Santos, eine erst seit Kurzem im Aufschwung begriffene See- stadt des Staates Sao Paulo liegt auf 23° 56' südl. Breite und 46° 19' westl. Länge auf der Insel Sao Vicente und am Fusse des Monserrate, dessen Gipfel eine Kirche krönt.
Sein Hafen ist zugänglich für Schiffe aller Art und bietet Raum für grosse Flotten. Aber diese natürlichen Vorzüge sind in keiner Weise ausgenützt; der Bau von Quais hat erst begonnen, die Schiffe, welche nicht Postdampfer sind, verlieren mit dem Einladen und Ausladen oft Wochen.
Die Bevölkerung der Stadt, welche dermalen nahezu 20.000 Per- sonen beträgt, ist im raschen Zunehmen begriffen; der Totaleindruck, welchen Santos macht, ist der einer modernen Stadt, die Häuser sind elegant gebaut, die Strassen mit Gas beleuchtet und mit Pferdebahnen versehen. Von den Baulichkeiten der Stadt sind das Stadthaus, das Zollamtsgebäude und das Hospital die am meisten bemerkens- werthen. Schöne Quais und ein prächtiger öffentlicher Garten vervoll- ständigen das freundliche Bild, das die Stadt dem Besucher bietet.
Der Einfluss der vielen in Santos ansässigen Fremden macht sich vielseitig geltend, das portugiesische Element wird immer mehr verdrängt.
Eine Eisenbahn verbindet Santos mit Sao Paulo, der Hauptstadt des gleichnamigen Staates und dadurch mit Rio de Janeiro, welchem das Hinterland schon durch eine stattliche Reihe von Zweigbahnen erschlossen ist. Diese Gebiete stehen durch ihren Kaffeebau nicht mehr weit hinter Rio de Janeiro und dessen Dependenzen zurück und werden es bald überflügeln, weil die energischen Paulistas, diese glückliche Mischlingsrace von Portugiesen und Indianern, dem Kaffeebau grosses Interesse entgegenbringen. Millionen von heranwachsenden Kaffee- bäumchen werden trotz des herrschenden Raubbaues in kurzer Zeit die Kaffeeernte vergrössern, welche 1890/91 bereits 1·8 Millionen Meter- centner betrug.
Das reiche Land mit seinem glücklichen Klima ist daher mit Recht das Ziel zahlreicher Einwanderer aus Italien. Auch das eng- lische Capital hat bereits entdeckt, dass Anlagen in Sao Paulo eine gute Verzinsung versprechen.
Im Jahre 1546 gegründet, nahm die Stadt jederzeit lebhaften Antheil an allen Bewegungen, welche die Provinz Sao Paulo betrafen, sowie sie nun auch an dem durch die Kaffeeproduction ins Land gebrachten Reichthum als Meistbethei-
Die atlantische Küste von Amerika.
Santos.
Santos, eine erst seit Kurzem im Aufschwung begriffene See- stadt des Staates São Paulo liegt auf 23° 56′ südl. Breite und 46° 19′ westl. Länge auf der Insel São Vicente und am Fusse des Monserrate, dessen Gipfel eine Kirche krönt.
Sein Hafen ist zugänglich für Schiffe aller Art und bietet Raum für grosse Flotten. Aber diese natürlichen Vorzüge sind in keiner Weise ausgenützt; der Bau von Quais hat erst begonnen, die Schiffe, welche nicht Postdampfer sind, verlieren mit dem Einladen und Ausladen oft Wochen.
Die Bevölkerung der Stadt, welche dermalen nahezu 20.000 Per- sonen beträgt, ist im raschen Zunehmen begriffen; der Totaleindruck, welchen Santos macht, ist der einer modernen Stadt, die Häuser sind elegant gebaut, die Strassen mit Gas beleuchtet und mit Pferdebahnen versehen. Von den Baulichkeiten der Stadt sind das Stadthaus, das Zollamtsgebäude und das Hospital die am meisten bemerkens- werthen. Schöne Quais und ein prächtiger öffentlicher Garten vervoll- ständigen das freundliche Bild, das die Stadt dem Besucher bietet.
Der Einfluss der vielen in Santos ansässigen Fremden macht sich vielseitig geltend, das portugiesische Element wird immer mehr verdrängt.
