zaubernden Ausblickes auf die Stadt und die Bucht. Unmittelbar vom Government House weg gelangt man in den grossen Park von Queen's Domain (in Hobart gewöhnlich nur "The Domain" genannt), welcher den Raum zwischen der Stadt und dem Derwent-Flusse ein- nimmt. Hier suchen die Städter Erholung und geniessen die schönen Spaziergänge des durch seine hügelige Formation vielfache landschaftliche Abwechslung und anmuthige Ausblicke darbietenden Parkes. Nicht weit entfernt liegt hinter dem Government House und dem Observatorium der botanische Garten, oder wie er hier auch heisst, "Royal Society's Garden", eine Anlage, wie solche keine Stadt Australiens entbehren will. Nördlich von diesen verschiedenen Garten- gruppen und entlang den blauen Fluten des Derwent gelangt man dann in die Vororte von Hobart, welche mit Villen aller Art besetzt sind. Hiedurch gewinnt das ohnehin anziehende Bild einen noch mehr erhöhten Reiz.
Wenden wir uns nun der eigentlichen Stadt zu, so zeigt uns Hobart infolge seines coupirten Terrains nicht jene überaus regel- mässige Anlage des rechtwinkeligen Strassennetzes, wie die meisten anderen australischen Städte, wenngleich man, so weit als dies thunlich war, auch hier dieser Tendenz Rechnung getragen hat. Als vornehmste Strasse der Stadt und als jene, in welcher namentlich die hübschesten Kaufläden sich vorfinden, gilt Murray Street, dann folgen Liverpool und Elizabeth Street. Sie liegen alle nahe dem inneren Hafen. In diesem belebtesten Theile der Stadt finden wir auch deren wichtigste Gebäude; zunächst in Murray Street das Parlament von Tasmanien und das Zollamt, dann das stattliche Postamt und die Kathedrale von St. David, die Hauptkirche der Stadt, welche noch nicht ganz vollendet ist, aber schon zu den Zierden der Stadt ge- rechnet wird.
In der die Stadt fast in ihrer ganzen Breite durchlaufenden und die Murray Street senkrecht schneidenden Macquarie Street, welche an einem Ende die Queen's Domain berührt und am anderen Ende sich bis zum Vororte Sandy Bay hinzieht, finden wir vor- nächst das schöne Gebäude des "Royal Society's Museum", welches grosse naturhistorische und geologische Sammlungen und eine reiche Bibliothek enthält. Hier werden auch Vorträge abgehalten und con- centrirt sich ein reges wissenschaftliches Leben. Ganz nahe bei dem Museum liegt das Stadthaus, das ebenfalls eine grosse Halle für Ver- sammlungen und Vergnügungszwecke enthält. Auch im Stadthaus befindet sich eine öffentliche Bibliothek mit mehr als 12.000 Bänden.
102*
Hobart.
zaubernden Ausblickes auf die Stadt und die Bucht. Unmittelbar vom Government House weg gelangt man in den grossen Park von Queen’s Domain (in Hobart gewöhnlich nur „The Domain“ genannt), welcher den Raum zwischen der Stadt und dem Derwent-Flusse ein- nimmt. Hier suchen die Städter Erholung und geniessen die schönen Spaziergänge des durch seine hügelige Formation vielfache landschaftliche Abwechslung und anmuthige Ausblicke darbietenden Parkes. Nicht weit entfernt liegt hinter dem Government House und dem Observatorium der botanische Garten, oder wie er hier auch heisst, „Royal Society’s Garden“, eine Anlage, wie solche keine Stadt Australiens entbehren will. Nördlich von diesen verschiedenen Garten- gruppen und entlang den blauen Fluten des Derwent gelangt man dann in die Vororte von Hobart, welche mit Villen aller Art besetzt sind. Hiedurch gewinnt das ohnehin anziehende Bild einen noch mehr erhöhten Reiz.
