Seine Kaufleute legen auch nicht die Hände in den Schoss und in Tariffragen hat ihrer Agitation Baltimore manche Vortheile zu ver- danken. Umsomehr muss man sich wundern, dass das so dankbare Project, quer durch die Halbinsel Maryland einen Seeschiffahrts- canal in die Delaware-Bay zu bauen, von der Ausführung noch weit entfernt zu sein scheint. Und doch handelt es sich bei dem Durchstiche dieser durchaus ebenen Halbinsel nicht um besondere technische Schwierigkeiten, wie auch der Voranschlag zeigt, der auf nicht mehr als 8 Millionen Dollars lautet. Baltimore würde durch diesen Canal den nördlichen Häfen Europas, wohin sein Handel hauptsächlich gerichtet ist, um 480 km näher gerückt werden, nicht zu gedenken der ungeheuren Vorheile, welche der Küstenhandel am atlantischen Ocean aus ihm schöpfen würde. Dieses Zögern ist umso- weniger begreiflich, da die entscheidenden Persönlichkeiten Baltimores täglich sehen, wie sehr der bestehende Chesapeake and Delaware- Canal sich für die Küstenschiffahrt bewährt hat.
Man hat doch schon bedeutende Summen für die Verbesserung der Zufahrt des Hafens ausgegeben, namentlich für die Vertiefung des Canals an der Mündung des Patapsco in die Chesapeak-Bai. Aber in Baltimore besteht das System, die nothwendigen Arbeiten gewisser- massen nur tropfenweise auf eine Reihe von Jahren vertheilt vor- zunehmen.
Baltimore ist in erster Linie Handelsstadt, in zweiter Industrie- stadt. Wenn wir den einzelnen Stapelartikeln dieses für amerikanische Begriffe "alten Handelsplatzes" unsere Aufmerksamkeit zuwenden, be- greifen wir dessen steigende Blüthe und Entwicklung nach jeder Richtung.
Die wichtigsten Handelsartikel Baltimores sind Getreide und Mehl. Im Jahre 1888 betrugen die Empfänge von Getreide 5,929.150 hl, 1887 8,858.140 hl. Den Höhepunkt des Getreidehandels von Baltimore bildet das Jahr 1879 mit Zu- fuhren von 21,082.000 hl. Dieses Schicksal des Rückganges des Getreidehandels theilt Baltimore mit New-York und Philadelphia.
Immerhin ist Baltimore der zweite Exportplatz der Union für Getreide ge- blieben. Durch fünf feste und vier schwimmende Elevatoren wird dieser Handel vermittelt. Die festen Elevatoren haben einen Fassungsraum von 1,779.500 hl und können täglich 1880 Getreidewaggons entladen und Schiffe mit 942.678 hl Ge- treide beladen.
Der Getreideexport Baltimores betrug 1888 3,074.200 hl, 1887 6,360.100 hl. Die Getreidecorners hielten 1888 die Preise hoch und arbeiteten dadurch der Ge- treideausfuhr der Union entgegen. Von dem Exporte des Jahres 1888 waren 1,466.299 hl Weizen, das übrige bestand fast ausschliesslich aus Mais, dem Haupt- producte des Getreidebaues der Union, dessen Verwendung in Europa zu dem
Die atlantische Küste von Amerika.
Seine Kaufleute legen auch nicht die Hände in den Schoss und in Tariffragen hat ihrer Agitation Baltimore manche Vortheile zu ver- danken. Umsomehr muss man sich wundern, dass das so dankbare Project, quer durch die Halbinsel Maryland einen Seeschiffahrts- canal in die Delaware-Bay zu bauen, von der Ausführung noch weit entfernt zu sein scheint. Und doch handelt es sich bei dem Durchstiche dieser durchaus ebenen Halbinsel nicht um besondere technische Schwierigkeiten, wie auch der Voranschlag zeigt, der auf nicht mehr als 8 Millionen Dollars lautet. Baltimore würde durch diesen Canal den nördlichen Häfen Europas, wohin sein Handel hauptsächlich gerichtet ist, um 480 km näher gerückt werden, nicht zu gedenken der ungeheuren Vorheile, welche der Küstenhandel am atlantischen Ocean aus ihm schöpfen würde. Dieses Zögern ist umso- weniger begreiflich, da die entscheidenden Persönlichkeiten Baltimores täglich sehen, wie sehr der bestehende Chesapeake and Delaware- Canal sich für die Küstenschiffahrt bewährt hat.
Man hat doch schon bedeutende Summen für die Verbesserung der Zufahrt des Hafens ausgegeben, namentlich für die Vertiefung des Canals an der Mündung des Patapsco in die Chesapeak-Bai. Aber in Baltimore besteht das System, die nothwendigen Arbeiten gewisser- massen nur tropfenweise auf eine Reihe von Jahren vertheilt vor- zunehmen.
