Abgesehen von dem Verkehre, der durch den Suez-Canal geht, und den Kohlenschiffen aus England, wird Port Said angelaufen von den Dampfern der Messageries maritimes, der russischen Dampfschiffahrts- und Handelsgesellschaft, dem österreichisch-ungarischen Lloyd, welche die regelmässige Verbindung zwischen Alexandria und den syrischen Handelsplätzen herstellen, endlich von dem Nord- deutschen Lloyd (Linie Brindisi--Port Said).
In Port Said liefen 1888 ein 779 Dampfer mit 905.834 Tons und 28 Segler mit 11.704 Tons. Der Platz steht durch ein Kabel der Eastern Telegraph Cy. mit Alexandrien, durch Landlinien mit Kairo, Suez und Syrien in telegraphischer Verbindung.
Auf dem hiesigen Platze bestehen Filialen der kaiserlich ottomanischen Bank und der Anglo-Egyptian-Bank.
Unter den an der Canalroute gelegenen Ortschaften beansprucht zunächst die im Timsah-See die weissen Häuserfronten spiegelnde Stadt Ismailia, ebenfalls eine Schöpfung Lesseps', unser Interesse. Der Khedive Ismael Pascha erbaute sich dort ein prunkvolles Palais und zauberte durch Berieselung der Sandwüsten prächtige Gärten, ein wahres Wundermärchen in der trostlosen Oede, hervor. Ebenso schuf Herr Lesseps sich hier ein trautes Wohnhaus.
Mit seinen reichen Baumpflanzungen steht Ismailia wie ein kleines Paradies inmitten der Wüste.
Das Städtchen hängt natürlich ebenfalls innig mit dem Canal- leben zusammen.
Hier sind grosse Pumpwerke zur Vertheilung und Weiterleitung des Süsswassers installirt. Werkstätten, Magazine und Bureaux, er- trägliche Gast- und Kaffeehäuser zählen zu den ansehnlichsten Bauten.
Ismailia ist die Kopfstation für den Eisenbahnverkehr zwischen Kairo, Suez und Alexandria, ebenso laufen hier die Telegraphen- verbindungen zusammen.
Während der Canalbauten fiel Ismailia eine wichtige Rolle zu, da es vermöge seiner Lage am Schnittpunkte der Süsswasserleitung und des Canals der Mittelpunkt der Bauthätigkeit war. Auch für die Instandhaltungs- und Erweiterungs-Arbeiten des Canals ist das Städtchen noch immer von Bedeutung.
Allein der bloss an seiner Seite vorbeiziehende Schiffsverkehr kann auf das Gedeihen dieser Ansiedlung nicht jene befruchtende Kraft ausüben, welche man bei der ausgedehnten Anlage erwartet haben mochte.
Drei altegyptische Sculpturwerke, die beim Canalbau ausge-
Das Mittelmeerbecken.
Abgesehen von dem Verkehre, der durch den Suez-Canal geht, und den Kohlenschiffen aus England, wird Port Saïd angelaufen von den Dampfern der Messageries maritimes, der russischen Dampfschiffahrts- und Handelsgesellschaft, dem österreichisch-ungarischen Lloyd, welche die regelmässige Verbindung zwischen Alexandria und den syrischen Handelsplätzen herstellen, endlich von dem Nord- deutschen Lloyd (Linie Brindisi—Port Saïd).
In Port Saïd liefen 1888 ein 779 Dampfer mit 905.834 Tons und 28 Segler mit 11.704 Tons. Der Platz steht durch ein Kabel der Eastern Telegraph Cy. mit Alexandrien, durch Landlinien mit Kairo, Suez und Syrien in telegraphischer Verbindung.
Auf dem hiesigen Platze bestehen Filialen der kaiserlich ottomanischen Bank und der Anglo-Egyptian-Bank.
Unter den an der Canalroute gelegenen Ortschaften beansprucht zunächst die im Timsah-See die weissen Häuserfronten spiegelnde Stadt Ismaïlia, ebenfalls eine Schöpfung Lesseps’, unser Interesse. Der Khedive Ismael Pascha erbaute sich dort ein prunkvolles Palais und zauberte durch Berieselung der Sandwüsten prächtige Gärten, ein wahres Wundermärchen in der trostlosen Oede, hervor. Ebenso schuf Herr Lesseps sich hier ein trautes Wohnhaus.
Mit seinen reichen Baumpflanzungen steht Ismaïlia wie ein kleines Paradies inmitten der Wüste.
