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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Westindische Häfen.

In Port au Prince unterhalten Consulate: Argentinien, Belgien, Bolivia,
Brasilien, Columbia, Dänemark, Deutsches Reich, Dominikanische Republik (G-.C.),
Frankreich, Grossbritannien, Guatemala, Honduras, Italien, Liberia (G.-C.), Mexico,
Niederlande, Oesterreich-Ungarn, Peru (G.-C.), Portugal, Schweden und Norwegen,
Uruguay, Venezuela, Vereinigte Staaten von Amerika.

Einfuhr und Ausfuhr von Haiti beherrschen die Franzosen, weil sie den
grössten Theil des Kaffees aufnehmen, daher lauten auch die Tratten immer auf
Francs und sind in Paris zahlbar, selbst die auf Hamburg gezogenen. Die Fran-
zosen unterstützen Haiti als alte Colonie und ein französisch redendes Land. In
Port au Prince ist, wie erwähnt, die Hauptniederlassung der "Banque nationale
d'Haiti", einer anonymen französischen Gesellschaft, deren Sitz Paris ist. Aber
schon sind ihnen in der Einfuhr die Deutschen durch das zielbewusste Vorgehen
der Hamburger Dampferlinie voraus. Franzosen, Deutsche und Engländer versorgen
Haiti mit Industrieartikeln, England mit Reis, die Union mit Mehl, Fleisch
und Glaswaaren.

Die regelmässige Dampferverbindung mit Europa unterhalten die Ham-
burg-Amerikanische Packetfahrt Actiengesellschaft auf ihren Linien nach Colon
(Fahrzeit bis Port au Prince 25 Tage) und Vera-Cruz, die Cie. Generale trans-
atlantique auf ihrer Linie Havre-Jacmel. Ausserdem bestehen Verbindungen mit
Amsterdam, Liverpool, New-York (Atlas-Line, Clyde-Steamship-Cy. und nieder-
ländische Postdampfer), New-Orleans und den übrigen Plätzen Westindiens, vor
Allem mit Kingston auf Jamaica. Haiti ist in das Welttelegraphennetz auf-
genommen.

Nächst Port au Prince ist wichtig Cap Haitien auf der Nord-
küste, einst unter dem Namen Cap Francais Hauptstadt der französi-
schen Colonie. Es führt aus: Kaffee (1887/88 61.000 q) und Cacao,
und ist erster Platz der Insel für Blauholz. Ausser diesen sind zu
nennen: Aux Cayes, Jacmel, Gonaives und Jeremie (Cacao).

Wie schon erwähnt wurde, sind die Zustände in der Domini-
kanischen Republik
weit besser als in Haiti. Die Einwohner
sind zwar, wie alle Mulatten, träge und sinnlich, aber doch
von ehrenhaftem und leutseligem Charakter. Man hasst hier nicht
die Fremden, sondern überlässt Einwanderern unentgeltlich Grund
und Boden und ertheilt ihnen sofort das Bürgerrecht. Daher finden
wir in diesen Staaten englisches, französisches und holländisches Ca-
pital investirt.

Die Hauptstadt der Republik und der bedeutendste Handelsplatz
derselben, Santo Domingo oder auch Sante Domingo liegt an der
Südküste der Insel an der Mündung des Ozama-Flusses, welcher sich
nebst anderen drei Flüssen daselbst in eine weite, 10 Seemeilen
tief in die Küste einschneidende Bai ergiesst. Die Lage der Stadt
ist eine sehr anmuthige; westlich von der Stadt breitet sich eine aus-
gedehnte Savannah, amphitheatralich von Hügeln eingerahmt, aus.
Auf dieser Seite erheben sich 8--10 km von der Küste die ersten

Westindische Häfen.

In Port au Prince unterhalten Consulate: Argentinien, Belgien, Bolivia,
Brasilien, Columbia, Dänemark, Deutsches Reich, Dominikanische Republik (G-.C.),
Frankreich, Grossbritannien, Guatemala, Honduras, Italien, Liberia (G.-C.), Mexico,
Niederlande, Oesterreich-Ungarn, Peru (G.-C.), Portugal, Schweden und Norwegen,
Uruguay, Venezuela, Vereinigte Staaten von Amerika.

Einfuhr und Ausfuhr von Haïti beherrschen die Franzosen, weil sie den
grössten Theil des Kaffees aufnehmen, daher lauten auch die Tratten immer auf
Francs und sind in Paris zahlbar, selbst die auf Hamburg gezogenen. Die Fran-
zosen unterstützen Haïti als alte Colonie und ein französisch redendes Land. In
Port au Prince ist, wie erwähnt, die Hauptniederlassung der „Banque nationale
d’Haïti“, einer anonymen französischen Gesellschaft, deren Sitz Paris ist. Aber
schon sind ihnen in der Einfuhr die Deutschen durch das zielbewusste Vorgehen
der Hamburger Dampferlinie voraus. Franzosen, Deutsche und Engländer versorgen
Haïti mit Industrieartikeln, England mit Reis, die Union mit Mehl, Fleisch
und Glaswaaren.

Die regelmässige Dampferverbindung mit Europa unterhalten die Ham-
burg-Amerikanische Packetfahrt Actiengesellschaft auf ihren Linien nach Colon
(Fahrzeit bis Port au Prince 25 Tage) und Vera-Cruz, die Cie. Générale trans-
atlantique auf ihrer Linie Hâvre-Jacmel. Ausserdem bestehen Verbindungen mit
Amsterdam, Liverpool, New-York (Atlas-Line, Clyde-Steamship-Cy. und nieder-
ländische Postdampfer), New-Orleans und den übrigen Plätzen Westindiens, vor
Allem mit Kingston auf Jamaica. Haïti ist in das Welttelegraphennetz auf-
genommen.

