soll im Jahr nach Erschaffung der Welt 1656. sich zugetragen und in den darauf fol- genden 1657sten Jahre wieder weggefallen seyn. Burnet, Woodward, Whiston, Leib- nitz, Newton, Bertrand, Moro, und an- dere geben diese große und allgemeine Ueber- schwemmung zu, nur daß sie in Ansehung derer davon herrührenden Folgen nicht einer- ley Meynung sind, vielweniger können sie sich über die Ursachen dieser Ueberschwem- mung vereinigen. Wodwart, setzte zumWod- warts Meinung voraus, daß in dem Mittelpunct der Erde, eine ungeheure Menge Wassers gewesen. Als nun bey der Sündfluth erstlich das Meer ausgebrochen, und den Erdboden über- schwemmet, so sey auch dieses mitten in der Erde verborgene Wasser in die Höhe getre- ten, wozu denn ein 40 tägiger Regen gekom- men, wodurch denn die Menge des Wassers so hoch angestiegen, daß solches über die höchsten Berge weggegangen. Jn dieser großen Menge Wassers, zerfloß die gantze Erde, Felsen, Steine, Erde, und alle Kör- per, und dieses daraus entstandene Chaos hielt sich so lange unter einander, bis ein jeder Körper seine eigenthümliche Schwere wieder bekam. Als dieses geschehen, so schlu- gen sich die Theile wieder nieder, sie setzten sich in gewissen Rinden wieder über einander an, das Wasser verlief sich, und es stand eine neue Welt da, welche aber der ersten
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ſoll im Jahr nach Erſchaffung der Welt 1656. ſich zugetragen und in den darauf fol- genden 1657ſten Jahre wieder weggefallen ſeyn. Burnet, Woodward, Whiſton, Leib- nitz, Newton, Bertrand, Moro, und an- dere geben dieſe große und allgemeine Ueber- ſchwemmung zu, nur daß ſie in Anſehung derer davon herruͤhrenden Folgen nicht einer- ley Meynung ſind, vielweniger koͤnnen ſie ſich uͤber die Urſachen dieſer Ueberſchwem- mung vereinigen. Wodwart, ſetzte zumWod- warts Meinung voraus, daß in dem Mittelpunct der Erde, eine ungeheure Menge Waſſers geweſen. Als nun bey der Suͤndfluth erſtlich das Meer ausgebrochen, und den Erdboden uͤber- ſchwemmet, ſo ſey auch dieſes mitten in der Erde verborgene Waſſer in die Hoͤhe getre- ten, wozu denn ein 40 taͤgiger Regen gekom- men, wodurch denn die Menge des Waſſers ſo hoch angeſtiegen, daß ſolches uͤber die hoͤchſten Berge weggegangen. Jn dieſer großen Menge Waſſers, zerfloß die gantze Erde, Felſen, Steine, Erde, und alle Koͤr- per, und dieſes daraus entſtandene Chaos hielt ſich ſo lange unter einander, bis ein jeder Koͤrper ſeine eigenthuͤmliche Schwere wieder bekam. Als dieſes geſchehen, ſo ſchlu- gen ſich die Theile wieder nieder, ſie ſetzten ſich in gewiſſen Rinden wieder uͤber einander an, das Waſſer verlief ſich, und es ſtand eine neue Welt da, welche aber der erſten
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ſoll im Jahr nach Erſchaffung der Welt
1656. ſich zugetragen und in den darauf fol-
genden 1657ſten Jahre wieder weggefallen
ſeyn. Burnet, Woodward, Whiſton, Leib-
nitz, Newton, Bertrand, Moro, und an-
dere geben dieſe große und allgemeine Ueber-
ſchwemmung zu, nur daß ſie in Anſehung
derer davon herruͤhrenden Folgen nicht einer-
ley Meynung ſind, vielweniger koͤnnen ſie
ſich uͤber die Urſachen dieſer Ueberſchwem-
mung vereinigen. Wodwart, ſetzte zum
voraus, daß in dem Mittelpunct der Erde,
eine ungeheure Menge Waſſers geweſen.
Als nun bey der Suͤndfluth erſtlich das
Meer ausgebrochen, und den Erdboden uͤber-
ſchwemmet, ſo ſey auch dieſes mitten in der
Erde verborgene Waſſer in die Hoͤhe getre-
ten, wozu denn ein 40 taͤgiger Regen gekom-
men, wodurch denn die Menge des Waſſers
ſo hoch angeſtiegen, daß ſolches uͤber die
hoͤchſten Berge weggegangen. Jn dieſer
großen Menge Waſſers, zerfloß die gantze
Erde, Felſen, Steine, Erde, und alle Koͤr-
per, und dieſes daraus entſtandene Chaos
hielt ſich ſo lange unter einander, bis ein
jeder Koͤrper ſeine eigenthuͤmliche Schwere
wieder bekam. Als dieſes geſchehen, ſo ſchlu-
gen ſich die Theile wieder nieder, ſie ſetzten
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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/99>, abgerufen am 02.05.2024.
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