Baumanlagen eingefasst, unter welchen der Blumenmarkt abgehalten wird. Das Hauptgebäude ist hier das Grand Theatre, welches, 1825 errichtet, im Jahre 1843 niederbrannte und hierauf reconstruirt wurde.
Wie unser Plan zeigt, durchschneidet der mit breiten Baum- alleen gezierte Boulevard de Strassbourg die Stadt von der Rhede bis zur Passagierstation der Eisenbahn nach Paris. Diese mehr als 2 km lange Strasse schliesst sich an der Seeküste an den Boulevard maritime, im Osten aber an den Cours de la Republique an. Zum Vor- hafen zweigt noch der Boulevard Francois I. ab. Alle diese Strassen sind imposante Verkehrswege, die man am liebsten Völkerstrassen für den Massenverkehr nennen möchte, wenn diese Bezeichnung hier zu- lässig wäre. Sie prägen Havre einen gewissen grossstädtischen Zug auf. Am Boulevard de Strassbourg liegt der reizende Square Saint-Roch mit prächtigen Gartenanlagen; dort sind in einem hübschen Gebäude das Aquarium und eine maritim-physiologische Versuchsstation unter- gebracht. Ein Theil des Parkes ist in einen botanischen Garten um- gewandelt, ein anderer in einen jardin ornithologique d'acclimatation, der eine hübsche Voliere, Fasanerie u. dgl. enthält.
Im östlichen Theile desselben Boulevards liegt das im Styl Ludwig XIII. erbaute Palais der Sous-Prefecture, und vor der Front desselben öffnet sich die mit Baumanlagen ausgestattete Place de la Sous-Prefecture und deren Fortsetzung die Place du Commerce, welche am gleichnamigen Bassin ausmündet. In der Mitte hat man das frei- stehende Börsengebäude, einen 1878 bis 1880 entstandenen Monu- mentalbau mit zwei Hauptfacaden errichtet. Es ist ein imposantes Gebäude mit geschmackvollen architektonischen Details und plasti- schen Allegorien. Die beiden Haupteingänge im Norden und Süden führen durch Säulenhallen. Hohe Dome krönen den Bau.
Im Gebäude der Börse haben unter anderem die Gesellschaft für Handelsgeographie, die Handelskammer, die Mustersammlung, das Handelsmuseum, Gallerien und Bibliotheken u. dgl. Platz gefunden.
Ein sehenswerthes Gebäude ist das erst 1876 fertiggestellte Palais de Justice, das seine in griechischem Styl gehaltene Haupt- front dem Boulevard zuwendet. Die monumentale, zum Atrium führende Treppenflucht bewachen zwei gewaltige decorative Löwen.
Havre ist im Allgemeinen eine neue Stadt, und was sie an Bau- werken für den bürgerlichen Dienst und zu wissenschaftlichem Zwecke besitzt, ist, wie wir gesehen haben, in den letzten Jahrzehnten ent- standen. Darin liegt ein untrügliches Zeugniss ihrer Kraft und Energie und ihres Wohlstandes.
Der atlantische Ocean.
Baumanlagen eingefasst, unter welchen der Blumenmarkt abgehalten wird. Das Hauptgebäude ist hier das Grand Théâtre, welches, 1825 errichtet, im Jahre 1843 niederbrannte und hierauf reconstruirt wurde.
Wie unser Plan zeigt, durchschneidet der mit breiten Baum- alleen gezierte Boulevard de Strassbourg die Stadt von der Rhede bis zur Passagierstation der Eisenbahn nach Paris. Diese mehr als 2 km lange Strasse schliesst sich an der Seeküste an den Boulevard maritime, im Osten aber an den Cours de la Republique an. Zum Vor- hafen zweigt noch der Boulevard François I. ab. Alle diese Strassen sind imposante Verkehrswege, die man am liebsten Völkerstrassen für den Massenverkehr nennen möchte, wenn diese Bezeichnung hier zu- lässig wäre. Sie prägen Hâvre einen gewissen grossstädtischen Zug auf. Am Boulevard de Strassbourg liegt der reizende Square Saint-Roch mit prächtigen Gartenanlagen; dort sind in einem hübschen Gebäude das Aquarium und eine maritim-physiologische Versuchsstation unter- gebracht. Ein Theil des Parkes ist in einen botanischen Garten um- gewandelt, ein anderer in einen jardin ornithologique d’acclimatation, der eine hübsche Volière, Fasanerie u. dgl. enthält.
