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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Das Mittelmeerbecken.

Marseille hat in seinen Docks und Entrepots immer grosse Bestände von
Getreide, so am 31. December 1889 276.948 q, 31. December 1888 965.000 q.

Die Einfuhr von Getreide ohne Mehl erreichte 1888 einen Werth von
196,236.502 Francs, 1887 von 166,148.190 Francs; die Ausfuhr von Getreide 1888
20 Millionen Francs, 1887 18 Millionen Francs, die von Weizenmehl 1888 28·4,
1887 18·6 Millionen Francs.

Weizen vom Schwarzen und Asowschen Meere, also aus Russland und
Rumänien, bildet von jeher die Grundlage des Getreidehandels von Marseille; an
diesen reihen sich die Zufuhren aus Ostindien und der Türkei, die aus Algier und
der Union sind unter dem Drucke des russischen Weizens zurückgegangen. In den
Wintermonaten, wo die Häfen des wichtigsten Anfuhrgebietes geschlossen sind,
ist auch der Getreidehandel von Marseille etwas flau.

Regelmässige Abnehmer sind das Innere Frankreichs, die Mühlenindustrie
von Marseille, die Schweiz und Spanien. In der Schweiz tritt Ungarn in guten
Erntejahren auf dem Wege über den Arlberg in Concurrenz, so 1888, wo sogar
die Müller auf der Linie Belfort, Dijon, Nancy ungarischen Weizen vermahlten.

Jedoch die Kunstmühlen Marseilles, welche vom Systeme der Steine
zu dem der Walzen übergehen, verwenden für die feinsten Mehlsorten nur ameri-
kanischen Weizen. Wie die oben angeführten Ziffern zeigen, ist diese blühende
Mühlenindustrie eine Hauptstütze des Getreideverkehres von Marseille. Die Aus-
fuhr von Mehl ist von 1887 auf 1888 bedeutend gestiegen, ein glänzendes Zeug-
niss für die Energie der Müller Marseilles, und für die Umsicht der französischen
Zollbehörde; denn das Mehl wird aus ausländischem Weizen hergestellt und dieser
zahlt bei der Einfuhr in Frankreich 5 Francs für 100 kg Zoll, die bei der Aus-
fuhr des Mehles, sofern es nicht in die internationale Durchfuhr gehört, rückver
gütet werden muss. Spanien (1888 mit 256.119 q), Algier (81.576 q), die Türkei,
Tunis, Schweiz, Tripolis sind die Käufer des Mehles von Marseille.

Ausser Mehl wird ausgeführt Gries 1888 302.366 q, 1887 215.757 q, davon
1888 116.739 q nach Tunis, 57.159 q nach Algier, 50.954 q nach der Schweiz und
21.544 q nach Spanien, ansehnliche Mengen auch nach Deutschland.

Die Ausfuhr von Nudeln erreichte 1888 42.142 q, 1887 35.592 q, Algier,
das sich früher mit 30.000 q ausschliesslich von hier versorgte, deckt den Bedarf
selbst; Hauptabnehmer sind die Union (1888 11.347 q), Grossbritannien, die Schweiz,
Belgien u. a.

Der Markt von Marseille bevorzugt den Mais und Cinquantine von Odessa
vor allen anderen Sorten; Gerste wird aus Russland (1888 190.929 q), Rumänien


[Abbildung]

