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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der indische Ocean.
so aufgeschichtet wird, dass derselbe ganz verdeckt ist. Der Holzstoss,
der bei Reichen aus kostbaren Hölzern besteht, wird ohne irgend
welche Ceremonien vom Sohn oder einem anderen männlichen An-
verwandten angezündet und die übrig bleibende Asche mit den
Knochenresten ein bis zwei Stunden nachher in das Meer geworfen,
was bei einigen Secten unter Entfaltung einer gewissen Feierlichkeit
geschieht.

Die langgestreckte östliche Landzunge trägt an ihrer südlichsten
Spitze das auf 18° 53' nördlicher Breite und 72° 48' östlicher Länge
gelegene Leuchthaus Brongs. Eine Seemeile von diesem liegt das
alte Leuchthaus, an welches sich der durch seinen regen Handels-
betrieb hervorstechende Stadttheil Kolaba und in diesem zunächst eine
Irrenanstalt, die Sternwarte und ein grosses Hospital anschliessen.
In Kolaba befinden sich auch zahlreiche Baumwollpressen, in denen
die Baumwolle zur Verschiffung bereitet wird, und der weltberühmte
Baumwollmarkt Bombays. Westlich von Kolaba befinden sich mehrere
Truppenbaracken und der Paradeplatz.

Der breiten Strasse nordwärts folgend, gelangt man zu der aus-
gedehnten Artilleriewerkstätte und zu mehreren Waarenhäusern, sodann
zum Anlegeplatz Apollo Bunder, der gleichzeitig einen abendlichen
Vergnügungsort bildet, wo häufig Musik spielt und sich die elegante
Welt ein Rendez-vous im Freien gibt. Der Name dieses Anlegeplatzes,
der officiell Wellington Pier heisst, ist keineswegs vom Sonnengotte
der alten Griechen abgeleitet; er ist eine Verballhornung des Wortes
"pallow", das eine Fischgattung bezeichnet, oder vielleicht des Wortes
"polo", das der mundartliche Ausdruck für "Palwa" (Kriegsschiff) ist.

Nördlich des Apollo Bunder liegen die Regierungsdocks und
das sogenannte Castle (Castell), das von der prächtigen Esplanade
eingerahmt wird. Die Regierungsdocks bilden mit den dazugehörigen
Werkstätten, unter die auch eine Maschinenfabrik zählt, ein voll-
ständiges Arsenal, das insbesondere zur Zeit des Holzschiffbaues
durch die ausgezeichnete Qualität der hier erbauten Schiffe zu einem
vortrefflichen Rufe gelangt war und damals auch mehrere Linienschiffe,
sowie andere grössere Kriegs- und Handelsschiffe geliefert hatte. Seit
Beginn der Eisentechnik im Schiffbaue hat dieses Etablissement den
Neubau von Schiffen aufgegeben und beschränkt sich jetzt nur mehr
auf Reparaturarbeiten und den Bau von Hafenfahrzeugen.

Das Castle ist mit der Esplanade der Sitz der meisten Behörden
und öffentlichen Institute. Am nördlichsten liegt das Telegraph Office,
das in modern gothischem Style erbaut ist und eine schöne, mit

Der indische Ocean.
so aufgeschichtet wird, dass derselbe ganz verdeckt ist. Der Holzstoss,
der bei Reichen aus kostbaren Hölzern besteht, wird ohne irgend
welche Ceremonien vom Sohn oder einem anderen männlichen An-
verwandten angezündet und die übrig bleibende Asche mit den
Knochenresten ein bis zwei Stunden nachher in das Meer geworfen,
was bei einigen Secten unter Entfaltung einer gewissen Feierlichkeit
geschieht.

Die langgestreckte östliche Landzunge trägt an ihrer südlichsten
Spitze das auf 18° 53′ nördlicher Breite und 72° 48′ östlicher Länge
gelegene Leuchthaus Brongs. Eine Seemeile von diesem liegt das
alte Leuchthaus, an welches sich der durch seinen regen Handels-
betrieb hervorstechende Stadttheil Kolaba und in diesem zunächst eine
Irrenanstalt, die Sternwarte und ein grosses Hospital anschliessen.
In Kolaba befinden sich auch zahlreiche Baumwollpressen, in denen
die Baumwolle zur Verschiffung bereitet wird, und der weltberühmte
Baumwollmarkt Bombays. Westlich von Kolaba befinden sich mehrere
Truppenbaracken und der Paradeplatz.

