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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Königsberg.
vor, auch im Kneiphof sind die Strassen enge, doch hat die Haupt-
strasse desselben, die Kneiphöf'sche Langgasse, eine ansehnliche Breite
und gewährt mit ihren aus den früheren Jahrhunderten stammenden
Patrizierhäusern einen malerischen Anblick. In ihrer Verlängerung liegt
der aus der "vorderen Vorstadt" und "hinteren Vorstadt" mit der Kronen-
strasse bestehende breite Strassenzug, der mit der Kneiphöf'schen
Langgasse und der Kantstrasse eine Länge von 11/2 km hat und die
stattlichste Strasse der Unterstadt bildet. Das Südende desselben wird
durch die Thurmsilhouette der Halerberger Kirche, das Nordende
durch den malerischen, in gothischen Formen erbauten Schlossthurm
abgeschlossen. In der Oberstadt, welche durchschnittlich 16 m über
der Unterstadt liegt, bilden der Steindamm und die über 1 km lange
Königsstrasse die hervorragendsten Strassenzüge.

Das äusserlich wenig bedeutende königliche Schloss bildet
sowohl den Centralpunkt der Stadt, wie es auch in historischer Be-
ziehung das hervorragendste Bauwerk derselben ist. Das massige
Gebäude war die Ordensburg der deutschen Ritter und entstammt
verschiedenen Bauperioden. Der Bau wurde 1255 von den deutschen
Ordensrittern mit der Nordfront begonnen und schloss sich durch
Zubauten im XVI. und XVIII. Jahrhundert zu dem grossen Viereck
seiner heutigen Form. Der schon oben erwähnte imposante gothische
Thurm hat 77 m Höhe und befindet sich an der Südfront des Ge-
bäudes.

An der Westseite liegt die Schlosskirche, in welcher die Krö-
nungen der preussischen Könige stattfanden, und über derselben der
grosse Moskowitersaal, welcher Zeuge von prunkvollen Hoffestlich-
keiten war.

Gegenwärtig wird noch eine Reihe königlicher Gemächer unter-
halten, sonst aber dienen die Räumlichkeiten des Schlosses ver-
schiedenen Verwaltungs- und Gerichtsbehörden der Provinz.

Vor der östlichen Schlossfront auf dem Schlossplatze erhebt
sich das von Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1801 errichtete lebens-
grosse Standbild Friedrichs I.

In der nächsten Nähe des Schlosses, und zwar in der nord-
westlich desselben gelegenen Prinzessinstrasse wohnte in einem be-
scheidenen Hause der geniale Kant. Eine Inschrift besagt, dass
Immanuel Kant hier von 1793 bis 1. Februar 1804 wohnte und
lebte. Der Erinnerung an den grossen Philosophen ist auch das 1864
errichtete Kant-Denkmal im Königsgarten gewidmet, welcher mit dem
anstossenden Paradeplatze einer der Glanzpunkte der Stadt ist. Dort

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Königsberg.
vor, auch im Kneiphof sind die Strassen enge, doch hat die Haupt-
strasse desselben, die Kneiphöf’sche Langgasse, eine ansehnliche Breite
und gewährt mit ihren aus den früheren Jahrhunderten stammenden
Patrizierhäusern einen malerischen Anblick. In ihrer Verlängerung liegt
der aus der „vorderen Vorstadt“ und „hinteren Vorstadt“ mit der Kronen-
strasse bestehende breite Strassenzug, der mit der Kneiphöf’schen
Langgasse und der Kantstrasse eine Länge von 1½ km hat und die
stattlichste Strasse der Unterstadt bildet. Das Südende desselben wird
durch die Thurmsilhouette der Halerberger Kirche, das Nordende
durch den malerischen, in gothischen Formen erbauten Schlossthurm
abgeschlossen. In der Oberstadt, welche durchschnittlich 16 m über
der Unterstadt liegt, bilden der Steindamm und die über 1 km lange
Königsstrasse die hervorragendsten Strassenzüge.

Das äusserlich wenig bedeutende königliche Schloss bildet
sowohl den Centralpunkt der Stadt, wie es auch in historischer Be-
ziehung das hervorragendste Bauwerk derselben ist. Das massige
Gebäude war die Ordensburg der deutschen Ritter und entstammt
verschiedenen Bauperioden. Der Bau wurde 1255 von den deutschen
Ordensrittern mit der Nordfront begonnen und schloss sich durch
Zubauten im XVI. und XVIII. Jahrhundert zu dem grossen Viereck
seiner heutigen Form. Der schon oben erwähnte imposante gothische
Thurm hat 77 m Höhe und befindet sich an der Südfront des Ge-
bäudes.