Das Städtchen hängt natürlich ebenfalls innig mit dem Canal- leben zusammen.
Hier sind grosse Pumpwerke zur Vertheilung und Weiterleitung des Süsswassers installirt. Werkstätten, Magazine und Bureaux, er- trägliche Gast- und Kaffeehäuser zählen zu den ansehnlichsten Bauten.
Ismaïlia ist die Kopfstation für den Eisenbahnverkehr zwischen Kairo, Suez und Alexandria, ebenso laufen hier die Telegraphen- verbindungen zusammen.
Während der Canalbauten fiel Ismaïlia eine wichtige Rolle zu, da es vermöge seiner Lage am Schnittpunkte der Süsswasserleitung und des Canals der Mittelpunkt der Bauthätigkeit war. Auch für die Instandhaltungs- und Erweiterungs-Arbeiten des Canals ist das Städtchen noch immer von Bedeutung.
Allein der bloss an seiner Seite vorbeiziehende Schiffsverkehr kann auf das Gedeihen dieser Ansiedlung nicht jene befruchtende Kraft ausüben, welche man bei der ausgedehnten Anlage erwartet haben mochte.
Drei altegyptische Sculpturwerke, die beim Canalbau ausge-
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Das Mittelmeerbecken.
Abgesehen von dem Verkehre, der durch den Suez-Canal geht, und den
Kohlenschiffen aus England, wird Port Saïd angelaufen von den Dampfern der
Messageries maritimes, der russischen Dampfschiffahrts- und Handelsgesellschaft,
dem österreichisch-ungarischen Lloyd, welche die regelmässige Verbindung zwischen
Alexandria und den syrischen Handelsplätzen herstellen, endlich von dem Nord-
deutschen Lloyd (Linie Brindisi—Port Saïd).
In Port Saïd liefen 1888 ein 779 Dampfer mit 905.834 Tons und 28 Segler
mit 11.704 Tons. Der Platz steht durch ein Kabel der Eastern Telegraph Cy.
mit Alexandrien, durch Landlinien mit Kairo, Suez und Syrien in telegraphischer
Verbindung.
Auf dem hiesigen Platze bestehen Filialen der kaiserlich ottomanischen
Bank und der Anglo-Egyptian-Bank.
Consuln: Deutsches Reich, Frankreich, Griechenland, Grossbritannien,
Niederlande, Oesterreich-Ungarn, Russland.
Unter den an der Canalroute gelegenen Ortschaften beansprucht
zunächst die im Timsah-See die weissen Häuserfronten spiegelnde
Stadt Ismaïlia, ebenfalls eine Schöpfung Lesseps’, unser Interesse.
Der Khedive Ismael Pascha erbaute sich dort ein prunkvolles Palais
und zauberte durch Berieselung der Sandwüsten prächtige Gärten, ein
wahres Wundermärchen in der trostlosen Oede, hervor. Ebenso schuf
Herr Lesseps sich hier ein trautes Wohnhaus.
Mit seinen reichen Baumpflanzungen steht Ismaïlia wie ein
kleines Paradies inmitten der Wüste.
Das Städtchen hängt natürlich ebenfalls innig mit dem Canal-
leben zusammen.
Hier sind grosse Pumpwerke zur Vertheilung und Weiterleitung
des Süsswassers installirt. Werkstätten, Magazine und Bureaux, er-
trägliche Gast- und Kaffeehäuser zählen zu den ansehnlichsten
Bauten.
Ismaïlia ist die Kopfstation für den Eisenbahnverkehr zwischen
Kairo, Suez und Alexandria, ebenso laufen hier die Telegraphen-
verbindungen zusammen.
Während der Canalbauten fiel Ismaïlia eine wichtige Rolle zu,
da es vermöge seiner Lage am Schnittpunkte der Süsswasserleitung
und des Canals der Mittelpunkt der Bauthätigkeit war. Auch für die
Instandhaltungs- und Erweiterungs-Arbeiten des Canals ist das
Städtchen noch immer von Bedeutung.
Allein der bloss an seiner Seite vorbeiziehende Schiffsverkehr
kann auf das Gedeihen dieser Ansiedlung nicht jene befruchtende
Kraft ausüben, welche man bei der ausgedehnten Anlage erwartet
haben mochte.
Drei altegyptische Sculpturwerke, die beim Canalbau ausge-
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/294>, abgerufen am 22.11.2024.
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