Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Mittelmeerbecken.
regelmässige Linien nach Constantinopel hat, an die sich Fahrten
nach Sewastopol und an die Nordküste Kleinasiens anschliessen.
Im Mittelländischen Meere werden Smyrna, Syra, Beirut, Alexandria
regelmässig angelaufen. Die russische Schwarze Meer- und Donau-
Dampfschiffahrts-Gesellschaft geht die Donau aufwärts bis Widdin,
die freiwillige Flotte von Südrussland unterhält den Verkehr mit
Sachalin, Ostsibirien und Indien.

Von fremdländischen Gesellschaften sind hier vertreten der
Oesterreichisch-Ungarische Lloyd (Triest), die österreichische Donau-
Dampfschiffahrt-Gesellschaft (Galatz), die Messageries maritimes (Mar-
seille), Fraissinet & Co. (Marseille), die Navigazione generale italiana
(Genua). Nicht regelmässigen Dienst haben die englischen Dampfer
und die dänische Linie der Gesellschaft "Forende Dampskibs-Selskab",
die den Verkehr mit Antwerpen herstellt.

Odessa ist eine Hauptstation der indo-europäischen Telegraphenlinie.

Von Banken bestehen in Odessa drei Hypothekenbanken, die Vereinsbank,
die Bank für Handel und Industrie und eine Filiale der russischen Staatsbank.

Consulate haben in Odessa folgende Staaten: Deutsches Reich (G.-C.)
Vereinigte Staaten von Nordamerika, Grossbritannien (G.-C.), Oesterreich-Ungarn
(G.-C.), Belgien (G.-C.), Chile, Dänemark, Spanien, Frankreich, Griechenland (G.-C.),
Italien (G.-C.), Niederlande (G.-C.), Persien, Portugal, Rumänien (G.-C.), Schweden,
Schweiz, Türkei (G.-C.), Venezuela.

Als Russland im Frieden von Kütschük-Kainardschi (1774) das
Recht der freien Schiffahrt auf dem Schwarzen Meere erhielt, besass
es dort keinen Hafen. Schon vier Jahre später gründete man auf
Befehl Katharina II. Cherson am Dnjepr. Man erinnerte sich an die
alte "griechische Strasse", auf der im Mittelalter durch Jahrhunderte
Kiew und Constantinopel ihre Handelsproducte ausgetauscht hatten.
Aber Stromschnellen hemmen den freien Verkehr mit dem Meere;
das später gegründete Odessa wird das Handelsemporium Russlands am
Schwarzen Meere, und Cherson, heute noch ohne Eisenbahnverbindung,
hat nur eine locale Bedeutung. Doch gelang es einer Reihe kleinerer
Plätze an den Küsten des Schwarzen und Asowschen Meeres neben
Odessa für die Ausfuhr von Getreide eine angesehene Stellung zu erringen.

Von Odessa ostwärts gehend treffen wir zunächst den stark be-
festigten Hafen Nikolajew an der Mündung des Bug mit 67.249 Ein-
wohnern.

Die Eisenbahn, welche von Nikolajew nach Kiew und Poltowa
führt, die Barken, welche auf dem Bug und Dnjepr verkehren, können
nicht die Mengen des Getreides bewältigen, welche in guten Ernte-
jahren über Nikolajew den Weg ins Ausland suchen.


Das Mittelmeerbecken.
regelmässige Linien nach Constantinopel hat, an die sich Fahrten
nach Sewastopol und an die Nordküste Kleinasiens anschliessen.
Im Mittelländischen Meere werden Smyrna, Syra, Beirut, Alexandria
regelmässig angelaufen. Die russische Schwarze Meer- und Donau-
Dampfschiffahrts-Gesellschaft geht die Donau aufwärts bis Widdin,
die freiwillige Flotte von Südrussland unterhält den Verkehr mit
Sachalin, Ostsibirien und Indien.

Von fremdländischen Gesellschaften sind hier vertreten der
Oesterreichisch-Ungarische Lloyd (Triest), die österreichische Donau-
Dampfschiffahrt-Gesellschaft (Galatz), die Messageries maritimes (Mar-
seille), Fraissinet & Co. (Marseille), die Navigazione generale italiana
(Genua). Nicht regelmässigen Dienst haben die englischen Dampfer
und die dänische Linie der Gesellschaft „Forende Dampskibs-Selskab“,
die den Verkehr mit Antwerpen herstellt.

Odessa ist eine Hauptstation der indo-europäischen Telegraphenlinie.

Von Banken bestehen in Odessa drei Hypothekenbanken, die Vereinsbank,
die Bank für Handel und Industrie und eine Filiale der russischen Staatsbank.

