dass das Niveau des Rothen Meeres um fast 10 m höher liege als jenes des Mittel- meeres und dass daher ein Canal das ganze Land überschwemmen müsste.
Auch bei diesem Projecte handelte es sich keineswegs um die heutige Canal- route, sondern um eine Verbindung von Suez mit Belbes und Alexandria.
Das Project wanderte in die Archive.
Der nächste Anlauf in der Canalfrage ging, merkwürdig genug, von den Propheten der Simonianer und Enfantiner aus, die sich mit einer "Gesellschaft zur Unterstützung der Suez-Canalfrage" verbanden.
Unter ihren Auspicien vollzogen die Ingenieure Stephenson, Negrelli und Talabot neue Aufnahmen, welche zu dem seltsamen Entwurf einer indirecten Route führten, nach welchem der durch Schleusen zu regulirende Canal den Nil auf einem Viaduct übersetzen, und 300 Meilen lang sein sollte. Allein so traumhaft das Project auch war, es wurde dennoch ernstlich erwogen*).
Erst Vicomte Ferdinand de Lesseps war es vorbehalten, nach langjährigen technischen Vorstudien die richtige Trace zu finden. Nachdem er den Ferman zur Anlage des Canals erlangt hatte, konnte er, gestützt von dem Wohlwollen Napoleon III., an die Ausführung der "Napoleonischen Idee" gehen und in Paris an die Gründung der "Compagnie universelle du Canal maritime de Suez" und bald darauf 1859 an die Inangriffnahme der Arbeiten auf der Landenge selbst schreiten.
Eine geistreiche Charakterisirung des grossen Werkes finden wir in den interessanten Darstellungen der Reisen österreich-ungarischer Kriegsschiffe. Der Verfasser, Capitän Jerolim Freiherr Benko v. Boinik, dessen treffliche Ausführungen wir hier auch benützen werden, sagt von der neuen Wasserstrasse: "Christof Columbus hat einen Seeweg nach Indien gesucht; Vasco de Gama hat ihn gefunden, Ferdinand Lesseps aber hat einen solchen geschaffen."
Die Canalroute ist eine durchaus originelle und in ihrer Ein- fachheit wahrhaft genial. Wie unser Plan zeigt, benützte Lesseps bei Führung der Route alle am Isthmus bestehenden Bodensenkungen, die im Verlaufe der Arbeiten mit Wasser gefüllt wurden und jetzt schiffbare Seen bilden. Die weit nach Osten ausgedehnt gewesene Menzaleh-Lagune wurde durch das Nordende des Canals abgedämmt und erscheint jetzt, nachdem der so abgetrennte östliche Theil zeit- weise völlig ausgetrocknet ist, in gerader Linie durch den Damm des Canals abgegrenzt.
Die Basis aller Arbeiten aber, von welcher überhaupt die Möglichkeit der Existenz zahlreicher menschlicher Wesen auf der wasserlosen Landenge von Suez abhängt, schuf man durch den Bau des Süsswasser-Canals vom Nil her.
Im Jahre 1861 wurde er begonnen, erreichte im Februar 1862 den Timsah-See bei der neu angelegten Stadt Ismailia, im Jänner 1864 Suez. Von Ismailia nach Port Said wurde eine Röhrenleitung gelegt. Der Süsswasser-Canal folgt der Einsenkung, in welcher der Canal des
*) Percy Fitzgerald "The Great Canal of Suez".
Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 33
Der Suez-Canal.
dass das Niveau des Rothen Meeres um fast 10 m höher liege als jenes des Mittel- meeres und dass daher ein Canal das ganze Land überschwemmen müsste.
Auch bei diesem Projecte handelte es sich keineswegs um die heutige Canal- route, sondern um eine Verbindung von Suez mit Belbes und Alexandria.
Das Project wanderte in die Archive.
Der nächste Anlauf in der Canalfrage ging, merkwürdig genug, von den Propheten der Simonianer und Enfantiner aus, die sich mit einer „Gesellschaft zur Unterstützung der Suez-Canalfrage“ verbanden.
Unter ihren Auspicien vollzogen die Ingenieure Stephenson, Negrelli und Talabot neue Aufnahmen, welche zu dem seltsamen Entwurf einer indirecten Route führten, nach welchem der durch Schleusen zu regulirende Canal den Nil auf einem Viaduct übersetzen, und 300 Meilen lang sein sollte. Allein so traumhaft das Project auch war, es wurde dennoch ernstlich erwogen*).
Erst Vicomte Ferdinand de Lesseps war es vorbehalten, nach langjährigen technischen Vorstudien die richtige Trace zu finden. Nachdem er den Ferman zur Anlage des Canals erlangt hatte, konnte er, gestützt von dem Wohlwollen Napoleon III., an die Ausführung der „Napoleonischen Idee“ gehen und in Paris an die Gründung der „Compagnie universelle du Canal maritime dè Suez“ und bald darauf 1859 an die Inangriffnahme der Arbeiten auf der Landenge selbst schreiten.
