Die Ernte wird für 1889 auf 5,440.000 q Zucker und 940.000 q Melasse, für 1888 auf 6,570.000 q Zucker und 1,580.000 q Melasse geschätzt.
Stabiler sind die Ergebnisse des Tabakbaues. Dieselben hängen nur von der Ernte auf Cuba und nicht von internationalen Conjuncturen ab, weil der auf Cuba erzeugte Tabak von der Natur ein Privilegium besitzt, ein Aroma nämlich, das nirgends auf der Welt erreicht wird. Für den Tabakbau findet man auch immer geschickte und willige Arbeiter, die auf den Zuckerplantagen oft schwer zu beschaffen sind.
Der Tabakbau wurde auf Cuba erst im XVII. Jahrhundert in ausgedehntem Massstabe begonnen. Den besten Cigarrentabak der Welt liefert die flache West- spitze der Insel, die Vuelta Abajo, d. h. der Weg ins Tiefland. Man unterscheidet hier die "Medio Vuelta Abaja" um Pinar del Rio und die Vuelta de Partido bei Habana. Aus diesen beiden Gebieten stammen die Habanatabake, die sich durch ein volles, durchdringendes, blumenreiches Aroma auszeichnen. Die mittleren und östlichen Theile der Insel nennt man Vuelta Arriba, sie liefern die sogenannten Cubatabake und in guten Jahren trägt das im Tabakbau investirte Capital 10 bis 35 %. Eben deshalb werden seit 1888 in England, Australien und Neuseeland Actiengesellschaften gegründet, um Landgüter (Vegas) und Cigarrenfabriken auf Cuba zu erwerben. Im Jahre 1888 wurden für ein Quintal (46 kg) Vuelta Abajo Einlageblätter 30--80 Dollars Gold gezahlt.
Der Tabakbau der Insel ist nicht im Stande, die Ansprüche des einhei- mischen Verbrauches, der Ausfuhr und der Industrie zu befriedigen, es kommt daher vor Allem Puertoricotabak zur Einfuhr.
Die Erzeugung von Zucker, Rum, Cigarren und Cigaretten sind die wich- tigsten Industrien von Cuba.
Auch die Viehzucht macht bemerkenswerthe Fortschritte. Man sucht sich also wenigstens etwas von der Alleinherrschaft des Zuckerrohrs zu befreien. Eng- länder errichten Pflanzungen von Henequen und anderen Faserpflanzen und die Eingeborenen wenden der Viehzucht ziemliche Aufmerksamkeit zu.
Für den Handel haben ferner grösseren Werth Honig, Wachs, Hölzer und in neuester Zeit Schwämme, ferner Kupfer- und Eisenerze aus dem Osten der Insel.
Der Hauptort der Insel ist Habana. Am westlichen Theile der Nordküste, wo sich mehrere Handelsstrassen kreuzen, gelegen, ist Habana, genauer San Christobal de la Habana, einer der ersten Handels- plätze der Erde.
Die Stadt liegt an einer ganz eingeschlossenen Bucht, der La- gida, welche sich kleeblattförmig in die drei Becken Regla oder Marimelena, Guasabacoa und Atares theilt. Der Hafen ist einer der schönsten und sichersten der Welt und könnte über 1000 Schiffe fassen; ein circa 2000 m langer gemauerter Quai gestattet selbst den grössten Schiffen das Anlegen, auch ist ein grosses Schwimmdock vor- handen.
Die Einfahrt, welche an ihrer engsten Stelle nur 360 m breit ist, wird durch das Fort San Salvador (westlich), durch Fort Morro (östlich) und durch das neuerer Zeit erbaute ausgedehnte Fort Cabanna
Die atlantische Küste von Amerika.
Die Ernte wird für 1889 auf 5,440.000 q Zucker und 940.000 q Melasse, für 1888 auf 6,570.000 q Zucker und 1,580.000 q Melasse geschätzt.