Consulate haben in Odessa folgende Staaten: Deutsches Reich (G.-C.)
Vereinigte Staaten von Nordamerika, Grossbritannien (G.-C.), Oesterreich-Ungarn
(G.-C.), Belgien (G.-C.), Chile, Dänemark, Spanien, Frankreich, Griechenland (G.-C.),
Italien (G.-C.), Niederlande (G.-C.), Persien, Portugal, Rumänien (G.-C.), Schweden,
Schweiz, Türkei (G.-C.), Venezuela.

Als Russland im Frieden von Kütschük-Kainardschi (1774) das
Recht der freien Schiffahrt auf dem Schwarzen Meere erhielt, besass
es dort keinen Hafen. Schon vier Jahre später gründete man auf
Befehl Katharina II. Cherson am Dnjepr. Man erinnerte sich an die
alte „griechische Strasse“, auf der im Mittelalter durch Jahrhunderte
Kiew und Constantinopel ihre Handelsproducte ausgetauscht hatten.
Aber Stromschnellen hemmen den freien Verkehr mit dem Meere;
das später gegründete Odessa wird das Handelsemporium Russlands am
Schwarzen Meere, und Cherson, heute noch ohne Eisenbahnverbindung,
hat nur eine locale Bedeutung. Doch gelang es einer Reihe kleinerer
Plätze an den Küsten des Schwarzen und Asowschen Meeres neben
Odessa für die Ausfuhr von Getreide eine angesehene Stellung zu erringen.

Von Odessa ostwärts gehend treffen wir zunächst den stark be-
festigten Hafen Nikolajew an der Mündung des Bug mit 67.249 Ein-
wohnern.