Im östlichen Theile desselben Boulevards liegt das im Styl Ludwig XIII. erbaute Palais der Sous-Préfecture, und vor der Front desselben öffnet sich die mit Baumanlagen ausgestattete Place de la Sous-Préfecture und deren Fortsetzung die Place du Commerce, welche am gleichnamigen Bassin ausmündet. In der Mitte hat man das frei- stehende Börsengebäude, einen 1878 bis 1880 entstandenen Monu- mentalbau mit zwei Hauptfaçaden errichtet. Es ist ein imposantes Gebäude mit geschmackvollen architektonischen Details und plasti- schen Allegorien. Die beiden Haupteingänge im Norden und Süden führen durch Säulenhallen. Hohe Dome krönen den Bau.
Im Gebäude der Börse haben unter anderem die Gesellschaft für Handelsgeographie, die Handelskammer, die Mustersammlung, das Handelsmuseum, Gallerien und Bibliotheken u. dgl. Platz gefunden.
Ein sehenswerthes Gebäude ist das erst 1876 fertiggestellte Palais de Justice, das seine in griechischem Styl gehaltene Haupt- front dem Boulevard zuwendet. Die monumentale, zum Atrium führende Treppenflucht bewachen zwei gewaltige decorative Löwen.
Hâvre ist im Allgemeinen eine neue Stadt, und was sie an Bau- werken für den bürgerlichen Dienst und zu wissenschaftlichem Zwecke besitzt, ist, wie wir gesehen haben, in den letzten Jahrzehnten ent- standen. Darin liegt ein untrügliches Zeugniss ihrer Kraft und Energie und ihres Wohlstandes.
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Der atlantische Ocean.
Baumanlagen eingefasst, unter welchen der Blumenmarkt abgehalten
wird. Das Hauptgebäude ist hier das Grand Théâtre, welches, 1825
errichtet, im Jahre 1843 niederbrannte und hierauf reconstruirt wurde.
Wie unser Plan zeigt, durchschneidet der mit breiten Baum-
alleen gezierte Boulevard de Strassbourg die Stadt von der Rhede
bis zur Passagierstation der Eisenbahn nach Paris. Diese mehr als
2 km lange Strasse schliesst sich an der Seeküste an den Boulevard
maritime, im Osten aber an den Cours de la Republique an. Zum Vor-
hafen zweigt noch der Boulevard François I. ab. Alle diese Strassen
sind imposante Verkehrswege, die man am liebsten Völkerstrassen für
den Massenverkehr nennen möchte, wenn diese Bezeichnung hier zu-
lässig wäre. Sie prägen Hâvre einen gewissen grossstädtischen Zug auf.
Am Boulevard de Strassbourg liegt der reizende Square Saint-Roch
mit prächtigen Gartenanlagen; dort sind in einem hübschen Gebäude
das Aquarium und eine maritim-physiologische Versuchsstation unter-
gebracht. Ein Theil des Parkes ist in einen botanischen Garten um-
gewandelt, ein anderer in einen jardin ornithologique d’acclimatation,
der eine hübsche Volière, Fasanerie u. dgl. enthält.
Im östlichen Theile desselben Boulevards liegt das im Styl
Ludwig XIII. erbaute Palais der Sous-Préfecture, und vor der Front
desselben öffnet sich die mit Baumanlagen ausgestattete Place de la
Sous-Préfecture und deren Fortsetzung die Place du Commerce, welche
am gleichnamigen Bassin ausmündet. In der Mitte hat man das frei-
stehende Börsengebäude, einen 1878 bis 1880 entstandenen Monu-
mentalbau mit zwei Hauptfaçaden errichtet. Es ist ein imposantes
Gebäude mit geschmackvollen architektonischen Details und plasti-
schen Allegorien. Die beiden Haupteingänge im Norden und Süden
führen durch Säulenhallen. Hohe Dome krönen den Bau.
Im Gebäude der Börse haben unter anderem die Gesellschaft
für Handelsgeographie, die Handelskammer, die Mustersammlung, das
Handelsmuseum, Gallerien und Bibliotheken u. dgl. Platz gefunden.
Ein sehenswerthes Gebäude ist das erst 1876 fertiggestellte
Palais de Justice, das seine in griechischem Styl gehaltene Haupt-
front dem Boulevard zuwendet. Die monumentale, zum Atrium führende
Treppenflucht bewachen zwei gewaltige decorative Löwen.
Hâvre ist im Allgemeinen eine neue Stadt, und was sie an Bau-
werken für den bürgerlichen Dienst und zu wissenschaftlichem Zwecke
besitzt, ist, wie wir gesehen haben, in den letzten Jahrzehnten ent-
standen. Darin liegt ein untrügliches Zeugniss ihrer Kraft und
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/626>, abgerufen am 23.11.2024.
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