der heiligen Jungfrau Maria ein. Eine Treppe führt bis in den Kopf der Statue.
Von der breiten Terrasse, auf welcher der imposante Bau sich erhebt, geniesst man einen völlig zauberhaften Rundblick über die ganze Stadt, deren weiten Hafen und das unendliche Meer. Zu den alten Kirchen zählt jene des heiligen Victor, deren erster Bau im Jahre 410 entstand; wiederholt zerstört, wurde sie erst 1279 in ihrer jetzigen Form ausgeführt. In den Katakomben dieser Kirche soll der heilige Lazarus, der hier das Christenthum verbreitete, geweilt haben, und der heilige Victor der gleichen Tradition zufolge hier mit eini- gen Genossen seines Martyriums begraben sein.
Die Notre-Dame du Mont-Carmel stammt aus dem Jahre 1255, und Notre-Dame du Mont, deren Bau in das Jahr 576 zurückreicht, erlebte seither mehrere Reconstructionen.
Unter den zahlreichen öffentlichen Gebäuden verdienen die Börse, das Justizpalais, die Präfectur, das Stadthaus (Hotel de Ville), das Palais des Arts de Longchamp und andere wegen ihrer monumen- talen Anlage genannt zu werden.
Eines der herrlichsten und in allen seinen Theilen stylvollsten Bauwerke ist das ebengenannte Palais de Longchamp, das nach den Plänen des Architekten Henri Esperandieu, eines der Erbauer der neuen Kathedrale, im Jahre 1870 vollendet wurde. W. Bartholdi, der berühmte Bildhauer, entwarf indes die ersten Pläne zu diesem Werke.
Die ganze Anlage von Longchamp besteht aus zwei sich gegen- überstehenden Palais, welche durch eine prächtige Säulenhalle mit einander verbunden sind. Die Mitte der letzteren nimmt das Wasser- schloss (Chateau d'Eau) ein, aus dem sich reiche Wassercascaden hinab in die durch herrlichen figuralen Schmuck gezierten, mit Blumenbeeten eingefassten Bassins ergiessen. Das Ganze macht den Eindruck edler Vornehmheit.
In den Palais sind die Gemälde- und Sculpturensammlung dann das naturhistorische Museum, beide reich an seltenen Objecten, untergebracht.
Sehenswerth sind auch andere der hervorragenden Anstalten Marseilles, wie das an phönikischen, egyptischen und anderen clas- sischen Sculpturen, Waffen, Inschriften u. dgl. reiche Musee des antiques, dann das Cabinet des medailles, die Ecole des Beaux-arts, die 86.000 Bände zählende Bibliothek, und andere gut dotirte Stätten der Wissenschaft, der Menschenliebe und Barmherzigkeit.
Das Mittelmeerbecken.
der heiligen Jungfrau Maria ein. Eine Treppe führt bis in den Kopf der Statue.
Von der breiten Terrasse, auf welcher der imposante Bau sich erhebt, geniesst man einen völlig zauberhaften Rundblick über die ganze Stadt, deren weiten Hafen und das unendliche Meer. Zu den alten Kirchen zählt jene des heiligen Victor, deren erster Bau im Jahre 410 entstand; wiederholt zerstört, wurde sie erst 1279 in ihrer jetzigen Form ausgeführt. In den Katakomben dieser Kirche soll der heilige Lazarus, der hier das Christenthum verbreitete, geweilt haben, und der heilige Victor der gleichen Tradition zufolge hier mit eini- gen Genossen seines Martyriums begraben sein.
Die Nôtre-Dame du Mont-Carmel stammt aus dem Jahre 1255, und Nôtre-Dame du Mont, deren Bau in das Jahr 576 zurückreicht, erlebte seither mehrere Reconstructionen.
Unter den zahlreichen öffentlichen Gebäuden verdienen die Börse, das Justizpalais, die Präfectur, das Stadthaus (Hôtel de Ville), das Palais des Arts de Longchamp und andere wegen ihrer monumen- talen Anlage genannt zu werden.
