Santiago aus dem XII. Jahrhundert, die Colegiata de la Santa Maria del Campo aus dem XIII. Jahrhundert stammen.
Man unterscheidet die obere und die untere, die alte und die neue Stadt. Die letztgenannte, La Pescaderia, einst ein von Fischern bewohnter Vorort, ist gegenwärtig das elegante Quartier von Corunda, dessen schönste Strasse, die Calle Real, und baumgezierte Marina zu den beliebtesten Promenaden der liebenswürdigen Bevölkerung zählen.
Corunda war im Laufe der Zeit manch hervorragende geschichtliche Rolle zugefallen. Von hier segelte die unbesiegbare Armada am 26. Juli 1588 zur Er- oberung und Romanisirung Englands ab, um grösstentheils in sturmbewegten Fluten ein jähes Ende zu finden.
Im April 1589 bemächtigten sich Drake und Norris mit einer englischen Flottenabtheilung und 1200 Mann Landungstruppen der Stadt.
Während der französischen Occupationen von Spanien erschienen hingegen die Engländer (October 1809) unter Sir David Baird, 6000 Mann stark, zur Unter- stützung der spanischen Sache. In einer brillanten Affaire auf den Höhen von Elvira nächst Corunda wurde Soult's mit überlegenen Kräften geführter Angriff durch Moore abgewiesen (16. Jänner 1809). Es war der letzte harte Kampf zwischen Engländern und Franzosen auf der iberischen Halbinsel.
Corunda, die Hauptstadt der Provinz Galicia, zählt 37.000 Ein- wohner.
Eine grosse Tabakfabrik (La Palloza), in welcher mehr als 300 Frauen und Mädchen beschäftigt werden, liegt in der Vorstadt Santa Lucia.
Corundas Handel ist für spanische Verhältnisse bedeutend, denn 1888 wurden im auswärtigen Handel wohl nur um 10,397.417 Pesetas Waaren eingeführt und um 6,657·874 Pesetas ausgeführt, aber im Wege des Küstenhandels erreichte die Einfuhr 23,932.140, die Ausfuhr 20,892.027 Pesetas.
Lebendes Vieh, bestimmt für England, und Spitzen sind die Hauptartikel der Ausfuhr ins Ausland. An der Einfuhr aus dem Auslande sind gesalzene und Stockfische, Zucker, rohe Häute aus Südamerika, Steinkohlen, Petroleum und englische Baumwollwaaren am stärksten betheiligt.
Der Schiffsverkehr umfasst etwa eine Million Tons, weil diesen günstig gelegenen Platz die Cie. Generale Transatlantique auf ihrer Linie Havre-Bordeaux- Havanna und die Compannia transatlantica auf der Linie Santander-Havanna anlaufen, während der Norddeutsche Lloyd und die Messageries maritimes auf ihren La Plata-Fahrten abwechselnd hier und in Vigo anlegen. Diese Gesellschaften, zu denen noch die Royal Mail kommt, verdienen viel durch die starke Auswande- rung, welche von Galicien an den La Plata, nach Brasilien und Havanna gerichtet ist. Im Jahre 1889 zählte Corunda allein 19.254 Auswanderer, ungerechnet die Plätze Vigo und Carril.
El Ferrol, eine Schöpfung Karl III., hat als Kriegshafen nur militärische Bedeutung. Die in reizender Umgebung gelegene Stadt hat 22.500 Einwohner.
Der atlantische Ocean.
Santiago aus dem XII. Jahrhundert, die Colegiata de la Santa Maria del Campo aus dem XIII. Jahrhundert stammen.
Man unterscheidet die obere und die untere, die alte und die neue Stadt. Die letztgenannte, La Pescaderia, einst ein von Fischern bewohnter Vorort, ist gegenwärtig das elegante Quartier von Coruña, dessen schönste Strasse, die Calle Real, und baumgezierte Marina zu den beliebtesten Promenaden der liebenswürdigen Bevölkerung zählen.
Coruña war im Laufe der Zeit manch hervorragende geschichtliche Rolle zugefallen. Von hier segelte die unbesiegbare Armada am 26. Juli 1588 zur Er- oberung und Romanisirung Englands ab, um grösstentheils in sturmbewegten Fluten ein jähes Ende zu finden.
Im April 1589 bemächtigten sich Drake und Norris mit einer englischen Flottenabtheilung und 1200 Mann Landungstruppen der Stadt.
Während der französischen Occupationen von Spanien erschienen hingegen die Engländer (October 1809) unter Sir David Baird, 6000 Mann stark, zur Unter- stützung der spanischen Sache. In einer brillanten Affaire auf den Höhen von Elvira nächst Coruña wurde Soult’s mit überlegenen Kräften geführter Angriff durch Moore abgewiesen (16. Jänner 1809). Es war der letzte harte Kampf zwischen Engländern und Franzosen auf der iberischen Halbinsel.
