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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die australischen Gewässer.

Dieses ganze Netz soll noch durch eine Reihe anderer
Linien ergänzt werden, welche bereits projectirt sind und deren Aus-
führung bei der Energie, mit welcher man sich in Australien dem
Eisenbahnwesen widmet, auch nicht allzulange auf sich warten lassen
dürfte. Um ein Bild von der räumlichen Entwicklung der australischen
Eisenbahnen zu gewinnen, müssen wir auf einige Zahlen verweisen.
Nach den Ausweisen über den Stand des australischen Eisenbahn-
wesens waren am 30. Juni 1890 in Neusüdwales 3511, in Queens-
land 2064, in Victoria 3974 und in Südaustralien 2591 und in
Westaustralien 803 Kilometer in Betrieb. Im Bau oder projectirt
sind in Neusüdwales weitere 2300, in Queensland 1000, in Victoria
500, in Südaustralien 100 und in Westaustralien 500 Kilometer. Es
umfasst also das offene Netz 12.940 km, und nach Vollendung der
begonnenen und der projectirten Arbeiten wird man über nicht weniger
als circa 17.350 km verfügen.



Westaustralien steht in Bezug auf Entwicklung, namentlich
auch in municipaler Beziehung, hinter seinen Schwestercolonieen
noch zurück. Es weist noch keine Stadt von sonderlicher Bedeutung
auf. Diese Colonie, deren Gebiet lange zuvor von verschiedenen
Reisenden besucht und auch zum Theil durchforscht worden war,
wurde erst 1829 förmlich gegründet. Die Entwicklung derselben litt
jedoch nicht wenig durch den Umstand, dass der Strom der Ein-
wanderer sich mit Vorliebe dem Osten des Landes zuwendete, insbe-
sondere seit man in Victoria Goldfelder gefunden hatte. Da
aber auch hier die natürlichen Bedingungen zur Prosperität gegeben
sind, so lässt sich bei der Energie, welche die Anglo-Australier
anderwärts entwickelt haben, mit Sicherheit erwarten, dass dieses
Land, wenn auch langsamer, so doch stetig einer gedeihlichen Zu-
kunft entgegengehen werde.

Unter den Häfen der Colonie Westaustralien haben nur zwei
einige Bedeutung, nämlich Albany und Perth.

Albany liegt am Princess Royal Harbour der King George Sound
genannten Bucht. Es hatte 1881 nicht viel mehr als 1021 Einwohner;
seitdem ist seine Bevölkerung bedeutend gestiegen, denn es ist der
erste Landpunkt, welchen die nach Australien kommenden Post-
dampfer der Peninsular and Oriental Cy. anlaufen. Der Hafen ist
geräumig und wohl geschützt; ein ziemlich langer Pier erleichtert
die Operationen der Schiffe. Die Stadt selbst ist klein und ohne be-

Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 95
Die australischen Gewässer.

Dieses ganze Netz soll noch durch eine Reihe anderer
Linien ergänzt werden, welche bereits projectirt sind und deren Aus-
führung bei der Energie, mit welcher man sich in Australien dem
Eisenbahnwesen widmet, auch nicht allzulange auf sich warten lassen
dürfte. Um ein Bild von der räumlichen Entwicklung der australischen
Eisenbahnen zu gewinnen, müssen wir auf einige Zahlen verweisen.
Nach den Ausweisen über den Stand des australischen Eisenbahn-
wesens waren am 30. Juni 1890 in Neusüdwales 3511, in Queens-
land 2064, in Victoria 3974 und in Südaustralien 2591 und in
Westaustralien 803 Kilometer in Betrieb. Im Bau oder projectirt
sind in Neusüdwales weitere 2300, in Queensland 1000, in Victoria
500, in Südaustralien 100 und in Westaustralien 500 Kilometer. Es
umfasst also das offene Netz 12.940 km, und nach Vollendung der
begonnenen und der projectirten Arbeiten wird man über nicht weniger
als circa 17.350 km verfügen.



