Aus diesen Zahlenangaben ist zu ersehen, dass nach Ausschei- dung von Malta, Salonich und Constantinopel, welche als Stapelplätze für Mitteleuropa nicht wohl in Betracht gezogen werden konnten, Triest der Hafen war, welcher durch den Suez-Canal Bombay am nächsten gerückt wurde, und dass zugleich die grösste Wegersparniss, 8760 See- meilen, für Triest resultirte. Heutzutage ist wohl auch Salonich wich- tiger geworden.
Selbst bei jenen Häfen, welche in Hinsicht der Wegabkürzung am ungünstigsten gelegen sind, wie z. B. Amsterdam und Petersburg, ist noch eine Ersparniss an Weg und Zeit um fast die Hälfte eingetreten. Es ist daher nur natürlich, dass die Frequenz des Canals gleich nach seiner Eröffnung eine bedeutende wurde und sich seither fast ohne Unterbrechung steigerte.
Was aber diese Wegersparnisse in Zeit- und Geldersparnisse übersetzt be- deuten, mag ein Beispiel beweisen.
Ein von Triest auslaufender Dampfer von 3000 t Deplacement (mit 1800 Register-Ton.-Gehalt) und einer stündlichen Geschwindigkeit von 12 See- meilen erspart durch die Wegdifferenz von 8760 Seemeilen eine Fahrzeit von ungefähr 31 Tagen. -- Die täglichen Kosten stellen sich wie folgt:
Kohlenverbrauch 34 t zum Durchschnittspreise von ... 14 fl. 476 fl.
Sonstiges Maschinenbetriebs-Material 10 % des obigen ........ 47 "
Salair und Kost der Bemannung .......................... 140 "
5 % jährliche Abschreibung am Werthe per Tag ............. 170 "
Summe per Tag .. 833 fl.
oder für 31 Tage 25.823 fl.
Dagegen Canalgebühren 9·50 Francs per Tonne bei 1800 Register-Tonnen, ergibt 17.100 Francs.
Es verbleibt daher noch eine directe Geldersparniss von circa 17.500 fl. Hier muss dann auch noch die Ersparniss an Assecuranz-Prämien, dann an dem Risico der längeren Seefahrt mit einbezogen werden, um das volle Bild des Nutzens durch die Wegabkürzung zu gewinnen.
Die Lebensfähigkeit des Canals, dessen Verkehr gegenwärtig einen sicheren Massstab für den Gang des Welthandels bildet, wurde so lange angezweifelt, bis 1872 die Einnahmen die Ausgaben um 2 Millionen Francs übertrafen; dieser Ueberschuss steigerte sich 1888 bis 36,271.447 Francs.
[Tabelle]
Der Suez-Canal.
Aus diesen Zahlenangaben ist zu ersehen, dass nach Ausschei- dung von Malta, Salonich und Constantinopel, welche als Stapelplätze für Mitteleuropa nicht wohl in Betracht gezogen werden konnten, Triest der Hafen war, welcher durch den Suez-Canal Bombay am nächsten gerückt wurde, und dass zugleich die grösste Wegersparniss, 8760 See- meilen, für Triest resultirte. Heutzutage ist wohl auch Salonich wich- tiger geworden.
Selbst bei jenen Häfen, welche in Hinsicht der Wegabkürzung am ungünstigsten gelegen sind, wie z. B. Amsterdam und Petersburg, ist noch eine Ersparniss an Weg und Zeit um fast die Hälfte eingetreten. Es ist daher nur natürlich, dass die Frequenz des Canals gleich nach seiner Eröffnung eine bedeutende wurde und sich seither fast ohne Unterbrechung steigerte.
Was aber diese Wegersparnisse in Zeit- und Geldersparnisse übersetzt be- deuten, mag ein Beispiel beweisen.
Ein von Triest auslaufender Dampfer von 3000 t Deplacement (mit 1800 Register-Ton.-Gehalt) und einer stündlichen Geschwindigkeit von 12 See- meilen erspart durch die Wegdifferenz von 8760 Seemeilen eine Fahrzeit von ungefähr 31 Tagen. — Die täglichen Kosten stellen sich wie folgt:
Kohlenverbrauch 34 t zum Durchschnittspreise von ... 14 fl. 476 fl.