Nächst Port au Prince ist wichtig Cap Haïtien auf der Nord-
küste, einst unter dem Namen Cap Français Hauptstadt der französi-
schen Colonie. Es führt aus: Kaffee (1887/88 61.000 q) und Cacao,
und ist erster Platz der Insel für Blauholz. Ausser diesen sind zu
nennen: Aux Cayes, Jacmel, Gonaives und Jérémie (Cacao).

Wie schon erwähnt wurde, sind die Zustände in der Domini-
kanischen Republik
weit besser als in Haïti. Die Einwohner
sind zwar, wie alle Mulatten, träge und sinnlich, aber doch
von ehrenhaftem und leutseligem Charakter. Man hasst hier nicht
die Fremden, sondern überlässt Einwanderern unentgeltlich Grund
und Boden und ertheilt ihnen sofort das Bürgerrecht. Daher finden
wir in diesen Staaten englisches, französisches und holländisches Ca-
pital investirt.

Die Hauptstadt der Republik und der bedeutendste Handelsplatz
derselben, Santo Domingo oder auch Sante Domingo liegt an der
Südküste der Insel an der Mündung des Ozama-Flusses, welcher sich
nebst anderen drei Flüssen daselbst in eine weite, 10 Seemeilen
tief in die Küste einschneidende Bai ergiesst. Die Lage der Stadt
ist eine sehr anmuthige; westlich von der Stadt breitet sich eine aus-
gedehnte Savannah, amphitheatralich von Hügeln eingerahmt, aus.
Auf dieser Seite erheben sich 8—10 km von der Küste die ersten

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[199/0215] Westindische Häfen. In Port au Prince unterhalten Consulate: Argentinien, Belgien, Bolivia, Brasilien, Columbia, Dänemark, Deutsches Reich, Dominikanische Republik (G-.C.), Frankreich, Grossbritannien, Guatemala, Honduras, Italien, Liberia (G.-C.), Mexico, Niederlande, Oesterreich-Ungarn, Peru (G.-C.), Portugal, Schweden und Norwegen, Uruguay, Venezuela, Vereinigte Staaten von Amerika. Einfuhr und Ausfuhr von Haïti beherrschen die Franzosen, weil sie den grössten Theil des Kaffees aufnehmen, daher lauten auch die Tratten immer auf Francs und sind in Paris zahlbar, selbst die auf Hamburg gezogenen. Die Fran- zosen unterstützen Haïti als alte Colonie und ein französisch redendes Land. In Port au Prince ist, wie erwähnt, die Hauptniederlassung der „Banque nationale d’Haïti“, einer anonymen französischen Gesellschaft, deren Sitz Paris ist. Aber schon sind ihnen in der Einfuhr die Deutschen durch das zielbewusste Vorgehen der Hamburger Dampferlinie voraus. Franzosen, Deutsche und Engländer versorgen Haïti mit Industrieartikeln, England mit Reis, die Union mit Mehl, Fleisch und Glaswaaren. Die regelmässige Dampferverbindung mit Europa unterhalten die Ham- burg-Amerikanische Packetfahrt Actiengesellschaft auf ihren Linien nach Colon (Fahrzeit bis Port au Prince 25 Tage) und Vera-Cruz, die Cie. Générale trans- atlantique auf ihrer Linie Hâvre-Jacmel. Ausserdem bestehen Verbindungen mit Amsterdam, Liverpool, New-York (Atlas-Line, Clyde-Steamship-Cy. und nieder- ländische Postdampfer), New-Orleans und den übrigen Plätzen Westindiens, vor Allem mit Kingston auf Jamaica. Haïti ist in das Welttelegraphennetz auf- genommen. Nächst Port au Prince ist wichtig Cap Haïtien auf der Nord- küste, einst unter dem Namen Cap Français Hauptstadt der französi- schen Colonie. Es führt aus: Kaffee (1887/88 61.000 q) und Cacao, und ist erster Platz der Insel für Blauholz. Ausser diesen sind zu nennen: Aux Cayes, Jacmel, Gonaives und Jérémie (Cacao). Wie schon erwähnt wurde, sind die Zustände in der Domini- kanischen Republik weit besser als in Haïti. Die Einwohner sind zwar, wie alle Mulatten, träge und sinnlich, aber doch von ehrenhaftem und leutseligem Charakter. Man hasst hier nicht die Fremden, sondern überlässt Einwanderern unentgeltlich Grund und Boden und ertheilt ihnen sofort das Bürgerrecht. Daher finden wir in diesen Staaten englisches, französisches und holländisches Ca- pital investirt. Die Hauptstadt der Republik und der bedeutendste Handelsplatz derselben, Santo Domingo oder auch Sante Domingo liegt an der Südküste der Insel an der Mündung des Ozama-Flusses, welcher sich nebst anderen drei Flüssen daselbst in eine weite, 10 Seemeilen tief in die Küste einschneidende Bai ergiesst. Die Lage der Stadt ist eine sehr anmuthige; westlich von der Stadt breitet sich eine aus- gedehnte Savannah, amphitheatralich von Hügeln eingerahmt, aus. Auf dieser Seite erheben sich 8—10 km von der Küste die ersten

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/215>, abgerufen am 24.11.2024.