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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.
verbindet, und endlich eine Abzweigung dieses Canalsystems zur
Suchona, dem linken Quellarm der Dwina.

Das sind die Wege, welche jährlich Tausende von Schiffen aus
der Wolga und Dwina nach St. Petersburg bringen. Die flachen
Fahrzeuge nimmt auf dem letzten Theile ihres Weges ein breiter
Canal auf, durch welchen sie das klippenreiche Südufer des stürmi-
schen Ladogasees umgehen. Bei der ungewöhnlich grossen Bedeutung,
welche in Russland, trotz der klimatischen Widerwärtigkeiten, die
Wasserstrassen gegenüber den Eisenbahnen besitzen, wird es begreiflich,
dass man sich dort unaufhörlich mit neuen Canalverbindungen be-
fasst, welche die Handelsstellung von St. Petersburg befestigen sollen.
Man plant eine leicht herzustellende Verbindung zum Peipussee und
wendet 121/2 Millionen Rubel an die Verbreiterung und Vertiefung des
oben genannten Mariensystems, so dass dieses in Zukunft jährlich
nicht 10 Millionen q, sondern das Doppelte an Frachten wird St.
Petersburg zuführen können. Man berechnet, dass durch die Ver-
wendung grosser Schiffe die Fracht für 1 Pud von Rybinsk nach
St. Petersburg auf 3 Kopeken sinken werde.

Der Handel von St. Petersburg hat seit Vollendung des Putilofcanales
den grössten Theil des Handels von Kronstadt an sich gezogen, dem fast nur
der Verkehr in Kohle und Holz geblieben ist.

Die Gesammtausfuhr beider Plätze bildete 1883 noch 17·7 % der Ausfuhr
des russischen Reiches, 1889 nur 10·3 %; dafür hat sich das Verhältniss der Be-
theiligung an der Einfuhr in demselben Zeitraume von 13·0 % auf 19·1 % ge-
hoben. Die Bevölkerung der grossen und reichen Hauptstadt hat Bedürfnisse,
welche die stetig steigende Höhe der russischen Zölle nicht einzuschränken ver-
mag, und die wachsende Industrie von St. Petersburg und Umgebung muss einen
grossen Theil der nothwendigen Rohstoffe aus dem Auslande beziehen.

In St. Petersburg ist wie in den anderen Häfen Russlands Getreide ein
Hauptartikel der Ausfuhr. An der Spitze steht Hafer (1889 8,100.000 q, 1888
4,297.293 q), geht nach Grossbritannien, den Niederlanden, Belgien, Deutschland
und Frankreich. Weizen (1889 365.000 q, 1888 452.580 q), geht nach Schweden,
Deutschland und Grossbritannien, Roggen (1889 552.800 q, 1888 3,257.900 q)
nach Deutschland und den drei nordischen Königreichen. Die Ausfuhr von Gerste
ist gering, wichtiger die von Erbsen (1889 42.363 hl) und von Buchweizen
(1888 339.100 q).

Um den Getreidehandel von St. Petersburg zu fördern, wurde Ende 1889
ein riesiger Elevator eröffnet; sechs Thürme sind dem Ufer, zwei dem Seecanale
zugewendet, um direct auf die Seeschiffe verladen zu können. Der Elevator ist im
Stande, 213.000 q zu fassen, und zwar 163.800 q in den Getreidebehältern, das
Uebrige in Säcken. Im Laufe einer Stunde können 900 t bewegt werden.

Von Mehl wurden 1888 68.800 q, von Kleie 1889 597.600 hl ausgeführt.

Ziemlich rasch entwickelte sich die Ausfuhr von Spiritus und von Holz.
Es gingen 1889 1,264.609 Standard Dutzend Bretter nach Grossbritannien, den

Der atlantische Ocean.
verbindet, und endlich eine Abzweigung dieses Canalsystems zur
Suchona, dem linken Quellarm der Dwina.

Das sind die Wege, welche jährlich Tausende von Schiffen aus
der Wolga und Dwina nach St. Petersburg bringen. Die flachen
Fahrzeuge nimmt auf dem letzten Theile ihres Weges ein breiter
Canal auf, durch welchen sie das klippenreiche Südufer des stürmi-
schen Ladogasees umgehen. Bei der ungewöhnlich grossen Bedeutung,
welche in Russland, trotz der klimatischen Widerwärtigkeiten, die
Wasserstrassen gegenüber den Eisenbahnen besitzen, wird es begreiflich,
dass man sich dort unaufhörlich mit neuen Canalverbindungen be-
fasst, welche die Handelsstellung von St. Petersburg befestigen sollen.
Man plant eine leicht herzustellende Verbindung zum Peipussee und
wendet 12½ Millionen Rubel an die Verbreiterung und Vertiefung des
oben genannten Mariensystems, so dass dieses in Zukunft jährlich
nicht 10 Millionen q, sondern das Doppelte an Frachten wird St.
Petersburg zuführen können. Man berechnet, dass durch die Ver-
wendung grosser Schiffe die Fracht für 1 Pud von Rybinsk nach
St. Petersburg auf 3 Kopeken sinken werde.

Der Handel von St. Petersburg hat seit Vollendung des Putilofcanales
den grössten Theil des Handels von Kronstadt an sich gezogen, dem fast nur
der Verkehr in Kohle und Holz geblieben ist.