Sonstiges Maschinenbetriebs-Material 10 % des obigen ........ 47 „
Salair und Kost der Bemannung .......................... 140 „
5 % jährliche Abschreibung am Werthe per Tag ............. 170 „
Summe per Tag .. 833 fl.
oder für 31 Tage 25.823 fl.
Dagegen Canalgebühren 9·50 Francs per Tonne bei 1800 Register-Tonnen, ergibt 17.100 Francs.
Es verbleibt daher noch eine directe Geldersparniss von circa 17.500 fl. Hier muss dann auch noch die Ersparniss an Assecuranz-Prämien, dann an dem Risico der längeren Seefahrt mit einbezogen werden, um das volle Bild des Nutzens durch die Wegabkürzung zu gewinnen.
Die Lebensfähigkeit des Canals, dessen Verkehr gegenwärtig einen sicheren Massstab für den Gang des Welthandels bildet, wurde so lange angezweifelt, bis 1872 die Einnahmen die Ausgaben um 2 Millionen Francs übertrafen; dieser Ueberschuss steigerte sich 1888 bis 36,271.447 Francs.
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Der Suez-Canal.
Aus diesen Zahlenangaben ist zu ersehen, dass nach Ausschei-
dung von Malta, Salonich und Constantinopel, welche als Stapelplätze
für Mitteleuropa nicht wohl in Betracht gezogen werden konnten, Triest
der Hafen war, welcher durch den Suez-Canal Bombay am nächsten
gerückt wurde, und dass zugleich die grösste Wegersparniss, 8760 See-
meilen, für Triest resultirte. Heutzutage ist wohl auch Salonich wich-
tiger geworden.
Selbst bei jenen Häfen, welche in Hinsicht der Wegabkürzung
am ungünstigsten gelegen sind, wie z. B. Amsterdam und Petersburg,
ist noch eine Ersparniss an Weg und Zeit um fast die Hälfte eingetreten.
Es ist daher nur natürlich, dass die Frequenz des Canals gleich nach
seiner Eröffnung eine bedeutende wurde und sich seither fast ohne
Unterbrechung steigerte.
Was aber diese Wegersparnisse in Zeit- und Geldersparnisse übersetzt be-
deuten, mag ein Beispiel beweisen.
Ein von Triest auslaufender Dampfer von 3000 t Deplacement (mit
1800 Register-Ton.-Gehalt) und einer stündlichen Geschwindigkeit von 12 See-
meilen erspart durch die Wegdifferenz von 8760 Seemeilen eine Fahrzeit von
ungefähr 31 Tagen. — Die täglichen Kosten stellen sich wie folgt:
Kohlenverbrauch 34 t zum Durchschnittspreise von ... 14 fl. 476 fl.
Sonstiges Maschinenbetriebs-Material 10 % des obigen ........ 47 „
Salair und Kost der Bemannung .......................... 140 „
5 % jährliche Abschreibung am Werthe per Tag ............. 170 „
Summe per Tag .. 833 fl.
oder für 31 Tage 25.823 fl.
Dagegen Canalgebühren 9·50 Francs per Tonne bei 1800 Register-Tonnen,
ergibt 17.100 Francs.
Es verbleibt daher noch eine directe Geldersparniss von circa 17.500 fl.
Hier muss dann auch noch die Ersparniss an Assecuranz-Prämien, dann an dem
Risico der längeren Seefahrt mit einbezogen werden, um das volle Bild des
Nutzens durch die Wegabkürzung zu gewinnen.
Die Lebensfähigkeit des Canals, dessen Verkehr gegenwärtig
einen sicheren Massstab für den Gang des Welthandels bildet, wurde
so lange angezweifelt, bis 1872 die Einnahmen die Ausgaben um
2 Millionen Francs übertrafen; dieser Ueberschuss steigerte sich 1888
bis 36,271.447 Francs.
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/283>, abgerufen am 22.11.2024.
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