Stadt, und das Alles in wenigen Stunden zu erreichen: Fürwahr keine andere Stadt Europas kann sich mit der alten "Königin der iberischen Halbinsel" messen, von der Philipp III., der König Spaniens und Portugals, 1619 sagte, "nur in Lissabon habe er empfunden, dass er König von Hesperien sei".
Dieses Paradies ist den weniger bemittelten Reisenden aus Mitteleuropa noch halb verschlossen, weil es von Wien und Berlin selbst mit dem Schnellzuge nicht unter dreimal 24 Stunden ununter- brochener Fahrt zu erreichen ist. Nichtsdestoweniger wird Lissabon mit jedem Jahre von mehr Fremden, zumeist Engländern, besucht, welche sehr gut gehaltene Hotels sowie andere den Fremdenverkehr belebende Einrichtungen finden. Freilich für den grossen Fremden- verkehr liegt Lissabon mehr seitwärts als Norwegen.
Man spricht daher bei uns weniger von der landschaftlichen Schönheit Lissabons als von seiner günstigen Weltstellung. An seinen Gestaden ziehen alle Schiffe aus dem Westen und Norden Europas vorüber, welche den indischen Ocean aufsuchen, ob sie den neuen Weg durch den Suezcanal einschlagen oder die Strasse Vasco da Gamas um das Cap der guten Hoffnung verfolgen; wie für die West- küste Afrikas ist Lissabon auch für Südamerika und den Verkehr nach Westindien der am weitesten nach dem Westen vorgeschobene Platz Europas.
Die hohen Gipfel des Cabo da Roca (des Vorgebirges des Felsens) im Norden und das Cabo de Espichel (des Vorgebirges des Zapfens) sind natürliche weithin sichtbare Landmarken der "Entrada do Tajo". Aber der vielgefeierte König der Flüsse, "o rey dos rios", wie die Portugiesen den Tejo nennen, dessen waldumgebene Ufer den grössten Haupttheil des Holzes zum Bau der grossen spanisch-portu- giesischen Armada lieferten, die 1588 England bedrohte, ist oberhalb Lissabon nur 74 km weit, bis Santarem für grosse Dampfer und bis Abrantes für kleine Schiffe regelmässig fahrbar und führt überdies nur in das Innere der pyrenäischen Halbinsel. Lissabon hat daher kein grosses Hinterland und ist weit abseits von dem Herzen Eu- ropas.
Seine Lage sichert Lissabon wohl für immer eine bedeutsame Stel- lung selbst in den Dampfschiffahrtslinien der Erde, im internationalen Verkehr der Posten und Telegraphen, aber nicht im Handel mit den Massengütern, welche den Welthandel bestimmen.
Diese Behauptung wird durch den Verlauf der Geschichte des Handels von Lissabon bestätigt, sie beweist aber auch, dass ein
Der atlantische Ocean.
Stadt, und das Alles in wenigen Stunden zu erreichen: Fürwahr keine andere Stadt Europas kann sich mit der alten „Königin der iberischen Halbinsel“ messen, von der Philipp III., der König Spaniens und Portugals, 1619 sagte, „nur in Lissabon habe er empfunden, dass er König von Hesperien sei“.
Dieses Paradies ist den weniger bemittelten Reisenden aus Mitteleuropa noch halb verschlossen, weil es von Wien und Berlin selbst mit dem Schnellzuge nicht unter dreimal 24 Stunden ununter- brochener Fahrt zu erreichen ist. Nichtsdestoweniger wird Lissabon mit jedem Jahre von mehr Fremden, zumeist Engländern, besucht, welche sehr gut gehaltene Hotels sowie andere den Fremdenverkehr belebende Einrichtungen finden. Freilich für den grossen Fremden- verkehr liegt Lissabon mehr seitwärts als Norwegen.
Man spricht daher bei uns weniger von der landschaftlichen Schönheit Lissabons als von seiner günstigen Weltstellung. An seinen Gestaden ziehen alle Schiffe aus dem Westen und Norden Europas vorüber, welche den indischen Ocean aufsuchen, ob sie den neuen Weg durch den Suezcanal einschlagen oder die Strasse Vasco da Gamas um das Cap der guten Hoffnung verfolgen; wie für die West- küste Afrikas ist Lissabon auch für Südamerika und den Verkehr nach Westindien der am weitesten nach dem Westen vorgeschobene Platz Europas.
