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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.
Bremen die Summe von ungefähr 25 Millionen Mark für den Hafen
verausgabt.

Das grosse Bassin bietet, vom östlichsten Ende aus betrachtet,
ein imposantes Bild mit prächtiger Perspective dar.

Eine Erweiterung der Hafenanlagen ist projectirt, und zwar soll
westwärts des grossen Bassins an der Stelle des Winterhafens ein
zweites grosses Bassin (C) erbaut werden. Ein anderes Project (D) ist
bereits ausgeführt und zwar in Form eines Holz- und Fabrikshafens,
der 1890 dem Verkehre übergeben wurde. Seine Länge beträgt
1500 m, die Breite 80 m und die Tiefe 6 m. Ferner besteht die Ab-
sicht, die grossen Etablissements im Westen von Bremen durch einen
Canal mit der Weser zu verbinden. Von den projectirten Bauten würde
nur das zweite Bassin in das bisherige Freihafengebiet fallen.

Am linken Ufer der Weser mündet dort, wo die grosse und
kleine Weser sich scheiden, der sogenannte Canal von Woltmers-
hausen, welcher den Sicherheitshafen (K) abzweigt und dann, von der
Eisenbahn übersetzt, zum Stadtgraben der Neustadt wird.

Ein schöner Anblick bietet sich dem Beschauer von einer der
beiden schönen Brücken, welche die Weser zwischen der Alt- und
Neustadt überspannen. Malerisch liegen die Häuserfronten, überragt
von Thürmen und Hochbauten, längs der beiden Ufer, und davor regt
sich die lebhafte Bewegung des Flussverkehres.

Gegenwärtig ist das grosse Werk der Vertiefung der unteren
Weser in einer Ausdehnung von mehr als 60 km noch im Zuge; es
wird eine Vertiefung angestrebt, welche es gestattet, den grösseren
Seeschiffen mit einem Tiefgang bis zu 5 m die Zufahrt nach Bremen
zu ermöglichen, ein Unternehmen, welches bei der bedeutenden Ent-
fernung Bremens von dem südlich von Bremerhaven beginnenden
Gebiete des tieferen Wasserlaufes der Weser mit grossen Kosten ver-
bunden sein wird.

Vorderhand ist Bremerhaven noch immer die eigentliche
Hafenstadt Bremens für den Verkehr der grössten Oceandampfer. Die
Zufahrt von See aus bietet bei normalem Wetter keinerlei Schwierig-
keiten, denn das Fahrwasser ist durch Leuchtschiffe, Leuchtthürme,
Tonnen und Marken vorzüglich geklart.

Die Wesermündung liegt nächst dem Jadebusen, von welchem
sie nur durch eine Barriere von Sandbänken getrennt ist. Ausserhalb
der Mündung trotzt das drei Leuchtfeuer tragende Leuchtschiff
"Weser" und 18 km östlich desselben der Leuchtthurm "Rother Sand"
(Signalstation) den Stürmen, und 7·5 km südöstlich ist das Leucht-

Der atlantische Ocean.
Bremen die Summe von ungefähr 25 Millionen Mark für den Hafen
verausgabt.

Das grosse Bassin bietet, vom östlichsten Ende aus betrachtet,
ein imposantes Bild mit prächtiger Perspective dar.

Eine Erweiterung der Hafenanlagen ist projectirt, und zwar soll
westwärts des grossen Bassins an der Stelle des Winterhafens ein
zweites grosses Bassin (C) erbaut werden. Ein anderes Project (D) ist
bereits ausgeführt und zwar in Form eines Holz- und Fabrikshafens,
der 1890 dem Verkehre übergeben wurde. Seine Länge beträgt
1500 m, die Breite 80 m und die Tiefe 6 m. Ferner besteht die Ab-
sicht, die grossen Etablissements im Westen von Bremen durch einen
Canal mit der Weser zu verbinden. Von den projectirten Bauten würde
nur das zweite Bassin in das bisherige Freihafengebiet fallen.

Am linken Ufer der Weser mündet dort, wo die grosse und
kleine Weser sich scheiden, der sogenannte Canal von Woltmers-
hausen, welcher den Sicherheitshafen (K) abzweigt und dann, von der
Eisenbahn übersetzt, zum Stadtgraben der Neustadt wird.

Ein schöner Anblick bietet sich dem Beschauer von einer der
beiden schönen Brücken, welche die Weser zwischen der Alt- und
Neustadt überspannen. Malerisch liegen die Häuserfronten, überragt
von Thürmen und Hochbauten, längs der beiden Ufer, und davor regt
sich die lebhafte Bewegung des Flussverkehres.

