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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Das Mittelmeerbecken.

Die von Smyrna ausgehenden Bahnen wurden von Engländern
gebaut und ausgerüstet, Engländer leiten auch deren Betrieb.

Mit Ausschluss der grösseren Städte und der an der Küste ge-
legenen Stapelplätze bildet die Landwirtschaft den überwiegend wich-
tigsten Erwerbszweig der consumfähigen Bevölkerung, deren Wohl-
stand leider zurückgeht; die einheimischen Naturproducte müssen baar
bezahlt werden, für die europäischen Importe erhält man selbst nach
Monaten nur schwer sein Geld. Geldarmuth ist ein Hauptmerkmal des
hiesigen Platzes. Daher gehören wirklich reiche Geschäftshäuser im
europäischen Sinne des Wortes bereits zu den Seltenheiten, während
noch vor wenigen Jahrzehnten die hiesigen Kaufleute durch ihren
Reichthum bekannt und im ganzen Mittelmeere hochangesehen waren.

In dem herrlichen Klima des westlichen Kleinasiens gedeihen Wein und
Südfrüchte in ausgezeichneter Weise. Sultaninen und Rosinen sind dem Werthe
nach Smyrnas erste Ausfuhrartikel mit weit über eine Million q (Werth 27·6 Mil-
lionen Francs) im Jahre 1888 und 434.500 q (Werth 16·6 Millionen Francs) im Jahre
1887. In dem erstgenannten Jahre herrschte ein wahrer Ueberfluss an Rosinen,
dass man sie vielfach zu Destillationszwecken, zur Bereitung von Petmes und selbst
zu Viehfutter verwendete. Von den Sultaninen geht das meiste nach England und
wird von hier auch nach der Union und Canada versendet. Die Hälfte der rothen
Rosinen bezieht Deutschland und versorgt damit auch die nordischen Plätze. Die
schwarzen Rosinen kauft Frankreich zur Weinbereitung. In den letzten Jahren
wurden um Smyrna viele neue Weingärten angelegt.

Feigen kommen mit der Bahn aus der Ebene von Aidin. Hauptexport
nach England, Fabriksfeigen (Hordas) nach Oesterreich-Ungarn zur Erzeugung von
Surrogatkaffee. Ausfuhr 1888 um 8·3 Millionen Francs, 1887 121.000 q, Werth
9·1 Millionen Francs. Mit Eröffnung der Bahn nach Dineir wird der Export steigen.

Um Smyrna hat man in den letzten Jahren auch grosse Pflanzungen von
Orangen und Citronen angelegt.

Olivenöl ist eines der ergiebigsten Producte des Handelsgebietes von
Smyrna. Zur Ausfuhr gelangten 1888 2028 Fässer im Werthe von 406.000 Francs,
bestimmt für Frankreich und Russland zu technischen Zwecken, in Russland ins
besondere auch für Kirchenlampen.

Nach den Südfrüchten ist Vallonea, die Becherhülle der Knoppereiche,
der wichtigste Artikel der Ausfuhr. Diese betrug 1888 987.624 q, Werth 15·8 Mil-
lionen Francs, davon ging die Hälfte nach England, der Rest nach Triest. Ansehnlich
ist auch die Ausfuhr von Galläpfeln.



[Abbildung]

Legende zu Hafen von Smyrna.
A Ankerplatz von Smyrna, B Eisenbahn-Molo, C Bahnhof der Bahn nach Aidin, D Hafen-Bassin, E Kaserne,
F Leuchtfeuer, G Diana's Bad, H Mosaikboden, vermuthlich des Diana-Tempels, J antike Wasserleitung,
K Ruinen des Apollo-Tempels, L englischer Militär-Friedhof, M Mühlen, N Friedhof und Ruinen,
O Karawanenbrücke, Q Quarantäne-Anstalt, R Homer's Höhle, S Kastell, T Ruinen des 1736 zum
Schutze der Stadt gegen den rebellischen Soleh-Bei erbauten Walles, U Ort des alten Hafens,
V Wasserleitung des Vezirs Achmed vom Jahre 1674, W türkische Friedhöfe, X Dampfmühle,
Y Gouverneurs-Palais, Z Schlachthäuser, 1 Bahnhof der Bahn nach Kassaba.


