Im Bezirke Covurlui, dessen Hauptort Galatz ist, bestehen drei Spiritus- brennereien. Von den kleineren Etablissements ist nur eine Bierbrauerei hervorzu- heben, welche den ziemlich beträchtlichen Localconsum vollständig beherrscht.
Der Schiffsverkehr von Galatz hat sich wegen der grossen Getreideausfuhr Rumäniens, die sich immer mehr dem billigen Seewege zuwendet, im Jahre 1888 gegen 1887 bedeutend gehoben und ist auch 1889 sehr ansehnlich, weil ein grosser Theil der Ernte des Vorjahres wegen Mangels an Arbeitskräften im Lande erst in diesem Jahre zur Ausfuhr gelangen konnte.
Der Schiffsverkehr betrug:
Seeschiffahrt:
[Tabelle]
Wie die Beschaffenheit des Verkehrs von Galatz ergibt, läuft ein grosser Theil der Seeschiffe unbeladen ein, um hier Getreide aufzunehmen. Den bedeutendsten Antheil haben immer die englischen Dampfer, welche im Jahre 1888 drei Viertel der Getreideausfuhr und drei Fünftel des Importes fremder Industrie-Erzeugnisse, überdies den von Reis, Pech und Kohle besorgten. Natürlich entfielen auf sie auch 48 % des Tonnengehaltes des gesammten Hafenverkehres, auf Oesterreich-Ungarn und Frankreich nur je 18 %, obwohl beide Staaten regelmässige Schiffahrtsver- bindungen mit Galatz unterhalten. Auf die türkische Flagge kamen 11 %, auf die griechische 4·5 %.
In Galatz verkehren die nachfolgenden Dampfschiffahrts-Gesellschaften:
Oesterreichisch-ungarische Donau-Dampfschiffahrts-Gesell- schaft mit Passagier- und Güterverkehr stromaufwärts, sowie jeden zweiten Tag nach Reni, Tultscha und Ismaila nebst gelegentlichen Fahrten nach Odessa und Batum.
Oesterreichisch-ungarischer Lloyd mit dem Verkehr nach Constan- tinopel, Braila, Küstendsche und Varna sowie nach den Mittelmeerhäfen.
Russische Schwarze Meer- und Donau-Dampfschiffahrts-Ge- sellschaft, vormals Fürst J. Gagarin & Comp., versieht die Verbindung zwischen den russischen Häfen des Schwarzen Meeres und der Donau bis nach Sistovo. Dieselbe Gesellschaft steht im Begriffe, einen Dampfschleppverkehr auf dem Pruth zu orga- nisiren.
Französische Messageries Maritimes.
Französische Gesellschaft Fraissinet & Comp.
Navigazione generale italiana Florio & Rubattino.
Englische Gesellschaft Agentia Watson & Yonell.
Türkische Gesellschaft Navigation a vapeur Egee P.M. Courtgi & Comp.
Ausserdem erscheinen zahlreiche englische und griechische Dampfer in unregelmässigem Verkehr.
Die Flussschiffahrt von Galatz hängt wie die Seeschiffahrt nicht allein von der Menge des ins Ausland zu führenden Getreides ab, sondern auch von dem Wasserstande der Donau. Im Jahre 1888 hatte die Donau von der Eröffnung der Schiffahrt am 21. März bis Mitte Mai an den seichtesten Stellen eine Tiefe von 6 m; Dampfer von 2000 Tonnen Gehalt konnten bis Braila aufwärts fahren und brauchten nicht in Sulina auf die Getreideschlepper zu warten, um dort erst die Ladung zu vervollständigen. Auf dem Pruth war dagegen in diesem Jahre der Wasserstand so
Das Mittelmeerbecken.
Im Bezirke Covurlui, dessen Hauptort Galatz ist, bestehen drei Spiritus- brennereien. Von den kleineren Etablissements ist nur eine Bierbrauerei hervorzu- heben, welche den ziemlich beträchtlichen Localconsum vollständig beherrscht.
