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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
wasserreichsten Flusslaufe der Erde vordringt, um so wichtiger wird
Para.

Heute wird von den 45.000 km schiffbaren Wasserstrasse des
Hauptstromes und seiner Nebenflüsse noch nicht viel mehr als der zehnte
Theil regelmässig befahren.

Auch eine Einschliessung des Tocantingebietes durch Dampfer-
curse und Eisenbahnen wird vorbereitet. Gegenwärtig geht erst eine
kurze Eisenbahn nach Braganca.

Der Handel von Para beruht auf den Producten der "Hylaea", des Wald-
landes des Amazonengebietes. Das Hauptproduct ist Kautschuk, von welchem
1889 über diesen Hafen 126.409 q im Werthe von 21,686.489 Milreis nach den
Vereinigten Staaten und England ausgeführt wurden. Ein grosser Theil des
Kautschuks geht von Manaos direct ins Ausland. Der Kautschukhandel ist that-
sächlich von einer amerikanisch-englischen Gesellschaft monopolisirt. Die unge-
heuer steigende Nachfrage nach Kautschuk veranlasste einzelne Unternehmer,
förmliche Kautschukplantagen anzulegen, da der sogenannte "wilde Kautschuk"
in den Wäldern, der nur auf natürlichen Nachwuchs angewiesen ist, immer
seltener wird. Diese Kautschukplantagen dürften dereinst von sehr hoher Bedeu-
tung werden.

Die Indianer, die früher Ackerbau und Viehzucht getrieben haben, verlegen
sich heute fast ausschliesslich auf Kautschuksammeln und pflanzen nur mehr den
Cacaobaum, dessen Früchte den zweiten Ausfuhrartikel (43.369 q, Werth
1,713.389 Milreis) von Para bilden und meist nach Frankreich gehen.

Ferner werden exportirt Kastanien (100.120 hl) nach Frankreich, den
Vereinigten Staaten und England, Hirschhäute und Ochsenhäute.

Die Gesammtausfuhr erreichte 1889 24,388.488 Milreis, welcher ansehn-
lichen Ziffer nur ein kleiner Import gegenübersteht, da im Amazonengebiete der
Consumenten für ausländische Waaren nicht zu viele vorhanden sind. Es ist
zweifelhaft, ob es gelingen wird, die 16.000 europäischen Familien zur Einwan-
derung nach dem Staate Para zu bewegen, wozu sich 1890 drei Unternehmer
gegen die Regierung contractlich verpflichtet haben. In Para haben mehrere Fluss-
schiffahrtsgesellschaften ihren Sitz. Einzelne dehnen ihre Fahrten bis in die
Staaten der Westküste Südamerikas aus. Der Schiffsverkehr erreichte 1889
544 Dampfer und 161 Segelschiffe zusammen mit 742.082 Tons.

Para steht durch zweimal wöchentlich verkehrende Dampfer nationaler
Flagge mit den Häfen Brasiliens, zweimal im Monate durch die Booth Steam
Ship Cy. und Red Cross Line mit Liverpool, Havre und Lissabon in Verbindung.
Mit Newport News (Va) besteht zweimal im Monate Verbindung durch die United
States and Brasil Mail Steamship Cy.; ferner gehen Dampfer einmal im Monate
nach New-York und nach Baltimore. Der Hafen hat Anschluss an das Netz des
Welttelegraphen und ist Sitz von zwei einheimischen Banken und einer Succursale
der English Bank of Rio Janeiro.

Hier haben Consulate: Belgien, Deutsches Reich, Frankreich (V.-C.),
Grossbritannien, Oesterreich-Ungarn (V.-C.), Portugal, Schweiz, Venezuela und die
Vereinigten Staaten von Amerika.


Die atlantische Küste von Amerika.
wasserreichsten Flusslaufe der Erde vordringt, um so wichtiger wird
Pará.

Heute wird von den 45.000 km schiffbaren Wasserstrasse des
Hauptstromes und seiner Nebenflüsse noch nicht viel mehr als der zehnte
Theil regelmässig befahren.

Auch eine Einschliessung des Tocantingebietes durch Dampfer-
curse und Eisenbahnen wird vorbereitet. Gegenwärtig geht erst eine
kurze Eisenbahn nach Bragança.

Der Handel von Pará beruht auf den Producten der „Hylaea“, des Wald-
landes des Amazonengebietes. Das Hauptproduct ist Kautschuk, von welchem
1889 über diesen Hafen 126.409 q im Werthe von 21,686.489 Milreïs nach den
Vereinigten Staaten und England ausgeführt wurden. Ein grosser Theil des
Kautschuks geht von Manaos direct ins Ausland. Der Kautschukhandel ist that-
sächlich von einer amerikanisch-englischen Gesellschaft monopolisirt. Die unge-
heuer steigende Nachfrage nach Kautschuk veranlasste einzelne Unternehmer,
förmliche Kautschukplantagen anzulegen, da der sogenannte „wilde Kautschuk“
in den Wäldern, der nur auf natürlichen Nachwuchs angewiesen ist, immer
seltener wird. Diese Kautschukplantagen dürften dereinst von sehr hoher Bedeu-
tung werden.

Die Indianer, die früher Ackerbau und Viehzucht getrieben haben, verlegen
sich heute fast ausschliesslich auf Kautschuksammeln und pflanzen nur mehr den
Cacaobaum, dessen Früchte den zweiten Ausfuhrartikel (43.369 q, Werth
1,713.389 Milreïs) von Pará bilden und meist nach Frankreich gehen.

