baren Göttin Kalei geweihte Ortschaft namens Kalikata oder Kalighat. Neunzig Jahre später siedelten sich englische Kaufleute, die wegen Differenzen mit den Behörden des Moguls ihre frühere Factorei Hooghly verlassen hatten, im Dorfe Sutahnati an, das an der Stelle des jetzigen Calcutta lag. Diese neue Factorei wuchs rasch an und vereinigte sich mit Kalikata und anderen Ortschaften zu einer Stadt. 1689 wurde seitens der indischen Compagnie der Amtssitz der Districtsbeamten von Bengalen hieher verlegt, und Sutahnati, Gobindpur und Kalikata wurden von Azim, dem Sohne Aurangzibs, für die Compagnie angekauft.
Da das Gebiet der sich zusehends erweiternden Stadt stellen- weise unter dem Hochwasserniveau des Ganges lag, bildeten sich durch einige Zeit des Jahres an den "Maidam" (Maidan) genannten Gründen, sowie auch sonst im Umkreise der Stadt sumpfige Stellen, die bei der Tropenhitze des Sommers zu Brutstätten epidemischer Krankheiten und hiedurch die Ursache einer bedeutenden Sterblichkeit unter den Europäern wurden.
1756 wurde Calcutta durch Suraj ut Daula, Nabob von Bengalen, einge- nommen und geplündert, 146 englische Gefangene wurden in das Black Hole, einen Raum von kaum 20 Quadratfuss Bodenfläche, gepfercht, so dass nur wenige derselben die Nacht überlebten. Als im folgenden Jahre eine englische Expedition unter Admiral Watson und Oberst Clive Calcutta zurückeroberte, fand sie die Stadt arg verwüstet und gänzlich ausgeplündert vor. Mir Jafar, der Nachfolger des in der Schlacht von Plassey geschlagenen Suraj ut Daula, leistete für diese Plünderung eine Entschädigung von 750.000 L.
Von diesem Zeitpunkte an datirt der Wiederaufbau der Stadt, der mit Auflassung der alten Forts, der Erbauung des mächtigen Forts William (2 Mill. L Kosten) und Schaffung eines weitläufigen Parkes an Stelle des Maidam begonnen wurde.
Der neue Park besserte die sanitären Verhältnisse der angrenzenden Gegend in hohem Masse, so dass diese -- insbesondere aber der Theil östlich vom Parke -- der Ansiedlungsort der reicheren Classen wurde und auf diese Weise das pracht- volle Stadtviertel Chowringhee oder Chauringhi Quarter entstand.
Später wurde Calcutta zum Sitze der Präsidentschaft Bengalen erhoben, 1772 verlegte Warren Hastings den Sitz der Regierungsämter von Murshidabad hieher, 1773 wurde der Präsident zum gleichzeitigen Generalgouverneur von Britisch- Indien erhoben. Diese beiden Functionen wurden erst 1854 getrennt, der General- gouverneur wurde Vicekönig von Indien.
Von dem am westlichen Ufer des Hooghly gelegenen Howrah aus bietet Calcutta einen grossartigen Anblick. Längs des Flussufers zieht sich eine lange Reihe monumentaler Bauten in europäischem Style bis zum Eden Garden, einem prachtvollen Park, dessen An- lagen von Lady Eden, der Schwester Lord Auckland's, General-
Calcutta.
baren Göttin Kâlî geweihte Ortschaft namens Kalikata oder Kalighat. Neunzig Jahre später siedelten sich englische Kaufleute, die wegen Differenzen mit den Behörden des Moguls ihre frühere Factorei Hooghly verlassen hatten, im Dorfe Sutahnati an, das an der Stelle des jetzigen Calcutta lag. Diese neue Factorei wuchs rasch an und vereinigte sich mit Kalikata und anderen Ortschaften zu einer Stadt. 1689 wurde seitens der indischen Compagnie der Amtssitz der Districtsbeamten von Bengalen hieher verlegt, und Sutahnati, Gobindpur und Kalikata wurden von Azim, dem Sohne Aurangzibs, für die Compagnie angekauft.
Da das Gebiet der sich zusehends erweiternden Stadt stellen- weise unter dem Hochwasserniveau des Ganges lag, bildeten sich durch einige Zeit des Jahres an den „Maidám“ (Maidan) genannten Gründen, sowie auch sonst im Umkreise der Stadt sumpfige Stellen, die bei der Tropenhitze des Sommers zu Brutstätten epidemischer Krankheiten und hiedurch die Ursache einer bedeutenden Sterblichkeit unter den Europäern wurden.
1756 wurde Calcutta durch Suraj ut Daulá, Nabob von Bengalen, einge- nommen und geplündert, 146 englische Gefangene wurden in das Black Hole, einen Raum von kaum 20 Quadratfuss Bodenfläche, gepfercht, so dass nur wenige derselben die Nacht überlebten. Als im folgenden Jahre eine englische Expedition unter Admiral Watson und Oberst Clive Calcutta zurückeroberte, fand sie die Stadt arg verwüstet und gänzlich ausgeplündert vor. Mir Jáfar, der Nachfolger des in der Schlacht von Plassey geschlagenen Suraj ut Daulá, leistete für diese Plünderung eine Entschädigung von 750.000 ₤.
