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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Das Mittelmeerbecken.
8 Millionen Francs betrug, und dass er im Jahre 1850 auf 12·9 Mil-
lionen, 1860 auf 157 Millionen, 1870 auf 300 Millionen und 1888
auf 432·6 Millionen Francs gestiegen, von denen nicht weniger als
333 Millionen Francs auf den Verkehr mit Frankreich entfielen.

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Die Franzosen verschafften dem Lande die Ruhe und Ordnung,
deren es bedurfte, um wieder jenem hohen Grade der Blüthe sich zu
nähern, welchen es unter der Herrschaft der Römer besessen hatte
und der seinen natürlichen Reichthümern entspricht. Nur sehr schwer
gewöhnte sich die eingeborne Bevölkerung dieses alten Herdes der
Barbarei, Seeräuberei und zahlreichen Verbrechen an die neuen
Zustände.

Wie oft wurde gegen die Franzosen der "heilige Krieg" ge-
predigt und deren Culturarbeit unterbrochen!

Aber ihre rastlose Energie siegte immer, man glaubte allmälig
an die Beständigkeit der Verhältnisse, und die Einwanderung aus
Europa nahm seit dem Decrete vom 20. September 1878, welches
den Ankömmlingen sehr günstig ist, allmälig zu, wenn sie auch
noch sehr weit zurückbleibt hinter dem Strome arbeitsfähiger Men-
schen, welcher sich alljährlich in die Union und an die Südostküste
von Südamerika ergiesst.

Heute ist das Land nach jeder Richtung von Strassen durch-
zogen, eine Eisenbahnlinie von 1500 km Länge durchschneidet Algier
parallel mit der Küste, sie verbindet die Grenze Marokkos mit Goletta,
dem Hafen von Tunis, und ihre Abzweigungen dringen nach Süden
vor bis an den Rand der Wüste und führen die Producte des Innern
den Hafenplätzen der Küste zu.

Ackerbau und Viehzucht sind vielleicht für immer die Quellen
des Wohlstandes von Algier, die warmen Striche an der Küste und
die Region der Berge, welche die Eingebornen "Tell" nennen, er-
freuen sich im Winter reichlicher Niederschläge. Hier wird auf eine
Länge von etwa 1200 km und eine Breite von 100 bis 150 km der
Ackerbau mit grossem Erfolge betrieben und gegen die Grenze von

Das Mittelmeerbecken.
8 Millionen Francs betrug, und dass er im Jahre 1850 auf 12·9 Mil-
lionen, 1860 auf 157 Millionen, 1870 auf 300 Millionen und 1888
auf 432·6 Millionen Francs gestiegen, von denen nicht weniger als
333 Millionen Francs auf den Verkehr mit Frankreich entfielen.

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Die Franzosen verschafften dem Lande die Ruhe und Ordnung,
deren es bedurfte, um wieder jenem hohen Grade der Blüthe sich zu
nähern, welchen es unter der Herrschaft der Römer besessen hatte
und der seinen natürlichen Reichthümern entspricht. Nur sehr schwer
gewöhnte sich die eingeborne Bevölkerung dieses alten Herdes der
Barbarei, Seeräuberei und zahlreichen Verbrechen an die neuen
Zustände.

Wie oft wurde gegen die Franzosen der „heilige Krieg“ ge-
predigt und deren Culturarbeit unterbrochen!

Aber ihre rastlose Energie siegte immer, man glaubte allmälig
an die Beständigkeit der Verhältnisse, und die Einwanderung aus
Europa nahm seit dem Decrete vom 20. September 1878, welches
den Ankömmlingen sehr günstig ist, allmälig zu, wenn sie auch
noch sehr weit zurückbleibt hinter dem Strome arbeitsfähiger Men-
schen, welcher sich alljährlich in die Union und an die Südostküste
von Südamerika ergiesst.

Heute ist das Land nach jeder Richtung von Strassen durch-
zogen, eine Eisenbahnlinie von 1500 km Länge durchschneidet Algier
parallel mit der Küste, sie verbindet die Grenze Marokkos mit Goletta,
dem Hafen von Tunis, und ihre Abzweigungen dringen nach Süden
vor bis an den Rand der Wüste und führen die Producte des Innern
den Hafenplätzen der Küste zu.

Ackerbau und Viehzucht sind vielleicht für immer die Quellen
des Wohlstandes von Algier, die warmen Striche an der Küste und
die Region der Berge, welche die Eingebornen „Tell“ nennen, er-
freuen sich im Winter reichlicher Niederschläge. Hier wird auf eine
Länge von etwa 1200 km und eine Breite von 100 bis 150 km der
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[428/0448] Das Mittelmeerbecken. 8 Millionen Francs betrug, und dass er im Jahre 1850 auf 12·9 Mil- lionen, 1860 auf 157 Millionen, 1870 auf 300 Millionen und 1888 auf 432·6 Millionen Francs gestiegen, von denen nicht weniger als 333 Millionen Francs auf den Verkehr mit Frankreich entfielen. _ _ Die Franzosen verschafften dem Lande die Ruhe und Ordnung, deren es bedurfte, um wieder jenem hohen Grade der Blüthe sich zu nähern, welchen es unter der Herrschaft der Römer besessen hatte und der seinen natürlichen Reichthümern entspricht. Nur sehr schwer gewöhnte sich die eingeborne Bevölkerung dieses alten Herdes der Barbarei, Seeräuberei und zahlreichen Verbrechen an die neuen Zustände. Wie oft wurde gegen die Franzosen der „heilige Krieg“ ge- predigt und deren Culturarbeit unterbrochen! Aber ihre rastlose Energie siegte immer, man glaubte allmälig an die Beständigkeit der Verhältnisse, und die Einwanderung aus Europa nahm seit dem Decrete vom 20. September 1878, welches den Ankömmlingen sehr günstig ist, allmälig zu, wenn sie auch noch sehr weit zurückbleibt hinter dem Strome arbeitsfähiger Men- schen, welcher sich alljährlich in die Union und an die Südostküste von Südamerika ergiesst. Heute ist das Land nach jeder Richtung von Strassen durch- zogen, eine Eisenbahnlinie von 1500 km Länge durchschneidet Algier parallel mit der Küste, sie verbindet die Grenze Marokkos mit Goletta, dem Hafen von Tunis, und ihre Abzweigungen dringen nach Süden vor bis an den Rand der Wüste und führen die Producte des Innern den Hafenplätzen der Küste zu. Ackerbau und Viehzucht sind vielleicht für immer die Quellen des Wohlstandes von Algier, die warmen Striche an der Küste und die Region der Berge, welche die Eingebornen „Tell“ nennen, er- freuen sich im Winter reichlicher Niederschläge. Hier wird auf eine Länge von etwa 1200 km und eine Breite von 100 bis 150 km der Ackerbau mit grossem Erfolge betrieben und gegen die Grenze von

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/448>, abgerufen am 18.05.2024.