Eine geistreiche Charakterisirung des grossen Werkes finden wir in den interessanten Darstellungen der Reisen österreich-ungarischer Kriegsschiffe. Der Verfasser, Capitän Jerolim Freiherr Benko v. Boinik, dessen treffliche Ausführungen wir hier auch benützen werden, sagt von der neuen Wasserstrasse: „Christof Columbus hat einen Seeweg nach Indien gesucht; Vasco de Gama hat ihn gefunden, Ferdinand Lesseps aber hat einen solchen geschaffen.“
Die Canalroute ist eine durchaus originelle und in ihrer Ein- fachheit wahrhaft genial. Wie unser Plan zeigt, benützte Lesseps bei Führung der Route alle am Isthmus bestehenden Bodensenkungen, die im Verlaufe der Arbeiten mit Wasser gefüllt wurden und jetzt schiffbare Seen bilden. Die weit nach Osten ausgedehnt gewesene Menzaleh-Lagune wurde durch das Nordende des Canals abgedämmt und erscheint jetzt, nachdem der so abgetrennte östliche Theil zeit- weise völlig ausgetrocknet ist, in gerader Linie durch den Damm des Canals abgegrenzt.
Die Basis aller Arbeiten aber, von welcher überhaupt die Möglichkeit der Existenz zahlreicher menschlicher Wesen auf der wasserlosen Landenge von Suez abhängt, schuf man durch den Bau des Süsswasser-Canals vom Nil her.
Im Jahre 1861 wurde er begonnen, erreichte im Februar 1862 den Timsah-See bei der neu angelegten Stadt Ismaïlia, im Jänner 1864 Suez. Von Ismaïlia nach Port Saïd wurde eine Röhrenleitung gelegt. Der Süsswasser-Canal folgt der Einsenkung, in welcher der Canal des
*) Percy Fitzgerald „The Great Canal of Suez“.
Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 33
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Der Suez-Canal.
dass das Niveau des Rothen Meeres um fast 10 m höher liege als jenes des Mittel-
meeres und dass daher ein Canal das ganze Land überschwemmen müsste.
Auch bei diesem Projecte handelte es sich keineswegs um die heutige Canal-
route, sondern um eine Verbindung von Suez mit Belbes und Alexandria.
Das Project wanderte in die Archive.
Der nächste Anlauf in der Canalfrage ging, merkwürdig genug, von den
Propheten der Simonianer und Enfantiner aus, die sich mit einer „Gesellschaft
zur Unterstützung der Suez-Canalfrage“ verbanden.
Unter ihren Auspicien vollzogen die Ingenieure Stephenson, Negrelli und
Talabot neue Aufnahmen, welche zu dem seltsamen Entwurf einer indirecten Route
führten, nach welchem der durch Schleusen zu regulirende Canal den Nil auf
einem Viaduct übersetzen, und 300 Meilen lang sein sollte. Allein so traumhaft
das Project auch war, es wurde dennoch ernstlich erwogen *).
Erst Vicomte Ferdinand de Lesseps war es vorbehalten, nach langjährigen
technischen Vorstudien die richtige Trace zu finden. Nachdem er den Ferman
zur Anlage des Canals erlangt hatte, konnte er, gestützt von dem Wohlwollen
Napoleon III., an die Ausführung der „Napoleonischen Idee“ gehen und in
Paris an die Gründung der „Compagnie universelle du Canal maritime dè
Suez“ und bald darauf 1859 an die Inangriffnahme der Arbeiten auf der Landenge
selbst schreiten.
Eine geistreiche Charakterisirung des grossen Werkes finden wir in den
interessanten Darstellungen der Reisen österreich-ungarischer Kriegsschiffe. Der
Verfasser, Capitän Jerolim Freiherr Benko v. Boinik, dessen treffliche Ausführungen
wir hier auch benützen werden, sagt von der neuen Wasserstrasse: „Christof Columbus
hat einen Seeweg nach Indien gesucht; Vasco de Gama hat ihn gefunden,
Ferdinand Lesseps aber hat einen solchen geschaffen.“
Die Canalroute ist eine durchaus originelle und in ihrer Ein-
fachheit wahrhaft genial. Wie unser Plan zeigt, benützte Lesseps bei
Führung der Route alle am Isthmus bestehenden Bodensenkungen,
die im Verlaufe der Arbeiten mit Wasser gefüllt wurden und jetzt
schiffbare Seen bilden. Die weit nach Osten ausgedehnt gewesene
Menzaleh-Lagune wurde durch das Nordende des Canals abgedämmt
und erscheint jetzt, nachdem der so abgetrennte östliche Theil zeit-
weise völlig ausgetrocknet ist, in gerader Linie durch den Damm des
Canals abgegrenzt.
Die Basis aller Arbeiten aber, von welcher überhaupt die
Möglichkeit der Existenz zahlreicher menschlicher Wesen auf der
wasserlosen Landenge von Suez abhängt, schuf man durch den Bau
des Süsswasser-Canals vom Nil her.
Im Jahre 1861 wurde er begonnen, erreichte im Februar 1862
den Timsah-See bei der neu angelegten Stadt Ismaïlia, im Jänner 1864
Suez. Von Ismaïlia nach Port Saïd wurde eine Röhrenleitung gelegt.
Der Süsswasser-Canal folgt der Einsenkung, in welcher der Canal des
*) Percy Fitzgerald „The Great Canal of Suez“.
Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 33
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/277>, abgerufen am 22.11.2024.
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