seit Hamburg den bereits erwähnten Dampfkrahn von 150.000 kg Tragfähigkeit besitzt.
Denn die Grösse Hamburgs ist nicht allein die nothwendige Folge der glücklichen geographischen Lage, sondern ebenso einer langen und mühevollen Entwicklung durch eigene Kraft und nicht zum kleinsten Theile der sprichwörtlichen Solidität der Hamburger Kaufherren.
Nur einmal war Hamburg politisch grossartig vom Glücke be- günstigt, als 1795 die Franzosen Holland überwältigten und mit einem Schlage der ganze Handel der Niederlande nach Hamburg versetzt wurde.
Die Entwicklung Hamburgs von diesem Zeitpunkte bis zur Auf- hebung des Freihafens in Zusammenhang mit den Fortschritten der Technik und den politischen Ereignissen zu verfolgen, dazu fehlt es uns an Raum, nicht an Willen.
Wir begnügen uns hier mit den Angaben, dass 1818 die erste regelmässige Dampfschiffahrt auf der Elbe eingeführt wurde, 1828 das erste Dampfschiff aus England im Hamburger Hafen einlief, 1846 die Eisenbahn Berlin-Hamburg vollendet wurde, und dass die 1847 gegründete Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft 1856 die erste regelmässige transoceanische Dampfschiffverbindung Deutschlands und 1889 einen Schnellverkehr nach Amerika eröffnete, der schon so beliebt ist, dass berühmte amerikanische und englische Familien der altrenommirten Cunard-Line untreu geworden sind.
Zum Schlusse sei wenigstens des hervorragenden Antheils flüchtig gedacht, den der Unternehmungsgeist der Hamburger Kaufherren an der Einführung neuer Waaren auf dem europäischen Markte und an der colonialen Bewegung des Deutschen Reiches genommen hat.
Die ersten Plantagen errichtete das hochverdiente Hamburger Haus J. C. Godeffroy & Sohn auf den Samoa-Inseln und brachte Koprah nach Hamburg; ihre Rechtsnachfolgerin ist die "Deutsche Plantagen- und Handelsgesellschaft der Südsee".
Die Hamburger Firma Robertson und Hernsheim operirt in den westlichen Inselgruppen der Südsee, die Jaluit-Gesellschaft auf den Marschalls-Inseln und das Hamburger Haus C. Woerman organisirte den so erfolgreichen Handel Deutschlands mit Westafrika.
Kurz gesagt, seit mehr als hundert Jahren marschiren die Hamburger Kaufherren als echte Weltkaufleute, deren Blick auf das Grosse und in die weite Ferne ebenso gerichtet ist wie auf das Nächstliegende, an der Spitze in einer Linie mit den Briten, Ameri-
Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 95
Hamburg.
seit Hamburg den bereits erwähnten Dampfkrahn von 150.000 kg Tragfähigkeit besitzt.
Denn die Grösse Hamburgs ist nicht allein die nothwendige Folge der glücklichen geographischen Lage, sondern ebenso einer langen und mühevollen Entwicklung durch eigene Kraft und nicht zum kleinsten Theile der sprichwörtlichen Solidität der Hamburger Kaufherren.
Nur einmal war Hamburg politisch grossartig vom Glücke be- günstigt, als 1795 die Franzosen Holland überwältigten und mit einem Schlage der ganze Handel der Niederlande nach Hamburg versetzt wurde.
Die Entwicklung Hamburgs von diesem Zeitpunkte bis zur Auf- hebung des Freihafens in Zusammenhang mit den Fortschritten der Technik und den politischen Ereignissen zu verfolgen, dazu fehlt es uns an Raum, nicht an Willen.
Wir begnügen uns hier mit den Angaben, dass 1818 die erste regelmässige Dampfschiffahrt auf der Elbe eingeführt wurde, 1828 das erste Dampfschiff aus England im Hamburger Hafen einlief, 1846 die Eisenbahn Berlin-Hamburg vollendet wurde, und dass die 1847 gegründete Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft 1856 die erste regelmässige transoceanische Dampfschiffverbindung Deutschlands und 1889 einen Schnellverkehr nach Amerika eröffnete, der schon so beliebt ist, dass berühmte amerikanische und englische Familien der altrenommirten Cunard-Line untreu geworden sind.
