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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
von der Republik subventionirte amerikanische Dampferlinie verbindet sämmtliche
grössere Häfen der Insel untereinander und mit Amerika. Mit England, Nord-
amerika, den westindischen Inseln und mit Venezuela ist das Land durch unter-
seeische Kabel verbunden; das Telegraphen- und Telephonwesen im Lande ist gut
entwickelt.

Portorico. San Juan.

Portorico, die zweitgrösste der spanischen Inseln Westindiens,
schliesst im Osten die Reihe der Grossen Antillen ab. Von Haiti im
Westen durch die circa 60 Seemeilen breite Mona-Passage getrennt,
erhebt sich die Insel, welche bei ziemlich einfachen Ufercontouren die
Gestalt eines Ost-West liegenden Rechteckes und ein Areale von
9620 km2 hat, in einem die ganze Insel ihrer Länge nach durch-
ziehenden und nahe dem östlichen Ende im Yunque-Pic seine grösste
Höhe von 1120 m erreichenden, wald- und quellenreichen Gebirgsstock
zumeist in steilen Abhängen aus der See. Doch finden sich im Innern
und stellenweise an der Küste, wo das Hochgebirge ins Land zurück-
tritt, weit ausgedehnte Savannen, welche von zahlreichen von den
Niederschlägen des Passats gespeisten und oft in herrlichen Wasser-
fällen aus den Gebirgsschluchten sich herabstürzenden Flüsschen reich-
lich bewässert, an Fruchtbarkeit denen der übrigen Antillen nichts
nachgeben.

Die Küsten der Insel sind theils von Klippen, Riffen und Lagunen
eingefasst, theils werden sie wie am östlichen Theile der Nordküste
unvermittelt von den schroff ins Meer abstürzenden Gebirgsabhängen
gebildet, an welchen die vom Nordost-Passate einhergetriebenen mäch-
tigen Wogen tosend branden.

Dieser Küstenconfiguration entsprechend hat Portorico nur wenige
gute Häfen; San Juan an der Nordküste gilt als der einzige, in
welchem grosse Schiffe auch während der Orkausaison sichere Zuflucht
finden; nebst diesem können nur noch Guanica und Hovas, die aber
als Handelsplätze von keiner Bedeutung sind, als gute Häfen be-
zeichnet werden.

In dieser Unzugänglichkeit der Insel mag zum Theile auch die
Erklärung für die Thatsache gefunden werden, dass sich die Geschichte
Portoricos in verhältnissmässig viel ruhigeren Geleisen bewegt hat,
als auf den anderen westindischen Inseln.

Die Besiedlung der Insel, welche am 15. November 1493 von Columbus
entdeckt und San Juan Baptista de Puerto Rico benannt wurde, erfolgte erst 1509
von San Domingo aus, und zwar durch Ponce de Leon, den Statthalter einer der
spanischen Niederlassungen auf letzterer Insel.


Die atlantische Küste von Amerika.
von der Republik subventionirte amerikanische Dampferlinie verbindet sämmtliche
grössere Häfen der Insel untereinander und mit Amerika. Mit England, Nord-
amerika, den westindischen Inseln und mit Venezuela ist das Land durch unter-
seeische Kabel verbunden; das Telegraphen- und Telephonwesen im Lande ist gut
entwickelt.

Portorico. San Juan.

Portorico, die zweitgrösste der spanischen Inseln Westindiens,
schliesst im Osten die Reihe der Grossen Antillen ab. Von Haïti im
Westen durch die circa 60 Seemeilen breite Mona-Passage getrennt,
erhebt sich die Insel, welche bei ziemlich einfachen Ufercontouren die
Gestalt eines Ost-West liegenden Rechteckes und ein Areale von
9620 km2 hat, in einem die ganze Insel ihrer Länge nach durch-
ziehenden und nahe dem östlichen Ende im Yunque-Pic seine grösste
Höhe von 1120 m erreichenden, wald- und quellenreichen Gebirgsstock
zumeist in steilen Abhängen aus der See. Doch finden sich im Innern
und stellenweise an der Küste, wo das Hochgebirge ins Land zurück-
tritt, weit ausgedehnte Savannen, welche von zahlreichen von den
Niederschlägen des Passats gespeisten und oft in herrlichen Wasser-
fällen aus den Gebirgsschluchten sich herabstürzenden Flüsschen reich-
lich bewässert, an Fruchtbarkeit denen der übrigen Antillen nichts
nachgeben.

