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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
Grund darin, dass die Negerbevölkerung infolge der schrittweise
vorbereiteten Befreiung von dem hier wie in allen spanischen Colonien
milderen Joche der Sclaverei sich verhältnissmässig leichter der freien
Arbeit anbequemte, noch mehr aber in dem an und für sich günstigen
Zahlenverhältnisse der Weissen zu den Farbigen, was schon darauf
hinweist, dass auf Cuba ein grosser Theil der weissen Bevölkerung
selbst an der Bodencultur thätig mitwirkt. Trotzdem musste auch,
wie aus der vorhergegebenen Einwohnerstatistik hervorgeht, dem
Mangel an Arbeitskräften durch Einfuhr von Coulies (zumeist Chinesen
und Yacateken) geschritten werden.

Der Wohlstand der Insel Cuba beruht auf den Producten des
tropischen Ackerbaues, und zwar solcher Pflanzen, welche die Euro-
päer eingeführt haben, Zucker (1508), Kaffee (1709) und heimischen
Tabak; der Viehzucht und der Ausbeute der reichen Schätze des
Landes an Mineralien wird erst in den letzten Jahren einige Be-
achtung geschenkt.

Aber wir dürfen nochmals daran erinnern, dass nur erst der
zehnte Theil der Insel wirklich unter Cultur genommen ist und dass
die Einwohner jährlich Millionen Dollars für Nahrungs- und Genuss-
mittel ins Ausland senden, von denen das Meiste im Lande erzeugt
werden könnte.

Die wichtigste Culturpflanze Cubas ist das Zuckerrohr, welches im Volke
der "König der Insel" genannt wird. Seit der Ausfuhrzoll auf Zucker aufgehoben
worden ist, hat man auf Cuba grosse Flächen nur mit Zuckerrohr bepflanzt. Auch
verarbeitet jetzt nicht mehr jeder kleine Pflanzer selbst sein Rohr, sondern zer-
kleinert es nur und führt es einer Centralingenio zu, wo man mit modernen
amerikanischen und europäischen Maschinen arbeitet und für den einheimischen
Markt und Spanien auch Raffinade herstellt.

Langsam vermehrt sich die Zahl schmalspuriger leichter Eisenbahnen, die zu-
nächst für den Transport des Zuckerrohres bestimmt sind, und dadurch wird es Cuba
ermöglicht, billiger als früher zu produciren und auf dem Weltmarkte trotz der
enormen Ausdehnung der Erzeugung von Rübenzucker concurrenzfähig zu bleiben.
Aber diese ausschliessliche Begünstigung des Baues des Zuckerrohres birgt auch
schwere Gefahren für Cuba, denn der Preis des Zuckers ist abhängig von der
Speculation in New-York und London, und ein Preisfall in diesem Artikel hat
fürchterliche Folgen für den Wohlstand der Insel.



[Abbildung]

Legende zum Hafen von Habana.
A Innerer Hafen, B Bucht (Ensenada) de Marimelena, C Schwimmdock, D Seearsenal, E Fruchtmagazin,
F Leuchtfeuer, G Pulvermagazin, H Waarenhäuser, I Regla-Sandbank, J Gasometer, K Militär-Baracken,
L Promenade Paseo de Tacon, M Christina-Bahnhof, N Prado, O Platz Isabella la Catolica, P Platz Campo
de Marte, Q Batterie la Reina, R Bahnhof Regla, S Concha-Bahnhof, T Principe Alfonso-Strasse,
U Galiano-Strasse, V Belascoain-Strasse, W Kathedrale, X Reina-Strasse, Y Infante-Strasse, Z Tret-
mühle. -- 1 Universität, 2 Plaza de Armas, 3 S. Francisco-Platz, 4 Cerro-Strasse, 5 Friedhof S. Lazaro,
6 Spitäler S. Lazaro, 7 Zollamt, 8 Admiralität, 9 Militärspital, 10 Christina-Strasse.


