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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Valparaiso.
in welchem auch die Panzerschiffe der chilenischen Kriegsmarine
werden Aufnahme finden können.

Valparaiso ist der erste Hafenplatz von Chile, einer der
bedeutendsten Knotenpunkte der Schiffahrt im stillen Ocean. Es ver-
mittelt fast ausschliesslich den Verkehr der Hauptstadt Santiago de Chile,
welche mit ihren 200.000 Einwohnern, als Sitz der Regierung und
Centralstation der Eisenbahnen, die von hier nach Valparaiso (187 km)
und nach Süden führen, das ergiebigste Absatzgebiet des Landes
für fremde Waaren bildet.

Seine reichen und creditfähigen Handelshäuser versorgen zum
grossen Theile die übrigen Küstenplätze mit auswärtigen Fabrikaten.
So kommt es, dass über Valparaiso heute noch bei 70 % der frem-
den Einfuhr ins Land kommen, und in früheren Jahren war das
Verhältniss sogar weit günstiger. Die übrigen chilenischen Häfen,
namentlich die von hier weiter entfernten, befreien sich allmählich
von dem Zwischenhandel Valparaisos; die Hauptimportfirmen desselben
errichten überall Zweiggeschäfte, und diese beziehen die Waaren
grösstentheils direct von dem Productionslande.

Auch Santiago wird sich nach Vollendung der transandinischen
Bahn nach Argentinien zum Theile wenigstens der Vormundschaft
Valparaisos entziehen.

Die einst herrschende Rolle in der Ausfuhr Chiles hat Valpa-
raiso schon lange verloren, denn der Hauptsitz der Production des
Staates sind nicht mehr die dicht bevölkerten Ackerbaudistricte zwischen
32°--43° südlicher Breite, sondern die Mineralzone des regenlosen
Nordens, wo sich "Caliche", die Salpeterfelsen, in unerschöpflichen
Mengen finden. Doch hat bis in die letzte Zeit Valparaiso auch in
der Ausfuhrstatistik einen hervorragenden Platz dadurch eingenommen,
dass im Wege des Küstenhandels aus dem Süden die landwirth-
schaftlichen Producte, aus dem Norden die Bergproducte dorthin für
den Handel ins Ausland zusammenflossen. Auch hierin hat eine Aende-
rung stattgefunden, der directe Verkehr ist an die Stelle des indirecten
getreten und der Antheil von Valparaiso an dem Ausfuhrhandel Chiles
1889 auf 14 % herabgesunken.

Der wichtigste Artikel der Ausfuhr von Valparaiso ist Getreide, und zwar
gehen Weizen und Braugerste nach England, Weizenmehl nach den anderen süd-
amerikanischen Staaten. Kupfer, dessen Bedeutung für Chile durch die ameri-
kanische Concurrenz gesunken ist, geht von dem Schmelzwerke zu Santiago über
Valparaiso nach England und Deutschland (1885 53.000 q), Schafwolle geht
nach Frankreich, England und Deutschland. Auch Guano wird in abnehmenden
Mengen über Valparaiso ausgeführt.


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Valparaiso.
in welchem auch die Panzerschiffe der chilenischen Kriegsmarine
werden Aufnahme finden können.

Valparaiso ist der erste Hafenplatz von Chile, einer der
bedeutendsten Knotenpunkte der Schiffahrt im stillen Ocean. Es ver-
mittelt fast ausschliesslich den Verkehr der Hauptstadt Santiago de Chile,
welche mit ihren 200.000 Einwohnern, als Sitz der Regierung und
Centralstation der Eisenbahnen, die von hier nach Valparaiso (187 km)
und nach Süden führen, das ergiebigste Absatzgebiet des Landes
für fremde Waaren bildet.

Seine reichen und creditfähigen Handelshäuser versorgen zum
grossen Theile die übrigen Küstenplätze mit auswärtigen Fabrikaten.
So kommt es, dass über Valparaiso heute noch bei 70 % der frem-
den Einfuhr ins Land kommen, und in früheren Jahren war das
Verhältniss sogar weit günstiger. Die übrigen chilenischen Häfen,
namentlich die von hier weiter entfernten, befreien sich allmählich
von dem Zwischenhandel Valparaisos; die Hauptimportfirmen desselben
errichten überall Zweiggeschäfte, und diese beziehen die Waaren
grösstentheils direct von dem Productionslande.

Auch Santiago wird sich nach Vollendung der transandinischen
Bahn nach Argentinien zum Theile wenigstens der Vormundschaft
Valparaisos entziehen.