Ferner werden exportirt Kastanien (100.120 hl) nach Frankreich, den
Vereinigten Staaten und England, Hirschhäute und Ochsenhäute.

Die Gesammtausfuhr erreichte 1889 24,388.488 Milreïs, welcher ansehn-
lichen Ziffer nur ein kleiner Import gegenübersteht, da im Amazonengebiete der
Consumenten für ausländische Waaren nicht zu viele vorhanden sind. Es ist
zweifelhaft, ob es gelingen wird, die 16.000 europäischen Familien zur Einwan-
derung nach dem Staate Pará zu bewegen, wozu sich 1890 drei Unternehmer
gegen die Regierung contractlich verpflichtet haben. In Pará haben mehrere Fluss-
schiffahrtsgesellschaften ihren Sitz. Einzelne dehnen ihre Fahrten bis in die
Staaten der Westküste Südamerikas aus. Der Schiffsverkehr erreichte 1889
544 Dampfer und 161 Segelschiffe zusammen mit 742.082 Tons.

Pará steht durch zweimal wöchentlich verkehrende Dampfer nationaler
Flagge mit den Häfen Brasiliens, zweimal im Monate durch die Booth Steam
Ship Cy. und Red Cross Line mit Liverpool, Hâvre und Lissabon in Verbindung.
Mit Newport News (Va) besteht zweimal im Monate Verbindung durch die United
States and Brasil Mail Steamship Cy.; ferner gehen Dampfer einmal im Monate
nach New-York und nach Baltimore. Der Hafen hat Anschluss an das Netz des
Welttelegraphen und ist Sitz von zwei einheimischen Banken und einer Succursale
der English Bank of Rio Janeiro.

Hier haben Consulate: Belgien, Deutsches Reich, Frankreich (V.-C.),
Grossbritannien, Oesterreich-Ungarn (V.-C.), Portugal, Schweiz, Venezuela und die
Vereinigten Staaten von Amerika.


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[246/0262] Die atlantische Küste von Amerika. wasserreichsten Flusslaufe der Erde vordringt, um so wichtiger wird Pará. Heute wird von den 45.000 km schiffbaren Wasserstrasse des Hauptstromes und seiner Nebenflüsse noch nicht viel mehr als der zehnte Theil regelmässig befahren. Auch eine Einschliessung des Tocantingebietes durch Dampfer- curse und Eisenbahnen wird vorbereitet. Gegenwärtig geht erst eine kurze Eisenbahn nach Bragança. Der Handel von Pará beruht auf den Producten der „Hylaea“, des Wald- landes des Amazonengebietes. Das Hauptproduct ist Kautschuk, von welchem 1889 über diesen Hafen 126.409 q im Werthe von 21,686.489 Milreïs nach den Vereinigten Staaten und England ausgeführt wurden. Ein grosser Theil des Kautschuks geht von Manaos direct ins Ausland. Der Kautschukhandel ist that- sächlich von einer amerikanisch-englischen Gesellschaft monopolisirt. Die unge- heuer steigende Nachfrage nach Kautschuk veranlasste einzelne Unternehmer, förmliche Kautschukplantagen anzulegen, da der sogenannte „wilde Kautschuk“ in den Wäldern, der nur auf natürlichen Nachwuchs angewiesen ist, immer seltener wird. Diese Kautschukplantagen dürften dereinst von sehr hoher Bedeu- tung werden. Die Indianer, die früher Ackerbau und Viehzucht getrieben haben, verlegen sich heute fast ausschliesslich auf Kautschuksammeln und pflanzen nur mehr den Cacaobaum, dessen Früchte den zweiten Ausfuhrartikel (43.369 q, Werth 1,713.389 Milreïs) von Pará bilden und meist nach Frankreich gehen. Ferner werden exportirt Kastanien (100.120 hl) nach Frankreich, den Vereinigten Staaten und England, Hirschhäute und Ochsenhäute. Die Gesammtausfuhr erreichte 1889 24,388.488 Milreïs, welcher ansehn- lichen Ziffer nur ein kleiner Import gegenübersteht, da im Amazonengebiete der Consumenten für ausländische Waaren nicht zu viele vorhanden sind. Es ist zweifelhaft, ob es gelingen wird, die 16.000 europäischen Familien zur Einwan- derung nach dem Staate Pará zu bewegen, wozu sich 1890 drei Unternehmer gegen die Regierung contractlich verpflichtet haben. In Pará haben mehrere Fluss- schiffahrtsgesellschaften ihren Sitz. Einzelne dehnen ihre Fahrten bis in die Staaten der Westküste Südamerikas aus. Der Schiffsverkehr erreichte 1889 544 Dampfer und 161 Segelschiffe zusammen mit 742.082 Tons. Pará steht durch zweimal wöchentlich verkehrende Dampfer nationaler Flagge mit den Häfen Brasiliens, zweimal im Monate durch die Booth Steam Ship Cy. und Red Cross Line mit Liverpool, Hâvre und Lissabon in Verbindung. Mit Newport News (Va) besteht zweimal im Monate Verbindung durch die United States and Brasil Mail Steamship Cy.; ferner gehen Dampfer einmal im Monate nach New-York und nach Baltimore. Der Hafen hat Anschluss an das Netz des Welttelegraphen und ist Sitz von zwei einheimischen Banken und einer Succursale der English Bank of Rio Janeiro. Hier haben Consulate: Belgien, Deutsches Reich, Frankreich (V.-C.), Grossbritannien, Oesterreich-Ungarn (V.-C.), Portugal, Schweiz, Venezuela und die Vereinigten Staaten von Amerika.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/262>, abgerufen am 27.11.2024.