Zum Schlusse sei wenigstens des hervorragenden Antheils flüchtig gedacht, den der Unternehmungsgeist der Hamburger Kaufherren an der Einführung neuer Waaren auf dem europäischen Markte und an der colonialen Bewegung des Deutschen Reiches genommen hat.
Die ersten Plantagen errichtete das hochverdiente Hamburger Haus J. C. Godeffroy & Sohn auf den Samoa-Inseln und brachte Koprah nach Hamburg; ihre Rechtsnachfolgerin ist die „Deutsche Plantagen- und Handelsgesellschaft der Südsee“.
Die Hamburger Firma Robertson und Hernsheim operirt in den westlichen Inselgruppen der Südsee, die Jaluit-Gesellschaft auf den Marschalls-Inseln und das Hamburger Haus C. Woerman organisirte den so erfolgreichen Handel Deutschlands mit Westafrika.
Kurz gesagt, seit mehr als hundert Jahren marschiren die Hamburger Kaufherren als echte Weltkaufleute, deren Blick auf das Grosse und in die weite Ferne ebenso gerichtet ist wie auf das Nächstliegende, an der Spitze in einer Linie mit den Briten, Ameri-
Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 95
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Hamburg.
seit Hamburg den bereits erwähnten Dampfkrahn von 150.000 kg
Tragfähigkeit besitzt.
Denn die Grösse Hamburgs ist nicht allein die nothwendige
Folge der glücklichen geographischen Lage, sondern ebenso einer
langen und mühevollen Entwicklung durch eigene Kraft und nicht
zum kleinsten Theile der sprichwörtlichen Solidität der Hamburger
Kaufherren.
Nur einmal war Hamburg politisch grossartig vom Glücke be-
günstigt, als 1795 die Franzosen Holland überwältigten und mit einem
Schlage der ganze Handel der Niederlande nach Hamburg versetzt
wurde.
Die Entwicklung Hamburgs von diesem Zeitpunkte bis zur Auf-
hebung des Freihafens in Zusammenhang mit den Fortschritten der
Technik und den politischen Ereignissen zu verfolgen, dazu fehlt es
uns an Raum, nicht an Willen.
Wir begnügen uns hier mit den Angaben, dass 1818 die erste
regelmässige Dampfschiffahrt auf der Elbe eingeführt wurde, 1828
das erste Dampfschiff aus England im Hamburger Hafen einlief, 1846
die Eisenbahn Berlin-Hamburg vollendet wurde, und dass die 1847
gegründete Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft
1856 die erste regelmässige transoceanische Dampfschiffverbindung
Deutschlands und 1889 einen Schnellverkehr nach Amerika eröffnete,
der schon so beliebt ist, dass berühmte amerikanische und englische
Familien der altrenommirten Cunard-Line untreu geworden sind.
Zum Schlusse sei wenigstens des hervorragenden Antheils flüchtig
gedacht, den der Unternehmungsgeist der Hamburger Kaufherren an
der Einführung neuer Waaren auf dem europäischen Markte und an
der colonialen Bewegung des Deutschen Reiches genommen hat.
Die ersten Plantagen errichtete das hochverdiente Hamburger
Haus J. C. Godeffroy & Sohn auf den Samoa-Inseln und brachte
Koprah nach Hamburg; ihre Rechtsnachfolgerin ist die „Deutsche
Plantagen- und Handelsgesellschaft der Südsee“.
Die Hamburger Firma Robertson und Hernsheim operirt in den
westlichen Inselgruppen der Südsee, die Jaluit-Gesellschaft auf den
Marschalls-Inseln und das Hamburger Haus C. Woerman organisirte
den so erfolgreichen Handel Deutschlands mit Westafrika.
Kurz gesagt, seit mehr als hundert Jahren marschiren die
Hamburger Kaufherren als echte Weltkaufleute, deren Blick auf das
Grosse und in die weite Ferne ebenso gerichtet ist wie auf das
Nächstliegende, an der Spitze in einer Linie mit den Briten, Ameri-
Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 95
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 753. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/773>, abgerufen am 23.11.2024.
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