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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.

Die kürzeste Postverbindung bildet die Linie Bremerhaven--New-York zu
Schiff, New-York--Tampa mit der Eisenbahn und Tampa--Habana (2 Tage) zu
Schiff, zusammen 14 Tage.

Habana steht durch Kabel mit Florida und Vera-Cruz in telegraphischer
Verbindung.

In Habana haben Consulate: Belgien, Brasilien, China (G.-C.), Columbia,
Costarica, Dänemark, Deutsches Reich, Dominikanische Republik (G.-C.), Ecuador,
Frankreich (G.-C.), Griechenland, Grossbritannien (G.-C.), Guatemala, Haiti, Hon-
duras (G.-C.), Italien, Mexico (G.-C.), Niederlande, Oesterreich-Ungarn (G.-C.),
Peru, Portugal, Russland, Schweden und Norwegen (G.-C.), Uruguay, Venezuela,
Vereinigte Staaten (G.-C.), Württemberg.

Ausser Habana haben wegen der grossen Längenausdehnung
von Cuba noch eine Reihe anderer Häfen als Ausfuhrplätze Be-
deutung.

Matanzas liegt im Osten von Habana an der Floridastrasse
und hat 88.000 Einwohner. Die Stadt steht durch eine Bahn in
directer Verbindung mit Habana, ebenso mit dem Hinterlande; sie ist
Gouvernements-Hauptstadt, Sitz mehrerer Behörden sowie eines Handels-
gerichtes; Matanzas besteht aus regelmässigen, schönen Strassen, be-
sitzt mehrere schöne Gebäude und zahlreiche industrielle Etablisse-
ments. Matanzas exportirt fast ebensoviel Zucker und Melasse wie
Habana, und zwar nach den Vereinigten Staaten.

Weiter nach Osten haben wir zwei wichtige Ausfuhrplätze für
Zucker, Cardenas an der Nordküste, Cienfuegos mit 66.000
Einwohnern und Trinidad de Cuba an der Südküste. Im Südosten
der Insel hebt sich von dem Hintergrunde einer prachtvollen Bai
amphitheatralisch die ehemalige Hauptstadt der Insel, Santiago de
Cuba
. Sie wurde 1514 gegründet, zählt 74.000 Einwohner und ist
Departements-Hauptstadt sowie Sitz eines Erzbischofs. Die Stadt selbst
bietet keine besonderen Sehenswürdigkeiten und gilt für sehr unge-
sund, woran die die Stadt umgebenden Lagunen zumeist die Schuld
tragen dürften. Die industrielle Thätigkeit in Santiago ist bemerkens-
werth und im Aufschwunge begriffen; man zählt mehrere Cigarren-
fabriken, Kerzenfabriken, Eisengiessereien und Maschinenfabriken.

Die Ausfuhr von Santiago zeigt unter allen Plätzen der Insel die grösste
Mannigfaltigkeit, denn hier finden wir neben Zucker (1889 372.000 q) und Rum
auch Kaffee (10.000 q) und Cacao (10.400 q).

Santiago ist Ausfuhrplatz guter Cubatabake, bedeutender Mengen von
Cedernholz, aus denen Bleistifthülsen und Cigarrenkistchen gemacht werden, und
von Mahagoni.

Die Eisenerze (1889 248.480 t) aus den Minen "The Juragua Iron Co.",
einem amerikanischen Unternehmen, enthalten 64 % metallisches Eisen und werden
ebenso wie Manganerze in steigenden Mengen nach der Union eingeführt. Die

Die atlantische Küste von Amerika.

Die kürzeste Postverbindung bildet die Linie Bremerhaven—New-York zu
Schiff, New-York—Tampa mit der Eisenbahn und Tampa—Habana (2 Tage) zu
Schiff, zusammen 14 Tage.

Habana steht durch Kabel mit Florida und Vera-Cruz in telegraphischer
Verbindung.

In Habana haben Consulate: Belgien, Brasilien, China (G.-C.), Columbia,
Costarica, Dänemark, Deutsches Reich, Dominikanische Republik (G.-C.), Ecuador,
Frankreich (G.-C.), Griechenland, Grossbritannien (G.-C.), Guatemala, Haïti, Hon-
duras (G.-C.), Italien, Mexico (G.-C.), Niederlande, Oesterreich-Ungarn (G.-C.),
Peru, Portugal, Russland, Schweden und Norwegen (G.-C.), Uruguay, Venezuela,
Vereinigte Staaten (G.-C.), Württemberg.

Ausser Habana haben wegen der grossen Längenausdehnung
von Cuba noch eine Reihe anderer Häfen als Ausfuhrplätze Be-
deutung.

Matanzas liegt im Osten von Habana an der Floridastrasse
und hat 88.000 Einwohner. Die Stadt steht durch eine Bahn in
directer Verbindung mit Habana, ebenso mit dem Hinterlande; sie ist
Gouvernements-Hauptstadt, Sitz mehrerer Behörden sowie eines Handels-
gerichtes; Matanzas besteht aus regelmässigen, schönen Strassen, be-
sitzt mehrere schöne Gebäude und zahlreiche industrielle Etablisse-
ments. Matanzas exportirt fast ebensoviel Zucker und Melasse wie
Habana, und zwar nach den Vereinigten Staaten.