Eines der herrlichsten und in allen seinen Theilen stylvollsten Bauwerke ist das ebengenannte Palais de Longchamp, das nach den Plänen des Architekten Henri Espérandieu, eines der Erbauer der neuen Kathedrale, im Jahre 1870 vollendet wurde. W. Bartholdi, der berühmte Bildhauer, entwarf indes die ersten Pläne zu diesem Werke.
Die ganze Anlage von Longchamp besteht aus zwei sich gegen- überstehenden Palais, welche durch eine prächtige Säulenhalle mit einander verbunden sind. Die Mitte der letzteren nimmt das Wasser- schloss (Chateau d’Eau) ein, aus dem sich reiche Wassercascaden hinab in die durch herrlichen figuralen Schmuck gezierten, mit Blumenbeeten eingefassten Bassins ergiessen. Das Ganze macht den Eindruck edler Vornehmheit.
In den Palais sind die Gemälde- und Sculpturensammlung dann das naturhistorische Museum, beide reich an seltenen Objecten, untergebracht.
Sehenswerth sind auch andere der hervorragenden Anstalten Marseilles, wie das an phönikischen, egyptischen und anderen clas- sischen Sculpturen, Waffen, Inschriften u. dgl. reiche Musée des antiques, dann das Cabinet des medailles, die Ecole des Beaux-arts, die 86.000 Bände zählende Bibliothek, und andere gut dotirte Stätten der Wissenschaft, der Menschenliebe und Barmherzigkeit.
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Das Mittelmeerbecken.
der heiligen Jungfrau Maria ein. Eine Treppe führt bis in den Kopf
der Statue.
Von der breiten Terrasse, auf welcher der imposante Bau sich
erhebt, geniesst man einen völlig zauberhaften Rundblick über die
ganze Stadt, deren weiten Hafen und das unendliche Meer. Zu den
alten Kirchen zählt jene des heiligen Victor, deren erster Bau im
Jahre 410 entstand; wiederholt zerstört, wurde sie erst 1279 in ihrer
jetzigen Form ausgeführt. In den Katakomben dieser Kirche soll der
heilige Lazarus, der hier das Christenthum verbreitete, geweilt haben,
und der heilige Victor der gleichen Tradition zufolge hier mit eini-
gen Genossen seines Martyriums begraben sein.
Die Nôtre-Dame du Mont-Carmel stammt aus dem Jahre 1255,
und Nôtre-Dame du Mont, deren Bau in das Jahr 576 zurückreicht,
erlebte seither mehrere Reconstructionen.
Unter den zahlreichen öffentlichen Gebäuden verdienen die Börse,
das Justizpalais, die Präfectur, das Stadthaus (Hôtel de Ville), das
Palais des Arts de Longchamp und andere wegen ihrer monumen-
talen Anlage genannt zu werden.
Eines der herrlichsten und in allen seinen Theilen stylvollsten
Bauwerke ist das ebengenannte Palais de Longchamp, das nach
den Plänen des Architekten Henri Espérandieu, eines der Erbauer
der neuen Kathedrale, im Jahre 1870 vollendet wurde. W. Bartholdi,
der berühmte Bildhauer, entwarf indes die ersten Pläne zu diesem
Werke.
Die ganze Anlage von Longchamp besteht aus zwei sich gegen-
überstehenden Palais, welche durch eine prächtige Säulenhalle mit
einander verbunden sind. Die Mitte der letzteren nimmt das Wasser-
schloss (Chateau d’Eau) ein, aus dem sich reiche Wassercascaden
hinab in die durch herrlichen figuralen Schmuck gezierten, mit
Blumenbeeten eingefassten Bassins ergiessen. Das Ganze macht den
Eindruck edler Vornehmheit.
In den Palais sind die Gemälde- und Sculpturensammlung
dann das naturhistorische Museum, beide reich an seltenen Objecten,
untergebracht.
Sehenswerth sind auch andere der hervorragenden Anstalten
Marseilles, wie das an phönikischen, egyptischen und anderen clas-
sischen Sculpturen, Waffen, Inschriften u. dgl. reiche Musée des
antiques, dann das Cabinet des medailles, die Ecole des Beaux-arts,
die 86.000 Bände zählende Bibliothek, und andere gut dotirte Stätten
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/416>, abgerufen am 22.11.2024.
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