Coruña, die Hauptstadt der Provinz Galicia, zählt 37.000 Ein- wohner.
Eine grosse Tabakfabrik (La Palloza), in welcher mehr als 300 Frauen und Mädchen beschäftigt werden, liegt in der Vorstadt Santa Lucia.
Coruñas Handel ist für spanische Verhältnisse bedeutend, denn 1888 wurden im auswärtigen Handel wohl nur um 10,397.417 Pesetas Waaren eingeführt und um 6,657·874 Pesetas ausgeführt, aber im Wege des Küstenhandels erreichte die Einfuhr 23,932.140, die Ausfuhr 20,892.027 Pesetas.
Lebendes Vieh, bestimmt für England, und Spitzen sind die Hauptartikel der Ausfuhr ins Ausland. An der Einfuhr aus dem Auslande sind gesalzene und Stockfische, Zucker, rohe Häute aus Südamerika, Steinkohlen, Petroleum und englische Baumwollwaaren am stärksten betheiligt.
Der Schiffsverkehr umfasst etwa eine Million Tons, weil diesen günstig gelegenen Platz die Cie. Générale Transatlantique auf ihrer Linie Havre-Bordeaux- Havaña und die Compañia transatlantica auf der Linie Santander-Havaña anlaufen, während der Norddeutsche Lloyd und die Messageries maritimes auf ihren La Plata-Fahrten abwechselnd hier und in Vigo anlegen. Diese Gesellschaften, zu denen noch die Royal Mail kommt, verdienen viel durch die starke Auswande- rung, welche von Galicien an den La Plata, nach Brasilien und Havaña gerichtet ist. Im Jahre 1889 zählte Coruña allein 19.254 Auswanderer, ungerechnet die Plätze Vigo und Carril.
El Ferrol, eine Schöpfung Karl III., hat als Kriegshafen nur militärische Bedeutung. Die in reizender Umgebung gelegene Stadt hat 22.500 Einwohner.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0572"n="552"/><fwplace="top"type="header">Der atlantische Ocean.</fw><lb/>
Santiago aus dem XII. Jahrhundert, die Colegiata de la Santa Maria<lb/>
del Campo aus dem XIII. Jahrhundert stammen.</p><lb/><p>Man unterscheidet die obere und die untere, die alte und die<lb/>
neue Stadt. Die letztgenannte, La Pescaderia, einst ein von Fischern<lb/>
bewohnter Vorort, ist gegenwärtig das elegante Quartier von Coruña,<lb/>
dessen schönste Strasse, die Calle Real, und baumgezierte Marina zu<lb/>
den beliebtesten Promenaden der liebenswürdigen Bevölkerung zählen.</p><lb/><p>Coruña war im Laufe der Zeit manch hervorragende geschichtliche Rolle<lb/>
zugefallen. Von hier segelte die unbesiegbare Armada am 26. Juli 1588 zur Er-<lb/>
oberung und Romanisirung Englands ab, um grösstentheils in sturmbewegten<lb/>
Fluten ein jähes Ende zu finden.</p><lb/><p>Im April 1589 bemächtigten sich Drake und Norris mit einer englischen<lb/>
Flottenabtheilung und 1200 Mann Landungstruppen der Stadt.</p><lb/><p>Während der französischen Occupationen von Spanien erschienen hingegen<lb/>
die Engländer (October 1809) unter Sir David Baird, 6000 Mann stark, zur Unter-<lb/>
stützung der spanischen Sache. In einer brillanten Affaire auf den Höhen von<lb/>
Elvira nächst Coruña wurde Soult’s mit überlegenen Kräften geführter Angriff<lb/>
durch Moore abgewiesen (16. Jänner 1809). Es war der letzte harte Kampf<lb/>
zwischen Engländern und Franzosen auf der iberischen Halbinsel.</p><lb/><p>Coruña, die Hauptstadt der Provinz Galicia, zählt 37.000 Ein-<lb/>
wohner.</p><lb/><p>Eine grosse Tabakfabrik (La Palloza), in welcher mehr als<lb/>
300 Frauen und Mädchen beschäftigt werden, liegt in der Vorstadt<lb/>
Santa Lucia.</p><lb/><p>Coruñas Handel ist für spanische Verhältnisse bedeutend, denn 1888 wurden<lb/>
im auswärtigen Handel wohl nur um 10,397.417 Pesetas Waaren eingeführt und<lb/>
um 6,657·874 Pesetas ausgeführt, aber im Wege des Küstenhandels erreichte die<lb/>
Einfuhr 23,932.140, die Ausfuhr 20,892.027 Pesetas.</p><lb/><p>Lebendes Vieh, bestimmt für England, und Spitzen sind die Hauptartikel<lb/>
der Ausfuhr ins Ausland. An der Einfuhr aus dem Auslande sind gesalzene und<lb/>
Stockfische, Zucker, rohe Häute aus Südamerika, Steinkohlen, Petroleum und<lb/>
englische Baumwollwaaren am stärksten betheiligt.</p><lb/><p>Der Schiffsverkehr umfasst etwa eine Million Tons, weil diesen günstig<lb/>
gelegenen Platz die Cie. Générale Transatlantique auf ihrer Linie Havre-Bordeaux-<lb/>
Havaña und die Compañia transatlantica auf der Linie Santander-Havaña anlaufen,<lb/>
während der Norddeutsche Lloyd und die Messageries maritimes auf ihren La<lb/>
Plata-Fahrten abwechselnd hier und in Vigo anlegen. Diese Gesellschaften, zu<lb/>
denen noch die Royal Mail kommt, verdienen viel durch die starke <hirendition="#g">Auswande-<lb/>
rung</hi>, welche von Galicien an den La Plata, nach Brasilien und Havaña gerichtet<lb/>
ist. Im Jahre 1889 zählte Coruña allein 19.254 Auswanderer, ungerechnet die<lb/>
Plätze Vigo und Carril.</p><lb/><p>El <hirendition="#g">Ferrol</hi>, eine Schöpfung Karl III., hat als Kriegshafen nur<lb/>
militärische Bedeutung. Die in reizender Umgebung gelegene Stadt<lb/>
hat 22.500 Einwohner.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[552/0572]
Der atlantische Ocean.
