verwüstete und zu Neubauten trieb, wirkten als verjüngende Elemente, wodurch die Handelsmetropole an der Elbe ein völlig modernes Aussehen gewonnen hat. In der That haben sich nur hie und da einzelne Bürgerhäuser aus dem XVII. und XVIII. Jahrhundert er- halten.
Um die einst mit Befestigungen umgürtet gewesene Alt- und Neustadt lagern am rechten Ufer im Nordosten die ehemalige Vor- stadt St. Georg und im Westen die Vorstadt St. Pauli, welche wie ein zwischen Hamburg und Altona eingetriebener Keil betrachtet werden kann. Gegen Norden aber liegt das Doppelbassin des Alster- Flüsschens, deren südliches Becken "Binnenalster" weit in die Stadt hineinreicht und einen höchst malerischen Schmuck derselben bildet. 15 andere Vororte lagern um die erwähnten Vorstädte.
Am linken Elbeufer sind in Steinwärder und Kleiner Grasbrook innerhalb des Freihafengebietes ansehnliche Fabriksdistricte mit aller- hand industriellen Etablissements entstanden. Ausser Schiffswerften und Maschinenfabriken findet man dort Guano-, Kerzen-, Spiritus-, Butter- fabriken, Reismühlen, Oelraffinerien, Brauereien, Kupferhütten u. dgl.
Die Gründung Hamburgs reicht weit in das Mittelalter zurück, doch fehlt es an urkundlichen Nachrichten über dieselbe. Gewiss ist, dass, wie eingangs erwähnt, Karl der Grosse in der Hamma, einem Walde nächst des heutigen Ham- burg, eine feste Burg erbaute, die, von Sachsen vertheidigt, sich mannhaft gegen die anstürmenden Wenden hielt, so dass der eifrige Christenbote St. Ansgar schon im Jahre 833 den Hauptsitz der skandinavischen Mission nach Hamburg verlegte.
So entstand dort ein Erzbisthum mit einer Kirche; als 1223 an Stelle Ham- burgs die Stadt Bremen zum Sitz des Erzbisthums gewählt wurde, erlosch der kirchliche Glanz der Elbestadt.
Das erstarkende Dänemark hatte unterdessen Holstein genommen, 1201 Hamburg erobert und die Stadt 1216 an den Grafen Schaumburg Orlemünde ab- getreten. Doch kaufte sich Hamburg gegen eine Summe von 15.000 Mark Silber frei, und Kaiser Otto IV. bestätigte die Reichsfreiheit.
Die Grafen von Holstein, besonders Adolf III. und Adolf IV., unter deren Oberherrlichkeit Hamburg stand, verliehen derselben namhafte Privilegien, die Anfänge ihrer Selbständigkeit. Die Einwohnerzahl vermehrte sich zusehends. Vor- her war Bardowiek, die stolze Handelsstadt, durch den geächteten Heinrich den Löwen (1189) gestürmt und zerstört worden, wodurch der Bestand einer wichtigen Nebenbuhlerin Hamburgs aufhörte und infolge des Zuzuges von Niederländern die Betriebsamkeit der Stadt rasch zunehmen konnte.
Beizeiten war Hamburg der Hansa beigetreten und nahm in der Folge an den gegen Dänemark im XIII. und XIV. Jahrhundert geführten Kämpfen der Handelsverbindung und an der Bekämpfung der Piraterie rühmlichen Antheil.
In dem Zeitpunkte aber, als die Bedeutung der Hansa zu sinken begann, brachten die Entdeckung von Amerika und des Seeweges nach Ostindien dem Handel der Stadt einen neuen Aufschwung.
Der atlantische Ocean.
verwüstete und zu Neubauten trieb, wirkten als verjüngende Elemente, wodurch die Handelsmetropole an der Elbe ein völlig modernes Aussehen gewonnen hat. In der That haben sich nur hie und da einzelne Bürgerhäuser aus dem XVII. und XVIII. Jahrhundert er- halten.
Um die einst mit Befestigungen umgürtet gewesene Alt- und Neustadt lagern am rechten Ufer im Nordosten die ehemalige Vor- stadt St. Georg und im Westen die Vorstadt St. Pauli, welche wie ein zwischen Hamburg und Altona eingetriebener Keil betrachtet werden kann. Gegen Norden aber liegt das Doppelbassin des Alster- Flüsschens, deren südliches Becken „Binnenalster“ weit in die Stadt hineinreicht und einen höchst malerischen Schmuck derselben bildet. 15 andere Vororte lagern um die erwähnten Vorstädte.
Am linken Elbeufer sind in Steinwärder und Kleiner Grasbrook innerhalb des Freihafengebietes ansehnliche Fabriksdistricte mit aller- hand industriellen Etablissements entstanden. Ausser Schiffswerften und Maschinenfabriken findet man dort Guano-, Kerzen-, Spiritus-, Butter- fabriken, Reismühlen, Oelraffinerien, Brauereien, Kupferhütten u. dgl.
Die Gründung Hamburgs reicht weit in das Mittelalter zurück, doch fehlt es an urkundlichen Nachrichten über dieselbe. Gewiss ist, dass, wie eingangs erwähnt, Karl der Grosse in der Hamma, einem Walde nächst des heutigen Ham- burg, eine feste Burg erbaute, die, von Sachsen vertheidigt, sich mannhaft gegen die anstürmenden Wenden hielt, so dass der eifrige Christenbote St. Ansgar schon im Jahre 833 den Hauptsitz der skandinavischen Mission nach Hamburg verlegte.