Die Eisenbahn, welche von Nikolajew nach Kiew und Poltowa
führt, die Barken, welche auf dem Bug und Dnjepr verkehren, können
nicht die Mengen des Getreides bewältigen, welche in guten Ernte-
jahren über Nikolajew den Weg ins Ausland suchen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0200" n="180"/><fw place="top" type="header">Das Mittelmeerbecken.</fw><lb/>
regelmässige Linien nach Constantinopel hat, an die sich Fahrten<lb/>
nach Sewastopol und an die Nordküste Kleinasiens anschliessen.<lb/>
Im Mittelländischen Meere werden Smyrna, Syra, Beirut, Alexandria<lb/>
regelmässig angelaufen. Die russische Schwarze Meer- und Donau-<lb/>
Dampfschiffahrts-Gesellschaft geht die Donau aufwärts bis Widdin,<lb/>
die freiwillige Flotte von Südrussland unterhält den Verkehr mit<lb/>
Sachalin, Ostsibirien und Indien.</p><lb/>
          <p>Von fremdländischen Gesellschaften sind hier vertreten der<lb/>
Oesterreichisch-Ungarische Lloyd (Triest), die österreichische Donau-<lb/>
Dampfschiffahrt-Gesellschaft (Galatz), die Messageries maritimes (Mar-<lb/>
seille), Fraissinet &amp; Co. (Marseille), die Navigazione generale italiana<lb/>
(Genua). Nicht regelmässigen Dienst haben die englischen Dampfer<lb/>
und die dänische Linie der Gesellschaft &#x201E;Forende Dampskibs-Selskab&#x201C;,<lb/>
die den Verkehr mit Antwerpen herstellt.</p><lb/>
          <p>Odessa ist eine Hauptstation der indo-europäischen Telegraphenlinie.</p><lb/>
          <p>Von Banken bestehen in Odessa drei Hypothekenbanken, die Vereinsbank,<lb/>
die Bank für Handel und Industrie und eine Filiale der russischen Staatsbank.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Consulate</hi> haben in Odessa folgende Staaten: Deutsches Reich (G.-C.)<lb/>
Vereinigte Staaten von Nordamerika, Grossbritannien (G.-C.), Oesterreich-Ungarn<lb/>
(G.-C.), Belgien (G.-C.), Chile, Dänemark, Spanien, Frankreich, Griechenland (G.-C.),<lb/>
Italien (G.-C.), Niederlande (G.-C.), Persien, Portugal, Rumänien (G.-C.), Schweden,<lb/>
Schweiz, Türkei (G.-C.), Venezuela.</p><lb/>
          <p>Als Russland im Frieden von Kütschük-Kainardschi (1774) das<lb/>
Recht der freien Schiffahrt auf dem Schwarzen Meere erhielt, besass<lb/>
es dort keinen Hafen. Schon vier Jahre später gründete man auf<lb/>
Befehl Katharina II. <hi rendition="#g">Cherson</hi> am Dnjepr. Man erinnerte sich an die<lb/>
alte &#x201E;griechische Strasse&#x201C;, auf der im Mittelalter durch Jahrhunderte<lb/>
Kiew und Constantinopel ihre Handelsproducte ausgetauscht hatten.<lb/>
Aber Stromschnellen hemmen den freien Verkehr mit dem Meere;<lb/>
das später gegründete Odessa wird das Handelsemporium Russlands am<lb/>
Schwarzen Meere, und Cherson, heute noch ohne Eisenbahnverbindung,<lb/>
hat nur eine locale Bedeutung. Doch gelang es einer Reihe kleinerer<lb/>
Plätze an den Küsten des Schwarzen und Asowschen Meeres neben<lb/>
Odessa für die Ausfuhr von Getreide eine angesehene Stellung zu erringen.</p><lb/>
          <p>Von Odessa ostwärts gehend treffen wir zunächst den stark be-<lb/>
festigten Hafen <hi rendition="#g">Nikolajew</hi> an der Mündung des Bug mit 67.249 Ein-<lb/>
wohnern.</p><lb/>
          <p>Die Eisenbahn, welche von Nikolajew nach Kiew und Poltowa<lb/>
führt, die Barken, welche auf dem Bug und Dnjepr verkehren, können<lb/>
nicht die Mengen des Getreides bewältigen, welche in guten Ernte-<lb/>
jahren über Nikolajew den Weg ins Ausland suchen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0200] Das Mittelmeerbecken. regelmässige Linien nach Constantinopel hat, an die sich Fahrten nach Sewastopol und an die Nordküste Kleinasiens anschliessen. Im Mittelländischen Meere werden Smyrna, Syra, Beirut, Alexandria regelmässig angelaufen. Die russische Schwarze Meer- und Donau- Dampfschiffahrts-Gesellschaft geht die Donau aufwärts bis Widdin, die freiwillige Flotte von Südrussland unterhält den Verkehr mit Sachalin, Ostsibirien und Indien. Von fremdländischen Gesellschaften sind hier vertreten der Oesterreichisch-Ungarische Lloyd (Triest), die österreichische Donau- Dampfschiffahrt-Gesellschaft (Galatz), die Messageries maritimes (Mar- seille), Fraissinet & Co. (Marseille), die Navigazione generale italiana (Genua). Nicht regelmässigen Dienst haben die englischen Dampfer und die dänische Linie der Gesellschaft „Forende Dampskibs-Selskab“, die den Verkehr mit Antwerpen herstellt. Odessa ist eine Hauptstation der indo-europäischen Telegraphenlinie. Von Banken bestehen in Odessa drei Hypothekenbanken, die Vereinsbank, die Bank für Handel und Industrie und eine Filiale der russischen Staatsbank. Consulate haben in Odessa folgende Staaten: Deutsches Reich (G.-C.) Vereinigte Staaten von Nordamerika, Grossbritannien (G.-C.), Oesterreich-Ungarn (G.-C.), Belgien (G.-C.), Chile, Dänemark, Spanien, Frankreich, Griechenland (G.-C.), Italien (G.-C.), Niederlande (G.-C.), Persien, Portugal, Rumänien (G.-C.), Schweden, Schweiz, Türkei (G.-C.), Venezuela. Als Russland im Frieden von Kütschük-Kainardschi (1774) das Recht der freien Schiffahrt auf dem Schwarzen Meere erhielt, besass es dort keinen Hafen. Schon vier Jahre später gründete man auf Befehl Katharina II. Cherson am Dnjepr. Man erinnerte sich an die alte „griechische Strasse“, auf der im Mittelalter durch Jahrhunderte Kiew und Constantinopel ihre Handelsproducte ausgetauscht hatten. Aber Stromschnellen hemmen den freien Verkehr mit dem Meere; das später gegründete Odessa wird das Handelsemporium Russlands am Schwarzen Meere, und Cherson, heute noch ohne Eisenbahnverbindung, hat nur eine locale Bedeutung. Doch gelang es einer Reihe kleinerer Plätze an den Küsten des Schwarzen und Asowschen Meeres neben Odessa für die Ausfuhr von Getreide eine angesehene Stellung zu erringen. Von Odessa ostwärts gehend treffen wir zunächst den stark be- festigten Hafen Nikolajew an der Mündung des Bug mit 67.249 Ein- wohnern. Die Eisenbahn, welche von Nikolajew nach Kiew und Poltowa führt, die Barken, welche auf dem Bug und Dnjepr verkehren, können nicht die Mengen des Getreides bewältigen, welche in guten Ernte- jahren über Nikolajew den Weg ins Ausland suchen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/200
Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/200>, abgerufen am 02.05.2024.