Legende zum Hafen von Marseille.
A Rhede von Marseille, B Vorhafen im Süden (Avant-Port Sud), C Bassin de la Joliette, D Bassin du
Lazaret, E Bassin d'Arenc, F Leuchtfeuer, G Bassin des Hafenbahnhofes (Gare maritime), H Bassin
national, J Bassin de Radoub (Docks), K Vorhafen im Norden (Avant-Port Nord), L projectirter Petroleum-
hafen, M Traverse de la Penede, N Molo D, O Molo C, P Molo B, R Traverse de l'abattoir, S Molo A,
T Mole d'Arenc, U Mole du Lazaret, V Traverse de la Joliette, W Traverse de la Douane, X Wellen-
brecher und Batterien, Y Bassin de Carenage, Z Canal de Communication. -- 1 Kathedrale und
bischöfliche Residenz, 2 Hotel Dieu, 3 Place d'Aix mit Triumphbogen, 4 Place Pentagone, 5 Boulevard
de Paris, 6 Rue Cannebiere, 7 Börse und Handelsgericht, 8 Chateau du Pharo, 9 Boulevard de la
Corderie, 10 Rue d'Aix, 11 Cours Belsunce, 12 Rue de Rome, 13 Le Prado, 14 Rue Noailles, 15 Allee
de Meilhan, 16 Allee de Capucines, 17 Präfectur, 18 Justizpalast, 19 Promenade de la Corniche,
20 Rue de la Republique, 21 Hafenstation der Paris-Lyon-Marseille-Eisenbahn, 22 Waarenbahnhof.
23 Personenbahnhof Marseille-Avignon, 24 Lyceum, 25 Place St. Michel, 26 Militär-Spital, 27 Cours
du Chapitre und Boulevard Longchamp, 28 Palais des Arts de Longchamp, 29 Boulevard Baille, 30 Ge-
fängniss und Spital, 31 Prado-Bahnhof (Gare du Prado). 32 Cours Pierre Puget, 33 Seilerei, 34 Bucht,
Pharo und Werften.


Das Mittelmeerbecken.

Marseille hat in seinen Docks und Entrepôts immer grosse Bestände von
Getreide, so am 31. December 1889 276.948 q, 31. December 1888 965.000 q.

Die Einfuhr von Getreide ohne Mehl erreichte 1888 einen Werth von
196,236.502 Francs, 1887 von 166,148.190 Francs; die Ausfuhr von Getreide 1888
20 Millionen Francs, 1887 18 Millionen Francs, die von Weizenmehl 1888 28·4,
1887 18·6 Millionen Francs.

Weizen vom Schwarzen und Asowschen Meere, also aus Russland und
Rumänien, bildet von jeher die Grundlage des Getreidehandels von Marseille; an
diesen reihen sich die Zufuhren aus Ostindien und der Türkei, die aus Algier und
der Union sind unter dem Drucke des russischen Weizens zurückgegangen. In den
Wintermonaten, wo die Häfen des wichtigsten Anfuhrgebietes geschlossen sind,
ist auch der Getreidehandel von Marseille etwas flau.

Regelmässige Abnehmer sind das Innere Frankreichs, die Mühlenindustrie
von Marseille, die Schweiz und Spanien. In der Schweiz tritt Ungarn in guten
Erntejahren auf dem Wege über den Arlberg in Concurrenz, so 1888, wo sogar
die Müller auf der Linie Belfort, Dijon, Nancy ungarischen Weizen vermahlten.

Jedoch die Kunstmühlen Marseilles, welche vom Systeme der Steine
zu dem der Walzen übergehen, verwenden für die feinsten Mehlsorten nur ameri-
kanischen Weizen. Wie die oben angeführten Ziffern zeigen, ist diese blühende
Mühlenindustrie eine Hauptstütze des Getreideverkehres von Marseille. Die Aus-
fuhr von Mehl ist von 1887 auf 1888 bedeutend gestiegen, ein glänzendes Zeug-
niss für die Energie der Müller Marseilles, und für die Umsicht der französischen
Zollbehörde; denn das Mehl wird aus ausländischem Weizen hergestellt und dieser
zahlt bei der Einfuhr in Frankreich 5 Francs für 100 kg Zoll, die bei der Aus-
fuhr des Mehles, sofern es nicht in die internationale Durchfuhr gehört, rückver
gütet werden muss. Spanien (1888 mit 256.119 q), Algier (81.576 q), die Türkei,
Tunis, Schweiz, Tripolis sind die Käufer des Mehles von Marseille.

Ausser Mehl wird ausgeführt Gries 1888 302.366 q, 1887 215.757 q, davon
1888 116.739 q nach Tunis, 57.159 q nach Algier, 50.954 q nach der Schweiz und
21.544 q nach Spanien, ansehnliche Mengen auch nach Deutschland.

