laufen von Havre sehr abträglich. Eine Kette von Sandbarren umschliesst vom Cap de la Heve längs der West- und Südseite der Stadt bis zum linken Seine-Ufer, ein weites Gebiet, welches grosse Schiffe nur bei Hochwasser zu durchschneiden vermögen. Die Barren reichen bis auf eine Entfernung von 3·7 km von der Küste, und ist die äussere Contour im Westen durch zwei grosse Gaslichtbojen markirt, welche in 10 m Wassertiefe (Ebbestand) ver- ankert liegen. Ein anderes Gaslicht zeigt eine südwest der Einfahrt nach Havre in 3·5 m Tiefe vertäute Boje. Eine Zahl grosser Mark- bojen, die weiteste 8 km von der Küste entfernt, bezeichnen die günstigsten Zufahrten in das Labyrinth der Barren. Einige der ge- nannten Bojen haben Läutewerke oder Nebelpfeifen, welche als Er- kennungsignale, wie auch als Warnzeichen den Seefahrern dienen.
Von der Höhe des Cap de la Heve zeigen zwei Thürme je ein auf 50 km Entfernung sichtbares Leuchtfeuer. Die Deckungslinie dieser Feuer ist eine wichtige Route für das Anlaufen des Barren- gebietes.
Der Handel war schon im vorigen Jahrhundert nicht unbe- deutend, aber die Kriege Napoleon's mit England unterbrachen die Entwicklung. Besonders verderblich wurde für die Stadt der Krieg von 1805; viele Kaufleute verliessen den Ort und siedelten sich in Nantes an.
Erst mit der Wiederkehr des Friedens hob sich der Verkehr allmälig und wurde mit der Eröffnung der Eisenbahn über Rouen nach Paris (1847) und durch die Gründung des grossen Schifffahrts- unternehmens der Cie. Generale Transatlantique in die modernen Bahnen geleitet.
Das Ende Jänner 1881 verkündete Gesetz über die Handels- marine, welches den Schiffen, die lange Seereisen machen, für 10 Jahre eine Prämie gewährte, begünstigte die Entstehung neuer Dampfschiffslinien. In Havre wurde auf dieser Basis die Gesellschaft der Chargeurs Reunis gebildet, welche den Verkehr von Südamerika nach Havre lenkt.
Da aber in letzterer Zeit diese staatliche Fürsorge etwas abge- nommen hat, ist der Handelsstand von Havre vielfach unzufrieden. Man findet, dass auf die Verbesserung anderer Häfen des nördlichen Frankreich mehr verwendet wurde als auf Havre. Man wehrt sich mit Recht dagegen, dass die Kosten der Ausführung neuer Hafen- bauten durch die Erhöhung der Hafengebühren ausgeglichen werden, denn schon jetzt kommt im Allgemeinen die Benützung des Hafens
Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 77
Le Hâvre.
laufen von Hâvre sehr abträglich. Eine Kette von Sandbarren umschliesst vom Cap de la Hève längs der West- und Südseite der Stadt bis zum linken Seine-Ufer, ein weites Gebiet, welches grosse Schiffe nur bei Hochwasser zu durchschneiden vermögen. Die Barren reichen bis auf eine Entfernung von 3·7 km von der Küste, und ist die äussere Contour im Westen durch zwei grosse Gaslichtbojen markirt, welche in 10 m Wassertiefe (Ebbestand) ver- ankert liegen. Ein anderes Gaslicht zeigt eine südwest der Einfahrt nach Hâvre in 3·5 m Tiefe vertäute Boje. Eine Zahl grosser Mark- bojen, die weiteste 8 km von der Küste entfernt, bezeichnen die günstigsten Zufahrten in das Labyrinth der Barren. Einige der ge- nannten Bojen haben Läutewerke oder Nebelpfeifen, welche als Er- kennungsignale, wie auch als Warnzeichen den Seefahrern dienen.
Von der Höhe des Cap de la Hève zeigen zwei Thürme je ein auf 50 km Entfernung sichtbares Leuchtfeuer. Die Deckungslinie dieser Feuer ist eine wichtige Route für das Anlaufen des Barren- gebietes.
Der Handel war schon im vorigen Jahrhundert nicht unbe- deutend, aber die Kriege Napoleon’s mit England unterbrachen die Entwicklung. Besonders verderblich wurde für die Stadt der Krieg von 1805; viele Kaufleute verliessen den Ort und siedelten sich in Nantes an.
