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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Das Mittelmeerbecken.
standenen Arsenal des Philon sind nur noch einzelne Grundmauern
erhalten. Ein gleiches Schicksal erreichten die anderen glanzvollen
Bauten von Piräus.

Das heutige, von circa 35.000 Einwohnern bevölkerte Piräus wurde
in den vergangenen Jahrzehnten in die antike Rolle der Hafenstadt von
Athen wieder eingesetzt und geht der Entwicklung rüstig entgegen.

Der von stattlichen Quais umgebene Hafen ist mit Schiffen aller
Nationen gefüllt und bildet den Hauptknotenpunkt der griechischen
Dampfschiffahrtsverbindungen. Der Hafen bietet den grössten See-
schiffen vorzüglichen Schutz.

Die Stadt selbst ist regelmässig angelegt, verfügt jedoch mit
Ausnahme eines hübschen Antikenmuseums im Gymnasion am Karais-
kakisplatz über keine nennenswerthe Sehenswürdigkeit.

Am belebtesten ist die längs des Quais ziehende Miaulisstrasse.

Nach Athen führen neben einer Kunststrasse noch zwei Eisen-
bahnen, nämlich die Athener und die peloponnesische Bahn, sowie
eine Tramwaylinie.

Die Eisenbahnstationen liegen am nördlichen Ende der Stadt.

Wegen der Nähe der 9 km landeinwärts gelegenen Hauptstadt
ist der Piräus der wichtigste Einfuhrhafen Griechenlands und ent-
wickelt sich dank dem energischen Zusammenwirken griechischer
Häuser in den russischen Plätzen des Schwarzen Meeres und auf dem
hiesigen Platze als Ordrehafen für russisches Getreide. Unterstützt
wird dieses Bestreben durch die 14 Dampfmühlen des Piräus, welche
den Bezug fremden Mehles überflüssig gemacht haben. Erfreulich ist
auch die andauernde Steigerung des Entrepotverkehres. Dagegen hat
der Piräus wegen des Mangels eines productiven Hinterlandes als
Ausfuhrhafen keinerlei Bedeutung. Die Vollendung der Eisenbahn
Athen-Korinth-Patras hat den Verkehr des Piräus geschädigt, weil
die Reisenden jetzt mit der Bahn nach Athen kommen und den
Piräus nicht mehr berühren. Seitdem verkehren auch keine Personen-
schiffe mehr nach Kalamaki, das an der Ostseite der Landenge von
Korinth liegt. Doch erwartet man von der seinerzeitigen Eröffnung
des Canals von Korinth eine ausgiebige Steigerung des Schiffsverkehres
und damit auch des Handels. Der Piräus ist ja schon jetzt der wich-
tigste Knotenpunkt der Dampfschiffahrt im ägäischen Meere.

Der Handel des Piräus betrug in Drachmen:

[Tabelle]

Das Mittelmeerbecken.
standenen Arsenal des Philon sind nur noch einzelne Grundmauern
erhalten. Ein gleiches Schicksal erreichten die anderen glanzvollen
Bauten von Piräus.

Das heutige, von circa 35.000 Einwohnern bevölkerte Piräus wurde
in den vergangenen Jahrzehnten in die antike Rolle der Hafenstadt von
Athen wieder eingesetzt und geht der Entwicklung rüstig entgegen.

Der von stattlichen Quais umgebene Hafen ist mit Schiffen aller
Nationen gefüllt und bildet den Hauptknotenpunkt der griechischen
Dampfschiffahrtsverbindungen. Der Hafen bietet den grössten See-
schiffen vorzüglichen Schutz.

Die Stadt selbst ist regelmässig angelegt, verfügt jedoch mit
Ausnahme eines hübschen Antikenmuseums im Gymnasion am Karais-
kakisplatz über keine nennenswerthe Sehenswürdigkeit.

Am belebtesten ist die längs des Quais ziehende Miaulisstrasse.

Nach Athen führen neben einer Kunststrasse noch zwei Eisen-
bahnen, nämlich die Athener und die peloponnesische Bahn, sowie
eine Tramwaylinie.

Die Eisenbahnstationen liegen am nördlichen Ende der Stadt.

