britischen Parlamentes seiner jetzigen Bestimmung zugeführt. Das Gebäude ist in der Hauptsache im jonischen Style gehalten. Der grosse Sitzungssaal der irischen Lords ist noch in seiner alten Ein- richtung verblieben, nur hat man an Stelle des Thrones eine Statue Georg's III. gesetzt. Gegenüber der Bank liegt Trinity College, viel- leicht das schönste Bauwerk von Dublin. Es wurde von der Königin Elisabeth 1591 an Stelle eines alten Klosters errichtet, verfügt über eine überaus reiche Bibliothek und Manuscriptensammlung und ist mit einem freundlichen Parke in Verbindung.
Der amtliche Sitz des Vicekönigs von Irland befindet sich im Dubliner Schloss, dessen Bau 1207 auf Befehl König Johann's be- gonnen ward und welches lange Zeit einen wichtigen Theil der Stadt- befestigung gebildet hat. Heute ist von dem alten Baue nur noch der sogenannte Wardcote-Thurm erhalten, das übrige Gebäude, in welchem insbesondere die für specielle Festlichkeiten bestimmte St. Patricks- Halle bemerkenswerth erscheint, gehört einer späteren Zeit an. Den Namen dieses ersten Heiligen der Insel führt auch die Kathedrale von Dublin, deren Bau in das Jahr 1190 zurückreicht, die aber in späteren Jahrhunderten wiederholten Restaurationen unterzogen worden ist. Sehr alt ist auch Christ Church in der Nähe des Schlosses, eine ursprüng- lich dänische Gründung. Die Zahl der übrigen Kirchen ist eine sehr grosse, die irische Landeskirche weist 80, die römisch-katholische 25, die Presbyterianer 11, andere Confessionen zusammen 26 auf. Die Hauptkirche der Katholiken liegt in Marlborough Street.
Am Kings Inns Quai finden wir das Gebäude der obersten irischen Gerichtshöfe, the Four Courts, Ende des vorigen Jahrhun- derts erbaut und an einer runden Kuppel erkennbar. Ebenso ist wie in den meisten grösseren Orten des Königreiches das Zollamt in einem sehr stattlichen Gebäude am Flusse untergebracht.
Wir erwähnen fernerhin die Halle der Freimaurer in Moles- worth Street, das Gebäude der Royal Dublin Society, welche 1731 gegründet ward und sich namentlich mit der Förderung der Gewerbe beschäftigt, die irische Nationalgallerie auf Mansion Square, das Mansionhouse, die Amtsresidenz des Lord-Mayors.
Eine Zierde Dublins bilden dessen ausgedehnte Parkanlagen, vor Allem der am westlichen Ende und linken Liffey-Ufer gelegene, nicht weniger als 700 ha umfassende Phönixpark, in dem sich auch die Privatwohnung des Vicekönigs befindet. An denselben schliesst sich gegen Osten der botanische Garten und weiter noch der Eldon-
Der atlantische Ocean.
britischen Parlamentes seiner jetzigen Bestimmung zugeführt. Das Gebäude ist in der Hauptsache im jonischen Style gehalten. Der grosse Sitzungssaal der irischen Lords ist noch in seiner alten Ein- richtung verblieben, nur hat man an Stelle des Thrones eine Statue Georg’s III. gesetzt. Gegenüber der Bank liegt Trinity College, viel- leicht das schönste Bauwerk von Dublin. Es wurde von der Königin Elisabeth 1591 an Stelle eines alten Klosters errichtet, verfügt über eine überaus reiche Bibliothek und Manuscriptensammlung und ist mit einem freundlichen Parke in Verbindung.
Der amtliche Sitz des Vicekönigs von Irland befindet sich im Dubliner Schloss, dessen Bau 1207 auf Befehl König Johann’s be- gonnen ward und welches lange Zeit einen wichtigen Theil der Stadt- befestigung gebildet hat. Heute ist von dem alten Baue nur noch der sogenannte Wardcote-Thurm erhalten, das übrige Gebäude, in welchem insbesondere die für specielle Festlichkeiten bestimmte St. Patricks- Halle bemerkenswerth erscheint, gehört einer späteren Zeit an. Den Namen dieses ersten Heiligen der Insel führt auch die Kathedrale von Dublin, deren Bau in das Jahr 1190 zurückreicht, die aber in späteren Jahrhunderten wiederholten Restaurationen unterzogen worden ist. Sehr alt ist auch Christ Church in der Nähe des Schlosses, eine ursprüng- lich dänische Gründung. Die Zahl der übrigen Kirchen ist eine sehr grosse, die irische Landeskirche weist 80, die römisch-katholische 25, die Presbyterianer 11, andere Confessionen zusammen 26 auf. Die Hauptkirche der Katholiken liegt in Marlborough Street.