Das Mittelmeerbecken.

Die von Smyrna ausgehenden Bahnen wurden von Engländern
gebaut und ausgerüstet, Engländer leiten auch deren Betrieb.

Mit Ausschluss der grösseren Städte und der an der Küste ge-
legenen Stapelplätze bildet die Landwirtschaft den überwiegend wich-
tigsten Erwerbszweig der consumfähigen Bevölkerung, deren Wohl-
stand leider zurückgeht; die einheimischen Naturproducte müssen baar
bezahlt werden, für die europäischen Importe erhält man selbst nach
Monaten nur schwer sein Geld. Geldarmuth ist ein Hauptmerkmal des
hiesigen Platzes. Daher gehören wirklich reiche Geschäftshäuser im
europäischen Sinne des Wortes bereits zu den Seltenheiten, während
noch vor wenigen Jahrzehnten die hiesigen Kaufleute durch ihren
Reichthum bekannt und im ganzen Mittelmeere hochangesehen waren.

In dem herrlichen Klima des westlichen Kleinasiens gedeihen Wein und
Südfrüchte in ausgezeichneter Weise. Sultaninen und Rosinen sind dem Werthe
nach Smyrnas erste Ausfuhrartikel mit weit über eine Million q (Werth 27·6 Mil-
lionen Francs) im Jahre 1888 und 434.500 q (Werth 16·6 Millionen Francs) im Jahre
1887. In dem erstgenannten Jahre herrschte ein wahrer Ueberfluss an Rosinen,
dass man sie vielfach zu Destillationszwecken, zur Bereitung von Petmes und selbst
zu Viehfutter verwendete. Von den Sultaninen geht das meiste nach England und
wird von hier auch nach der Union und Canada versendet. Die Hälfte der rothen
Rosinen bezieht Deutschland und versorgt damit auch die nordischen Plätze. Die
schwarzen Rosinen kauft Frankreich zur Weinbereitung. In den letzten Jahren
wurden um Smyrna viele neue Weingärten angelegt.

Feigen kommen mit der Bahn aus der Ebene von Aidin. Hauptexport
nach England, Fabriksfeigen (Hordas) nach Oesterreich-Ungarn zur Erzeugung von
Surrogatkaffee. Ausfuhr 1888 um 8·3 Millionen Francs, 1887 121.000 q, Werth
9·1 Millionen Francs. Mit Eröffnung der Bahn nach Dineïr wird der Export steigen.

Um Smyrna hat man in den letzten Jahren auch grosse Pflanzungen von
Orangen und Citronen angelegt.

Olivenöl ist eines der ergiebigsten Producte des Handelsgebietes von
Smyrna. Zur Ausfuhr gelangten 1888 2028 Fässer im Werthe von 406.000 Francs,
bestimmt für Frankreich und Russland zu technischen Zwecken, in Russland ins
besondere auch für Kirchenlampen.

Nach den Südfrüchten ist Vallonea, die Becherhülle der Knoppereiche,
der wichtigste Artikel der Ausfuhr. Diese betrug 1888 987.624 q, Werth 15·8 Mil-
lionen Francs, davon ging die Hälfte nach England, der Rest nach Triest. Ansehnlich
ist auch die Ausfuhr von Galläpfeln.



[Abbildung]

Legende zu Hafen von Smyrna.
A Ankerplatz von Smyrna, B Eisenbahn-Molo, C Bahnhof der Bahn nach Aïdin, D Hafen-Bassin, E Kaserne,
F Leuchtfeuer, G Diana’s Bad, H Mosaikboden, vermuthlich des Diana-Tempels, J antike Wasserleitung,
K Ruinen des Apollo-Tempels, L englischer Militär-Friedhof, M Mühlen, N Friedhof und Ruinen,
O Karawanenbrücke, Q Quarantäne-Anstalt, R Homer’s Höhle, S Kastell, T Ruinen des 1736 zum
Schutze der Stadt gegen den rebellischen Soleh-Bei erbauten Walles, U Ort des alten Hafens,
V Wasserleitung des Vezirs Achmed vom Jahre 1674, W türkische Friedhöfe, X Dampfmühle,
Y Gouverneurs-Palais, Z Schlachthäuser, 1 Bahnhof der Bahn nach Kassaba.


