derselben durch einen eingeschalteten Filter von Sand und Holzkohle getrennt, damit wohl das Regenwasser, aber kein Partikelchen der Leichname das Meer erreichen könne. Seit Anlage des Villenviertels auf Malabar Hill wurden seitens der Gemeindeverwaltung von Bombay zahlreiche Versuche angestellt, die Parsen zur Verlegung ihres Be- stattungsplatzes zu bewegen, doch konnte dies bis jetzt nicht erreicht werden. Immerhin gab dies der englischen Regierung neuerdings Gelegenheit, ihre grosse Toleranz in religiösen Angelegenheiten zu
[Abbildung]
Bombay. (Hafeneinfahrt.)
beweisen. Obschon man eine alte Wasserleitung, deren Reservoir in der Nähe dieser Thürme liegt, aufgeben musste, weil das Wasser des Reservoirs von den hier hausenden Aasgeiern verunreinigt wurde, vermied es die Regierung dennoch, ihre Zuflucht zu Gewaltmassregeln zu nehmen. Dadurch ist aber diese Wasserleitung, die vier Millionen Gulden gekostet und vortreffliches Quellwasser in grosser Menge ge- liefert hatte, vollständig nutzlos geworden.
Die Leichenverbrennungsstätten der Hindus befinden sich an der Back Bay. Sie bestehen aus einem länglichen Hofe und mehreren mit Bänken versehenen Warteräumen. In der Mitte des Hofes sind gabelartige Eisenständer, auf welche das Holz um einen Leichnam
Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 75
Bombay.
derselben durch einen eingeschalteten Filter von Sand und Holzkohle getrennt, damit wohl das Regenwasser, aber kein Partikelchen der Leichname das Meer erreichen könne. Seit Anlage des Villenviertels auf Malabar Hill wurden seitens der Gemeindeverwaltung von Bombay zahlreiche Versuche angestellt, die Parsen zur Verlegung ihres Be- stattungsplatzes zu bewegen, doch konnte dies bis jetzt nicht erreicht werden. Immerhin gab dies der englischen Regierung neuerdings Gelegenheit, ihre grosse Toleranz in religiösen Angelegenheiten zu
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Bombay. (Hafeneinfahrt.)
beweisen. Obschon man eine alte Wasserleitung, deren Reservoir in der Nähe dieser Thürme liegt, aufgeben musste, weil das Wasser des Reservoirs von den hier hausenden Aasgeiern verunreinigt wurde, vermied es die Regierung dennoch, ihre Zuflucht zu Gewaltmassregeln zu nehmen. Dadurch ist aber diese Wasserleitung, die vier Millionen Gulden gekostet und vortreffliches Quellwasser in grosser Menge ge- liefert hatte, vollständig nutzlos geworden.
Die Leichenverbrennungsstätten der Hindus befinden sich an der Back Bay. Sie bestehen aus einem länglichen Hofe und mehreren mit Bänken versehenen Warteräumen. In der Mitte des Hofes sind gabelartige Eisenständer, auf welche das Holz um einen Leichnam
Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 75
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Bombay.
derselben durch einen eingeschalteten Filter von Sand und Holzkohle
getrennt, damit wohl das Regenwasser, aber kein Partikelchen der
Leichname das Meer erreichen könne. Seit Anlage des Villenviertels
auf Malabar Hill wurden seitens der Gemeindeverwaltung von Bombay
zahlreiche Versuche angestellt, die Parsen zur Verlegung ihres Be-
stattungsplatzes zu bewegen, doch konnte dies bis jetzt nicht erreicht
werden. Immerhin gab dies der englischen Regierung neuerdings
Gelegenheit, ihre grosse Toleranz in religiösen Angelegenheiten zu
[Abbildung Bombay. (Hafeneinfahrt.)]
beweisen. Obschon man eine alte Wasserleitung, deren Reservoir
in der Nähe dieser Thürme liegt, aufgeben musste, weil das Wasser
des Reservoirs von den hier hausenden Aasgeiern verunreinigt wurde,
vermied es die Regierung dennoch, ihre Zuflucht zu Gewaltmassregeln
zu nehmen. Dadurch ist aber diese Wasserleitung, die vier Millionen
Gulden gekostet und vortreffliches Quellwasser in grosser Menge ge-
liefert hatte, vollständig nutzlos geworden.
Die Leichenverbrennungsstätten der Hindus befinden sich an der
Back Bay. Sie bestehen aus einem länglichen Hofe und mehreren
mit Bänken versehenen Warteräumen. In der Mitte des Hofes sind
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/609>, abgerufen am 22.11.2024.
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