Die hohen Gipfel des Cabo da Roca (des Vorgebirges des Felsens) im Norden und das Cabo de Espichel (des Vorgebirges des Zapfens) sind natürliche weithin sichtbare Landmarken der „Entrada do Tajo“. Aber der vielgefeierte König der Flüsse, „o rey dos rios“, wie die Portugiesen den Tejo nennen, dessen waldumgebene Ufer den grössten Haupttheil des Holzes zum Bau der grossen spanisch-portu- giesischen Armada lieferten, die 1588 England bedrohte, ist oberhalb Lissabon nur 74 km weit, bis Santarem für grosse Dampfer und bis Abrántes für kleine Schiffe regelmässig fahrbar und führt überdies nur in das Innere der pyrenäischen Halbinsel. Lissabon hat daher kein grosses Hinterland und ist weit abseits von dem Herzen Eu- ropas.
Seine Lage sichert Lissabon wohl für immer eine bedeutsame Stel- lung selbst in den Dampfschiffahrtslinien der Erde, im internationalen Verkehr der Posten und Telegraphen, aber nicht im Handel mit den Massengütern, welche den Welthandel bestimmen.
Diese Behauptung wird durch den Verlauf der Geschichte des Handels von Lissabon bestätigt, sie beweist aber auch, dass ein
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Der atlantische Ocean.
Stadt, und das Alles in wenigen Stunden zu erreichen: Fürwahr
keine andere Stadt Europas kann sich mit der alten „Königin der
iberischen Halbinsel“ messen, von der Philipp III., der König Spaniens
und Portugals, 1619 sagte, „nur in Lissabon habe er empfunden,
dass er König von Hesperien sei“.
Dieses Paradies ist den weniger bemittelten Reisenden aus
Mitteleuropa noch halb verschlossen, weil es von Wien und Berlin
selbst mit dem Schnellzuge nicht unter dreimal 24 Stunden ununter-
brochener Fahrt zu erreichen ist. Nichtsdestoweniger wird Lissabon
mit jedem Jahre von mehr Fremden, zumeist Engländern, besucht,
welche sehr gut gehaltene Hotels sowie andere den Fremdenverkehr
belebende Einrichtungen finden. Freilich für den grossen Fremden-
verkehr liegt Lissabon mehr seitwärts als Norwegen.
Man spricht daher bei uns weniger von der landschaftlichen
Schönheit Lissabons als von seiner günstigen Weltstellung. An seinen
Gestaden ziehen alle Schiffe aus dem Westen und Norden Europas
vorüber, welche den indischen Ocean aufsuchen, ob sie den neuen
Weg durch den Suezcanal einschlagen oder die Strasse Vasco da
Gamas um das Cap der guten Hoffnung verfolgen; wie für die West-
küste Afrikas ist Lissabon auch für Südamerika und den Verkehr
nach Westindien der am weitesten nach dem Westen vorgeschobene
Platz Europas.
Die hohen Gipfel des Cabo da Roca (des Vorgebirges des
Felsens) im Norden und das Cabo de Espichel (des Vorgebirges des
Zapfens) sind natürliche weithin sichtbare Landmarken der „Entrada
do Tajo“. Aber der vielgefeierte König der Flüsse, „o rey dos rios“,
wie die Portugiesen den Tejo nennen, dessen waldumgebene Ufer den
grössten Haupttheil des Holzes zum Bau der grossen spanisch-portu-
giesischen Armada lieferten, die 1588 England bedrohte, ist oberhalb
Lissabon nur 74 km weit, bis Santarem für grosse Dampfer und bis
Abrántes für kleine Schiffe regelmässig fahrbar und führt überdies
nur in das Innere der pyrenäischen Halbinsel. Lissabon hat daher
kein grosses Hinterland und ist weit abseits von dem Herzen Eu-
ropas.
Seine Lage sichert Lissabon wohl für immer eine bedeutsame Stel-
lung selbst in den Dampfschiffahrtslinien der Erde, im internationalen
Verkehr der Posten und Telegraphen, aber nicht im Handel mit den
Massengütern, welche den Welthandel bestimmen.
Diese Behauptung wird durch den Verlauf der Geschichte des
Handels von Lissabon bestätigt, sie beweist aber auch, dass ein
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/556>, abgerufen am 23.11.2024.
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