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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der grosse Ocean.

Vortreffliche Krupp'sche Feldbatterien und eine kleine, aus
mehreren Kreuzern, Kanonenbooten und Yachten bestehende Kriegs-
marine erhöhen die staatliche Wehrfähigkeit. Dem Umstande, dass
die europäischen Mächte ihren Colonialbesitz im östlichen Asien fort-
während erweitern, ist es allein zuzuschreiben, dass die Barre an der
Mündung des Menam noch nicht beseitigt worden ist, denn diese
Barre ist eben von grossem defensiven Werth, weil sie von grösseren
Schiffen nicht passirt werden kann und kleinere Fahrzeuge durch
die bestehenden, durchwegs modernen Befestigungen des Menam
zurückgewiesen werden können.

Wenngleich Bangkok der einzige Kriegshafen Siams ist, so be-
steht doch daselbst kein Seearsenal, weswegen die nationale Kriegs-
flotte hinsichtlich ihrer Reparaturen im Bedarfsfalle auf die Privat-
etablissements der Hauptstadt angewiesen bleibt. Von solchen Eta-
blissements sind die Bangkok Dock Company und die Siamese Engine
Works zu nennen, doch ist die Leistungsfähigkeit der Letzteren eine
ziemlich beschränkte.

Bangkok ist der wichtigste Handelsplatz des Landes und für die
Europäer von steigender Bedeutung.

Der Gesammthandel von Bangkok während der letzten drei Jahre wird
durch folgende Tabelle illustrirt:

[Tabelle]

Die ziemlich bedeutende Differenz in den Exportziffern der letzten zwei
Jahre ist auf die verminderte Reisausfuhr zurückzuführen, welche im letzteren
Jahre einen bedeutenden Ausfall aufwies. Als Folge des Mangels an Regen ging der
Preis von Paddy derart in die Höhe, dass er dem Export hinderlich war; über-
dies waren viele Besitzer durch das Austrocknen der Canäle ausser Stand gesetzt,
ihre Reisernte nach Bangkok zu verführen.

Nichtsdestoweniger umfasste die Reisausfuhr von Bangkok im Jahre 1889
noch immer 303.088 Tons (1 T = 1016·06 kg) im Werthe von 1,443.328 L, gegen
449.589 T im Werthe von 2,104.849 L des vorhergehenden Jahres. Davon gingen
69.619 T direct nach Europa, ein grosser Theil nahm seinen Weg nach Califor
nien, der Rest wurde nach Canton verkauft.

Bei weiterer Betrachtung der Ausfuhr von Bangkok stellt sich Holz, und
zwar das Holz des Teakbaumes als der nächstbedeutende Exportartikel dar. Es
gelangten im Jahre 1889, als dem Berichtsjahre, 43.146 T im Werthe von
254.149 L zur Ausfuhr, um ca. 15.000 T mehr als im vorhergehenden Jahre.

Die der Quantität und dem Werthe nach nächstwichtigen Ausfuhrsgegen-
stände bilden getrocknete Fische.


Der grosse Ocean.

Vortreffliche Krupp’sche Feldbatterien und eine kleine, aus
mehreren Kreuzern, Kanonenbooten und Yachten bestehende Kriegs-
marine erhöhen die staatliche Wehrfähigkeit. Dem Umstande, dass
die europäischen Mächte ihren Colonialbesitz im östlichen Asien fort-
während erweitern, ist es allein zuzuschreiben, dass die Barre an der
Mündung des Menam noch nicht beseitigt worden ist, denn diese
Barre ist eben von grossem defensiven Werth, weil sie von grösseren
Schiffen nicht passirt werden kann und kleinere Fahrzeuge durch
die bestehenden, durchwegs modernen Befestigungen des Menam
zurückgewiesen werden können.

Wenngleich Bangkok der einzige Kriegshafen Siams ist, so be-
steht doch daselbst kein Seearsenal, weswegen die nationale Kriegs-
flotte hinsichtlich ihrer Reparaturen im Bedarfsfalle auf die Privat-
etablissements der Hauptstadt angewiesen bleibt. Von solchen Eta-
blissements sind die Bangkok Dock Company und die Siamese Engine
Works zu nennen, doch ist die Leistungsfähigkeit der Letzteren eine
ziemlich beschränkte.

Bangkok ist der wichtigste Handelsplatz des Landes und für die
Europäer von steigender Bedeutung.