Wegen der Nähe der 9 km landeinwärts gelegenen Hauptstadt
ist der Piräus der wichtigste Einfuhrhafen Griechenlands und ent-
wickelt sich dank dem energischen Zusammenwirken griechischer
Häuser in den russischen Plätzen des Schwarzen Meeres und auf dem
hiesigen Platze als Ordrehafen für russisches Getreide. Unterstützt
wird dieses Bestreben durch die 14 Dampfmühlen des Piräus, welche
den Bezug fremden Mehles überflüssig gemacht haben. Erfreulich ist
auch die andauernde Steigerung des Entrepôtverkehres. Dagegen hat
der Piräus wegen des Mangels eines productiven Hinterlandes als
Ausfuhrhafen keinerlei Bedeutung. Die Vollendung der Eisenbahn
Athen-Korinth-Patras hat den Verkehr des Piräus geschädigt, weil
die Reisenden jetzt mit der Bahn nach Athen kommen und den
Piräus nicht mehr berühren. Seitdem verkehren auch keine Personen-
schiffe mehr nach Kalamaki, das an der Ostseite der Landenge von
Korinth liegt. Doch erwartet man von der seinerzeitigen Eröffnung
des Canals von Korinth eine ausgiebige Steigerung des Schiffsverkehres
und damit auch des Handels. Der Piräus ist ja schon jetzt der wich-
tigste Knotenpunkt der Dampfschiffahrt im ägäischen Meere.

Der Handel des Piräus betrug in Drachmen:

[Tabelle]
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[84/0104] Das Mittelmeerbecken. standenen Arsenal des Philon sind nur noch einzelne Grundmauern erhalten. Ein gleiches Schicksal erreichten die anderen glanzvollen Bauten von Piräus. Das heutige, von circa 35.000 Einwohnern bevölkerte Piräus wurde in den vergangenen Jahrzehnten in die antike Rolle der Hafenstadt von Athen wieder eingesetzt und geht der Entwicklung rüstig entgegen. Der von stattlichen Quais umgebene Hafen ist mit Schiffen aller Nationen gefüllt und bildet den Hauptknotenpunkt der griechischen Dampfschiffahrtsverbindungen. Der Hafen bietet den grössten See- schiffen vorzüglichen Schutz. Die Stadt selbst ist regelmässig angelegt, verfügt jedoch mit Ausnahme eines hübschen Antikenmuseums im Gymnasion am Karais- kakisplatz über keine nennenswerthe Sehenswürdigkeit. Am belebtesten ist die längs des Quais ziehende Miaulisstrasse. Nach Athen führen neben einer Kunststrasse noch zwei Eisen- bahnen, nämlich die Athener und die peloponnesische Bahn, sowie eine Tramwaylinie. Die Eisenbahnstationen liegen am nördlichen Ende der Stadt. Wegen der Nähe der 9 km landeinwärts gelegenen Hauptstadt ist der Piräus der wichtigste Einfuhrhafen Griechenlands und ent- wickelt sich dank dem energischen Zusammenwirken griechischer Häuser in den russischen Plätzen des Schwarzen Meeres und auf dem hiesigen Platze als Ordrehafen für russisches Getreide. Unterstützt wird dieses Bestreben durch die 14 Dampfmühlen des Piräus, welche den Bezug fremden Mehles überflüssig gemacht haben. Erfreulich ist auch die andauernde Steigerung des Entrepôtverkehres. Dagegen hat der Piräus wegen des Mangels eines productiven Hinterlandes als Ausfuhrhafen keinerlei Bedeutung. Die Vollendung der Eisenbahn Athen-Korinth-Patras hat den Verkehr des Piräus geschädigt, weil die Reisenden jetzt mit der Bahn nach Athen kommen und den Piräus nicht mehr berühren. Seitdem verkehren auch keine Personen- schiffe mehr nach Kalamaki, das an der Ostseite der Landenge von Korinth liegt. Doch erwartet man von der seinerzeitigen Eröffnung des Canals von Korinth eine ausgiebige Steigerung des Schiffsverkehres und damit auch des Handels. Der Piräus ist ja schon jetzt der wich- tigste Knotenpunkt der Dampfschiffahrt im ägäischen Meere. Der Handel des Piräus betrug in Drachmen: _

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/104>, abgerufen am 24.11.2024.