grosse Zahl von Seeschiffen erbaut, angesiedelt; endlich zunächst des Ortes Portugalete mündet die Bahn der Minen von Galdames zur gleichnamigen Ladestation, welche auch mit dem Schienenstrange der Bahn nach Bilbao in Verbindung steht.
Bei Portugalete steht das grosse Maschinenhaus, in welchem die Dynamos zur Erzeugung des elektrischen Lichtes für die splendide Hafenbeleuchtung betrieben werden.
Man kann sich bei der sonst in Spanien selten anzutreffenden lebhaften industriellen und Handelsthätigkeit das bewegte Treiben an den Ufern des Nervion wohl vergegenwärtigen. Allmälig beginnen denn auch die beiden Städtchen Portugalete und Las Arenas, besonders letzteres, an Umfang zuzunehmen und werden als die eigent- lichen Hafenplätze von Bilbao gewiss zur Blüthe gelangen.
Portugalete wurde während des Carlistenkrieges in den Jahren 1873 bis 1876 durch ein Bombardement (1874) hart mitgenommen, worauf die Carlisten capitulirten. Beachtenswerth ist die im gothischen Style erbaute Kirche Sta. Maria.
Las Arenas ist die Villenstadt von Bilbao und ein beliebter Badeort, der über einen prächtigen sandigen Badestrand verfügt.
Die beiden Hafenorte sind durch Tramwaylinien mit Bilbao und durch Ferryboote miteinander verbunden.
Bilbao wurde während des Carlistenkrieges viel genannt, und aus jener Zeit stammt der Beiname "la invicta", die Unbesiegte, her. Von 10.000 Mann Miliztruppen vertheidigt, hielt die Stadt eine Be- lagerung durch das Carlistenheer standhaft aus, bis am 2. Mai 1874 ein spanisches Corps nach dem Siege bei La Mundecao zum Entsatz herbeieilte und die Carlisten zum Rückzug zwang.
Bilbao war in früherer Zeit ein wichtiger Werftenplatz, und um das Jahr 1500 muss der Handel hier sehr lebhaft gewesen sein, weil damals ein eigenes Handels- amt (Consulado de Comercio) zur Regelung der Handelsoperationen durch den König eingesetzt worden war, welches bis 1844 existirte und dann den Titel "Junta de Comercio" annahm.
Die Weisungen (Ordonanzes) des Consulado scheinen wohl erwogen gewesen zu sein, denn nach deren Sanction durch den Habsburger Philipp II. (15. Decem- ber 1560) wurden sie zu Vorbildern für die Handelsgesetze und Verfügungen der wichtigsten Seehäfen des Auslandes.
All dieser alte Glanz ist aber nicht zu vergleichen mit der Entwicklung in unseren Tagen, welche Blüthe, wie schon erwähnt, mit der Nachfrage nach den reichen Lagern chemisch reiner Eisen- erze, die in nächster Nähe von Bilbao schlummerten, zusammenhängt. Wesentlich gefördert wurde dieser Aufschwung durch den Umstand,
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Bilbao.
grosse Zahl von Seeschiffen erbaut, angesiedelt; endlich zunächst des Ortes Portugalete mündet die Bahn der Minen von Galdames zur gleichnamigen Ladestation, welche auch mit dem Schienenstrange der Bahn nach Bilbao in Verbindung steht.
Bei Portugalete steht das grosse Maschinenhaus, in welchem die Dynamos zur Erzeugung des elektrischen Lichtes für die splendide Hafenbeleuchtung betrieben werden.
Man kann sich bei der sonst in Spanien selten anzutreffenden lebhaften industriellen und Handelsthätigkeit das bewegte Treiben an den Ufern des Nervion wohl vergegenwärtigen. Allmälig beginnen denn auch die beiden Städtchen Portugalete und Las Arenas, besonders letzteres, an Umfang zuzunehmen und werden als die eigent- lichen Hafenplätze von Bilbao gewiss zur Blüthe gelangen.
Portugalete wurde während des Carlistenkrieges in den Jahren 1873 bis 1876 durch ein Bombardement (1874) hart mitgenommen, worauf die Carlisten capitulirten. Beachtenswerth ist die im gothischen Style erbaute Kirche Sta. Maria.
Las Arenas ist die Villenstadt von Bilbao und ein beliebter Badeort, der über einen prächtigen sandigen Badestrand verfügt.
Die beiden Hafenorte sind durch Tramwaylinien mit Bilbao und durch Ferryboote miteinander verbunden.