Wenden wir uns nun der eigentlichen Stadt zu, so zeigt uns Hobart infolge seines coupirten Terrains nicht jene überaus regel- mässige Anlage des rechtwinkeligen Strassennetzes, wie die meisten anderen australischen Städte, wenngleich man, so weit als dies thunlich war, auch hier dieser Tendenz Rechnung getragen hat. Als vornehmste Strasse der Stadt und als jene, in welcher namentlich die hübschesten Kaufläden sich vorfinden, gilt Murray Street, dann folgen Liverpool und Elizabeth Street. Sie liegen alle nahe dem inneren Hafen. In diesem belebtesten Theile der Stadt finden wir auch deren wichtigste Gebäude; zunächst in Murray Street das Parlament von Tasmanien und das Zollamt, dann das stattliche Postamt und die Kathedrale von St. David, die Hauptkirche der Stadt, welche noch nicht ganz vollendet ist, aber schon zu den Zierden der Stadt ge- rechnet wird.
In der die Stadt fast in ihrer ganzen Breite durchlaufenden und die Murray Street senkrecht schneidenden Macquarie Street, welche an einem Ende die Queen’s Domain berührt und am anderen Ende sich bis zum Vororte Sandy Bay hinzieht, finden wir vor- nächst das schöne Gebäude des „Royal Society’s Museum“, welches grosse naturhistorische und geologische Sammlungen und eine reiche Bibliothek enthält. Hier werden auch Vorträge abgehalten und con- centrirt sich ein reges wissenschaftliches Leben. Ganz nahe bei dem Museum liegt das Stadthaus, das ebenfalls eine grosse Halle für Ver- sammlungen und Vergnügungszwecke enthält. Auch im Stadthaus befindet sich eine öffentliche Bibliothek mit mehr als 12.000 Bänden.
102*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0827"n="811"/><fwplace="top"type="header">Hobart.</fw><lb/>
zaubernden Ausblickes auf die Stadt und die Bucht. Unmittelbar vom<lb/>
Government House weg gelangt man in den grossen Park von<lb/>
Queen’s Domain (in Hobart gewöhnlich nur „The Domain“ genannt),<lb/>
welcher den Raum zwischen der Stadt und dem Derwent-Flusse ein-<lb/>
nimmt. Hier suchen die Städter Erholung und geniessen die<lb/>
schönen Spaziergänge des durch seine hügelige Formation vielfache<lb/>
landschaftliche Abwechslung und anmuthige Ausblicke darbietenden<lb/>
Parkes. Nicht weit entfernt liegt hinter dem Government House und<lb/>
dem Observatorium der botanische Garten, oder wie er hier auch<lb/>
heisst, „Royal Society’s Garden“, eine Anlage, wie solche keine Stadt<lb/>
Australiens entbehren will. Nördlich von diesen verschiedenen Garten-<lb/>
gruppen und entlang den blauen Fluten des Derwent gelangt man<lb/>
dann in die Vororte von Hobart, welche mit Villen aller Art besetzt<lb/>
sind. Hiedurch gewinnt das ohnehin anziehende Bild einen noch<lb/>
mehr erhöhten Reiz.</p><lb/><p>Wenden wir uns nun der eigentlichen Stadt zu, so zeigt uns<lb/>
Hobart infolge seines coupirten Terrains nicht jene überaus regel-<lb/>
mässige Anlage des rechtwinkeligen Strassennetzes, wie die meisten<lb/>
anderen australischen Städte, wenngleich man, so weit als dies<lb/>
thunlich war, auch hier dieser Tendenz Rechnung getragen hat. Als<lb/>
vornehmste Strasse der Stadt und als jene, in welcher namentlich die<lb/>
hübschesten Kaufläden sich vorfinden, gilt Murray Street, dann folgen<lb/>
Liverpool und Elizabeth Street. Sie liegen alle nahe dem inneren<lb/>
Hafen. In diesem belebtesten Theile der Stadt finden wir auch deren<lb/>
wichtigste Gebäude; zunächst in Murray Street das Parlament von<lb/>
Tasmanien und das Zollamt, dann das stattliche Postamt und die<lb/>
Kathedrale von St. David, die Hauptkirche der Stadt, welche noch<lb/>
nicht ganz vollendet ist, aber schon zu den Zierden der Stadt ge-<lb/>
rechnet wird.</p><lb/><p>In der die Stadt fast in ihrer ganzen Breite durchlaufenden<lb/>
und die Murray Street senkrecht schneidenden Macquarie Street,<lb/>
welche an einem Ende die Queen’s Domain berührt und am anderen<lb/>
Ende sich bis zum Vororte Sandy Bay hinzieht, finden wir vor-<lb/>
nächst das schöne Gebäude des „Royal Society’s Museum“, welches<lb/>
grosse naturhistorische und geologische Sammlungen und eine reiche<lb/>
Bibliothek enthält. Hier werden auch Vorträge abgehalten und con-<lb/>
centrirt sich ein reges wissenschaftliches Leben. Ganz nahe bei dem<lb/>
Museum liegt das Stadthaus, das ebenfalls eine grosse Halle für Ver-<lb/>
sammlungen und Vergnügungszwecke enthält. Auch im Stadthaus<lb/>
befindet sich eine öffentliche Bibliothek mit mehr als 12.000 Bänden.<lb/><fwplace="bottom"type="sig">102*</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[811/0827]
Hobart.