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[208/0228] Das Mittelmeerbecken. Die von Smyrna ausgehenden Bahnen wurden von Engländern gebaut und ausgerüstet, Engländer leiten auch deren Betrieb. Mit Ausschluss der grösseren Städte und der an der Küste ge- legenen Stapelplätze bildet die Landwirtschaft den überwiegend wich- tigsten Erwerbszweig der consumfähigen Bevölkerung, deren Wohl- stand leider zurückgeht; die einheimischen Naturproducte müssen baar bezahlt werden, für die europäischen Importe erhält man selbst nach Monaten nur schwer sein Geld. Geldarmuth ist ein Hauptmerkmal des hiesigen Platzes. Daher gehören wirklich reiche Geschäftshäuser im europäischen Sinne des Wortes bereits zu den Seltenheiten, während noch vor wenigen Jahrzehnten die hiesigen Kaufleute durch ihren Reichthum bekannt und im ganzen Mittelmeere hochangesehen waren. In dem herrlichen Klima des westlichen Kleinasiens gedeihen Wein und Südfrüchte in ausgezeichneter Weise. Sultaninen und Rosinen sind dem Werthe nach Smyrnas erste Ausfuhrartikel mit weit über eine Million q (Werth 27·6 Mil- lionen Francs) im Jahre 1888 und 434.500 q (Werth 16·6 Millionen Francs) im Jahre 1887. In dem erstgenannten Jahre herrschte ein wahrer Ueberfluss an Rosinen, dass man sie vielfach zu Destillationszwecken, zur Bereitung von Petmes und selbst zu Viehfutter verwendete. Von den Sultaninen geht das meiste nach England und wird von hier auch nach der Union und Canada versendet. Die Hälfte der rothen Rosinen bezieht Deutschland und versorgt damit auch die nordischen Plätze. Die schwarzen Rosinen kauft Frankreich zur Weinbereitung. In den letzten Jahren wurden um Smyrna viele neue Weingärten angelegt. Feigen kommen mit der Bahn aus der Ebene von Aidin. Hauptexport nach England, Fabriksfeigen (Hordas) nach Oesterreich-Ungarn zur Erzeugung von Surrogatkaffee. Ausfuhr 1888 um 8·3 Millionen Francs, 1887 121.000 q, Werth 9·1 Millionen Francs. Mit Eröffnung der Bahn nach Dineïr wird der Export steigen. Um Smyrna hat man in den letzten Jahren auch grosse Pflanzungen von Orangen und Citronen angelegt. Olivenöl ist eines der ergiebigsten Producte des Handelsgebietes von Smyrna. Zur Ausfuhr gelangten 1888 2028 Fässer im Werthe von 406.000 Francs, bestimmt für Frankreich und Russland zu technischen Zwecken, in Russland ins besondere auch für Kirchenlampen. Nach den Südfrüchten ist Vallonea, die Becherhülle der Knoppereiche, der wichtigste Artikel der Ausfuhr. Diese betrug 1888 987.624 q, Werth 15·8 Mil- lionen Francs, davon ging die Hälfte nach England, der Rest nach Triest. Ansehnlich ist auch die Ausfuhr von Galläpfeln. [Abbildung Legende zu Hafen von Smyrna. A Ankerplatz von Smyrna, B Eisenbahn-Molo, C Bahnhof der Bahn nach Aïdin, D Hafen-Bassin, E Kaserne, F Leuchtfeuer, G Diana’s Bad, H Mosaikboden, vermuthlich des Diana-Tempels, J antike Wasserleitung, K Ruinen des Apollo-Tempels, L englischer Militär-Friedhof, M Mühlen, N Friedhof und Ruinen, O Karawanenbrücke, Q Quarantäne-Anstalt, R Homer’s Höhle, S Kastell, T Ruinen des 1736 zum Schutze der Stadt gegen den rebellischen Soleh-Bei erbauten Walles, U Ort des alten Hafens, V Wasserleitung des Vezirs Achmed vom Jahre 1674, W türkische Friedhöfe, X Dampfmühle, Y Gouverneurs-Palais, Z Schlachthäuser, 1 Bahnhof der Bahn nach Kassaba. ]

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/228>, abgerufen am 25.11.2024.