Die Ausfuhr von Nudeln erreichte 1888 42.142 q, 1887 35.592 q, Algier,
das sich früher mit 30.000 q ausschliesslich von hier versorgte, deckt den Bedarf
selbst; Hauptabnehmer sind die Union (1888 11.347 q), Grossbritannien, die Schweiz,
Belgien u. a.

Der Markt von Marseille bevorzugt den Mais und Cinquantine von Odessa
vor allen anderen Sorten; Gerste wird aus Russland (1888 190.929 q), Rumänien


[Abbildung]

Legende zum Hafen von Marseille.
A Rhede von Marseille, B Vorhafen im Süden (Avant-Port Sud), C Bassin de la Joliette, D Bassin du
Lazarêt, E Bassin d’Arenc, F Leuchtfeuer, G Bassin des Hafenbahnhofes (Gare maritime), H Bassin
national, J Bassin de Radoub (Docks), K Vorhafen im Norden (Avant-Port Nord), L projectirter Petroleum-
hafen, M Traverse de la Penède, N Molo D, O Molo C, P Molo B, R Traverse de l’abattoir, S Molo A,
T Mole d’Arenc, U Mole du Lazaret, V Traverse de la Joliette, W Traverse de la Douane, X Wellen-
brecher und Batterien, Y Bassin de Carénage, Z Canal de Communication. — 1 Kathedrale und
bischöfliche Residenz, 2 Hôtel Dieu, 3 Place d’Aix mit Triumphbogen, 4 Place Pentagone, 5 Boulevard
de Paris, 6 Rue Cannebière, 7 Börse und Handelsgericht, 8 Chateau du Pharo, 9 Boulevard de la
Corderie, 10 Rue d’Aix, 11 Cours Belsunce, 12 Rue de Rome, 13 Le Prado, 14 Rue Noailles, 15 Allée
de Meilhan, 16 Allée de Capucines, 17 Präfectur, 18 Justizpalast, 19 Promenade de la Corniche,
20 Rue de la République, 21 Hafenstation der Paris-Lyon-Marseille-Eisenbahn, 22 Waarenbahnhof.
23 Personenbahnhof Marseille-Avignon, 24 Lyceum, 25 Place St. Michel, 26 Militär-Spital, 27 Cours
du Chapitre und Boulevard Longchamp, 28 Palais des Arts de Longchamp, 29 Boulevard Baille, 30 Ge-
fängniss und Spital, 31 Prado-Bahnhof (Gare du Prado). 32 Cours Pierre Puget, 33 Seilerei, 34 Bucht,
Pharo und Werften.