zaubernden Ausblickes auf die Stadt und die Bucht. Unmittelbar vom
Government House weg gelangt man in den grossen Park von
Queen’s Domain (in Hobart gewöhnlich nur „The Domain“ genannt),
welcher den Raum zwischen der Stadt und dem Derwent-Flusse ein-
nimmt. Hier suchen die Städter Erholung und geniessen die
schönen Spaziergänge des durch seine hügelige Formation vielfache
landschaftliche Abwechslung und anmuthige Ausblicke darbietenden
Parkes. Nicht weit entfernt liegt hinter dem Government House und
dem Observatorium der botanische Garten, oder wie er hier auch
heisst, „Royal Society’s Garden“, eine Anlage, wie solche keine Stadt
Australiens entbehren will. Nördlich von diesen verschiedenen Garten-
gruppen und entlang den blauen Fluten des Derwent gelangt man
dann in die Vororte von Hobart, welche mit Villen aller Art besetzt
sind. Hiedurch gewinnt das ohnehin anziehende Bild einen noch
mehr erhöhten Reiz.
Wenden wir uns nun der eigentlichen Stadt zu, so zeigt uns
Hobart infolge seines coupirten Terrains nicht jene überaus regel-
mässige Anlage des rechtwinkeligen Strassennetzes, wie die meisten
anderen australischen Städte, wenngleich man, so weit als dies
thunlich war, auch hier dieser Tendenz Rechnung getragen hat. Als
vornehmste Strasse der Stadt und als jene, in welcher namentlich die
hübschesten Kaufläden sich vorfinden, gilt Murray Street, dann folgen
Liverpool und Elizabeth Street. Sie liegen alle nahe dem inneren
Hafen. In diesem belebtesten Theile der Stadt finden wir auch deren
wichtigste Gebäude; zunächst in Murray Street das Parlament von
Tasmanien und das Zollamt, dann das stattliche Postamt und die
Kathedrale von St. David, die Hauptkirche der Stadt, welche noch
nicht ganz vollendet ist, aber schon zu den Zierden der Stadt ge-
rechnet wird.
In der die Stadt fast in ihrer ganzen Breite durchlaufenden
und die Murray Street senkrecht schneidenden Macquarie Street,
welche an einem Ende die Queen’s Domain berührt und am anderen
Ende sich bis zum Vororte Sandy Bay hinzieht, finden wir vor-
nächst das schöne Gebäude des „Royal Society’s Museum“, welches
grosse naturhistorische und geologische Sammlungen und eine reiche
Bibliothek enthält. Hier werden auch Vorträge abgehalten und con-
centrirt sich ein reges wissenschaftliches Leben. Ganz nahe bei dem
Museum liegt das Stadthaus, das ebenfalls eine grosse Halle für Ver-
sammlungen und Vergnügungszwecke enthält. Auch im Stadthaus
befindet sich eine öffentliche Bibliothek mit mehr als 12.000 Bänden.
102*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 811. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/827>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.