Stabiler sind die Ergebnisse des Tabakbaues. Dieselben hängen nur von der Ernte auf Cuba und nicht von internationalen Conjuncturen ab, weil der auf Cuba erzeugte Tabak von der Natur ein Privilegium besitzt, ein Aroma nämlich, das nirgends auf der Welt erreicht wird. Für den Tabakbau findet man auch immer geschickte und willige Arbeiter, die auf den Zuckerplantagen oft schwer zu beschaffen sind.
Der Tabakbau wurde auf Cuba erst im XVII. Jahrhundert in ausgedehntem Massstabe begonnen. Den besten Cigarrentabak der Welt liefert die flache West- spitze der Insel, die Vuelta Abajo, d. h. der Weg ins Tiefland. Man unterscheidet hier die „Medio Vuelta Abaja“ um Pinar del Rio und die Vuelta de Partido bei Habana. Aus diesen beiden Gebieten stammen die Habanatabake, die sich durch ein volles, durchdringendes, blumenreiches Aroma auszeichnen. Die mittleren und östlichen Theile der Insel nennt man Vuelta Arriba, sie liefern die sogenannten Cubatabake und in guten Jahren trägt das im Tabakbau investirte Capital 10 bis 35 %. Eben deshalb werden seit 1888 in England, Australien und Neuseeland Actiengesellschaften gegründet, um Landgüter (Vegas) und Cigarrenfabriken auf Cuba zu erwerben. Im Jahre 1888 wurden für ein Quintal (46 kg) Vuelta Abajo Einlageblätter 30—80 Dollars Gold gezahlt.
Der Tabakbau der Insel ist nicht im Stande, die Ansprüche des einhei- mischen Verbrauches, der Ausfuhr und der Industrie zu befriedigen, es kommt daher vor Allem Puertoricotabak zur Einfuhr.
Die Erzeugung von Zucker, Rum, Cigarren und Cigaretten sind die wich- tigsten Industrien von Cuba.
Auch die Viehzucht macht bemerkenswerthe Fortschritte. Man sucht sich also wenigstens etwas von der Alleinherrschaft des Zuckerrohrs zu befreien. Eng- länder errichten Pflanzungen von Henequen und anderen Faserpflanzen und die Eingeborenen wenden der Viehzucht ziemliche Aufmerksamkeit zu.
Für den Handel haben ferner grösseren Werth Honig, Wachs, Hölzer und in neuester Zeit Schwämme, ferner Kupfer- und Eisenerze aus dem Osten der Insel.
Der Hauptort der Insel ist Habana. Am westlichen Theile der Nordküste, wo sich mehrere Handelsstrassen kreuzen, gelegen, ist Habana, genauer San Christobal de la Habana, einer der ersten Handels- plätze der Erde.
Die Stadt liegt an einer ganz eingeschlossenen Bucht, der La- gida, welche sich kleeblattförmig in die drei Becken Regla oder Marimelena, Guasabacoa und Atares theilt. Der Hafen ist einer der schönsten und sichersten der Welt und könnte über 1000 Schiffe fassen; ein circa 2000 m langer gemauerter Quai gestattet selbst den grössten Schiffen das Anlegen, auch ist ein grosses Schwimmdock vor- handen.