Der Schiffsverkehr von Galatz hat sich wegen der grossen Getreideausfuhr Rumäniens, die sich immer mehr dem billigen Seewege zuwendet, im Jahre 1888 gegen 1887 bedeutend gehoben und ist auch 1889 sehr ansehnlich, weil ein grosser Theil der Ernte des Vorjahres wegen Mangels an Arbeitskräften im Lande erst in diesem Jahre zur Ausfuhr gelangen konnte.
Der Schiffsverkehr betrug:
Seeschiffahrt:
[Tabelle]
Wie die Beschaffenheit des Verkehrs von Galatz ergibt, läuft ein grosser Theil der Seeschiffe unbeladen ein, um hier Getreide aufzunehmen. Den bedeutendsten Antheil haben immer die englischen Dampfer, welche im Jahre 1888 drei Viertel der Getreideausfuhr und drei Fünftel des Importes fremder Industrie-Erzeugnisse, überdies den von Reis, Pech und Kohle besorgten. Natürlich entfielen auf sie auch 48 % des Tonnengehaltes des gesammten Hafenverkehres, auf Oesterreich-Ungarn und Frankreich nur je 18 %, obwohl beide Staaten regelmässige Schiffahrtsver- bindungen mit Galatz unterhalten. Auf die türkische Flagge kamen 11 %, auf die griechische 4·5 %.
In Galatz verkehren die nachfolgenden Dampfschiffahrts-Gesellschaften:
Oesterreichisch-ungarische Donau-Dampfschiffahrts-Gesell- schaft mit Passagier- und Güterverkehr stromaufwärts, sowie jeden zweiten Tag nach Reni, Tultscha und Ismaila nebst gelegentlichen Fahrten nach Odessa und Batum.
Oesterreichisch-ungarischer Lloyd mit dem Verkehr nach Constan- tinopel, Braila, Küstendsche und Varna sowie nach den Mittelmeerhäfen.
Russische Schwarze Meer- und Donau-Dampfschiffahrts-Ge- sellschaft, vormals Fürst J. Gagarin & Comp., versieht die Verbindung zwischen den russischen Häfen des Schwarzen Meeres und der Donau bis nach Sistovo. Dieselbe Gesellschaft steht im Begriffe, einen Dampfschleppverkehr auf dem Pruth zu orga- nisiren.
Französische Messageries Maritimes.
Französische Gesellschaft Fraissinet & Comp.
Navigazione generale italiana Florio & Rubattino.
Englische Gesellschaft Agentia Watson & Yonell.
Türkische Gesellschaft Navigation à vapeur Egée P.M. Courtgi & Comp.
Ausserdem erscheinen zahlreiche englische und griechische Dampfer in unregelmässigem Verkehr.
Die Flussschiffahrt von Galatz hängt wie die Seeschiffahrt nicht allein von der Menge des ins Ausland zu führenden Getreides ab, sondern auch von dem Wasserstande der Donau. Im Jahre 1888 hatte die Donau von der Eröffnung der Schiffahrt am 21. März bis Mitte Mai an den seichtesten Stellen eine Tiefe von 6 m; Dampfer von 2000 Tonnen Gehalt konnten bis Braila aufwärts fahren und brauchten nicht in Sulina auf die Getreideschlepper zu warten, um dort erst die Ladung zu vervollständigen. Auf dem Pruth war dagegen in diesem Jahre der Wasserstand so
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0180"n="160"/><fwplace="top"type="header">Das Mittelmeerbecken.</fw><lb/><p>Im Bezirke Covurlui, dessen Hauptort Galatz ist, bestehen drei Spiritus-<lb/>
brennereien. Von den kleineren Etablissements ist nur eine Bierbrauerei hervorzu-<lb/>
heben, welche den ziemlich beträchtlichen Localconsum vollständig beherrscht.</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">Schiffsverkehr</hi> von Galatz hat sich wegen der grossen Getreideausfuhr<lb/>
Rumäniens, die sich immer mehr dem billigen Seewege zuwendet, im Jahre 1888<lb/>