Am Kings Inns Quai finden wir das Gebäude der obersten irischen Gerichtshöfe, the Four Courts, Ende des vorigen Jahrhun- derts erbaut und an einer runden Kuppel erkennbar. Ebenso ist wie in den meisten grösseren Orten des Königreiches das Zollamt in einem sehr stattlichen Gebäude am Flusse untergebracht.
Wir erwähnen fernerhin die Halle der Freimaurer in Moles- worth Street, das Gebäude der Royal Dublin Society, welche 1731 gegründet ward und sich namentlich mit der Förderung der Gewerbe beschäftigt, die irische Nationalgallerie auf Mansion Square, das Mansionhouse, die Amtsresidenz des Lord-Mayors.
Eine Zierde Dublins bilden dessen ausgedehnte Parkanlagen, vor Allem der am westlichen Ende und linken Liffey-Ufer gelegene, nicht weniger als 700 ha umfassende Phönixpark, in dem sich auch die Privatwohnung des Vicekönigs befindet. An denselben schliesst sich gegen Osten der botanische Garten und weiter noch der Eldon-
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Der atlantische Ocean.
britischen Parlamentes seiner jetzigen Bestimmung zugeführt. Das
Gebäude ist in der Hauptsache im jonischen Style gehalten. Der
grosse Sitzungssaal der irischen Lords ist noch in seiner alten Ein-
richtung verblieben, nur hat man an Stelle des Thrones eine Statue
Georg’s III. gesetzt. Gegenüber der Bank liegt Trinity College, viel-
leicht das schönste Bauwerk von Dublin. Es wurde von der Königin
Elisabeth 1591 an Stelle eines alten Klosters errichtet, verfügt über
eine überaus reiche Bibliothek und Manuscriptensammlung und ist
mit einem freundlichen Parke in Verbindung.
Der amtliche Sitz des Vicekönigs von Irland befindet sich im
Dubliner Schloss, dessen Bau 1207 auf Befehl König Johann’s be-
gonnen ward und welches lange Zeit einen wichtigen Theil der Stadt-
befestigung gebildet hat. Heute ist von dem alten Baue nur noch der
sogenannte Wardcote-Thurm erhalten, das übrige Gebäude, in welchem
insbesondere die für specielle Festlichkeiten bestimmte St. Patricks-
Halle bemerkenswerth erscheint, gehört einer späteren Zeit an. Den
Namen dieses ersten Heiligen der Insel führt auch die Kathedrale von
Dublin, deren Bau in das Jahr 1190 zurückreicht, die aber in späteren
Jahrhunderten wiederholten Restaurationen unterzogen worden ist. Sehr
alt ist auch Christ Church in der Nähe des Schlosses, eine ursprüng-
lich dänische Gründung. Die Zahl der übrigen Kirchen ist eine sehr
grosse, die irische Landeskirche weist 80, die römisch-katholische
25, die Presbyterianer 11, andere Confessionen zusammen 26 auf.
Die Hauptkirche der Katholiken liegt in Marlborough Street.
Am Kings Inns Quai finden wir das Gebäude der obersten
irischen Gerichtshöfe, the Four Courts, Ende des vorigen Jahrhun-
derts erbaut und an einer runden Kuppel erkennbar. Ebenso ist wie
in den meisten grösseren Orten des Königreiches das Zollamt in einem
sehr stattlichen Gebäude am Flusse untergebracht.
Wir erwähnen fernerhin die Halle der Freimaurer in Moles-
worth Street, das Gebäude der Royal Dublin Society, welche 1731
gegründet ward und sich namentlich mit der Förderung der Gewerbe
beschäftigt, die irische Nationalgallerie auf Mansion Square, das
Mansionhouse, die Amtsresidenz des Lord-Mayors.
Eine Zierde Dublins bilden dessen ausgedehnte Parkanlagen,
vor Allem der am westlichen Ende und linken Liffey-Ufer gelegene,
nicht weniger als 700 ha umfassende Phönixpark, in dem sich auch
die Privatwohnung des Vicekönigs befindet. An denselben schliesst
sich gegen Osten der botanische Garten und weiter noch der Eldon-
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 1082. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/1102>, abgerufen am 23.11.2024.
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