Erst mit der Wiederkehr des Friedens hob sich der Verkehr allmälig und wurde mit der Eröffnung der Eisenbahn über Rouen nach Paris (1847) und durch die Gründung des grossen Schifffahrts- unternehmens der Cie. Générale Transatlantique in die modernen Bahnen geleitet.
Das Ende Jänner 1881 verkündete Gesetz über die Handels- marine, welches den Schiffen, die lange Seereisen machen, für 10 Jahre eine Prämie gewährte, begünstigte die Entstehung neuer Dampfschiffslinien. In Hâvre wurde auf dieser Basis die Gesellschaft der Chargeurs Réunis gebildet, welche den Verkehr von Südamerika nach Hâvre lenkt.
Da aber in letzterer Zeit diese staatliche Fürsorge etwas abge- nommen hat, ist der Handelsstand von Hâvre vielfach unzufrieden. Man findet, dass auf die Verbesserung anderer Häfen des nördlichen Frankreich mehr verwendet wurde als auf Hâvre. Man wehrt sich mit Recht dagegen, dass die Kosten der Ausführung neuer Hafen- bauten durch die Erhöhung der Hafengebühren ausgeglichen werden, denn schon jetzt kommt im Allgemeinen die Benützung des Hafens
Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 77
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Le Hâvre.
laufen von Hâvre sehr abträglich. Eine Kette von Sandbarren
umschliesst vom Cap de la Hève längs der West- und Südseite
der Stadt bis zum linken Seine-Ufer, ein weites Gebiet, welches
grosse Schiffe nur bei Hochwasser zu durchschneiden vermögen.
Die Barren reichen bis auf eine Entfernung von 3·7 km von der
Küste, und ist die äussere Contour im Westen durch zwei grosse
Gaslichtbojen markirt, welche in 10 m Wassertiefe (Ebbestand) ver-
ankert liegen. Ein anderes Gaslicht zeigt eine südwest der Einfahrt
nach Hâvre in 3·5 m Tiefe vertäute Boje. Eine Zahl grosser Mark-
bojen, die weiteste 8 km von der Küste entfernt, bezeichnen die
günstigsten Zufahrten in das Labyrinth der Barren. Einige der ge-
nannten Bojen haben Läutewerke oder Nebelpfeifen, welche als Er-
kennungsignale, wie auch als Warnzeichen den Seefahrern dienen.
Von der Höhe des Cap de la Hève zeigen zwei Thürme je
ein auf 50 km Entfernung sichtbares Leuchtfeuer. Die Deckungslinie
dieser Feuer ist eine wichtige Route für das Anlaufen des Barren-
gebietes.
Der Handel war schon im vorigen Jahrhundert nicht unbe-
deutend, aber die Kriege Napoleon’s mit England unterbrachen die
Entwicklung. Besonders verderblich wurde für die Stadt der Krieg
von 1805; viele Kaufleute verliessen den Ort und siedelten sich in
Nantes an.
Erst mit der Wiederkehr des Friedens hob sich der Verkehr
allmälig und wurde mit der Eröffnung der Eisenbahn über Rouen
nach Paris (1847) und durch die Gründung des grossen Schifffahrts-
unternehmens der Cie. Générale Transatlantique in die modernen
Bahnen geleitet.
Das Ende Jänner 1881 verkündete Gesetz über die Handels-
marine, welches den Schiffen, die lange Seereisen machen, für
10 Jahre eine Prämie gewährte, begünstigte die Entstehung neuer
Dampfschiffslinien. In Hâvre wurde auf dieser Basis die Gesellschaft
der Chargeurs Réunis gebildet, welche den Verkehr von Südamerika
nach Hâvre lenkt.
Da aber in letzterer Zeit diese staatliche Fürsorge etwas abge-
nommen hat, ist der Handelsstand von Hâvre vielfach unzufrieden.
Man findet, dass auf die Verbesserung anderer Häfen des nördlichen
Frankreich mehr verwendet wurde als auf Hâvre. Man wehrt sich
mit Recht dagegen, dass die Kosten der Ausführung neuer Hafen-
bauten durch die Erhöhung der Hafengebühren ausgeglichen werden,
denn schon jetzt kommt im Allgemeinen die Benützung des Hafens
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/629>, abgerufen am 23.11.2024.
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