Bilbao wurde während des Carlistenkrieges viel genannt, und aus jener Zeit stammt der Beiname „la invicta“, die Unbesiegte, her. Von 10.000 Mann Miliztruppen vertheidigt, hielt die Stadt eine Be- lagerung durch das Carlistenheer standhaft aus, bis am 2. Mai 1874 ein spanisches Corps nach dem Siege bei La Muñecao zum Entsatz herbeieilte und die Carlisten zum Rückzug zwang.
Bilbao war in früherer Zeit ein wichtiger Werftenplatz, und um das Jahr 1500 muss der Handel hier sehr lebhaft gewesen sein, weil damals ein eigenes Handels- amt (Consulado de Comercio) zur Regelung der Handelsoperationen durch den König eingesetzt worden war, welches bis 1844 existirte und dann den Titel „Junta de Comercio“ annahm.
Die Weisungen (Ordonanzes) des Consulado scheinen wohl erwogen gewesen zu sein, denn nach deren Sanction durch den Habsburger Philipp II. (15. Decem- ber 1560) wurden sie zu Vorbildern für die Handelsgesetze und Verfügungen der wichtigsten Seehäfen des Auslandes.
All dieser alte Glanz ist aber nicht zu vergleichen mit der Entwicklung in unseren Tagen, welche Blüthe, wie schon erwähnt, mit der Nachfrage nach den reichen Lagern chemisch reiner Eisen- erze, die in nächster Nähe von Bilbao schlummerten, zusammenhängt. Wesentlich gefördert wurde dieser Aufschwung durch den Umstand,
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Ortes Portugalete mündet die Bahn der Minen von Galdames zur
gleichnamigen Ladestation, welche auch mit dem Schienenstrange der
Bahn nach Bilbao in Verbindung steht.
Bei Portugalete steht das grosse Maschinenhaus, in welchem
die Dynamos zur Erzeugung des elektrischen Lichtes für die splendide
Hafenbeleuchtung betrieben werden.
Man kann sich bei der sonst in Spanien selten anzutreffenden
lebhaften industriellen und Handelsthätigkeit das bewegte Treiben an
den Ufern des Nervion wohl vergegenwärtigen. Allmälig beginnen
denn auch die beiden Städtchen Portugalete und Las Arenas,
besonders letzteres, an Umfang zuzunehmen und werden als die eigent-
lichen Hafenplätze von Bilbao gewiss zur Blüthe gelangen.
Portugalete wurde während des Carlistenkrieges in den Jahren
1873 bis 1876 durch ein Bombardement (1874) hart mitgenommen,
worauf die Carlisten capitulirten. Beachtenswerth ist die im gothischen
Style erbaute Kirche Sta. Maria.
Las Arenas ist die Villenstadt von Bilbao und ein beliebter
Badeort, der über einen prächtigen sandigen Badestrand verfügt.
Die beiden Hafenorte sind durch Tramwaylinien mit Bilbao und
durch Ferryboote miteinander verbunden.
Bilbao wurde während des Carlistenkrieges viel genannt, und
aus jener Zeit stammt der Beiname „la invicta“, die Unbesiegte, her.
Von 10.000 Mann Miliztruppen vertheidigt, hielt die Stadt eine Be-
lagerung durch das Carlistenheer standhaft aus, bis am 2. Mai 1874
ein spanisches Corps nach dem Siege bei La Muñecao zum Entsatz
herbeieilte und die Carlisten zum Rückzug zwang.
Bilbao war in früherer Zeit ein wichtiger Werftenplatz, und um das Jahr 1500
muss der Handel hier sehr lebhaft gewesen sein, weil damals ein eigenes Handels-
amt (Consulado de Comercio) zur Regelung der Handelsoperationen durch den
König eingesetzt worden war, welches bis 1844 existirte und dann den Titel
„Junta de Comercio“ annahm.
Die Weisungen (Ordonanzes) des Consulado scheinen wohl erwogen gewesen
zu sein, denn nach deren Sanction durch den Habsburger Philipp II. (15. Decem-
ber 1560) wurden sie zu Vorbildern für die Handelsgesetze und Verfügungen der
wichtigsten Seehäfen des Auslandes.
All dieser alte Glanz ist aber nicht zu vergleichen mit der
Entwicklung in unseren Tagen, welche Blüthe, wie schon erwähnt,
mit der Nachfrage nach den reichen Lagern chemisch reiner Eisen-
erze, die in nächster Nähe von Bilbao schlummerten, zusammenhängt.
Wesentlich gefördert wurde dieser Aufschwung durch den Umstand,
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/583>, abgerufen am 22.11.2024.
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