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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Das Mittelmeerbecken.
von Bitolia oder Monastir geht über Salonich. Dagegen erwarten vor
allem die Engländer, dass Nisch, der Vorort des südlichen Serbiens,
und Üsküb, wo von der makedonischen Hauptlinie die Bahn über das
Amselfeld nach Mitrowitza abzweigt, gewisse Artikel von Norden her
auf dem Landwege und nicht mehr über Salonich beziehen werden. Aus
Mähren gehen bereits Zuckersendungen über Belgrad nach beiden Städten.
Mit dieser Thatsache ist der Beweis geliefert, dass man Unrecht hatte,
wenn man von der 1888 eröffneten Verbindung der ägäischen Hafenstadt
mit Eisenbahnnetze Westeuropas sofort einen grossartigen Fortschritt
des Handels von Salonich erwartete. Die Eröffnung der Eisenbahn
Salonich-Mitrowitza hat eine Vergrösserung des Verkehres gebracht,
weil dadurch neue Gebiete dem Meere näher gebracht wurden; der
Anschluss an die serbischen Bahnen erleichtert den Zugang der
Waaren ins nördliche Makedonien von Belgrad her, und Salonich
büsst damit einen Theil der alten Vermittlerrolle ein. Man kann bei
den hohen Tarifen der dortigen Eisenbahnen auch nicht darauf
rechnen, dass man Massenartikel aus Serbien und dem nördlichen
Makedonien an die Küste bringen werde. Abgesehen von dem Per-
sonentransporte, der aber nicht viel Geld in Salonich lässt, hat also
dieser Hafen durch den Ausbau der Orientbahnen zunächst an Be-
deutung kaum gewonnen.

Eine Besserung der Verhältnisse kann nur allmälig und nach
langer Zeit erfolgen, wenn es gelingt, die Exportfähigkeit des Hinter-
landes von Salonich zu heben und damit dessen Kaufkraft zu stärken.
An die Hauptbahn müssen sich Zweiglinien anschliessen, welche die
Hauptlinie mit Frachten versorgen, denn heute noch wird der vierte
Theil des Verkehres zwischen Monastir und Salonich statt auf der
Eisenbahn mit Tragthieren auf dem Karawanenwege über Vodena
besorgt, und in grösserer Entfernung von der Bahn lässt man wegen
der schlechten Communicationsmittel den Ueberschuss der Getreide-
ernte einfach liegen.

Der Seehandel Salonichs erreichte in den letzten Jahren folgende Höhe:

[Tabelle]

Zu dieser Tabelle müssen wir vor Allem bemerken, dass die hohe Einfuhr-
ziffer des Jahres 1886 nicht allein die Einfuhr Makedoniens zum Verbrauche re-
präsentirt. Damals waren bei Salonich grössere Truppenmassen concentrirt, und
auch für den Bau der Eisenbahn wurden Materialien zugeführt.

Die Grundlagen des Reichthums von Makedonien sind Getreide und Tabak.


Das Mittelmeerbecken.
von Bitolia oder Monastir geht über Salonich. Dagegen erwarten vor
allem die Engländer, dass Nisch, der Vorort des südlichen Serbiens,
und Üsküb, wo von der makedonischen Hauptlinie die Bahn über das
Amselfeld nach Mitrowitza abzweigt, gewisse Artikel von Norden her
auf dem Landwege und nicht mehr über Salonich beziehen werden. Aus
Mähren gehen bereits Zuckersendungen über Belgrad nach beiden Städten.
Mit dieser Thatsache ist der Beweis geliefert, dass man Unrecht hatte,
wenn man von der 1888 eröffneten Verbindung der ägäischen Hafenstadt
mit Eisenbahnnetze Westeuropas sofort einen grossartigen Fortschritt
des Handels von Salonich erwartete. Die Eröffnung der Eisenbahn
Salonich-Mitrowitza hat eine Vergrösserung des Verkehres gebracht,
weil dadurch neue Gebiete dem Meere näher gebracht wurden; der
Anschluss an die serbischen Bahnen erleichtert den Zugang der
Waaren ins nördliche Makedonien von Belgrad her, und Salonich
büsst damit einen Theil der alten Vermittlerrolle ein. Man kann bei
den hohen Tarifen der dortigen Eisenbahnen auch nicht darauf
rechnen, dass man Massenartikel aus Serbien und dem nördlichen
Makedonien an die Küste bringen werde. Abgesehen von dem Per-
sonentransporte, der aber nicht viel Geld in Salonich lässt, hat also
dieser Hafen durch den Ausbau der Orientbahnen zunächst an Be-
deutung kaum gewonnen.