Santiago aus dem XII. Jahrhundert, die Colegiata de la Santa Maria
del Campo aus dem XIII. Jahrhundert stammen.
Man unterscheidet die obere und die untere, die alte und die
neue Stadt. Die letztgenannte, La Pescaderia, einst ein von Fischern
bewohnter Vorort, ist gegenwärtig das elegante Quartier von Coruña,
dessen schönste Strasse, die Calle Real, und baumgezierte Marina zu
den beliebtesten Promenaden der liebenswürdigen Bevölkerung zählen.
Coruña war im Laufe der Zeit manch hervorragende geschichtliche Rolle
zugefallen. Von hier segelte die unbesiegbare Armada am 26. Juli 1588 zur Er-
oberung und Romanisirung Englands ab, um grösstentheils in sturmbewegten
Fluten ein jähes Ende zu finden.
Im April 1589 bemächtigten sich Drake und Norris mit einer englischen
Flottenabtheilung und 1200 Mann Landungstruppen der Stadt.
Während der französischen Occupationen von Spanien erschienen hingegen
die Engländer (October 1809) unter Sir David Baird, 6000 Mann stark, zur Unter-
stützung der spanischen Sache. In einer brillanten Affaire auf den Höhen von
Elvira nächst Coruña wurde Soult’s mit überlegenen Kräften geführter Angriff
durch Moore abgewiesen (16. Jänner 1809). Es war der letzte harte Kampf
zwischen Engländern und Franzosen auf der iberischen Halbinsel.
Coruña, die Hauptstadt der Provinz Galicia, zählt 37.000 Ein-
wohner.
Eine grosse Tabakfabrik (La Palloza), in welcher mehr als
300 Frauen und Mädchen beschäftigt werden, liegt in der Vorstadt
Santa Lucia.
Coruñas Handel ist für spanische Verhältnisse bedeutend, denn 1888 wurden
im auswärtigen Handel wohl nur um 10,397.417 Pesetas Waaren eingeführt und
um 6,657·874 Pesetas ausgeführt, aber im Wege des Küstenhandels erreichte die
Einfuhr 23,932.140, die Ausfuhr 20,892.027 Pesetas.
Lebendes Vieh, bestimmt für England, und Spitzen sind die Hauptartikel
der Ausfuhr ins Ausland. An der Einfuhr aus dem Auslande sind gesalzene und
Stockfische, Zucker, rohe Häute aus Südamerika, Steinkohlen, Petroleum und
englische Baumwollwaaren am stärksten betheiligt.
Der Schiffsverkehr umfasst etwa eine Million Tons, weil diesen günstig
gelegenen Platz die Cie. Générale Transatlantique auf ihrer Linie Havre-Bordeaux-
Havaña und die Compañia transatlantica auf der Linie Santander-Havaña anlaufen,
während der Norddeutsche Lloyd und die Messageries maritimes auf ihren La
Plata-Fahrten abwechselnd hier und in Vigo anlegen. Diese Gesellschaften, zu
denen noch die Royal Mail kommt, verdienen viel durch die starke Auswande-
rung, welche von Galicien an den La Plata, nach Brasilien und Havaña gerichtet
ist. Im Jahre 1889 zählte Coruña allein 19.254 Auswanderer, ungerechnet die
Plätze Vigo und Carril.
El Ferrol, eine Schöpfung Karl III., hat als Kriegshafen nur
militärische Bedeutung. Die in reizender Umgebung gelegene Stadt
hat 22.500 Einwohner.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/572>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.