Der breiten Strasse nordwärts folgend, gelangt man zu der aus-
gedehnten Artilleriewerkstätte und zu mehreren Waarenhäusern, sodann
zum Anlegeplatz Apollo Bunder, der gleichzeitig einen abendlichen
Vergnügungsort bildet, wo häufig Musik spielt und sich die elegante
Welt ein Rendez-vous im Freien gibt. Der Name dieses Anlegeplatzes,
der officiell Wellington Pier heisst, ist keineswegs vom Sonnengotte
der alten Griechen abgeleitet; er ist eine Verballhornung des Wortes
„pallow“, das eine Fischgattung bezeichnet, oder vielleicht des Wortes
„polo“, das der mundartliche Ausdruck für „Pálwa“ (Kriegsschiff) ist.

Nördlich des Apollo Bunder liegen die Regierungsdocks und
das sogenannte Castle (Castell), das von der prächtigen Esplanade
eingerahmt wird. Die Regierungsdocks bilden mit den dazugehörigen
Werkstätten, unter die auch eine Maschinenfabrik zählt, ein voll-
ständiges Arsenal, das insbesondere zur Zeit des Holzschiffbaues
durch die ausgezeichnete Qualität der hier erbauten Schiffe zu einem
vortrefflichen Rufe gelangt war und damals auch mehrere Linienschiffe,
sowie andere grössere Kriegs- und Handelsschiffe geliefert hatte. Seit
Beginn der Eisentechnik im Schiffbaue hat dieses Etablissement den
Neubau von Schiffen aufgegeben und beschränkt sich jetzt nur mehr
auf Reparaturarbeiten und den Bau von Hafenfahrzeugen.

Das Castle ist mit der Esplanade der Sitz der meisten Behörden
und öffentlichen Institute. Am nördlichsten liegt das Telegraph Office,
das in modern gothischem Style erbaut ist und eine schöne, mit

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[594/0610] Der indische Ocean. so aufgeschichtet wird, dass derselbe ganz verdeckt ist. Der Holzstoss, der bei Reichen aus kostbaren Hölzern besteht, wird ohne irgend welche Ceremonien vom Sohn oder einem anderen männlichen An- verwandten angezündet und die übrig bleibende Asche mit den Knochenresten ein bis zwei Stunden nachher in das Meer geworfen, was bei einigen Secten unter Entfaltung einer gewissen Feierlichkeit geschieht. Die langgestreckte östliche Landzunge trägt an ihrer südlichsten Spitze das auf 18° 53′ nördlicher Breite und 72° 48′ östlicher Länge gelegene Leuchthaus Brongs. Eine Seemeile von diesem liegt das alte Leuchthaus, an welches sich der durch seinen regen Handels- betrieb hervorstechende Stadttheil Kolaba und in diesem zunächst eine Irrenanstalt, die Sternwarte und ein grosses Hospital anschliessen. In Kolaba befinden sich auch zahlreiche Baumwollpressen, in denen die Baumwolle zur Verschiffung bereitet wird, und der weltberühmte Baumwollmarkt Bombays. Westlich von Kolaba befinden sich mehrere Truppenbaracken und der Paradeplatz. Der breiten Strasse nordwärts folgend, gelangt man zu der aus- gedehnten Artilleriewerkstätte und zu mehreren Waarenhäusern, sodann zum Anlegeplatz Apollo Bunder, der gleichzeitig einen abendlichen Vergnügungsort bildet, wo häufig Musik spielt und sich die elegante Welt ein Rendez-vous im Freien gibt. Der Name dieses Anlegeplatzes, der officiell Wellington Pier heisst, ist keineswegs vom Sonnengotte der alten Griechen abgeleitet; er ist eine Verballhornung des Wortes „pallow“, das eine Fischgattung bezeichnet, oder vielleicht des Wortes „polo“, das der mundartliche Ausdruck für „Pálwa“ (Kriegsschiff) ist. Nördlich des Apollo Bunder liegen die Regierungsdocks und das sogenannte Castle (Castell), das von der prächtigen Esplanade eingerahmt wird. Die Regierungsdocks bilden mit den dazugehörigen Werkstätten, unter die auch eine Maschinenfabrik zählt, ein voll- ständiges Arsenal, das insbesondere zur Zeit des Holzschiffbaues durch die ausgezeichnete Qualität der hier erbauten Schiffe zu einem vortrefflichen Rufe gelangt war und damals auch mehrere Linienschiffe, sowie andere grössere Kriegs- und Handelsschiffe geliefert hatte. Seit Beginn der Eisentechnik im Schiffbaue hat dieses Etablissement den Neubau von Schiffen aufgegeben und beschränkt sich jetzt nur mehr auf Reparaturarbeiten und den Bau von Hafenfahrzeugen. Das Castle ist mit der Esplanade der Sitz der meisten Behörden und öffentlichen Institute. Am nördlichsten liegt das Telegraph Office, das in modern gothischem Style erbaut ist und eine schöne, mit

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/610>, abgerufen am 22.11.2024.