Die Stadt breitet sich am Südufer des Y (Het I J) halbkreis- förmig aus und wird durch das Flüsschen Amstel in einen östlichen und westlichen Theil geschieden.
Die Amstel steht mit dem vielverzweigten Canalsysteme in Ver- bindung, welches die Stadt nach allen Richtungen durchzieht und in die Hafenbassins ausmündet.
Wie unser Stadtplan zeigt, treten unter den Canälen, welche hier Grachten genannt werden, jene hervor, welche den Stadtkern, d. i. die alte Stadt, in sechs regelmässigen polygonalen Ringen um- spannen und unter einander durch andere Grachten in Verbindung stehen. Auf diese Weise entstanden die 90 Inseln, welche die Häuser- masse von Amsterdam tragen, und etwa 300 Brücken mussten für den Verkehr hergestellt werden.
Unter den Grachten sind die Heerengracht, Keizersgracht und Prinsengracht, dann der breite äusserste Wasserring, die Singelgracht, die hervorragendsten.
Meist von Ulmenalleen eingefasst, gewähren die Grachten einen freundlichen Anblick und bieten recht malerische Effecte, besonders dort, wo der Verkehr der Lastfahrzeuge zu den Waarenmagazinen die spiegelglatte Wasserfläche belebt. Doch auch tiefe Melancholie ruht auf manchen dieser Wasserläufe.
Das gesammte System der Grachten wird durch die Amstel und das Y gespeist und durchgeschwemmt, wodurch man die Bil- dung von miasmatischen Ausdünstungen thunlichst zu verhindern trachtet.
Die Keizers- und Heerengracht ziert manch ansehnliches, dem sogenannten holländischen Backsteinstyl des XVII. und XVIII. Jahr- hunderts angehörendes Haus. Im allgemeinen sind jedoch die Häuser schmale mit der Giebelseite der Strasse zugewendete Backsteinbauten mit weiss gehaltenen Fugen. Dieselbe Phantasie, welche die hohen Giebeldächer, wunderlich geformten Schornsteine und das meist barock gehaltene Zierwerk der Häuser schuf, hat auch die Kirchthürme der Stadt mit allen erdenklichen architektonischen Zuthaten ausgestattet. Da sieht man Spitzchen und Säulchen, Kuppelchen und Erkerchen wie eine duftig leichte Filigranarbeit am Thurme emporranken, alles vergoldet und niedlich, wie das Spielzeug der Prinzessin in einem Kindermärchen. Die in den Niederlanden so beliebten Glockenspiele sind hier sehr zahlreich anzutreffen.
Ausserhalb der oben genannten etwa 10 km langen Singelgracht ist Neu-Amsterdam im Entstehen begriffen, dort liegt das Terrain,
Der atlantische Ocean.
Die Stadt breitet sich am Südufer des Y (Het I J) halbkreis- förmig aus und wird durch das Flüsschen Amstel in einen östlichen und westlichen Theil geschieden.
Die Amstel steht mit dem vielverzweigten Canalsysteme in Ver- bindung, welches die Stadt nach allen Richtungen durchzieht und in die Hafenbassins ausmündet.
Wie unser Stadtplan zeigt, treten unter den Canälen, welche hier Grachten genannt werden, jene hervor, welche den Stadtkern, d. i. die alte Stadt, in sechs regelmässigen polygonalen Ringen um- spannen und unter einander durch andere Grachten in Verbindung stehen. Auf diese Weise entstanden die 90 Inseln, welche die Häuser- masse von Amsterdam tragen, und etwa 300 Brücken mussten für den Verkehr hergestellt werden.
Unter den Grachten sind die Heerengracht, Keizersgracht und Prinsengracht, dann der breite äusserste Wasserring, die Singelgracht, die hervorragendsten.
Meist von Ulmenalleen eingefasst, gewähren die Grachten einen freundlichen Anblick und bieten recht malerische Effecte, besonders dort, wo der Verkehr der Lastfahrzeuge zu den Waarenmagazinen die spiegelglatte Wasserfläche belebt. Doch auch tiefe Melancholie ruht auf manchen dieser Wasserläufe.
