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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Baltimore.

Allerdings gibt es Vieles, das zum Verbleiben in der Stadt
selbst anzuregen vermag, denn wer vermöchte den Reizen der Gross-
stadt sich zu verschliessen, wenn sie in so reichem Masse wie hier
uns erfreuen. Die Schönheit der Frauen Baltimores ist berühmt, die
Gastfreundschaft seiner Bewohner die herzlichste, und wessen Auge
empfände nicht Wohlgefallen an all dem Luxus und den Freuden des
Lebens, welche Reichthum und Wohlstand zu gewähren im Stande
sind und die im rege pulsirenden Strassenleben zur vollen Geltung
kommen.

Man kann Baltimore, die Stätte grossartiger, ja überwältigender
Culturarbeit, deren geistige und materielle Leistungen nicht nur ihrer
eigenen Wohlfahrt zugute kommen, sondern zu jener ganzer Völker
beitragen, nur mit Bewunderung verlassen, besonders wenn man die
Thatsache festhält, dass die ganze Herrlichkeit ein Gebilde der neuen
Zeit ist, und staunend sagen muss: dort, wo jetzt Baltimore blüht,
stand vor anderthalb Jahrhunderten nur ein winziges Haus!

Von den grossen altlantischen Häfen der Union nimmt Baltimore
in der Ausfuhr den dritten, in der Einfuhr den vierten Rang ein,
denn die letztere ist vollständig abhängig von dem nicht zu weit ent-
fernt gelegenen grossen New-York. Für die Ausfuhr aber hat Balti-
more bei seiner weit nach Westen vorgeschobenen Lage den grossen
Vortheil, dem Ohio und dem Mississippigebiete um wenigstens 500 km
näher zu liegen als einer der bisher behandelten Hafenplätze. Dadurch
wird theilweise der Uebelstand ausgeglichen, dass der bereits 1828
begonnene Chesapeak-Ohiocanal schon auf dem halben Wege nach
Pittsburg sein Ende gefunden hat und nur bis in das Cumberland (Md.)
reicht. Er dient daher ausschliesslich dem Kohlentransporte.

Den Hauptverkehr Baltimores vermitteln die sieben von hier
ausgehenden Eisenbahnlinien. Die Baltimore- und Ohio-Eisenbahn ist
die wichtigste; ihre Endpunkte sind St. Louis per Chicago (über
Washington erreicht), dann New-Jersey (via Piladelphia). Auf ihr ge-
langten 1888 29·5 Millionen q Güter nach Baltimore, davon wurden
4·2 Millionen q verschifft.

Die Northern Central Railroad, ein Theil des Pennsylvania-Systems,
führt von Baltimore in gerader Linie nach Norden bis in die Nähe
des Niagarafalles und führte unserem Hafen 1888 16·1 Millionen q
zu; die Baltimore- und Potomac-Eisenbahn, auch ein Theil des Penn-
sylvania-Systems, deren südlichen Terminus Richmond bildet, brachte
2·8 Millionen q und die Western-Maryland-Eisenbahn fast 1 Mil-
lion q.


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Baltimore.

Allerdings gibt es Vieles, das zum Verbleiben in der Stadt
selbst anzuregen vermag, denn wer vermöchte den Reizen der Gross-
stadt sich zu verschliessen, wenn sie in so reichem Masse wie hier
uns erfreuen. Die Schönheit der Frauen Baltimores ist berühmt, die
Gastfreundschaft seiner Bewohner die herzlichste, und wessen Auge
empfände nicht Wohlgefallen an all dem Luxus und den Freuden des
Lebens, welche Reichthum und Wohlstand zu gewähren im Stande
sind und die im rege pulsirenden Strassenleben zur vollen Geltung
kommen.

Man kann Baltimore, die Stätte grossartiger, ja überwältigender
Culturarbeit, deren geistige und materielle Leistungen nicht nur ihrer
eigenen Wohlfahrt zugute kommen, sondern zu jener ganzer Völker
beitragen, nur mit Bewunderung verlassen, besonders wenn man die
Thatsache festhält, dass die ganze Herrlichkeit ein Gebilde der neuen
Zeit ist, und staunend sagen muss: dort, wo jetzt Baltimore blüht,
stand vor anderthalb Jahrhunderten nur ein winziges Haus!