Eine Eisenbahn verbindet Santos mit São Paulo, der Hauptstadt des gleichnamigen Staates und dadurch mit Rio de Janeiro, welchem das Hinterland schon durch eine stattliche Reihe von Zweigbahnen erschlossen ist. Diese Gebiete stehen durch ihren Kaffeebau nicht mehr weit hinter Rio de Janeiro und dessen Dependenzen zurück und werden es bald überflügeln, weil die energischen Paulistas, diese glückliche Mischlingsrace von Portugiesen und Indianern, dem Kaffeebau grosses Interesse entgegenbringen. Millionen von heranwachsenden Kaffee- bäumchen werden trotz des herrschenden Raubbaues in kurzer Zeit die Kaffeeernte vergrössern, welche 1890/91 bereits 1·8 Millionen Meter- centner betrug.
Das reiche Land mit seinem glücklichen Klima ist daher mit Recht das Ziel zahlreicher Einwanderer aus Italien. Auch das eng- lische Capital hat bereits entdeckt, dass Anlagen in São Paulo eine gute Verzinsung versprechen.
Im Jahre 1546 gegründet, nahm die Stadt jederzeit lebhaften Antheil an allen Bewegungen, welche die Provinz São Paulo betrafen, sowie sie nun auch an dem durch die Kaffeeproduction ins Land gebrachten Reichthum als Meistbethei-
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Die atlantische Küste von Amerika.
Santos.
Santos, eine erst seit Kurzem im Aufschwung begriffene See-
stadt des Staates São Paulo liegt auf 23° 56′ südl. Breite und 46° 19′
westl. Länge auf der Insel São Vicente und am Fusse des Monserrate,
dessen Gipfel eine Kirche krönt.
Sein Hafen ist zugänglich für Schiffe aller Art und bietet Raum
für grosse Flotten. Aber diese natürlichen Vorzüge sind in keiner Weise
ausgenützt; der Bau von Quais hat erst begonnen, die Schiffe, welche
nicht Postdampfer sind, verlieren mit dem Einladen und Ausladen oft
Wochen.
Die Bevölkerung der Stadt, welche dermalen nahezu 20.000 Per-
sonen beträgt, ist im raschen Zunehmen begriffen; der Totaleindruck,
welchen Santos macht, ist der einer modernen Stadt, die Häuser sind
elegant gebaut, die Strassen mit Gas beleuchtet und mit Pferdebahnen
versehen. Von den Baulichkeiten der Stadt sind das Stadthaus, das
Zollamtsgebäude und das Hospital die am meisten bemerkens-
werthen. Schöne Quais und ein prächtiger öffentlicher Garten vervoll-
ständigen das freundliche Bild, das die Stadt dem Besucher bietet.
Der Einfluss der vielen in Santos ansässigen Fremden macht sich
vielseitig geltend, das portugiesische Element wird immer mehr
verdrängt.
Eine Eisenbahn verbindet Santos mit São Paulo, der Hauptstadt
des gleichnamigen Staates und dadurch mit Rio de Janeiro, welchem
das Hinterland schon durch eine stattliche Reihe von Zweigbahnen
erschlossen ist. Diese Gebiete stehen durch ihren Kaffeebau nicht mehr
weit hinter Rio de Janeiro und dessen Dependenzen zurück und werden
es bald überflügeln, weil die energischen Paulistas, diese glückliche
Mischlingsrace von Portugiesen und Indianern, dem Kaffeebau grosses
Interesse entgegenbringen. Millionen von heranwachsenden Kaffee-
bäumchen werden trotz des herrschenden Raubbaues in kurzer Zeit
die Kaffeeernte vergrössern, welche 1890/91 bereits 1·8 Millionen Meter-
centner betrug.
Das reiche Land mit seinem glücklichen Klima ist daher mit
Recht das Ziel zahlreicher Einwanderer aus Italien. Auch das eng-
lische Capital hat bereits entdeckt, dass Anlagen in São Paulo eine
gute Verzinsung versprechen.
Im Jahre 1546 gegründet, nahm die Stadt jederzeit lebhaften Antheil an
allen Bewegungen, welche die Provinz São Paulo betrafen, sowie sie nun auch an
dem durch die Kaffeeproduction ins Land gebrachten Reichthum als Meistbethei-
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/288>, abgerufen am 21.11.2024.
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