die Eisverhältnisse kommt nur selten vor. In den letzten 35 Jahren war der Schiffsverkehr im Ganzen nur während 135 Tagen infolge Eises gesperrt. Es müssen eben ausserordentlich rauhe Winter und ungewöhnlich lange andauernde Fröste eintreten, um eine Störung der Schiffahrt zu verursachen.
Die Scheldemündungen und das nächstgelegene Terrain gehören einschliesslich der Inseln zur holländischen Provinz Seeland. Eine endlose Flachküste erblickt der in die Schelde Einfahrende vor sich. Es ist die grossartige charakteristische Tiefebene der Niederlande mit ihren Canälen, stehenden Gewässern, Dämmen, ihrem fruchtbaren Marschland, wo üppige Weizenfelder und saftiges Wiesenland mit sumpfigen Strichen abwechseln.
Einzelne Häuschen, Baumgruppen, besonders aber zahlreiche Windmühlen, hin und wieder ein Kirchthurm, die geometrische Figur einer Landmarke, oder die Umwallungen eines Forts sind von See aus erkennbar, während die bekannten Staffagen der holländischen Landschaft: die weidenden Rinder, die künstlichen Hügel, auf welchen die einladenden Gehöfte der Bewohner sich erheben, dem Blicke entzogen bleiben. Erst an Stellen des Flusslaufes, wo das Fahrwasser ganz nahe am Ufer vorbeiführt, erhalten wir in die Details des land- schaftlichen Zubehörs einen tieferen Einblick. Wir sehen die mitunter kunstvollen Schleussenwerke, welche theils den Einlass der Fahrzeuge in die Canäle vermitteln, theils die Entwässerung bewirken. Manchmal gewahrt man über Land die geschwellten Segel von Schiffen, oder die qualmenden Schlote kleiner Dampfer, denn auf den breiteren Canälen besorgen neben Segelfahrzeugen auch Dampfer den Binnen- verkehr. Das Hinzutreten der auf Beveland dahinbrausenden Eisen- bahnzüge steigert wesentlich den eigenthümlichen Charakter der vor uns liegenden Landschaft. Zugleich ist die Schelde als Zufahrtsstrasse nach der verkehrsreichen Handelsmetropole Belgiens von Schiffen jeder Art und Grösse belebt. Auf ihrem mächtigen Gewässer kreuzen sich die prächtigen Oceandampfer mit den stolzesten Seglern der Weltmeere, ganze Flotten von Fischerfahrzeugen, Frachtbarken, von Luxusbooten und Localdampfern scheinen sich hier ein Rendezvous gegeben zu haben, und je näher man nach Zurücklegung der Fluss- windungen gegen Antwerpen vordringt, desto lebhafter wird das Getriebe auf dem immer mehr eingeengten, aber noch genügend tiefen Strome. Immer deutlicher erkennt der Fremde, dass er sich einem Welthandelsplatze nähert. Indes erblicken wir schon von grosser Entfernung aus weit über die Ebene die Thürme und Hochbauten der
Der atlantische Ocean.
die Eisverhältnisse kommt nur selten vor. In den letzten 35 Jahren war der Schiffsverkehr im Ganzen nur während 135 Tagen infolge Eises gesperrt. Es müssen eben ausserordentlich rauhe Winter und ungewöhnlich lange andauernde Fröste eintreten, um eine Störung der Schiffahrt zu verursachen.
Die Scheldemündungen und das nächstgelegene Terrain gehören einschliesslich der Inseln zur holländischen Provinz Seeland. Eine endlose Flachküste erblickt der in die Schelde Einfahrende vor sich. Es ist die grossartige charakteristische Tiefebene der Niederlande mit ihren Canälen, stehenden Gewässern, Dämmen, ihrem fruchtbaren Marschland, wo üppige Weizenfelder und saftiges Wiesenland mit sumpfigen Strichen abwechseln.