Von den grossen altlantischen Häfen der Union nimmt Baltimore
in der Ausfuhr den dritten, in der Einfuhr den vierten Rang ein,
denn die letztere ist vollständig abhängig von dem nicht zu weit ent-
fernt gelegenen grossen New-York. Für die Ausfuhr aber hat Balti-
more bei seiner weit nach Westen vorgeschobenen Lage den grossen
Vortheil, dem Ohio und dem Mississippigebiete um wenigstens 500 km
näher zu liegen als einer der bisher behandelten Hafenplätze. Dadurch
wird theilweise der Uebelstand ausgeglichen, dass der bereits 1828
begonnene Chesapeak-Ohiocanal schon auf dem halben Wege nach
Pittsburg sein Ende gefunden hat und nur bis in das Cumberland (Md.)
reicht. Er dient daher ausschliesslich dem Kohlentransporte.

Den Hauptverkehr Baltimores vermitteln die sieben von hier
ausgehenden Eisenbahnlinien. Die Baltimore- und Ohio-Eisenbahn ist
die wichtigste; ihre Endpunkte sind St. Louis per Chicago (über
Washington erreicht), dann New-Jersey (via Piladelphia). Auf ihr ge-
langten 1888 29·5 Millionen q Güter nach Baltimore, davon wurden
4·2 Millionen q verschifft.

Die Northern Central Railroad, ein Theil des Pennsylvania-Systems,
führt von Baltimore in gerader Linie nach Norden bis in die Nähe
des Niagarafalles und führte unserem Hafen 1888 16·1 Millionen q
zu; die Baltimore- und Potomac-Eisenbahn, auch ein Theil des Penn-
sylvania-Systems, deren südlichen Terminus Richmond bildet, brachte
2·8 Millionen q und die Western-Maryland-Eisenbahn fast 1 Mil-
lion q.


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[115/0131] Baltimore. Allerdings gibt es Vieles, das zum Verbleiben in der Stadt selbst anzuregen vermag, denn wer vermöchte den Reizen der Gross- stadt sich zu verschliessen, wenn sie in so reichem Masse wie hier uns erfreuen. Die Schönheit der Frauen Baltimores ist berühmt, die Gastfreundschaft seiner Bewohner die herzlichste, und wessen Auge empfände nicht Wohlgefallen an all dem Luxus und den Freuden des Lebens, welche Reichthum und Wohlstand zu gewähren im Stande sind und die im rege pulsirenden Strassenleben zur vollen Geltung kommen. Man kann Baltimore, die Stätte grossartiger, ja überwältigender Culturarbeit, deren geistige und materielle Leistungen nicht nur ihrer eigenen Wohlfahrt zugute kommen, sondern zu jener ganzer Völker beitragen, nur mit Bewunderung verlassen, besonders wenn man die Thatsache festhält, dass die ganze Herrlichkeit ein Gebilde der neuen Zeit ist, und staunend sagen muss: dort, wo jetzt Baltimore blüht, stand vor anderthalb Jahrhunderten nur ein winziges Haus! Von den grossen altlantischen Häfen der Union nimmt Baltimore in der Ausfuhr den dritten, in der Einfuhr den vierten Rang ein, denn die letztere ist vollständig abhängig von dem nicht zu weit ent- fernt gelegenen grossen New-York. Für die Ausfuhr aber hat Balti- more bei seiner weit nach Westen vorgeschobenen Lage den grossen Vortheil, dem Ohio und dem Mississippigebiete um wenigstens 500 km näher zu liegen als einer der bisher behandelten Hafenplätze. Dadurch wird theilweise der Uebelstand ausgeglichen, dass der bereits 1828 begonnene Chesapeak-Ohiocanal schon auf dem halben Wege nach Pittsburg sein Ende gefunden hat und nur bis in das Cumberland (Md.) reicht. Er dient daher ausschliesslich dem Kohlentransporte. Den Hauptverkehr Baltimores vermitteln die sieben von hier ausgehenden Eisenbahnlinien. Die Baltimore- und Ohio-Eisenbahn ist die wichtigste; ihre Endpunkte sind St. Louis per Chicago (über Washington erreicht), dann New-Jersey (via Piladelphia). Auf ihr ge- langten 1888 29·5 Millionen q Güter nach Baltimore, davon wurden 4·2 Millionen q verschifft. Die Northern Central Railroad, ein Theil des Pennsylvania-Systems, führt von Baltimore in gerader Linie nach Norden bis in die Nähe des Niagarafalles und führte unserem Hafen 1888 16·1 Millionen q zu; die Baltimore- und Potomac-Eisenbahn, auch ein Theil des Penn- sylvania-Systems, deren südlichen Terminus Richmond bildet, brachte 2·8 Millionen q und die Western-Maryland-Eisenbahn fast 1 Mil- lion q. 15*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/131>, abgerufen am 25.11.2024.