Die atlantische Küste von Amerika.
Grund darin, dass die Negerbevölkerung infolge der schrittweise
vorbereiteten Befreiung von dem hier wie in allen spanischen Colonien
milderen Joche der Sclaverei sich verhältnissmässig leichter der freien
Arbeit anbequemte, noch mehr aber in dem an und für sich günstigen
Zahlenverhältnisse der Weissen zu den Farbigen, was schon darauf
hinweist, dass auf Cuba ein grosser Theil der weissen Bevölkerung
selbst an der Bodencultur thätig mitwirkt. Trotzdem musste auch,
wie aus der vorhergegebenen Einwohnerstatistik hervorgeht, dem
Mangel an Arbeitskräften durch Einfuhr von Coulies (zumeist Chinesen
und Yacateken) geschritten werden.

Der Wohlstand der Insel Cuba beruht auf den Producten des
tropischen Ackerbaues, und zwar solcher Pflanzen, welche die Euro-
päer eingeführt haben, Zucker (1508), Kaffee (1709) und heimischen
Tabak; der Viehzucht und der Ausbeute der reichen Schätze des
Landes an Mineralien wird erst in den letzten Jahren einige Be-
achtung geschenkt.

Aber wir dürfen nochmals daran erinnern, dass nur erst der
zehnte Theil der Insel wirklich unter Cultur genommen ist und dass
die Einwohner jährlich Millionen Dollars für Nahrungs- und Genuss-
mittel ins Ausland senden, von denen das Meiste im Lande erzeugt
werden könnte.

Die wichtigste Culturpflanze Cubas ist das Zuckerrohr, welches im Volke
der „König der Insel“ genannt wird. Seit der Ausfuhrzoll auf Zucker aufgehoben
worden ist, hat man auf Cuba grosse Flächen nur mit Zuckerrohr bepflanzt. Auch
verarbeitet jetzt nicht mehr jeder kleine Pflanzer selbst sein Rohr, sondern zer-
kleinert es nur und führt es einer Centralingenio zu, wo man mit modernen
amerikanischen und europäischen Maschinen arbeitet und für den einheimischen
Markt und Spanien auch Raffinade herstellt.

Langsam vermehrt sich die Zahl schmalspuriger leichter Eisenbahnen, die zu-
nächst für den Transport des Zuckerrohres bestimmt sind, und dadurch wird es Cuba
ermöglicht, billiger als früher zu produciren und auf dem Weltmarkte trotz der
enormen Ausdehnung der Erzeugung von Rübenzucker concurrenzfähig zu bleiben.
Aber diese ausschliessliche Begünstigung des Baues des Zuckerrohres birgt auch
schwere Gefahren für Cuba, denn der Preis des Zuckers ist abhängig von der
Speculation in New-York und London, und ein Preisfall in diesem Artikel hat
fürchterliche Folgen für den Wohlstand der Insel.



[Abbildung]

Legende zum Hafen von Habana.
A Innerer Hafen, B Bucht (Ensenada) de Marimelena, C Schwimmdock, D Seearsenal, E Fruchtmagazin,
F Leuchtfeuer, G Pulvermagazin, H Waarenhäuser, I Regla-Sandbank, J Gasometer, K Militär-Baracken,
L Promenade Paseo de Tacon, M Christina-Bahnhof, N Prado, O Platz Isabella la Catolica, P Platz Campo
de Marte, Q Batterie la Reina, R Bahnhof Regla, S Concha-Bahnhof, T Principe Alfonso-Strasse,
U Galiano-Strasse, V Belascoain-Strasse, W Kathedrale, X Reina-Strasse, Y Infante-Strasse, Z Tret-
mühle. — 1 Universität, 2 Plaza de Armas, 3 S. Francisco-Platz, 4 Cerro-Strasse, 5 Friedhof S. Lazaro,
6 Spitäler S. Lazaro, 7 Zollamt, 8 Admiralität, 9 Militärspital, 10 Christina-Strasse.


