Gloria und Sao Cristovao, an der Ostseite Nictheroy und im Hinter- grunde der Bucht die Stadt Maua.
Der Anblick von Rio de Janeiro geniesst mit Recht einen Welt- ruf; nur jener von Neapel und des Goldenen Hornes kommen ihm gleich. Die Stadt breitet sich am Ufer aus, ihre von der herrlichsten und üppigsten Tropenvegetation umgebenen Villen an den umliegenden Hügeln, auf deren Höhen sich zumeist Kirchen oder Klöster befinden, emporschiebend; die gartenreichen Vorstädte erstrecken sich tief in den Hintergrund der Botafogo-Bai. Hinter der Stadt erhebt sich der Moro do Castello mit der ältesten Kirche der Stadt, an seinem Fusse liegt die grosse Santa Casa di Misericordia, nach Osten zu bildet er die scharfe Punta do Calabouco, auf welcher ein Theil des See- arsenals liegt. Hier beginnt die eigentliche Stadt, die seit dem Jahre 1834 als Reichshauptstadt ausserhalb des Provinzialverbandes steht und als Municipio Neutro bezeichnet wird.
Die Stadt ist Sitz der Centralregierung, der Versammlungsort der Kammern und die Residenz der in Brasilien accreditirten Gesand- schaften.
Die Bevölkerungszahl Rios betrug 1890 500.000 Personen und ist in stetem Zunehmen begriffen. Unter den Ausländern sind nach den Portugiesen, welche in ihre Heimat zurückkehren, wenn sie sich einiges Geld erspart haben, die Franzosen, denen die reichsten Ver- kaufsläden gehören, am zahlreichsten vertreten; dann kommen die Deutschen, die zumeist Kaufleute, Gastwirthe und Handwerker sind und eigene Schulen, seit 1845 auch eine protestantische Kirche und den "Germania"-Club haben; sodann folgen die Engländer, die im Grosshandel die erste Stellung einnehmen.
Rio de Janeiro besteht aus einer Altstadt, einer 1808 entstan- denen Neustadt und den bereits genannten Vorstädten. Die Altstadt zieht sich in unregelmässiger Anlage längs des Meeresufers hin und wird von der mehr landeinwärts liegenden Cidade nova durch einen grossen, Campo Santa Anna oder auch zur Erinnerung an die Un- abhängigkeitserklärung Brasiliens Praca de Acclamacao genannten Platz getrennt, welcher mit schönen Parkanlagen bepflanzt ist und von einem kleinen Flüsschen durchschnitten wird. An diesem Platze liegt das reichhaltige und sehenswerthe Nationalmuseum, der grosse Municipalpalast, die Volksschule der Pfarre Santa Anna, das Central- Telegraphenbureau, das Kriegsministerium, eine Kaserne, die Münze und der elektrisch beleuchtete Bahnhof der Dom Pedro II.-Eisenbahn.
Im Innern der Altstadt sind die Häuser klein und niedrig, aus
Brasilianische Häfen.
Gloria und São Cristovao, an der Ostseite Nictheroy und im Hinter- grunde der Bucht die Stadt Mauá.
Der Anblick von Rio de Janeiro geniesst mit Recht einen Welt- ruf; nur jener von Neapel und des Goldenen Hornes kommen ihm gleich. Die Stadt breitet sich am Ufer aus, ihre von der herrlichsten und üppigsten Tropenvegetation umgebenen Villen an den umliegenden Hügeln, auf deren Höhen sich zumeist Kirchen oder Klöster befinden, emporschiebend; die gartenreichen Vorstädte erstrecken sich tief in den Hintergrund der Botafogo-Bai. Hinter der Stadt erhebt sich der Moro do Castello mit der ältesten Kirche der Stadt, an seinem Fusse liegt die grosse Santa Casa di Misericordia, nach Osten zu bildet er die scharfe Punta do Calabouço, auf welcher ein Theil des See- arsenals liegt. Hier beginnt die eigentliche Stadt, die seit dem Jahre 1834 als Reichshauptstadt ausserhalb des Provinzialverbandes steht und als Municipio Neutro bezeichnet wird.
Die Stadt ist Sitz der Centralregierung, der Versammlungsort der Kammern und die Residenz der in Brasilien accreditirten Gesand- schaften.