Die Einfahrt, welche an ihrer engsten Stelle nur 360 m breit ist, wird durch das Fort San Salvador (westlich), durch Fort Morro (östlich) und durch das neuerer Zeit erbaute ausgedehnte Fort Cabanna
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0198"n="182"/><fwplace="top"type="header">Die atlantische Küste von Amerika.</fw><lb/><p>Die Ernte wird für 1889 auf 5,440.000 <hirendition="#i">q</hi> Zucker und 940.000 <hirendition="#i">q</hi> Melasse,<lb/>
für 1888 auf 6,570.000 <hirendition="#i">q</hi> Zucker und 1,580.000 <hirendition="#i">q</hi> Melasse geschätzt.</p><lb/><p>Stabiler sind die Ergebnisse des <hirendition="#g">Tabakbaues</hi>. Dieselben hängen nur von<lb/>
der Ernte auf Cuba und nicht von internationalen Conjuncturen ab, weil der auf<lb/>
Cuba erzeugte Tabak von der Natur ein Privilegium besitzt, ein Aroma nämlich,<lb/>
das nirgends auf der Welt erreicht wird. Für den Tabakbau findet man auch<lb/>
immer geschickte und willige Arbeiter, die auf den Zuckerplantagen oft schwer<lb/>
zu beschaffen sind.</p><lb/><p>Der Tabakbau wurde auf Cuba erst im XVII. Jahrhundert in ausgedehntem<lb/>
Massstabe begonnen. Den besten Cigarrentabak der Welt liefert die flache West-<lb/>
spitze der Insel, die Vuelta Abajo, d. h. der Weg ins Tiefland. Man unterscheidet<lb/>
hier die „Medio Vuelta Abaja“ um Pinar del Rio und die Vuelta de Partido bei<lb/>
Habana. Aus diesen beiden Gebieten stammen die Habanatabake, die sich durch<lb/>
ein volles, durchdringendes, blumenreiches Aroma auszeichnen. Die mittleren und<lb/>
östlichen Theile der Insel nennt man Vuelta Arriba, sie liefern die sogenannten<lb/>
Cubatabake und in guten Jahren trägt das im Tabakbau investirte Capital 10 bis<lb/>
35 %. Eben deshalb werden seit 1888 in England, Australien und Neuseeland<lb/>
Actiengesellschaften gegründet, um Landgüter (Vegas) und Cigarrenfabriken auf<lb/>
Cuba zu erwerben. Im Jahre 1888 wurden für ein Quintal (46 <hirendition="#i">kg</hi>) Vuelta Abajo<lb/>
Einlageblätter 30—80 Dollars Gold gezahlt.</p><lb/><p>Der Tabakbau der Insel ist nicht im Stande, die Ansprüche des einhei-<lb/>
mischen Verbrauches, der Ausfuhr und der Industrie zu befriedigen, es kommt<lb/>
daher vor Allem Puertoricotabak zur Einfuhr.</p><lb/><p>Die Erzeugung von Zucker, Rum, Cigarren und Cigaretten sind die wich-<lb/>
tigsten Industrien von Cuba.</p><lb/><p>Auch die <hirendition="#g">Viehzucht</hi> macht bemerkenswerthe Fortschritte. Man sucht sich<lb/>
also wenigstens etwas von der Alleinherrschaft des Zuckerrohrs zu befreien. Eng-<lb/>
länder errichten Pflanzungen von Henequen und anderen Faserpflanzen und die<lb/>
Eingeborenen wenden der Viehzucht ziemliche Aufmerksamkeit zu.</p><lb/><p>Für den Handel haben ferner grösseren Werth Honig, Wachs, Hölzer und<lb/>
in neuester Zeit Schwämme, ferner Kupfer- und Eisenerze aus dem Osten der Insel.</p><lb/><p><hirendition="#g">Der Hauptort der Insel ist Habana</hi>. Am westlichen Theile<lb/>
der Nordküste, wo sich mehrere Handelsstrassen kreuzen, gelegen, ist<lb/>
Habana, genauer San Christobal de la Habana, einer der ersten Handels-<lb/>
plätze der Erde.</p><lb/><p>Die Stadt liegt an einer ganz eingeschlossenen Bucht, der La-<lb/>
gida, welche sich kleeblattförmig in die drei Becken Regla oder<lb/>
Marimelena, Guasabacoa und Atares theilt. Der Hafen ist einer der<lb/>
schönsten und sichersten der Welt und könnte über 1000 Schiffe<lb/>
fassen; ein circa 2000 <hirendition="#i">m</hi> langer gemauerter Quai gestattet selbst den<lb/>
grössten Schiffen das Anlegen, auch ist ein grosses Schwimmdock vor-<lb/>
handen.</p><lb/><p>Die Einfahrt, welche an ihrer engsten Stelle nur 360 <hirendition="#i">m</hi> breit<lb/>
ist, wird durch das Fort San Salvador (westlich), durch Fort Morro<lb/>
(östlich) und durch das neuerer Zeit erbaute ausgedehnte Fort Cabanna<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[182/0198]
Die atlantische Küste von Amerika.