So entstand dort ein Erzbisthum mit einer Kirche; als 1223 an Stelle Ham- burgs die Stadt Bremen zum Sitz des Erzbisthums gewählt wurde, erlosch der kirchliche Glanz der Elbestadt.
Das erstarkende Dänemark hatte unterdessen Holstein genommen, 1201 Hamburg erobert und die Stadt 1216 an den Grafen Schaumburg Orlemünde ab- getreten. Doch kaufte sich Hamburg gegen eine Summe von 15.000 Mark Silber frei, und Kaiser Otto IV. bestätigte die Reichsfreiheit.
Die Grafen von Holstein, besonders Adolf III. und Adolf IV., unter deren Oberherrlichkeit Hamburg stand, verliehen derselben namhafte Privilegien, die Anfänge ihrer Selbständigkeit. Die Einwohnerzahl vermehrte sich zusehends. Vor- her war Bardowiek, die stolze Handelsstadt, durch den geächteten Heinrich den Löwen (1189) gestürmt und zerstört worden, wodurch der Bestand einer wichtigen Nebenbuhlerin Hamburgs aufhörte und infolge des Zuzuges von Niederländern die Betriebsamkeit der Stadt rasch zunehmen konnte.
Beizeiten war Hamburg der Hansa beigetreten und nahm in der Folge an den gegen Dänemark im XIII. und XIV. Jahrhundert geführten Kämpfen der Handelsverbindung und an der Bekämpfung der Piraterie rühmlichen Antheil.
In dem Zeitpunkte aber, als die Bedeutung der Hansa zu sinken begann, brachten die Entdeckung von Amerika und des Seeweges nach Ostindien dem Handel der Stadt einen neuen Aufschwung.
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verwüstete und zu Neubauten trieb, wirkten als verjüngende Elemente,
wodurch die Handelsmetropole an der Elbe ein völlig modernes
Aussehen gewonnen hat. In der That haben sich nur hie und da
einzelne Bürgerhäuser aus dem XVII. und XVIII. Jahrhundert er-
halten.
Um die einst mit Befestigungen umgürtet gewesene Alt- und
Neustadt lagern am rechten Ufer im Nordosten die ehemalige Vor-
stadt St. Georg und im Westen die Vorstadt St. Pauli, welche wie
ein zwischen Hamburg und Altona eingetriebener Keil betrachtet
werden kann. Gegen Norden aber liegt das Doppelbassin des Alster-
Flüsschens, deren südliches Becken „Binnenalster“ weit in die Stadt
hineinreicht und einen höchst malerischen Schmuck derselben bildet.
15 andere Vororte lagern um die erwähnten Vorstädte.
Am linken Elbeufer sind in Steinwärder und Kleiner Grasbrook
innerhalb des Freihafengebietes ansehnliche Fabriksdistricte mit aller-
hand industriellen Etablissements entstanden. Ausser Schiffswerften und
Maschinenfabriken findet man dort Guano-, Kerzen-, Spiritus-, Butter-
fabriken, Reismühlen, Oelraffinerien, Brauereien, Kupferhütten u. dgl.
Die Gründung Hamburgs reicht weit in das Mittelalter zurück, doch fehlt
es an urkundlichen Nachrichten über dieselbe. Gewiss ist, dass, wie eingangs
erwähnt, Karl der Grosse in der Hamma, einem Walde nächst des heutigen Ham-
burg, eine feste Burg erbaute, die, von Sachsen vertheidigt, sich mannhaft gegen
die anstürmenden Wenden hielt, so dass der eifrige Christenbote St. Ansgar schon
im Jahre 833 den Hauptsitz der skandinavischen Mission nach Hamburg verlegte.
So entstand dort ein Erzbisthum mit einer Kirche; als 1223 an Stelle Ham-
burgs die Stadt Bremen zum Sitz des Erzbisthums gewählt wurde, erlosch der
kirchliche Glanz der Elbestadt.
Das erstarkende Dänemark hatte unterdessen Holstein genommen, 1201
Hamburg erobert und die Stadt 1216 an den Grafen Schaumburg Orlemünde ab-
getreten. Doch kaufte sich Hamburg gegen eine Summe von 15.000 Mark Silber
frei, und Kaiser Otto IV. bestätigte die Reichsfreiheit.
Die Grafen von Holstein, besonders Adolf III. und Adolf IV., unter deren
Oberherrlichkeit Hamburg stand, verliehen derselben namhafte Privilegien, die
Anfänge ihrer Selbständigkeit. Die Einwohnerzahl vermehrte sich zusehends. Vor-
her war Bardowiek, die stolze Handelsstadt, durch den geächteten Heinrich den
Löwen (1189) gestürmt und zerstört worden, wodurch der Bestand einer wichtigen
Nebenbuhlerin Hamburgs aufhörte und infolge des Zuzuges von Niederländern
die Betriebsamkeit der Stadt rasch zunehmen konnte.
Beizeiten war Hamburg der Hansa beigetreten und nahm in der Folge an
den gegen Dänemark im XIII. und XIV. Jahrhundert geführten Kämpfen der
Handelsverbindung und an der Bekämpfung der Piraterie rühmlichen Antheil.
In dem Zeitpunkte aber, als die Bedeutung der Hansa zu sinken begann,
brachten die Entdeckung von Amerika und des Seeweges nach Ostindien dem
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 742. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/762>, abgerufen am 23.11.2024.
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