Von diesem Zeitpunkte an datirt der Wiederaufbau der Stadt, der mit Auflassung der alten Forts, der Erbauung des mächtigen Forts William (2 Mill. ₤ Kosten) und Schaffung eines weitläufigen Parkes an Stelle des Maidám begonnen wurde.
Der neue Park besserte die sanitären Verhältnisse der angrenzenden Gegend in hohem Masse, so dass diese — insbesondere aber der Theil östlich vom Parke — der Ansiedlungsort der reicheren Classen wurde und auf diese Weise das pracht- volle Stadtviertel Chowringhee oder Chauringhi Quarter entstand.
Später wurde Calcutta zum Sitze der Präsidentschaft Bengalen erhoben, 1772 verlegte Warren Hastings den Sitz der Regierungsämter von Murshidabad hieher, 1773 wurde der Präsident zum gleichzeitigen Generalgouverneur von Britisch- Indien erhoben. Diese beiden Functionen wurden erst 1854 getrennt, der General- gouverneur wurde Vicekönig von Indien.
Von dem am westlichen Ufer des Hooghly gelegenen Howrah aus bietet Calcutta einen grossartigen Anblick. Längs des Flussufers zieht sich eine lange Reihe monumentaler Bauten in europäischem Style bis zum Eden Garden, einem prachtvollen Park, dessen An- lagen von Lady Eden, der Schwester Lord Auckland’s, General-
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Calcutta.
baren Göttin Kâlî geweihte Ortschaft namens Kalikata oder Kalighat.
Neunzig Jahre später siedelten sich englische Kaufleute, die wegen
Differenzen mit den Behörden des Moguls ihre frühere Factorei
Hooghly verlassen hatten, im Dorfe Sutahnati an, das an der Stelle
des jetzigen Calcutta lag. Diese neue Factorei wuchs rasch an und
vereinigte sich mit Kalikata und anderen Ortschaften zu einer Stadt.
1689 wurde seitens der indischen Compagnie der Amtssitz der
Districtsbeamten von Bengalen hieher verlegt, und Sutahnati, Gobindpur
und Kalikata wurden von Azim, dem Sohne Aurangzibs, für die
Compagnie angekauft.
Da das Gebiet der sich zusehends erweiternden Stadt stellen-
weise unter dem Hochwasserniveau des Ganges lag, bildeten sich
durch einige Zeit des Jahres an den „Maidám“ (Maidan) genannten
Gründen, sowie auch sonst im Umkreise der Stadt sumpfige Stellen,
die bei der Tropenhitze des Sommers zu Brutstätten epidemischer
Krankheiten und hiedurch die Ursache einer bedeutenden Sterblichkeit
unter den Europäern wurden.
1756 wurde Calcutta durch Suraj ut Daulá, Nabob von Bengalen, einge-
nommen und geplündert, 146 englische Gefangene wurden in das Black Hole,
einen Raum von kaum 20 Quadratfuss Bodenfläche, gepfercht, so dass nur wenige
derselben die Nacht überlebten. Als im folgenden Jahre eine englische Expedition
unter Admiral Watson und Oberst Clive Calcutta zurückeroberte, fand sie die
Stadt arg verwüstet und gänzlich ausgeplündert vor. Mir Jáfar, der Nachfolger
des in der Schlacht von Plassey geschlagenen Suraj ut Daulá, leistete für diese
Plünderung eine Entschädigung von 750.000 ₤.
Von diesem Zeitpunkte an datirt der Wiederaufbau der Stadt, der mit
Auflassung der alten Forts, der Erbauung des mächtigen Forts William (2 Mill. ₤
Kosten) und Schaffung eines weitläufigen Parkes an Stelle des Maidám begonnen
wurde.
Der neue Park besserte die sanitären Verhältnisse der angrenzenden Gegend
in hohem Masse, so dass diese — insbesondere aber der Theil östlich vom Parke —
der Ansiedlungsort der reicheren Classen wurde und auf diese Weise das pracht-
volle Stadtviertel Chowringhee oder Chauringhi Quarter entstand.
Später wurde Calcutta zum Sitze der Präsidentschaft Bengalen erhoben, 1772
verlegte Warren Hastings den Sitz der Regierungsämter von Murshidabad hieher,
1773 wurde der Präsident zum gleichzeitigen Generalgouverneur von Britisch-
Indien erhoben. Diese beiden Functionen wurden erst 1854 getrennt, der General-
gouverneur wurde Vicekönig von Indien.
Von dem am westlichen Ufer des Hooghly gelegenen Howrah
aus bietet Calcutta einen grossartigen Anblick. Längs des Flussufers
zieht sich eine lange Reihe monumentaler Bauten in europäischem
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/567>, abgerufen am 22.11.2024.
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