Weiter nach Osten haben wir zwei wichtige Ausfuhrplätze für
Zucker, Cardenas an der Nordküste, Cienfuegos mit 66.000
Einwohnern und Trinidad de Cuba an der Südküste. Im Südosten
der Insel hebt sich von dem Hintergrunde einer prachtvollen Bai
amphitheatralisch die ehemalige Hauptstadt der Insel, Santiago de
Cuba
. Sie wurde 1514 gegründet, zählt 74.000 Einwohner und ist
Departements-Hauptstadt sowie Sitz eines Erzbischofs. Die Stadt selbst
bietet keine besonderen Sehenswürdigkeiten und gilt für sehr unge-
sund, woran die die Stadt umgebenden Lagunen zumeist die Schuld
tragen dürften. Die industrielle Thätigkeit in Santiago ist bemerkens-
werth und im Aufschwunge begriffen; man zählt mehrere Cigarren-
fabriken, Kerzenfabriken, Eisengiessereien und Maschinenfabriken.

Die Ausfuhr von Santiago zeigt unter allen Plätzen der Insel die grösste
Mannigfaltigkeit, denn hier finden wir neben Zucker (1889 372.000 q) und Rum
auch Kaffee (10.000 q) und Cacao (10.400 q).

Santiago ist Ausfuhrplatz guter Cubatabake, bedeutender Mengen von
Cedernholz, aus denen Bleistifthülsen und Cigarrenkistchen gemacht werden, und
von Mahagoni.

Die Eisenerze (1889 248.480 t) aus den Minen „The Juragua Iron Co.“,
einem amerikanischen Unternehmen, enthalten 64 % metallisches Eisen und werden
ebenso wie Manganerze in steigenden Mengen nach der Union eingeführt. Die

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[186/0202] Die atlantische Küste von Amerika. Die kürzeste Postverbindung bildet die Linie Bremerhaven—New-York zu Schiff, New-York—Tampa mit der Eisenbahn und Tampa—Habana (2 Tage) zu Schiff, zusammen 14 Tage. Habana steht durch Kabel mit Florida und Vera-Cruz in telegraphischer Verbindung. In Habana haben Consulate: Belgien, Brasilien, China (G.-C.), Columbia, Costarica, Dänemark, Deutsches Reich, Dominikanische Republik (G.-C.), Ecuador, Frankreich (G.-C.), Griechenland, Grossbritannien (G.-C.), Guatemala, Haïti, Hon- duras (G.-C.), Italien, Mexico (G.-C.), Niederlande, Oesterreich-Ungarn (G.-C.), Peru, Portugal, Russland, Schweden und Norwegen (G.-C.), Uruguay, Venezuela, Vereinigte Staaten (G.-C.), Württemberg. Ausser Habana haben wegen der grossen Längenausdehnung von Cuba noch eine Reihe anderer Häfen als Ausfuhrplätze Be- deutung. Matanzas liegt im Osten von Habana an der Floridastrasse und hat 88.000 Einwohner. Die Stadt steht durch eine Bahn in directer Verbindung mit Habana, ebenso mit dem Hinterlande; sie ist Gouvernements-Hauptstadt, Sitz mehrerer Behörden sowie eines Handels- gerichtes; Matanzas besteht aus regelmässigen, schönen Strassen, be- sitzt mehrere schöne Gebäude und zahlreiche industrielle Etablisse- ments. Matanzas exportirt fast ebensoviel Zucker und Melasse wie Habana, und zwar nach den Vereinigten Staaten. Weiter nach Osten haben wir zwei wichtige Ausfuhrplätze für Zucker, Cardenas an der Nordküste, Cienfuegos mit 66.000 Einwohnern und Trinidad de Cuba an der Südküste. Im Südosten der Insel hebt sich von dem Hintergrunde einer prachtvollen Bai amphitheatralisch die ehemalige Hauptstadt der Insel, Santiago de Cuba. Sie wurde 1514 gegründet, zählt 74.000 Einwohner und ist Departements-Hauptstadt sowie Sitz eines Erzbischofs. Die Stadt selbst bietet keine besonderen Sehenswürdigkeiten und gilt für sehr unge- sund, woran die die Stadt umgebenden Lagunen zumeist die Schuld tragen dürften. Die industrielle Thätigkeit in Santiago ist bemerkens- werth und im Aufschwunge begriffen; man zählt mehrere Cigarren- fabriken, Kerzenfabriken, Eisengiessereien und Maschinenfabriken. Die Ausfuhr von Santiago zeigt unter allen Plätzen der Insel die grösste Mannigfaltigkeit, denn hier finden wir neben Zucker (1889 372.000 q) und Rum auch Kaffee (10.000 q) und Cacao (10.400 q). Santiago ist Ausfuhrplatz guter Cubatabake, bedeutender Mengen von Cedernholz, aus denen Bleistifthülsen und Cigarrenkistchen gemacht werden, und von Mahagoni. Die Eisenerze (1889 248.480 t) aus den Minen „The Juragua Iron Co.“, einem amerikanischen Unternehmen, enthalten 64 % metallisches Eisen und werden ebenso wie Manganerze in steigenden Mengen nach der Union eingeführt. Die

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/202>, abgerufen am 30.04.2024.