gegen 1887 bedeutend gehoben und ist auch 1889 sehr ansehnlich, weil ein<lb/>
grosser Theil der Ernte des Vorjahres wegen Mangels an Arbeitskräften im Lande<lb/>
erst in diesem Jahre zur Ausfuhr gelangen konnte.</p><lb/><p>Der Schiffsverkehr betrug:</p><lb/><p><hirendition="#c"><hirendition="#g">Seeschiffahrt</hi>:</hi></p><lb/><table><row><cell><gapreason="insignificant"/></cell></row></table><p>Wie die Beschaffenheit des Verkehrs von Galatz ergibt, läuft ein grosser<lb/>
Theil der Seeschiffe unbeladen ein, um hier Getreide aufzunehmen. Den bedeutendsten<lb/>
Antheil haben immer die englischen Dampfer, welche im Jahre 1888 drei Viertel<lb/>
der Getreideausfuhr und drei Fünftel des Importes fremder Industrie-Erzeugnisse,<lb/>
überdies den von Reis, Pech und Kohle besorgten. Natürlich entfielen auf sie auch<lb/>
48 % des Tonnengehaltes des gesammten Hafenverkehres, auf Oesterreich-Ungarn<lb/>
und Frankreich nur je 18 %, obwohl beide Staaten regelmässige Schiffahrtsver-<lb/>
bindungen mit Galatz unterhalten. Auf die türkische Flagge kamen 11 %, auf die<lb/>
griechische 4·5 %.</p><lb/><p>In Galatz verkehren die nachfolgenden Dampfschiffahrts-Gesellschaften:</p><lb/><p><hirendition="#g">Oesterreichisch-ungarische Donau-Dampfschiffahrts-Gesell-<lb/>
schaft</hi> mit Passagier- und Güterverkehr stromaufwärts, sowie jeden zweiten Tag<lb/>
nach Reni, Tultscha und Ismaila nebst gelegentlichen Fahrten nach Odessa und Batum.</p><lb/><p><hirendition="#g">Oesterreichisch-ungarischer Lloyd</hi> mit dem Verkehr nach Constan-<lb/>
tinopel, Braila, Küstendsche und Varna sowie nach den Mittelmeerhäfen.</p><lb/><p><hirendition="#g">Russische Schwarze Meer- und Donau-Dampfschiffahrts-Ge-<lb/>
sellschaft</hi>, vormals Fürst J. Gagarin & Comp., versieht die Verbindung zwischen den<lb/>
russischen Häfen des Schwarzen Meeres und der Donau bis nach Sistovo. Dieselbe<lb/>
Gesellschaft steht im Begriffe, einen Dampfschleppverkehr auf dem Pruth zu orga-<lb/>
nisiren.</p><lb/><p><hirendition="#g">Französische Messageries Maritimes</hi>.</p><lb/><p><hirendition="#g">Französische Gesellschaft</hi> Fraissinet & Comp.</p><lb/><p><hirendition="#g">Navigazione generale italiana</hi> Florio & Rubattino.</p><lb/><p><hirendition="#g">Englische Gesellschaft</hi> Agentia Watson & Yonell.</p><lb/><p><hirendition="#g">Türkische Gesellschaft</hi> Navigation à vapeur Egée P.M. Courtgi & Comp.</p><lb/><p>Ausserdem erscheinen zahlreiche englische und griechische Dampfer in<lb/>
unregelmässigem Verkehr.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Flussschiffahrt</hi> von Galatz hängt wie die Seeschiffahrt nicht allein<lb/>
von der Menge des ins Ausland zu führenden Getreides ab, sondern auch von dem<lb/>
Wasserstande der Donau. Im Jahre 1888 hatte die Donau von der Eröffnung der<lb/>
Schiffahrt am 21. März bis Mitte Mai an den seichtesten Stellen eine Tiefe von 6 <hirendition="#i">m</hi>;<lb/>
Dampfer von 2000 Tonnen Gehalt konnten bis Braila aufwärts fahren und brauchten<lb/>
nicht in Sulina auf die Getreideschlepper zu warten, um dort erst die Ladung zu<lb/>
vervollständigen. Auf dem Pruth war dagegen in diesem Jahre der Wasserstand so<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[160/0180]
Das Mittelmeerbecken.