Westaustralien steht in Bezug auf Entwicklung, namentlich
auch in municipaler Beziehung, hinter seinen Schwestercolonieen
noch zurück. Es weist noch keine Stadt von sonderlicher Bedeutung
auf. Diese Colonie, deren Gebiet lange zuvor von verschiedenen
Reisenden besucht und auch zum Theil durchforscht worden war,
wurde erst 1829 förmlich gegründet. Die Entwicklung derselben litt
jedoch nicht wenig durch den Umstand, dass der Strom der Ein-
wanderer sich mit Vorliebe dem Osten des Landes zuwendete, insbe-
sondere seit man in Victoria Goldfelder gefunden hatte. Da
aber auch hier die natürlichen Bedingungen zur Prosperität gegeben
sind, so lässt sich bei der Energie, welche die Anglo-Australier
anderwärts entwickelt haben, mit Sicherheit erwarten, dass dieses
Land, wenn auch langsamer, so doch stetig einer gedeihlichen Zu-
kunft entgegengehen werde.

Unter den Häfen der Colonie Westaustralien haben nur zwei
einige Bedeutung, nämlich Albany und Perth.

Albany liegt am Princess Royal Harbour der King George Sound
genannten Bucht. Es hatte 1881 nicht viel mehr als 1021 Einwohner;
seitdem ist seine Bevölkerung bedeutend gestiegen, denn es ist der
erste Landpunkt, welchen die nach Australien kommenden Post-
dampfer der Peninsular and Oriental Cy. anlaufen. Der Hafen ist
geräumig und wohl geschützt; ein ziemlich langer Pier erleichtert
die Operationen der Schiffe. Die Stadt selbst ist klein und ohne be-

Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 95
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[753/0769] Die australischen Gewässer. Dieses ganze Netz soll noch durch eine Reihe anderer Linien ergänzt werden, welche bereits projectirt sind und deren Aus- führung bei der Energie, mit welcher man sich in Australien dem Eisenbahnwesen widmet, auch nicht allzulange auf sich warten lassen dürfte. Um ein Bild von der räumlichen Entwicklung der australischen Eisenbahnen zu gewinnen, müssen wir auf einige Zahlen verweisen. Nach den Ausweisen über den Stand des australischen Eisenbahn- wesens waren am 30. Juni 1890 in Neusüdwales 3511, in Queens- land 2064, in Victoria 3974 und in Südaustralien 2591 und in Westaustralien 803 Kilometer in Betrieb. Im Bau oder projectirt sind in Neusüdwales weitere 2300, in Queensland 1000, in Victoria 500, in Südaustralien 100 und in Westaustralien 500 Kilometer. Es umfasst also das offene Netz 12.940 km, und nach Vollendung der begonnenen und der projectirten Arbeiten wird man über nicht weniger als circa 17.350 km verfügen. Westaustralien steht in Bezug auf Entwicklung, namentlich auch in municipaler Beziehung, hinter seinen Schwestercolonieen noch zurück. Es weist noch keine Stadt von sonderlicher Bedeutung auf. Diese Colonie, deren Gebiet lange zuvor von verschiedenen Reisenden besucht und auch zum Theil durchforscht worden war, wurde erst 1829 förmlich gegründet. Die Entwicklung derselben litt jedoch nicht wenig durch den Umstand, dass der Strom der Ein- wanderer sich mit Vorliebe dem Osten des Landes zuwendete, insbe- sondere seit man in Victoria Goldfelder gefunden hatte. Da aber auch hier die natürlichen Bedingungen zur Prosperität gegeben sind, so lässt sich bei der Energie, welche die Anglo-Australier anderwärts entwickelt haben, mit Sicherheit erwarten, dass dieses Land, wenn auch langsamer, so doch stetig einer gedeihlichen Zu- kunft entgegengehen werde. Unter den Häfen der Colonie Westaustralien haben nur zwei einige Bedeutung, nämlich Albany und Perth. Albany liegt am Princess Royal Harbour der King George Sound genannten Bucht. Es hatte 1881 nicht viel mehr als 1021 Einwohner; seitdem ist seine Bevölkerung bedeutend gestiegen, denn es ist der erste Landpunkt, welchen die nach Australien kommenden Post- dampfer der Peninsular and Oriental Cy. anlaufen. Der Hafen ist geräumig und wohl geschützt; ein ziemlich langer Pier erleichtert die Operationen der Schiffe. Die Stadt selbst ist klein und ohne be- Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 95

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 753. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/769>, abgerufen am 23.11.2024.