Gegenwärtig ist das grosse Werk der Vertiefung der unteren
Weser in einer Ausdehnung von mehr als 60 km noch im Zuge; es
wird eine Vertiefung angestrebt, welche es gestattet, den grösseren
Seeschiffen mit einem Tiefgang bis zu 5 m die Zufahrt nach Bremen
zu ermöglichen, ein Unternehmen, welches bei der bedeutenden Ent-
fernung Bremens von dem südlich von Bremerhaven beginnenden
Gebiete des tieferen Wasserlaufes der Weser mit grossen Kosten ver-
bunden sein wird.

Vorderhand ist Bremerhaven noch immer die eigentliche
Hafenstadt Bremens für den Verkehr der grössten Oceandampfer. Die
Zufahrt von See aus bietet bei normalem Wetter keinerlei Schwierig-
keiten, denn das Fahrwasser ist durch Leuchtschiffe, Leuchtthürme,
Tonnen und Marken vorzüglich geklart.

Die Wesermündung liegt nächst dem Jadebusen, von welchem
sie nur durch eine Barrière von Sandbänken getrennt ist. Ausserhalb
der Mündung trotzt das drei Leuchtfeuer tragende Leuchtschiff
„Weser“ und 18 km östlich desselben der Leuchtthurm „Rother Sand“
(Signalstation) den Stürmen, und 7·5 km südöstlich ist das Leucht-

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[720/0740] Der atlantische Ocean. Bremen die Summe von ungefähr 25 Millionen Mark für den Hafen verausgabt. Das grosse Bassin bietet, vom östlichsten Ende aus betrachtet, ein imposantes Bild mit prächtiger Perspective dar. Eine Erweiterung der Hafenanlagen ist projectirt, und zwar soll westwärts des grossen Bassins an der Stelle des Winterhafens ein zweites grosses Bassin (C) erbaut werden. Ein anderes Project (D) ist bereits ausgeführt und zwar in Form eines Holz- und Fabrikshafens, der 1890 dem Verkehre übergeben wurde. Seine Länge beträgt 1500 m, die Breite 80 m und die Tiefe 6 m. Ferner besteht die Ab- sicht, die grossen Etablissements im Westen von Bremen durch einen Canal mit der Weser zu verbinden. Von den projectirten Bauten würde nur das zweite Bassin in das bisherige Freihafengebiet fallen. Am linken Ufer der Weser mündet dort, wo die grosse und kleine Weser sich scheiden, der sogenannte Canal von Woltmers- hausen, welcher den Sicherheitshafen (K) abzweigt und dann, von der Eisenbahn übersetzt, zum Stadtgraben der Neustadt wird. Ein schöner Anblick bietet sich dem Beschauer von einer der beiden schönen Brücken, welche die Weser zwischen der Alt- und Neustadt überspannen. Malerisch liegen die Häuserfronten, überragt von Thürmen und Hochbauten, längs der beiden Ufer, und davor regt sich die lebhafte Bewegung des Flussverkehres. Gegenwärtig ist das grosse Werk der Vertiefung der unteren Weser in einer Ausdehnung von mehr als 60 km noch im Zuge; es wird eine Vertiefung angestrebt, welche es gestattet, den grösseren Seeschiffen mit einem Tiefgang bis zu 5 m die Zufahrt nach Bremen zu ermöglichen, ein Unternehmen, welches bei der bedeutenden Ent- fernung Bremens von dem südlich von Bremerhaven beginnenden Gebiete des tieferen Wasserlaufes der Weser mit grossen Kosten ver- bunden sein wird. Vorderhand ist Bremerhaven noch immer die eigentliche Hafenstadt Bremens für den Verkehr der grössten Oceandampfer. Die Zufahrt von See aus bietet bei normalem Wetter keinerlei Schwierig- keiten, denn das Fahrwasser ist durch Leuchtschiffe, Leuchtthürme, Tonnen und Marken vorzüglich geklart. Die Wesermündung liegt nächst dem Jadebusen, von welchem sie nur durch eine Barrière von Sandbänken getrennt ist. Ausserhalb der Mündung trotzt das drei Leuchtfeuer tragende Leuchtschiff „Weser“ und 18 km östlich desselben der Leuchtthurm „Rother Sand“ (Signalstation) den Stürmen, und 7·5 km südöstlich ist das Leucht-

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 720. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/740>, abgerufen am 16.07.2024.