Die Bevölkerungszahl Rios betrug 1890 500.000 Personen und ist in stetem Zunehmen begriffen. Unter den Ausländern sind nach den Portugiesen, welche in ihre Heimat zurückkehren, wenn sie sich einiges Geld erspart haben, die Franzosen, denen die reichsten Ver- kaufsläden gehören, am zahlreichsten vertreten; dann kommen die Deutschen, die zumeist Kaufleute, Gastwirthe und Handwerker sind und eigene Schulen, seit 1845 auch eine protestantische Kirche und den „Germania“-Club haben; sodann folgen die Engländer, die im Grosshandel die erste Stellung einnehmen.
Rio de Janeiro besteht aus einer Altstadt, einer 1808 entstan- denen Neustadt und den bereits genannten Vorstädten. Die Altstadt zieht sich in unregelmässiger Anlage längs des Meeresufers hin und wird von der mehr landeinwärts liegenden Cidade nova durch einen grossen, Campo Santa Anna oder auch zur Erinnerung an die Un- abhängigkeitserklärung Brasiliens Praça de Acclamação genannten Platz getrennt, welcher mit schönen Parkanlagen bepflanzt ist und von einem kleinen Flüsschen durchschnitten wird. An diesem Platze liegt das reichhaltige und sehenswerthe Nationalmuseum, der grosse Municipalpalast, die Volksschule der Pfarre Santa Anna, das Central- Telegraphenbureau, das Kriegsministerium, eine Kaserne, die Münze und der elektrisch beleuchtete Bahnhof der Dom Pedro II.-Eisenbahn.
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Brasilianische Häfen.
Gloria und São Cristovao, an der Ostseite Nictheroy und im Hinter-
grunde der Bucht die Stadt Mauá.
Der Anblick von Rio de Janeiro geniesst mit Recht einen Welt-
ruf; nur jener von Neapel und des Goldenen Hornes kommen ihm
gleich. Die Stadt breitet sich am Ufer aus, ihre von der herrlichsten
und üppigsten Tropenvegetation umgebenen Villen an den umliegenden
Hügeln, auf deren Höhen sich zumeist Kirchen oder Klöster befinden,
emporschiebend; die gartenreichen Vorstädte erstrecken sich tief in
den Hintergrund der Botafogo-Bai. Hinter der Stadt erhebt sich der
Moro do Castello mit der ältesten Kirche der Stadt, an seinem Fusse
liegt die grosse Santa Casa di Misericordia, nach Osten zu bildet er
die scharfe Punta do Calabouço, auf welcher ein Theil des See-
arsenals liegt. Hier beginnt die eigentliche Stadt, die seit dem Jahre
1834 als Reichshauptstadt ausserhalb des Provinzialverbandes steht
und als Municipio Neutro bezeichnet wird.
Die Stadt ist Sitz der Centralregierung, der Versammlungsort
der Kammern und die Residenz der in Brasilien accreditirten Gesand-
schaften.
Die Bevölkerungszahl Rios betrug 1890 500.000 Personen und
ist in stetem Zunehmen begriffen. Unter den Ausländern sind nach
den Portugiesen, welche in ihre Heimat zurückkehren, wenn sie sich
einiges Geld erspart haben, die Franzosen, denen die reichsten Ver-
kaufsläden gehören, am zahlreichsten vertreten; dann kommen die
Deutschen, die zumeist Kaufleute, Gastwirthe und Handwerker sind
und eigene Schulen, seit 1845 auch eine protestantische Kirche und
den „Germania“-Club haben; sodann folgen die Engländer, die im
Grosshandel die erste Stellung einnehmen.
Rio de Janeiro besteht aus einer Altstadt, einer 1808 entstan-
denen Neustadt und den bereits genannten Vorstädten. Die Altstadt
zieht sich in unregelmässiger Anlage längs des Meeresufers hin und
wird von der mehr landeinwärts liegenden Cidade nova durch einen
grossen, Campo Santa Anna oder auch zur Erinnerung an die Un-
abhängigkeitserklärung Brasiliens Praça de Acclamação genannten
Platz getrennt, welcher mit schönen Parkanlagen bepflanzt ist und
von einem kleinen Flüsschen durchschnitten wird. An diesem Platze
liegt das reichhaltige und sehenswerthe Nationalmuseum, der grosse
Municipalpalast, die Volksschule der Pfarre Santa Anna, das Central-
Telegraphenbureau, das Kriegsministerium, eine Kaserne, die Münze
und der elektrisch beleuchtete Bahnhof der Dom Pedro II.-Eisenbahn.
Im Innern der Altstadt sind die Häuser klein und niedrig, aus
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/277>, abgerufen am 23.11.2024.
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