Plätzen; der Paseo und die Luneta, woselbst die Militärmusik häufig spielt, sind beliebte Spaziergänge.
Zu der Stille der Altstadt contrastirt in hohem Masse das rege Leben auf dem Pasig, an dessen Mündung ein schon lange im Bau befindliches, doch noch immer nicht vollendetes Hafenbassin liegt. An beiden Ufern des Flusses, die bis zur Mündung eingedämmt sind, befinden sich stets lange Reihen von Segelschiffen und Dampfern, die daselbst laden und löschen; grosse, flache Boote mit halbrunden Dächern, die für Waarentransporte auf dem Flusse und gleichzeitig auch als Behausung ihrer Bemannung dienen, sowie eine grosse An- zahl von Lichterbooten u. s. w. sind in steter Bewegung.
Eine stattliche eiserne Brücke führt über den Fluss und ver- bindet die Vorstadt Binondo mit der Altstadt. In den Hauptstrassen Binondos, speciell in dessen Hauptverkehrsader, der Escuelta, sowie auch in der Calle del Rosario reihen sich Verkaufsläden, Cafes, Hotels und Werkstätten in bunter Folge aneinander; am Ufer des Pasig befinden sich zahlreiche, dem regen Geschäftsbetriebe der Vor- stadt entsprechende Waarenlager, und hier vereinigt sich das ganze commercielle Leben der Stadt. Die luftigen Wagen der Pferdebahn, zahlreiche hübsche Equipagen, nette Lohnfuhrwerke und eine bunte Menge von Fussgängern beleben die breiten Strassen Binondos, das die Altstadt nicht nur an Grösse, sondern auch an Schönheit der Anlage bei Weitem übertrifft.
Unter den zahlreichen kirchlichen Bauwerken Alt-Manilas und Binondos befinden sich mehrere, die Dank ihrer soliden Bauart den zerstörenden Einflüssen der Erdbeben ziemlich gut Stand gehalten haben. Die im Jahre 1578 erbaute erzbischöfliche Kathedrale wurde jedoch zu wiederholten Malen durch verheerende Erderschütterungen zerstört oder beschädigt. Zuletzt im Jahre 1863 fast neu erbaut, musste ihr Thurm nach dem Erdbeben von 1880 gänzlich abgetragen werden. Nebst der Kathedrale sind an hervorragenden Bauwerken noch zu nennen: das Athenäum, das Missionshaus und das meteoro- logische Observatorium der Jesuiten, das Stadthaus (Palacio del Cabildo Municipal), das Zollamt, das Hospital San Juan de Dios, ferners die Kirchen von Santa Cruz, San Sebastian, San Thomas, San Michael, Santa Elisabeta und San Augustin, sowie schliesslich die Klöster von San Domingo und San Augustin. Es sei hier bemerkt, dass die Intoleranz gegen Andersgläubige in Manila so weit geht, dass der ziemlich zahlreichen protestantischen Colonie der Bau eines Gotteshauses noch nicht gestattet worden ist.
Der grosse Ocean.
Plätzen; der Paseo und die Luneta, woselbst die Militärmusik häufig spielt, sind beliebte Spaziergänge.
Zu der Stille der Altstadt contrastirt in hohem Masse das rege Leben auf dem Pasig, an dessen Mündung ein schon lange im Bau befindliches, doch noch immer nicht vollendetes Hafenbassin liegt. An beiden Ufern des Flusses, die bis zur Mündung eingedämmt sind, befinden sich stets lange Reihen von Segelschiffen und Dampfern, die daselbst laden und löschen; grosse, flache Boote mit halbrunden Dächern, die für Waarentransporte auf dem Flusse und gleichzeitig auch als Behausung ihrer Bemannung dienen, sowie eine grosse An- zahl von Lichterbooten u. s. w. sind in steter Bewegung.
Eine stattliche eiserne Brücke führt über den Fluss und ver- bindet die Vorstadt Binondo mit der Altstadt. In den Hauptstrassen Binondos, speciell in dessen Hauptverkehrsader, der Escuelta, sowie auch in der Calle del Rosario reihen sich Verkaufsläden, Cafés, Hôtels und Werkstätten in bunter Folge aneinander; am Ufer des Pasig befinden sich zahlreiche, dem regen Geschäftsbetriebe der Vor- stadt entsprechende Waarenlager, und hier vereinigt sich das ganze commercielle Leben der Stadt. Die luftigen Wagen der Pferdebahn, zahlreiche hübsche Equipagen, nette Lohnfuhrwerke und eine bunte Menge von Fussgängern beleben die breiten Strassen Binondos, das die Altstadt nicht nur an Grösse, sondern auch an Schönheit der Anlage bei Weitem übertrifft.
