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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.
es in einzelnen Stücken aus Amsterdam herübergebracht und an
seinem jetzigen Standorte wieder zusammengesetzt worden sei. In der
City ist auch das schon 1740 errichtete Börsengebäude gelegen,
welches im korinthischen Style gehalten ist, dann die 1846 neu
erbaute Guildhall, an Stelle eines alten, demselben Zwecke gewid-
meten Gebäudes, welches im XIV. Jahrhundert der Schauplatz eines
heftigen, blutigen Zusammenstosses zwischen den Bürgern und Leuten
der Stadtbesetzung gewesen war. In King Street liegt das 1764
eröffnete Theater, dessen Bau Garrick überwachte und von welchem
er behauptete, dass es in seinen Dimensionen das beste von ganz
Europa sei. Und weiter findet der Wanderer, wenn er in Be-
gleitung eines der Stadtgeschichte kundigen Mannes die älteren Stadt-
theile durchzieht, an vielen Orten Erinnerungen von Interesse, welche
es ihm gestatten, sich mit dem Wesen einer englischen Stadt ver-
gangener Zeiten mehr als anderswo bekannt zu machen. Aber die
Gegenwart hat um all diese Zeichen der Vergangenheit einen weiten
und schöneren Kranz gezogen, und nach allen Richtungen breiten sich
um die City die Anlagen aus, welche Bristol dank seiner Lage zu
einer so überaus freundlichen Stadt gestalten.

Eine regelmässige Form haben die neuen Theile der Stadt nicht,
dies war schon mit Hinblick auf die Terrainformation nicht möglich,
und ebenso zeichnen sich die neuen Anlagen durch besondere archi-
tektonische Punkte nicht sonderlich aus, wenn auch einzelne öffent-
liche Gebäude einen ganz guten Eindruck machen. Man hat aber
das Gefühl, in einer Stadt zu sein, wo eine gewisse Behäbigkeit
und seit altersher Wohlhabenheit herrschen. Reichlich ist auch für
Parks, dem allgemeinen Sinn der Engländer für die grüne Natur
entsprechend, vorgesorgt, und insbesondere geniesst man die An-
nehmlichkeiten derselben rings an der Peripherie der Stadt; wohl
fehlen auch in diesem Stadtbilde die hohen Schornsteine nicht, denn
Bristol ist auch durch seine sehr entwickelte Industrie von grosser
Bedeutung. Sehr bedeutende Werke bestehen für die Erzeugung von
Glaswaaren, Tabak, Seife, Wachstuch, Nadeln, Ketten, Nägeln,
Maschinen. Eine Specialität sind die "Bristoler Diamanten", aus rothem
und gelbem, in der Nähe gefundenem Spat gearbeitet.

Wenn wir nun die Schiffahrtsverhältnisse noch einmal ins Auge
fassen, so wäre es ganz unstreitig für Bristol günstiger gewesen, wenn
die Stadt an der Mündung des Avon selbst angelegt worden wäre, aber
durch die oben besprochene Flussregulirung ist dem Uebelstande
abgeholfen. Die Zufahrt nach King Road, auch Portishead genannt,

Der atlantische Ocean.
es in einzelnen Stücken aus Amsterdam herübergebracht und an
seinem jetzigen Standorte wieder zusammengesetzt worden sei. In der
City ist auch das schon 1740 errichtete Börsengebäude gelegen,
welches im korinthischen Style gehalten ist, dann die 1846 neu
erbaute Guildhall, an Stelle eines alten, demselben Zwecke gewid-
meten Gebäudes, welches im XIV. Jahrhundert der Schauplatz eines
heftigen, blutigen Zusammenstosses zwischen den Bürgern und Leuten
der Stadtbesetzung gewesen war. In King Street liegt das 1764
eröffnete Theater, dessen Bau Garrick überwachte und von welchem
er behauptete, dass es in seinen Dimensionen das beste von ganz
Europa sei. Und weiter findet der Wanderer, wenn er in Be-
gleitung eines der Stadtgeschichte kundigen Mannes die älteren Stadt-
theile durchzieht, an vielen Orten Erinnerungen von Interesse, welche
es ihm gestatten, sich mit dem Wesen einer englischen Stadt ver-
gangener Zeiten mehr als anderswo bekannt zu machen. Aber die
Gegenwart hat um all diese Zeichen der Vergangenheit einen weiten
und schöneren Kranz gezogen, und nach allen Richtungen breiten sich
um die City die Anlagen aus, welche Bristol dank seiner Lage zu
einer so überaus freundlichen Stadt gestalten.