An der Westseite liegt die Schlosskirche, in welcher die Krö-
nungen der preussischen Könige stattfanden, und über derselben der
grosse Moskowitersaal, welcher Zeuge von prunkvollen Hoffestlich-
keiten war.

Gegenwärtig wird noch eine Reihe königlicher Gemächer unter-
halten, sonst aber dienen die Räumlichkeiten des Schlosses ver-
schiedenen Verwaltungs- und Gerichtsbehörden der Provinz.

Vor der östlichen Schlossfront auf dem Schlossplatze erhebt
sich das von Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1801 errichtete lebens-
grosse Standbild Friedrichs I.

In der nächsten Nähe des Schlosses, und zwar in der nord-
westlich desselben gelegenen Prinzessinstrasse wohnte in einem be-
scheidenen Hause der geniale Kant. Eine Inschrift besagt, dass
Immanuel Kant hier von 1793 bis 1. Februar 1804 wohnte und
lebte. Der Erinnerung an den grossen Philosophen ist auch das 1864
errichtete Kant-Denkmal im Königsgarten gewidmet, welcher mit dem
anstossenden Paradeplatze einer der Glanzpunkte der Stadt ist. Dort

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[835/0855] Königsberg. vor, auch im Kneiphof sind die Strassen enge, doch hat die Haupt- strasse desselben, die Kneiphöf’sche Langgasse, eine ansehnliche Breite und gewährt mit ihren aus den früheren Jahrhunderten stammenden Patrizierhäusern einen malerischen Anblick. In ihrer Verlängerung liegt der aus der „vorderen Vorstadt“ und „hinteren Vorstadt“ mit der Kronen- strasse bestehende breite Strassenzug, der mit der Kneiphöf’schen Langgasse und der Kantstrasse eine Länge von 1½ km hat und die stattlichste Strasse der Unterstadt bildet. Das Südende desselben wird durch die Thurmsilhouette der Halerberger Kirche, das Nordende durch den malerischen, in gothischen Formen erbauten Schlossthurm abgeschlossen. In der Oberstadt, welche durchschnittlich 16 m über der Unterstadt liegt, bilden der Steindamm und die über 1 km lange Königsstrasse die hervorragendsten Strassenzüge. Das äusserlich wenig bedeutende königliche Schloss bildet sowohl den Centralpunkt der Stadt, wie es auch in historischer Be- ziehung das hervorragendste Bauwerk derselben ist. Das massige Gebäude war die Ordensburg der deutschen Ritter und entstammt verschiedenen Bauperioden. Der Bau wurde 1255 von den deutschen Ordensrittern mit der Nordfront begonnen und schloss sich durch Zubauten im XVI. und XVIII. Jahrhundert zu dem grossen Viereck seiner heutigen Form. Der schon oben erwähnte imposante gothische Thurm hat 77 m Höhe und befindet sich an der Südfront des Ge- bäudes. An der Westseite liegt die Schlosskirche, in welcher die Krö- nungen der preussischen Könige stattfanden, und über derselben der grosse Moskowitersaal, welcher Zeuge von prunkvollen Hoffestlich- keiten war. Gegenwärtig wird noch eine Reihe königlicher Gemächer unter- halten, sonst aber dienen die Räumlichkeiten des Schlosses ver- schiedenen Verwaltungs- und Gerichtsbehörden der Provinz. Vor der östlichen Schlossfront auf dem Schlossplatze erhebt sich das von Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1801 errichtete lebens- grosse Standbild Friedrichs I. In der nächsten Nähe des Schlosses, und zwar in der nord- westlich desselben gelegenen Prinzessinstrasse wohnte in einem be- scheidenen Hause der geniale Kant. Eine Inschrift besagt, dass Immanuel Kant hier von 1793 bis 1. Februar 1804 wohnte und lebte. Der Erinnerung an den grossen Philosophen ist auch das 1864 errichtete Kant-Denkmal im Königsgarten gewidmet, welcher mit dem anstossenden Paradeplatze einer der Glanzpunkte der Stadt ist. Dort 105*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 835. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/855>, abgerufen am 23.11.2024.