Im Bezirke Covurlui, dessen Hauptort Galatz ist, bestehen drei Spiritus-
brennereien. Von den kleineren Etablissements ist nur eine Bierbrauerei hervorzu-
heben, welche den ziemlich beträchtlichen Localconsum vollständig beherrscht.
Der Schiffsverkehr von Galatz hat sich wegen der grossen Getreideausfuhr
Rumäniens, die sich immer mehr dem billigen Seewege zuwendet, im Jahre 1888
gegen 1887 bedeutend gehoben und ist auch 1889 sehr ansehnlich, weil ein
grosser Theil der Ernte des Vorjahres wegen Mangels an Arbeitskräften im Lande
erst in diesem Jahre zur Ausfuhr gelangen konnte.
Der Schiffsverkehr betrug:
Seeschiffahrt:
_
Wie die Beschaffenheit des Verkehrs von Galatz ergibt, läuft ein grosser
Theil der Seeschiffe unbeladen ein, um hier Getreide aufzunehmen. Den bedeutendsten
Antheil haben immer die englischen Dampfer, welche im Jahre 1888 drei Viertel
der Getreideausfuhr und drei Fünftel des Importes fremder Industrie-Erzeugnisse,
überdies den von Reis, Pech und Kohle besorgten. Natürlich entfielen auf sie auch
48 % des Tonnengehaltes des gesammten Hafenverkehres, auf Oesterreich-Ungarn
und Frankreich nur je 18 %, obwohl beide Staaten regelmässige Schiffahrtsver-
bindungen mit Galatz unterhalten. Auf die türkische Flagge kamen 11 %, auf die
griechische 4·5 %.
In Galatz verkehren die nachfolgenden Dampfschiffahrts-Gesellschaften:
Oesterreichisch-ungarische Donau-Dampfschiffahrts-Gesell-
schaft mit Passagier- und Güterverkehr stromaufwärts, sowie jeden zweiten Tag
nach Reni, Tultscha und Ismaila nebst gelegentlichen Fahrten nach Odessa und Batum.
Oesterreichisch-ungarischer Lloyd mit dem Verkehr nach Constan-
tinopel, Braila, Küstendsche und Varna sowie nach den Mittelmeerhäfen.
Russische Schwarze Meer- und Donau-Dampfschiffahrts-Ge-
sellschaft, vormals Fürst J. Gagarin & Comp., versieht die Verbindung zwischen den
russischen Häfen des Schwarzen Meeres und der Donau bis nach Sistovo. Dieselbe
Gesellschaft steht im Begriffe, einen Dampfschleppverkehr auf dem Pruth zu orga-
nisiren.
Französische Messageries Maritimes.
Französische Gesellschaft Fraissinet & Comp.
Navigazione generale italiana Florio & Rubattino.
Englische Gesellschaft Agentia Watson & Yonell.
Türkische Gesellschaft Navigation à vapeur Egée P.M. Courtgi & Comp.
Ausserdem erscheinen zahlreiche englische und griechische Dampfer in
unregelmässigem Verkehr.
Die Flussschiffahrt von Galatz hängt wie die Seeschiffahrt nicht allein
von der Menge des ins Ausland zu führenden Getreides ab, sondern auch von dem
Wasserstande der Donau. Im Jahre 1888 hatte die Donau von der Eröffnung der
Schiffahrt am 21. März bis Mitte Mai an den seichtesten Stellen eine Tiefe von 6 m;
Dampfer von 2000 Tonnen Gehalt konnten bis Braila aufwärts fahren und brauchten
nicht in Sulina auf die Getreideschlepper zu warten, um dort erst die Ladung zu
vervollständigen. Auf dem Pruth war dagegen in diesem Jahre der Wasserstand so
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/180>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.