Eine regelmässige Form haben die neuen Theile der Stadt nicht,
dies war schon mit Hinblick auf die Terrainformation nicht möglich,
und ebenso zeichnen sich die neuen Anlagen durch besondere archi-
tektonische Punkte nicht sonderlich aus, wenn auch einzelne öffent-
liche Gebäude einen ganz guten Eindruck machen. Man hat aber
das Gefühl, in einer Stadt zu sein, wo eine gewisse Behäbigkeit
und seit altersher Wohlhabenheit herrschen. Reichlich ist auch für
Parks, dem allgemeinen Sinn der Engländer für die grüne Natur
entsprechend, vorgesorgt, und insbesondere geniesst man die An-
nehmlichkeiten derselben rings an der Peripherie der Stadt; wohl
fehlen auch in diesem Stadtbilde die hohen Schornsteine nicht, denn
Bristol ist auch durch seine sehr entwickelte Industrie von grosser
Bedeutung. Sehr bedeutende Werke bestehen für die Erzeugung von
Glaswaaren, Tabak, Seife, Wachstuch, Nadeln, Ketten, Nägeln,
Maschinen. Eine Specialität sind die „Bristoler Diamanten“, aus rothem
und gelbem, in der Nähe gefundenem Spat gearbeitet.

Wenn wir nun die Schiffahrtsverhältnisse noch einmal ins Auge
fassen, so wäre es ganz unstreitig für Bristol günstiger gewesen, wenn
die Stadt an der Mündung des Avon selbst angelegt worden wäre, aber
durch die oben besprochene Flussregulirung ist dem Uebelstande
abgeholfen. Die Zufahrt nach King Road, auch Portishead genannt,

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[1058/1078] Der atlantische Ocean. es in einzelnen Stücken aus Amsterdam herübergebracht und an seinem jetzigen Standorte wieder zusammengesetzt worden sei. In der City ist auch das schon 1740 errichtete Börsengebäude gelegen, welches im korinthischen Style gehalten ist, dann die 1846 neu erbaute Guildhall, an Stelle eines alten, demselben Zwecke gewid- meten Gebäudes, welches im XIV. Jahrhundert der Schauplatz eines heftigen, blutigen Zusammenstosses zwischen den Bürgern und Leuten der Stadtbesetzung gewesen war. In King Street liegt das 1764 eröffnete Theater, dessen Bau Garrick überwachte und von welchem er behauptete, dass es in seinen Dimensionen das beste von ganz Europa sei. Und weiter findet der Wanderer, wenn er in Be- gleitung eines der Stadtgeschichte kundigen Mannes die älteren Stadt- theile durchzieht, an vielen Orten Erinnerungen von Interesse, welche es ihm gestatten, sich mit dem Wesen einer englischen Stadt ver- gangener Zeiten mehr als anderswo bekannt zu machen. Aber die Gegenwart hat um all diese Zeichen der Vergangenheit einen weiten und schöneren Kranz gezogen, und nach allen Richtungen breiten sich um die City die Anlagen aus, welche Bristol dank seiner Lage zu einer so überaus freundlichen Stadt gestalten. Eine regelmässige Form haben die neuen Theile der Stadt nicht, dies war schon mit Hinblick auf die Terrainformation nicht möglich, und ebenso zeichnen sich die neuen Anlagen durch besondere archi- tektonische Punkte nicht sonderlich aus, wenn auch einzelne öffent- liche Gebäude einen ganz guten Eindruck machen. Man hat aber das Gefühl, in einer Stadt zu sein, wo eine gewisse Behäbigkeit und seit altersher Wohlhabenheit herrschen. Reichlich ist auch für Parks, dem allgemeinen Sinn der Engländer für die grüne Natur entsprechend, vorgesorgt, und insbesondere geniesst man die An- nehmlichkeiten derselben rings an der Peripherie der Stadt; wohl fehlen auch in diesem Stadtbilde die hohen Schornsteine nicht, denn Bristol ist auch durch seine sehr entwickelte Industrie von grosser Bedeutung. Sehr bedeutende Werke bestehen für die Erzeugung von Glaswaaren, Tabak, Seife, Wachstuch, Nadeln, Ketten, Nägeln, Maschinen. Eine Specialität sind die „Bristoler Diamanten“, aus rothem und gelbem, in der Nähe gefundenem Spat gearbeitet. Wenn wir nun die Schiffahrtsverhältnisse noch einmal ins Auge fassen, so wäre es ganz unstreitig für Bristol günstiger gewesen, wenn die Stadt an der Mündung des Avon selbst angelegt worden wäre, aber durch die oben besprochene Flussregulirung ist dem Uebelstande abgeholfen. Die Zufahrt nach King Road, auch Portishead genannt,

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 1058. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/1078>, abgerufen am 23.11.2024.