Unter den zahlreichen kirchlichen Bauwerken Alt-Manilas und Binondos befinden sich mehrere, die Dank ihrer soliden Bauart den zerstörenden Einflüssen der Erdbeben ziemlich gut Stand gehalten haben. Die im Jahre 1578 erbaute erzbischöfliche Kathedrale wurde jedoch zu wiederholten Malen durch verheerende Erderschütterungen zerstört oder beschädigt. Zuletzt im Jahre 1863 fast neu erbaut, musste ihr Thurm nach dem Erdbeben von 1880 gänzlich abgetragen werden. Nebst der Kathedrale sind an hervorragenden Bauwerken noch zu nennen: das Athenäum, das Missionshaus und das meteoro- logische Observatorium der Jesuiten, das Stadthaus (Palacio del Cabildo Municipal), das Zollamt, das Hospital San Juan de Dios, ferners die Kirchen von Santa Cruz, San Sebastian, San Thomas, San Michael, Santa Elisabeta und San Augustin, sowie schliesslich die Klöster von San Domingo und San Augustin. Es sei hier bemerkt, dass die Intoleranz gegen Andersgläubige in Manila so weit geht, dass der ziemlich zahlreichen protestantischen Colonie der Bau eines Gotteshauses noch nicht gestattet worden ist.
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Der grosse Ocean.
Plätzen; der Paseo und die Luneta, woselbst die Militärmusik häufig
spielt, sind beliebte Spaziergänge.
Zu der Stille der Altstadt contrastirt in hohem Masse das rege
Leben auf dem Pasig, an dessen Mündung ein schon lange im Bau
befindliches, doch noch immer nicht vollendetes Hafenbassin liegt.
An beiden Ufern des Flusses, die bis zur Mündung eingedämmt sind,
befinden sich stets lange Reihen von Segelschiffen und Dampfern, die
daselbst laden und löschen; grosse, flache Boote mit halbrunden
Dächern, die für Waarentransporte auf dem Flusse und gleichzeitig
auch als Behausung ihrer Bemannung dienen, sowie eine grosse An-
zahl von Lichterbooten u. s. w. sind in steter Bewegung.
Eine stattliche eiserne Brücke führt über den Fluss und ver-
bindet die Vorstadt Binondo mit der Altstadt. In den Hauptstrassen
Binondos, speciell in dessen Hauptverkehrsader, der Escuelta, sowie
auch in der Calle del Rosario reihen sich Verkaufsläden, Cafés,
Hôtels und Werkstätten in bunter Folge aneinander; am Ufer des
Pasig befinden sich zahlreiche, dem regen Geschäftsbetriebe der Vor-
stadt entsprechende Waarenlager, und hier vereinigt sich das ganze
commercielle Leben der Stadt. Die luftigen Wagen der Pferdebahn,
zahlreiche hübsche Equipagen, nette Lohnfuhrwerke und eine bunte
Menge von Fussgängern beleben die breiten Strassen Binondos, das
die Altstadt nicht nur an Grösse, sondern auch an Schönheit der
Anlage bei Weitem übertrifft.
Unter den zahlreichen kirchlichen Bauwerken Alt-Manilas und
Binondos befinden sich mehrere, die Dank ihrer soliden Bauart den
zerstörenden Einflüssen der Erdbeben ziemlich gut Stand gehalten
haben. Die im Jahre 1578 erbaute erzbischöfliche Kathedrale wurde
jedoch zu wiederholten Malen durch verheerende Erderschütterungen
zerstört oder beschädigt. Zuletzt im Jahre 1863 fast neu erbaut,
musste ihr Thurm nach dem Erdbeben von 1880 gänzlich abgetragen
werden. Nebst der Kathedrale sind an hervorragenden Bauwerken
noch zu nennen: das Athenäum, das Missionshaus und das meteoro-
logische Observatorium der Jesuiten, das Stadthaus (Palacio del
Cabildo Municipal), das Zollamt, das Hospital San Juan de Dios,
ferners die Kirchen von Santa Cruz, San Sebastian, San Thomas,
San Michael, Santa Elisabeta und San Augustin, sowie schliesslich die
Klöster von San Domingo und San Augustin. Es sei hier bemerkt,
dass die Intoleranz gegen Andersgläubige in Manila so weit geht,
dass der ziemlich zahlreichen protestantischen Colonie der Bau eines
Gotteshauses noch nicht gestattet worden ist.
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/504>, abgerufen am 22.11.2024.
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