Einzelne Häuschen, Baumgruppen, besonders aber zahlreiche Windmühlen, hin und wieder ein Kirchthurm, die geometrische Figur einer Landmarke, oder die Umwallungen eines Forts sind von See aus erkennbar, während die bekannten Staffagen der holländischen Landschaft: die weidenden Rinder, die künstlichen Hügel, auf welchen die einladenden Gehöfte der Bewohner sich erheben, dem Blicke entzogen bleiben. Erst an Stellen des Flusslaufes, wo das Fahrwasser ganz nahe am Ufer vorbeiführt, erhalten wir in die Details des land- schaftlichen Zubehörs einen tieferen Einblick. Wir sehen die mitunter kunstvollen Schleussenwerke, welche theils den Einlass der Fahrzeuge in die Canäle vermitteln, theils die Entwässerung bewirken. Manchmal gewahrt man über Land die geschwellten Segel von Schiffen, oder die qualmenden Schlote kleiner Dampfer, denn auf den breiteren Canälen besorgen neben Segelfahrzeugen auch Dampfer den Binnen- verkehr. Das Hinzutreten der auf Beveland dahinbrausenden Eisen- bahnzüge steigert wesentlich den eigenthümlichen Charakter der vor uns liegenden Landschaft. Zugleich ist die Schelde als Zufahrtsstrasse nach der verkehrsreichen Handelsmetropole Belgiens von Schiffen jeder Art und Grösse belebt. Auf ihrem mächtigen Gewässer kreuzen sich die prächtigen Oceandampfer mit den stolzesten Seglern der Weltmeere, ganze Flotten von Fischerfahrzeugen, Frachtbarken, von Luxusbooten und Localdampfern scheinen sich hier ein Rendezvous gegeben zu haben, und je näher man nach Zurücklegung der Fluss- windungen gegen Antwerpen vordringt, desto lebhafter wird das Getriebe auf dem immer mehr eingeengten, aber noch genügend tiefen Strome. Immer deutlicher erkennt der Fremde, dass er sich einem Welthandelsplatze nähert. Indes erblicken wir schon von grosser Entfernung aus weit über die Ebene die Thürme und Hochbauten der
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Der atlantische Ocean.
die Eisverhältnisse kommt nur selten vor. In den letzten 35 Jahren
war der Schiffsverkehr im Ganzen nur während 135 Tagen infolge
Eises gesperrt. Es müssen eben ausserordentlich rauhe Winter und
ungewöhnlich lange andauernde Fröste eintreten, um eine Störung der
Schiffahrt zu verursachen.
Die Scheldemündungen und das nächstgelegene Terrain gehören
einschliesslich der Inseln zur holländischen Provinz Seeland. Eine
endlose Flachküste erblickt der in die Schelde Einfahrende vor sich.
Es ist die grossartige charakteristische Tiefebene der Niederlande mit
ihren Canälen, stehenden Gewässern, Dämmen, ihrem fruchtbaren
Marschland, wo üppige Weizenfelder und saftiges Wiesenland mit
sumpfigen Strichen abwechseln.
Einzelne Häuschen, Baumgruppen, besonders aber zahlreiche
Windmühlen, hin und wieder ein Kirchthurm, die geometrische Figur
einer Landmarke, oder die Umwallungen eines Forts sind von See
aus erkennbar, während die bekannten Staffagen der holländischen
Landschaft: die weidenden Rinder, die künstlichen Hügel, auf welchen
die einladenden Gehöfte der Bewohner sich erheben, dem Blicke
entzogen bleiben. Erst an Stellen des Flusslaufes, wo das Fahrwasser
ganz nahe am Ufer vorbeiführt, erhalten wir in die Details des land-
schaftlichen Zubehörs einen tieferen Einblick. Wir sehen die mitunter
kunstvollen Schleussenwerke, welche theils den Einlass der Fahrzeuge
in die Canäle vermitteln, theils die Entwässerung bewirken. Manchmal
gewahrt man über Land die geschwellten Segel von Schiffen, oder
die qualmenden Schlote kleiner Dampfer, denn auf den breiteren
Canälen besorgen neben Segelfahrzeugen auch Dampfer den Binnen-
verkehr. Das Hinzutreten der auf Beveland dahinbrausenden Eisen-
bahnzüge steigert wesentlich den eigenthümlichen Charakter der vor
uns liegenden Landschaft. Zugleich ist die Schelde als Zufahrtsstrasse
nach der verkehrsreichen Handelsmetropole Belgiens von Schiffen
jeder Art und Grösse belebt. Auf ihrem mächtigen Gewässer kreuzen
sich die prächtigen Oceandampfer mit den stolzesten Seglern der
Weltmeere, ganze Flotten von Fischerfahrzeugen, Frachtbarken, von
Luxusbooten und Localdampfern scheinen sich hier ein Rendezvous
gegeben zu haben, und je näher man nach Zurücklegung der Fluss-
windungen gegen Antwerpen vordringt, desto lebhafter wird das
Getriebe auf dem immer mehr eingeengten, aber noch genügend tiefen
Strome. Immer deutlicher erkennt der Fremde, dass er sich einem
Welthandelsplatze nähert. Indes erblicken wir schon von grosser
Entfernung aus weit über die Ebene die Thürme und Hochbauten der
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/670>, abgerufen am 23.11.2024.
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