Baltimore ist in erster Linie Handelsstadt, in zweiter Industrie- stadt. Wenn wir den einzelnen Stapelartikeln dieses für amerikanische Begriffe „alten Handelsplatzes“ unsere Aufmerksamkeit zuwenden, be- greifen wir dessen steigende Blüthe und Entwicklung nach jeder Richtung.
Die wichtigsten Handelsartikel Baltimores sind Getreide und Mehl. Im Jahre 1888 betrugen die Empfänge von Getreide 5,929.150 hl, 1887 8,858.140 hl. Den Höhepunkt des Getreidehandels von Baltimore bildet das Jahr 1879 mit Zu- fuhren von 21,082.000 hl. Dieses Schicksal des Rückganges des Getreidehandels theilt Baltimore mit New-York und Philadelphia.
Immerhin ist Baltimore der zweite Exportplatz der Union für Getreide ge- blieben. Durch fünf feste und vier schwimmende Elevatoren wird dieser Handel vermittelt. Die festen Elevatoren haben einen Fassungsraum von 1,779.500 hl und können täglich 1880 Getreidewaggons entladen und Schiffe mit 942.678 hl Ge- treide beladen.
Der Getreideexport Baltimores betrug 1888 3,074.200 hl, 1887 6,360.100 hl. Die Getreidecorners hielten 1888 die Preise hoch und arbeiteten dadurch der Ge- treideausfuhr der Union entgegen. Von dem Exporte des Jahres 1888 waren 1,466.299 hl Weizen, das übrige bestand fast ausschliesslich aus Mais, dem Haupt- producte des Getreidebaues der Union, dessen Verwendung in Europa zu dem
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Die atlantische Küste von Amerika.
Seine Kaufleute legen auch nicht die Hände in den Schoss und
in Tariffragen hat ihrer Agitation Baltimore manche Vortheile zu ver-
danken. Umsomehr muss man sich wundern, dass das so dankbare
Project, quer durch die Halbinsel Maryland einen Seeschiffahrts-
canal in die Delaware-Bay zu bauen, von der Ausführung noch
weit entfernt zu sein scheint. Und doch handelt es sich bei dem
Durchstiche dieser durchaus ebenen Halbinsel nicht um besondere
technische Schwierigkeiten, wie auch der Voranschlag zeigt, der auf
nicht mehr als 8 Millionen Dollars lautet. Baltimore würde durch
diesen Canal den nördlichen Häfen Europas, wohin sein Handel
hauptsächlich gerichtet ist, um 480 km näher gerückt werden, nicht
zu gedenken der ungeheuren Vorheile, welche der Küstenhandel am
atlantischen Ocean aus ihm schöpfen würde. Dieses Zögern ist umso-
weniger begreiflich, da die entscheidenden Persönlichkeiten Baltimores
täglich sehen, wie sehr der bestehende Chesapeake and Delaware-
Canal sich für die Küstenschiffahrt bewährt hat.
Man hat doch schon bedeutende Summen für die Verbesserung
der Zufahrt des Hafens ausgegeben, namentlich für die Vertiefung des
Canals an der Mündung des Patapsco in die Chesapeak-Bai. Aber in
Baltimore besteht das System, die nothwendigen Arbeiten gewisser-
massen nur tropfenweise auf eine Reihe von Jahren vertheilt vor-
zunehmen.
Baltimore ist in erster Linie Handelsstadt, in zweiter Industrie-
stadt. Wenn wir den einzelnen Stapelartikeln dieses für amerikanische
Begriffe „alten Handelsplatzes“ unsere Aufmerksamkeit zuwenden, be-
greifen wir dessen steigende Blüthe und Entwicklung nach jeder
Richtung.
Die wichtigsten Handelsartikel Baltimores sind Getreide und Mehl. Im
Jahre 1888 betrugen die Empfänge von Getreide 5,929.150 hl, 1887 8,858.140 hl.
Den Höhepunkt des Getreidehandels von Baltimore bildet das Jahr 1879 mit Zu-
fuhren von 21,082.000 hl. Dieses Schicksal des Rückganges des Getreidehandels
theilt Baltimore mit New-York und Philadelphia.
Immerhin ist Baltimore der zweite Exportplatz der Union für Getreide ge-
blieben. Durch fünf feste und vier schwimmende Elevatoren wird dieser Handel
vermittelt. Die festen Elevatoren haben einen Fassungsraum von 1,779.500 hl und
können täglich 1880 Getreidewaggons entladen und Schiffe mit 942.678 hl Ge-
treide beladen.
Der Getreideexport Baltimores betrug 1888 3,074.200 hl, 1887 6,360.100 hl.
Die Getreidecorners hielten 1888 die Preise hoch und arbeiteten dadurch der Ge-
treideausfuhr der Union entgegen. Von dem Exporte des Jahres 1888 waren
1,466.299 hl Weizen, das übrige bestand fast ausschliesslich aus Mais, dem Haupt-
producte des Getreidebaues der Union, dessen Verwendung in Europa zu dem
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/132>, abgerufen am 25.11.2024.
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