Die Ernte wird für 1889 auf 5,440.000 q Zucker und 940.000 q Melasse,
für 1888 auf 6,570.000 q Zucker und 1,580.000 q Melasse geschätzt.
Stabiler sind die Ergebnisse des Tabakbaues. Dieselben hängen nur von
der Ernte auf Cuba und nicht von internationalen Conjuncturen ab, weil der auf
Cuba erzeugte Tabak von der Natur ein Privilegium besitzt, ein Aroma nämlich,
das nirgends auf der Welt erreicht wird. Für den Tabakbau findet man auch
immer geschickte und willige Arbeiter, die auf den Zuckerplantagen oft schwer
zu beschaffen sind.
Der Tabakbau wurde auf Cuba erst im XVII. Jahrhundert in ausgedehntem
Massstabe begonnen. Den besten Cigarrentabak der Welt liefert die flache West-
spitze der Insel, die Vuelta Abajo, d. h. der Weg ins Tiefland. Man unterscheidet
hier die „Medio Vuelta Abaja“ um Pinar del Rio und die Vuelta de Partido bei
Habana. Aus diesen beiden Gebieten stammen die Habanatabake, die sich durch
ein volles, durchdringendes, blumenreiches Aroma auszeichnen. Die mittleren und
östlichen Theile der Insel nennt man Vuelta Arriba, sie liefern die sogenannten
Cubatabake und in guten Jahren trägt das im Tabakbau investirte Capital 10 bis
35 %. Eben deshalb werden seit 1888 in England, Australien und Neuseeland
Actiengesellschaften gegründet, um Landgüter (Vegas) und Cigarrenfabriken auf
Cuba zu erwerben. Im Jahre 1888 wurden für ein Quintal (46 kg) Vuelta Abajo
Einlageblätter 30—80 Dollars Gold gezahlt.
Der Tabakbau der Insel ist nicht im Stande, die Ansprüche des einhei-
mischen Verbrauches, der Ausfuhr und der Industrie zu befriedigen, es kommt
daher vor Allem Puertoricotabak zur Einfuhr.
Die Erzeugung von Zucker, Rum, Cigarren und Cigaretten sind die wich-
tigsten Industrien von Cuba.
Auch die Viehzucht macht bemerkenswerthe Fortschritte. Man sucht sich
also wenigstens etwas von der Alleinherrschaft des Zuckerrohrs zu befreien. Eng-
länder errichten Pflanzungen von Henequen und anderen Faserpflanzen und die
Eingeborenen wenden der Viehzucht ziemliche Aufmerksamkeit zu.
Für den Handel haben ferner grösseren Werth Honig, Wachs, Hölzer und
in neuester Zeit Schwämme, ferner Kupfer- und Eisenerze aus dem Osten der Insel.
Der Hauptort der Insel ist Habana. Am westlichen Theile
der Nordküste, wo sich mehrere Handelsstrassen kreuzen, gelegen, ist
Habana, genauer San Christobal de la Habana, einer der ersten Handels-
plätze der Erde.
Die Stadt liegt an einer ganz eingeschlossenen Bucht, der La-
gida, welche sich kleeblattförmig in die drei Becken Regla oder
Marimelena, Guasabacoa und Atares theilt. Der Hafen ist einer der
schönsten und sichersten der Welt und könnte über 1000 Schiffe
fassen; ein circa 2000 m langer gemauerter Quai gestattet selbst den
grössten Schiffen das Anlegen, auch ist ein grosses Schwimmdock vor-
handen.
Die Einfahrt, welche an ihrer engsten Stelle nur 360 m breit
ist, wird durch das Fort San Salvador (westlich), durch Fort Morro
(östlich) und durch das neuerer Zeit erbaute ausgedehnte Fort Cabanna
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/198>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.