Das gesammte System der Grachten wird durch die Amstel und das Y gespeist und durchgeschwemmt, wodurch man die Bil- dung von miasmatischen Ausdünstungen thunlichst zu verhindern trachtet.
Die Keizers- und Heerengracht ziert manch ansehnliches, dem sogenannten holländischen Backsteinstyl des XVII. und XVIII. Jahr- hunderts angehörendes Haus. Im allgemeinen sind jedoch die Häuser schmale mit der Giebelseite der Strasse zugewendete Backsteinbauten mit weiss gehaltenen Fugen. Dieselbe Phantasie, welche die hohen Giebeldächer, wunderlich geformten Schornsteine und das meist barock gehaltene Zierwerk der Häuser schuf, hat auch die Kirchthürme der Stadt mit allen erdenklichen architektonischen Zuthaten ausgestattet. Da sieht man Spitzchen und Säulchen, Kuppelchen und Erkerchen wie eine duftig leichte Filigranarbeit am Thurme emporranken, alles vergoldet und niedlich, wie das Spielzeug der Prinzessin in einem Kindermärchen. Die in den Niederlanden so beliebten Glockenspiele sind hier sehr zahlreich anzutreffen.
Ausserhalb der oben genannten etwa 10 km langen Singelgracht ist Neu-Amsterdam im Entstehen begriffen, dort liegt das Terrain,
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Der atlantische Ocean.
Die Stadt breitet sich am Südufer des Y (Het I J) halbkreis-
förmig aus und wird durch das Flüsschen Amstel in einen östlichen
und westlichen Theil geschieden.
Die Amstel steht mit dem vielverzweigten Canalsysteme in Ver-
bindung, welches die Stadt nach allen Richtungen durchzieht und in
die Hafenbassins ausmündet.
Wie unser Stadtplan zeigt, treten unter den Canälen, welche
hier Grachten genannt werden, jene hervor, welche den Stadtkern,
d. i. die alte Stadt, in sechs regelmässigen polygonalen Ringen um-
spannen und unter einander durch andere Grachten in Verbindung
stehen. Auf diese Weise entstanden die 90 Inseln, welche die Häuser-
masse von Amsterdam tragen, und etwa 300 Brücken mussten für
den Verkehr hergestellt werden.
Unter den Grachten sind die Heerengracht, Keizersgracht und
Prinsengracht, dann der breite äusserste Wasserring, die Singelgracht,
die hervorragendsten.
Meist von Ulmenalleen eingefasst, gewähren die Grachten einen
freundlichen Anblick und bieten recht malerische Effecte, besonders
dort, wo der Verkehr der Lastfahrzeuge zu den Waarenmagazinen die
spiegelglatte Wasserfläche belebt. Doch auch tiefe Melancholie ruht
auf manchen dieser Wasserläufe.
Das gesammte System der Grachten wird durch die Amstel
und das Y gespeist und durchgeschwemmt, wodurch man die Bil-
dung von miasmatischen Ausdünstungen thunlichst zu verhindern
trachtet.
Die Keizers- und Heerengracht ziert manch ansehnliches, dem
sogenannten holländischen Backsteinstyl des XVII. und XVIII. Jahr-
hunderts angehörendes Haus. Im allgemeinen sind jedoch die Häuser
schmale mit der Giebelseite der Strasse zugewendete Backsteinbauten
mit weiss gehaltenen Fugen. Dieselbe Phantasie, welche die hohen
Giebeldächer, wunderlich geformten Schornsteine und das meist barock
gehaltene Zierwerk der Häuser schuf, hat auch die Kirchthürme der
Stadt mit allen erdenklichen architektonischen Zuthaten ausgestattet.
Da sieht man Spitzchen und Säulchen, Kuppelchen und Erkerchen
wie eine duftig leichte Filigranarbeit am Thurme emporranken, alles
vergoldet und niedlich, wie das Spielzeug der Prinzessin in einem
Kindermärchen. Die in den Niederlanden so beliebten Glockenspiele
sind hier sehr zahlreich anzutreffen.
Ausserhalb der oben genannten etwa 10 km langen Singelgracht
ist Neu-Amsterdam im Entstehen begriffen, dort liegt das Terrain,
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 690. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/710>, abgerufen am 23.11.2024.
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