Eine Besserung der Verhältnisse kann nur allmälig und nach
langer Zeit erfolgen, wenn es gelingt, die Exportfähigkeit des Hinter-
landes von Salonich zu heben und damit dessen Kaufkraft zu stärken.
An die Hauptbahn müssen sich Zweiglinien anschliessen, welche die
Hauptlinie mit Frachten versorgen, denn heute noch wird der vierte
Theil des Verkehres zwischen Monastir und Salonich statt auf der
Eisenbahn mit Tragthieren auf dem Karawanenwege über Vodena
besorgt, und in grösserer Entfernung von der Bahn lässt man wegen
der schlechten Communicationsmittel den Ueberschuss der Getreide-
ernte einfach liegen.

Der Seehandel Salonichs erreichte in den letzten Jahren folgende Höhe:

[Tabelle]

Zu dieser Tabelle müssen wir vor Allem bemerken, dass die hohe Einfuhr-
ziffer des Jahres 1886 nicht allein die Einfuhr Makedoniens zum Verbrauche re-
präsentirt. Damals waren bei Salonich grössere Truppenmassen concentrirt, und
auch für den Bau der Eisenbahn wurden Materialien zugeführt.

Die Grundlagen des Reichthums von Makedonien sind Getreide und Tabak.


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[102/0122] Das Mittelmeerbecken. von Bitolia oder Monastir geht über Salonich. Dagegen erwarten vor allem die Engländer, dass Nisch, der Vorort des südlichen Serbiens, und Üsküb, wo von der makedonischen Hauptlinie die Bahn über das Amselfeld nach Mitrowitza abzweigt, gewisse Artikel von Norden her auf dem Landwege und nicht mehr über Salonich beziehen werden. Aus Mähren gehen bereits Zuckersendungen über Belgrad nach beiden Städten. Mit dieser Thatsache ist der Beweis geliefert, dass man Unrecht hatte, wenn man von der 1888 eröffneten Verbindung der ägäischen Hafenstadt mit Eisenbahnnetze Westeuropas sofort einen grossartigen Fortschritt des Handels von Salonich erwartete. Die Eröffnung der Eisenbahn Salonich-Mitrowitza hat eine Vergrösserung des Verkehres gebracht, weil dadurch neue Gebiete dem Meere näher gebracht wurden; der Anschluss an die serbischen Bahnen erleichtert den Zugang der Waaren ins nördliche Makedonien von Belgrad her, und Salonich büsst damit einen Theil der alten Vermittlerrolle ein. Man kann bei den hohen Tarifen der dortigen Eisenbahnen auch nicht darauf rechnen, dass man Massenartikel aus Serbien und dem nördlichen Makedonien an die Küste bringen werde. Abgesehen von dem Per- sonentransporte, der aber nicht viel Geld in Salonich lässt, hat also dieser Hafen durch den Ausbau der Orientbahnen zunächst an Be- deutung kaum gewonnen. Eine Besserung der Verhältnisse kann nur allmälig und nach langer Zeit erfolgen, wenn es gelingt, die Exportfähigkeit des Hinter- landes von Salonich zu heben und damit dessen Kaufkraft zu stärken. An die Hauptbahn müssen sich Zweiglinien anschliessen, welche die Hauptlinie mit Frachten versorgen, denn heute noch wird der vierte Theil des Verkehres zwischen Monastir und Salonich statt auf der Eisenbahn mit Tragthieren auf dem Karawanenwege über Vodena besorgt, und in grösserer Entfernung von der Bahn lässt man wegen der schlechten Communicationsmittel den Ueberschuss der Getreide- ernte einfach liegen. Der Seehandel Salonichs erreichte in den letzten Jahren folgende Höhe: _ Zu dieser Tabelle müssen wir vor Allem bemerken, dass die hohe Einfuhr- ziffer des Jahres 1886 nicht allein die Einfuhr Makedoniens zum Verbrauche re- präsentirt. Damals waren bei Salonich grössere Truppenmassen concentrirt, und auch für den Bau der Eisenbahn wurden Materialien zugeführt. Die Grundlagen des Reichthums von Makedonien sind Getreide und Tabak.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/122>, abgerufen am 26.11.2024.