Der Gesammthandel von Bangkok während der letzten drei Jahre wird
durch folgende Tabelle illustrirt:

[Tabelle]

Die ziemlich bedeutende Differenz in den Exportziffern der letzten zwei
Jahre ist auf die verminderte Reisausfuhr zurückzuführen, welche im letzteren
Jahre einen bedeutenden Ausfall aufwies. Als Folge des Mangels an Regen ging der
Preis von Paddy derart in die Höhe, dass er dem Export hinderlich war; über-
dies waren viele Besitzer durch das Austrocknen der Canäle ausser Stand gesetzt,
ihre Reisernte nach Bangkok zu verführen.

Nichtsdestoweniger umfasste die Reisausfuhr von Bangkok im Jahre 1889
noch immer 303.088 Tons (1 T = 1016·06 kg) im Werthe von 1,443.328 ₤, gegen
449.589 T im Werthe von 2,104.849 ₤ des vorhergehenden Jahres. Davon gingen
69.619 T direct nach Europa, ein grosser Theil nahm seinen Weg nach Califor
nien, der Rest wurde nach Canton verkauft.

Bei weiterer Betrachtung der Ausfuhr von Bangkok stellt sich Holz, und
zwar das Holz des Teakbaumes als der nächstbedeutende Exportartikel dar. Es
gelangten im Jahre 1889, als dem Berichtsjahre, 43.146 T im Werthe von
254.149 ₤ zur Ausfuhr, um ca. 15.000 T mehr als im vorhergehenden Jahre.

Die der Quantität und dem Werthe nach nächstwichtigen Ausfuhrsgegen-
stände bilden getrocknete Fische.


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[480/0496] Der grosse Ocean. Vortreffliche Krupp’sche Feldbatterien und eine kleine, aus mehreren Kreuzern, Kanonenbooten und Yachten bestehende Kriegs- marine erhöhen die staatliche Wehrfähigkeit. Dem Umstande, dass die europäischen Mächte ihren Colonialbesitz im östlichen Asien fort- während erweitern, ist es allein zuzuschreiben, dass die Barre an der Mündung des Menam noch nicht beseitigt worden ist, denn diese Barre ist eben von grossem defensiven Werth, weil sie von grösseren Schiffen nicht passirt werden kann und kleinere Fahrzeuge durch die bestehenden, durchwegs modernen Befestigungen des Menam zurückgewiesen werden können. Wenngleich Bangkok der einzige Kriegshafen Siams ist, so be- steht doch daselbst kein Seearsenal, weswegen die nationale Kriegs- flotte hinsichtlich ihrer Reparaturen im Bedarfsfalle auf die Privat- etablissements der Hauptstadt angewiesen bleibt. Von solchen Eta- blissements sind die Bangkok Dock Company und die Siamese Engine Works zu nennen, doch ist die Leistungsfähigkeit der Letzteren eine ziemlich beschränkte. Bangkok ist der wichtigste Handelsplatz des Landes und für die Europäer von steigender Bedeutung. Der Gesammthandel von Bangkok während der letzten drei Jahre wird durch folgende Tabelle illustrirt: Die ziemlich bedeutende Differenz in den Exportziffern der letzten zwei Jahre ist auf die verminderte Reisausfuhr zurückzuführen, welche im letzteren Jahre einen bedeutenden Ausfall aufwies. Als Folge des Mangels an Regen ging der Preis von Paddy derart in die Höhe, dass er dem Export hinderlich war; über- dies waren viele Besitzer durch das Austrocknen der Canäle ausser Stand gesetzt, ihre Reisernte nach Bangkok zu verführen. Nichtsdestoweniger umfasste die Reisausfuhr von Bangkok im Jahre 1889 noch immer 303.088 Tons (1 T = 1016·06 kg) im Werthe von 1,443.328 ₤, gegen 449.589 T im Werthe von 2,104.849 ₤ des vorhergehenden Jahres. Davon gingen 69.619 T direct nach Europa, ein grosser Theil nahm seinen Weg nach Califor nien, der Rest wurde nach Canton verkauft. Bei weiterer Betrachtung der Ausfuhr von Bangkok stellt sich Holz, und zwar das Holz des Teakbaumes als der nächstbedeutende Exportartikel dar. Es gelangten im Jahre 1889, als dem Berichtsjahre, 43.146 T im Werthe von 254.149 ₤ zur Ausfuhr, um ca. 15.000 T mehr als im vorhergehenden Jahre. Die der Quantität und dem Werthe nach nächstwichtigen Ausfuhrsgegen- stände bilden getrocknete Fische.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/496>, abgerufen am 22.11.2024.