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[180/0196] Die atlantische Küste von Amerika. Grund darin, dass die Negerbevölkerung infolge der schrittweise vorbereiteten Befreiung von dem hier wie in allen spanischen Colonien milderen Joche der Sclaverei sich verhältnissmässig leichter der freien Arbeit anbequemte, noch mehr aber in dem an und für sich günstigen Zahlenverhältnisse der Weissen zu den Farbigen, was schon darauf hinweist, dass auf Cuba ein grosser Theil der weissen Bevölkerung selbst an der Bodencultur thätig mitwirkt. Trotzdem musste auch, wie aus der vorhergegebenen Einwohnerstatistik hervorgeht, dem Mangel an Arbeitskräften durch Einfuhr von Coulies (zumeist Chinesen und Yacateken) geschritten werden. Der Wohlstand der Insel Cuba beruht auf den Producten des tropischen Ackerbaues, und zwar solcher Pflanzen, welche die Euro- päer eingeführt haben, Zucker (1508), Kaffee (1709) und heimischen Tabak; der Viehzucht und der Ausbeute der reichen Schätze des Landes an Mineralien wird erst in den letzten Jahren einige Be- achtung geschenkt. Aber wir dürfen nochmals daran erinnern, dass nur erst der zehnte Theil der Insel wirklich unter Cultur genommen ist und dass die Einwohner jährlich Millionen Dollars für Nahrungs- und Genuss- mittel ins Ausland senden, von denen das Meiste im Lande erzeugt werden könnte. Die wichtigste Culturpflanze Cubas ist das Zuckerrohr, welches im Volke der „König der Insel“ genannt wird. Seit der Ausfuhrzoll auf Zucker aufgehoben worden ist, hat man auf Cuba grosse Flächen nur mit Zuckerrohr bepflanzt. Auch verarbeitet jetzt nicht mehr jeder kleine Pflanzer selbst sein Rohr, sondern zer- kleinert es nur und führt es einer Centralingenio zu, wo man mit modernen amerikanischen und europäischen Maschinen arbeitet und für den einheimischen Markt und Spanien auch Raffinade herstellt. Langsam vermehrt sich die Zahl schmalspuriger leichter Eisenbahnen, die zu- nächst für den Transport des Zuckerrohres bestimmt sind, und dadurch wird es Cuba ermöglicht, billiger als früher zu produciren und auf dem Weltmarkte trotz der enormen Ausdehnung der Erzeugung von Rübenzucker concurrenzfähig zu bleiben. Aber diese ausschliessliche Begünstigung des Baues des Zuckerrohres birgt auch schwere Gefahren für Cuba, denn der Preis des Zuckers ist abhängig von der Speculation in New-York und London, und ein Preisfall in diesem Artikel hat fürchterliche Folgen für den Wohlstand der Insel. [Abbildung Legende zum Hafen von Habana. A Innerer Hafen, B Bucht (Ensenada) de Marimelena, C Schwimmdock, D Seearsenal, E Fruchtmagazin, F Leuchtfeuer, G Pulvermagazin, H Waarenhäuser, I Regla-Sandbank, J Gasometer, K Militär-Baracken, L Promenade Paseo de Tacon, M Christina-Bahnhof, N Prado, O Platz Isabella la Catolica, P Platz Campo de Marte, Q Batterie la Reina, R Bahnhof Regla, S Concha-Bahnhof, T Principe Alfonso-Strasse, U Galiano-Strasse, V Belascoain-Strasse, W Kathedrale, X Reina-Strasse, Y Infante-Strasse, Z Tret- mühle. — 1 Universität, 2 Plaza de Armas, 3 S. Francisco-Platz, 4 Cerro-Strasse, 5 Friedhof S. Lazaro, 6 Spitäler S. Lazaro, 7 Zollamt, 8 Admiralität, 9 Militärspital, 10 Christina-Strasse. ]

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/196>, abgerufen am 22.11.2024.