, &#x017F;ez die&#x017F;es Ti&#x017F;chgen dem Ge-<lb/>
ma&#x0364;hlde von Anchi&#x017F;es und Aeneas gegen u&#x0364;ber!<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0089] Fuͤrſt. (legt ihm die Hand aufs Haupt) Sey weiſe! Julius kuͤſſet die Hand mit Waͤrme und geht ab) Fuͤrſt. O mein Sohn, warum fleuchſt Du das Angeſicht Deines Vaters? Vierter Auftritt. Fuͤrſt. Erzbiſchoff. Fuͤrſt. Gott! — Doch ich will mich zwin- gen. Jch habe heut viel gethan, viel gelitten, und wie ich denke, einen vergnuͤgten Abend verdient, wenn ich ihn nur haben koͤnte. (Der Erzbiſchoff tritt auf) Fuͤrſt. Bruder, ich bin in einer Laune, die ſich fuͤr einen Geburtstag ſchickt. Meine Em- pfindungen ſind ſo melancholiſch feyerlich. Laß uns eine Flaſche zuſammen trinken. Erzbiſchoff. Wie du wilt. Fuͤrſt. Jn dieſer Laune zeigt der Wein, er ſey ein Geſchenk des Himmels. Da knuͤpft er die beiden beſten Zipfel, die Traurigkeit und Freude haben, zuſammen. (Unterdeſſen bringt ein Bedienter eine Flaſche und Glaͤſer) He Thomas, ſez dieſes Tiſchgen dem Ge- maͤhlde von Anchiſes und Aeneas gegen uͤber!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/89
Zitationshilfe: Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/89>, abgerufen am 21.11.2024.