Die Gesammtausfuhr beider Plätze bildete 1883 noch 17·7 % der Ausfuhr
des russischen Reiches, 1889 nur 10·3 %; dafür hat sich das Verhältniss der Be-
theiligung an der Einfuhr in demselben Zeitraume von 13·0 % auf 19·1 % ge-
hoben. Die Bevölkerung der grossen und reichen Hauptstadt hat Bedürfnisse,
welche die stetig steigende Höhe der russischen Zölle nicht einzuschränken ver-
mag, und die wachsende Industrie von St. Petersburg und Umgebung muss einen
grossen Theil der nothwendigen Rohstoffe aus dem Auslande beziehen.

In St. Petersburg ist wie in den anderen Häfen Russlands Getreide ein
Hauptartikel der Ausfuhr. An der Spitze steht Hafer (1889 8,100.000 q, 1888
4,297.293 q), geht nach Grossbritannien, den Niederlanden, Belgien, Deutschland
und Frankreich. Weizen (1889 365.000 q, 1888 452.580 q), geht nach Schweden,
Deutschland und Grossbritannien, Roggen (1889 552.800 q, 1888 3,257.900 q)
nach Deutschland und den drei nordischen Königreichen. Die Ausfuhr von Gerste
ist gering, wichtiger die von Erbsen (1889 42.363 hl) und von Buchweizen
(1888 339.100 q).

Um den Getreidehandel von St. Petersburg zu fördern, wurde Ende 1889
ein riesiger Elevator eröffnet; sechs Thürme sind dem Ufer, zwei dem Seecanale
zugewendet, um direct auf die Seeschiffe verladen zu können. Der Elevator ist im
Stande, 213.000 q zu fassen, und zwar 163.800 q in den Getreidebehältern, das
Uebrige in Säcken. Im Laufe einer Stunde können 900 t bewegt werden.

Von Mehl wurden 1888 68.800 q, von Kleie 1889 597.600 hl ausgeführt.

Ziemlich rasch entwickelte sich die Ausfuhr von Spiritus und von Holz.
Es gingen 1889 1,264.609 Standard Dutzend Bretter nach Grossbritannien, den

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[876/0896] Der atlantische Ocean. verbindet, und endlich eine Abzweigung dieses Canalsystems zur Suchona, dem linken Quellarm der Dwina. Das sind die Wege, welche jährlich Tausende von Schiffen aus der Wolga und Dwina nach St. Petersburg bringen. Die flachen Fahrzeuge nimmt auf dem letzten Theile ihres Weges ein breiter Canal auf, durch welchen sie das klippenreiche Südufer des stürmi- schen Ladogasees umgehen. Bei der ungewöhnlich grossen Bedeutung, welche in Russland, trotz der klimatischen Widerwärtigkeiten, die Wasserstrassen gegenüber den Eisenbahnen besitzen, wird es begreiflich, dass man sich dort unaufhörlich mit neuen Canalverbindungen be- fasst, welche die Handelsstellung von St. Petersburg befestigen sollen. Man plant eine leicht herzustellende Verbindung zum Peipussee und wendet 12½ Millionen Rubel an die Verbreiterung und Vertiefung des oben genannten Mariensystems, so dass dieses in Zukunft jährlich nicht 10 Millionen q, sondern das Doppelte an Frachten wird St. Petersburg zuführen können. Man berechnet, dass durch die Ver- wendung grosser Schiffe die Fracht für 1 Pud von Rybinsk nach St. Petersburg auf 3 Kopeken sinken werde. Der Handel von St. Petersburg hat seit Vollendung des Putilofcanales den grössten Theil des Handels von Kronstadt an sich gezogen, dem fast nur der Verkehr in Kohle und Holz geblieben ist. Die Gesammtausfuhr beider Plätze bildete 1883 noch 17·7 % der Ausfuhr des russischen Reiches, 1889 nur 10·3 %; dafür hat sich das Verhältniss der Be- theiligung an der Einfuhr in demselben Zeitraume von 13·0 % auf 19·1 % ge- hoben. Die Bevölkerung der grossen und reichen Hauptstadt hat Bedürfnisse, welche die stetig steigende Höhe der russischen Zölle nicht einzuschränken ver- mag, und die wachsende Industrie von St. Petersburg und Umgebung muss einen grossen Theil der nothwendigen Rohstoffe aus dem Auslande beziehen. In St. Petersburg ist wie in den anderen Häfen Russlands Getreide ein Hauptartikel der Ausfuhr. An der Spitze steht Hafer (1889 8,100.000 q, 1888 4,297.293 q), geht nach Grossbritannien, den Niederlanden, Belgien, Deutschland und Frankreich. Weizen (1889 365.000 q, 1888 452.580 q), geht nach Schweden, Deutschland und Grossbritannien, Roggen (1889 552.800 q, 1888 3,257.900 q) nach Deutschland und den drei nordischen Königreichen. Die Ausfuhr von Gerste ist gering, wichtiger die von Erbsen (1889 42.363 hl) und von Buchweizen (1888 339.100 q). Um den Getreidehandel von St. Petersburg zu fördern, wurde Ende 1889 ein riesiger Elevator eröffnet; sechs Thürme sind dem Ufer, zwei dem Seecanale zugewendet, um direct auf die Seeschiffe verladen zu können. Der Elevator ist im Stande, 213.000 q zu fassen, und zwar 163.800 q in den Getreidebehältern, das Uebrige in Säcken. Im Laufe einer Stunde können 900 t bewegt werden. Von Mehl wurden 1888 68.800 q, von Kleie 1889 597.600 hl ausgeführt. Ziemlich rasch entwickelte sich die Ausfuhr von Spiritus und von Holz. Es gingen 1889 1,264.609 Standard Dutzend Bretter nach Grossbritannien, den

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 876. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/896>, abgerufen am 23.11.2024.