Die Küsten der Insel sind theils von Klippen, Riffen und Lagunen
eingefasst, theils werden sie wie am östlichen Theile der Nordküste
unvermittelt von den schroff ins Meer abstürzenden Gebirgsabhängen
gebildet, an welchen die vom Nordost-Passate einhergetriebenen mäch-
tigen Wogen tosend branden.

Dieser Küstenconfiguration entsprechend hat Portorico nur wenige
gute Häfen; San Juan an der Nordküste gilt als der einzige, in
welchem grosse Schiffe auch während der Orkausaison sichere Zuflucht
finden; nebst diesem können nur noch Guanica und Hovas, die aber
als Handelsplätze von keiner Bedeutung sind, als gute Häfen be-
zeichnet werden.

In dieser Unzugänglichkeit der Insel mag zum Theile auch die
Erklärung für die Thatsache gefunden werden, dass sich die Geschichte
Portoricos in verhältnissmässig viel ruhigeren Geleisen bewegt hat,
als auf den anderen westindischen Inseln.

Die Besiedlung der Insel, welche am 15. November 1493 von Columbus
entdeckt und San Juan Baptista de Puerto Rico benannt wurde, erfolgte erst 1509
von San Domingo aus, und zwar durch Ponce de Leon, den Statthalter einer der
spanischen Niederlassungen auf letzterer Insel.


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[202/0218] Die atlantische Küste von Amerika. von der Republik subventionirte amerikanische Dampferlinie verbindet sämmtliche grössere Häfen der Insel untereinander und mit Amerika. Mit England, Nord- amerika, den westindischen Inseln und mit Venezuela ist das Land durch unter- seeische Kabel verbunden; das Telegraphen- und Telephonwesen im Lande ist gut entwickelt. Portorico. San Juan. Portorico, die zweitgrösste der spanischen Inseln Westindiens, schliesst im Osten die Reihe der Grossen Antillen ab. Von Haïti im Westen durch die circa 60 Seemeilen breite Mona-Passage getrennt, erhebt sich die Insel, welche bei ziemlich einfachen Ufercontouren die Gestalt eines Ost-West liegenden Rechteckes und ein Areale von 9620 km2 hat, in einem die ganze Insel ihrer Länge nach durch- ziehenden und nahe dem östlichen Ende im Yunque-Pic seine grösste Höhe von 1120 m erreichenden, wald- und quellenreichen Gebirgsstock zumeist in steilen Abhängen aus der See. Doch finden sich im Innern und stellenweise an der Küste, wo das Hochgebirge ins Land zurück- tritt, weit ausgedehnte Savannen, welche von zahlreichen von den Niederschlägen des Passats gespeisten und oft in herrlichen Wasser- fällen aus den Gebirgsschluchten sich herabstürzenden Flüsschen reich- lich bewässert, an Fruchtbarkeit denen der übrigen Antillen nichts nachgeben. Die Küsten der Insel sind theils von Klippen, Riffen und Lagunen eingefasst, theils werden sie wie am östlichen Theile der Nordküste unvermittelt von den schroff ins Meer abstürzenden Gebirgsabhängen gebildet, an welchen die vom Nordost-Passate einhergetriebenen mäch- tigen Wogen tosend branden. Dieser Küstenconfiguration entsprechend hat Portorico nur wenige gute Häfen; San Juan an der Nordküste gilt als der einzige, in welchem grosse Schiffe auch während der Orkausaison sichere Zuflucht finden; nebst diesem können nur noch Guanica und Hovas, die aber als Handelsplätze von keiner Bedeutung sind, als gute Häfen be- zeichnet werden. In dieser Unzugänglichkeit der Insel mag zum Theile auch die Erklärung für die Thatsache gefunden werden, dass sich die Geschichte Portoricos in verhältnissmässig viel ruhigeren Geleisen bewegt hat, als auf den anderen westindischen Inseln. Die Besiedlung der Insel, welche am 15. November 1493 von Columbus entdeckt und San Juan Baptista de Puerto Rico benannt wurde, erfolgte erst 1509 von San Domingo aus, und zwar durch Ponce de Leon, den Statthalter einer der spanischen Niederlassungen auf letzterer Insel.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/218>, abgerufen am 30.04.2024.