Die einst herrschende Rolle in der Ausfuhr Chiles hat Valpa-
raiso schon lange verloren, denn der Hauptsitz der Production des
Staates sind nicht mehr die dicht bevölkerten Ackerbaudistricte zwischen
32°—43° südlicher Breite, sondern die Mineralzone des regenlosen
Nordens, wo sich „Caliche“, die Salpeterfelsen, in unerschöpflichen
Mengen finden. Doch hat bis in die letzte Zeit Valparaiso auch in
der Ausfuhrstatistik einen hervorragenden Platz dadurch eingenommen,
dass im Wege des Küstenhandels aus dem Süden die landwirth-
schaftlichen Producte, aus dem Norden die Bergproducte dorthin für
den Handel ins Ausland zusammenflossen. Auch hierin hat eine Aende-
rung stattgefunden, der directe Verkehr ist an die Stelle des indirecten
getreten und der Antheil von Valparaiso an dem Ausfuhrhandel Chiles
1889 auf 14 % herabgesunken.

Der wichtigste Artikel der Ausfuhr von Valparaiso ist Getreide, und zwar
gehen Weizen und Braugerste nach England, Weizenmehl nach den anderen süd-
amerikanischen Staaten. Kupfer, dessen Bedeutung für Chile durch die ameri-
kanische Concurrenz gesunken ist, geht von dem Schmelzwerke zu Santiago über
Valparaiso nach England und Deutschland (1885 53.000 q), Schafwolle geht
nach Frankreich, England und Deutschland. Auch Guano wird in abnehmenden
Mengen über Valparaiso ausgeführt.


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[315/0331] Valparaiso. in welchem auch die Panzerschiffe der chilenischen Kriegsmarine werden Aufnahme finden können. Valparaiso ist der erste Hafenplatz von Chile, einer der bedeutendsten Knotenpunkte der Schiffahrt im stillen Ocean. Es ver- mittelt fast ausschliesslich den Verkehr der Hauptstadt Santiago de Chile, welche mit ihren 200.000 Einwohnern, als Sitz der Regierung und Centralstation der Eisenbahnen, die von hier nach Valparaiso (187 km) und nach Süden führen, das ergiebigste Absatzgebiet des Landes für fremde Waaren bildet. Seine reichen und creditfähigen Handelshäuser versorgen zum grossen Theile die übrigen Küstenplätze mit auswärtigen Fabrikaten. So kommt es, dass über Valparaiso heute noch bei 70 % der frem- den Einfuhr ins Land kommen, und in früheren Jahren war das Verhältniss sogar weit günstiger. Die übrigen chilenischen Häfen, namentlich die von hier weiter entfernten, befreien sich allmählich von dem Zwischenhandel Valparaisos; die Hauptimportfirmen desselben errichten überall Zweiggeschäfte, und diese beziehen die Waaren grösstentheils direct von dem Productionslande. Auch Santiago wird sich nach Vollendung der transandinischen Bahn nach Argentinien zum Theile wenigstens der Vormundschaft Valparaisos entziehen. Die einst herrschende Rolle in der Ausfuhr Chiles hat Valpa- raiso schon lange verloren, denn der Hauptsitz der Production des Staates sind nicht mehr die dicht bevölkerten Ackerbaudistricte zwischen 32°—43° südlicher Breite, sondern die Mineralzone des regenlosen Nordens, wo sich „Caliche“, die Salpeterfelsen, in unerschöpflichen Mengen finden. Doch hat bis in die letzte Zeit Valparaiso auch in der Ausfuhrstatistik einen hervorragenden Platz dadurch eingenommen, dass im Wege des Küstenhandels aus dem Süden die landwirth- schaftlichen Producte, aus dem Norden die Bergproducte dorthin für den Handel ins Ausland zusammenflossen. Auch hierin hat eine Aende- rung stattgefunden, der directe Verkehr ist an die Stelle des indirecten getreten und der Antheil von Valparaiso an dem Ausfuhrhandel Chiles 1889 auf 14 % herabgesunken. Der wichtigste Artikel der Ausfuhr von Valparaiso ist Getreide, und zwar gehen Weizen und Braugerste nach England, Weizenmehl nach den anderen süd- amerikanischen Staaten. Kupfer, dessen Bedeutung für Chile durch die ameri- kanische Concurrenz gesunken ist, geht von dem Schmelzwerke zu Santiago über Valparaiso nach England und Deutschland (1885 53.000 q), Schafwolle geht nach Frankreich, England und Deutschland. Auch Guano wird in abnehmenden Mengen über Valparaiso ausgeführt. 40*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/331>, abgerufen am 24.11.2024.