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[404/0424] Das Mittelmeerbecken. Marseille hat in seinen Docks und Entrepôts immer grosse Bestände von Getreide, so am 31. December 1889 276.948 q, 31. December 1888 965.000 q. Die Einfuhr von Getreide ohne Mehl erreichte 1888 einen Werth von 196,236.502 Francs, 1887 von 166,148.190 Francs; die Ausfuhr von Getreide 1888 20 Millionen Francs, 1887 18 Millionen Francs, die von Weizenmehl 1888 28·4, 1887 18·6 Millionen Francs. Weizen vom Schwarzen und Asowschen Meere, also aus Russland und Rumänien, bildet von jeher die Grundlage des Getreidehandels von Marseille; an diesen reihen sich die Zufuhren aus Ostindien und der Türkei, die aus Algier und der Union sind unter dem Drucke des russischen Weizens zurückgegangen. In den Wintermonaten, wo die Häfen des wichtigsten Anfuhrgebietes geschlossen sind, ist auch der Getreidehandel von Marseille etwas flau. Regelmässige Abnehmer sind das Innere Frankreichs, die Mühlenindustrie von Marseille, die Schweiz und Spanien. In der Schweiz tritt Ungarn in guten Erntejahren auf dem Wege über den Arlberg in Concurrenz, so 1888, wo sogar die Müller auf der Linie Belfort, Dijon, Nancy ungarischen Weizen vermahlten. Jedoch die Kunstmühlen Marseilles, welche vom Systeme der Steine zu dem der Walzen übergehen, verwenden für die feinsten Mehlsorten nur ameri- kanischen Weizen. Wie die oben angeführten Ziffern zeigen, ist diese blühende Mühlenindustrie eine Hauptstütze des Getreideverkehres von Marseille. Die Aus- fuhr von Mehl ist von 1887 auf 1888 bedeutend gestiegen, ein glänzendes Zeug- niss für die Energie der Müller Marseilles, und für die Umsicht der französischen Zollbehörde; denn das Mehl wird aus ausländischem Weizen hergestellt und dieser zahlt bei der Einfuhr in Frankreich 5 Francs für 100 kg Zoll, die bei der Aus- fuhr des Mehles, sofern es nicht in die internationale Durchfuhr gehört, rückver gütet werden muss. Spanien (1888 mit 256.119 q), Algier (81.576 q), die Türkei, Tunis, Schweiz, Tripolis sind die Käufer des Mehles von Marseille. Ausser Mehl wird ausgeführt Gries 1888 302.366 q, 1887 215.757 q, davon 1888 116.739 q nach Tunis, 57.159 q nach Algier, 50.954 q nach der Schweiz und 21.544 q nach Spanien, ansehnliche Mengen auch nach Deutschland. Die Ausfuhr von Nudeln erreichte 1888 42.142 q, 1887 35.592 q, Algier, das sich früher mit 30.000 q ausschliesslich von hier versorgte, deckt den Bedarf selbst; Hauptabnehmer sind die Union (1888 11.347 q), Grossbritannien, die Schweiz, Belgien u. a. Der Markt von Marseille bevorzugt den Mais und Cinquantine von Odessa vor allen anderen Sorten; Gerste wird aus Russland (1888 190.929 q), Rumänien [Abbildung Legende zum Hafen von Marseille. A Rhede von Marseille, B Vorhafen im Süden (Avant-Port Sud), C Bassin de la Joliette, D Bassin du Lazarêt, E Bassin d’Arenc, F Leuchtfeuer, G Bassin des Hafenbahnhofes (Gare maritime), H Bassin national, J Bassin de Radoub (Docks), K Vorhafen im Norden (Avant-Port Nord), L projectirter Petroleum- hafen, M Traverse de la Penède, N Molo D, O Molo C, P Molo B, R Traverse de l’abattoir, S Molo A, T Mole d’Arenc, U Mole du Lazaret, V Traverse de la Joliette, W Traverse de la Douane, X Wellen- brecher und Batterien, Y Bassin de Carénage, Z Canal de Communication. — 1 Kathedrale und bischöfliche Residenz, 2 Hôtel Dieu, 3 Place d’Aix mit Triumphbogen, 4 Place Pentagone, 5 Boulevard de Paris, 6 Rue Cannebière, 7 Börse und Handelsgericht, 8 Chateau du Pharo, 9 Boulevard de la Corderie, 10 Rue d’Aix, 11 Cours Belsunce, 12 Rue de Rome, 13 Le Prado, 14 Rue Noailles, 15 Allée de Meilhan, 16 Allée de Capucines, 17 Präfectur, 18 Justizpalast, 19 Promenade de la Corniche, 20 Rue de la République, 21 Hafenstation der Paris-Lyon-Marseille-Eisenbahn, 22 Waarenbahnhof. 23 Personenbahnhof Marseille-Avignon, 24 Lyceum, 25 Place St. Michel, 26 Militär-Spital, 27 Cours du Chapitre und Boulevard Longchamp, 28 Palais des Arts de Longchamp, 29 Boulevard Baille, 30 Ge- fängniss und Spital, 31 Prado-Bahnhof (Gare du Prado). 32 Cours Pierre Puget, 33 Seilerei, 34 Bucht, Pharo und Werften.]

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/424>, abgerufen am 18.05.2024.