Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

sten und flüßigen Theilen zusammen ge-
setzt ist, und sich um seine eigene Are in
24 Stunden, um die Sonne aber in Jah-
res Frist einmahl beweget.
Dieser grosse
Welt-Körper, dieser würdige und wichtige
Gegenstand, derer Untersuchungen grosser
Männer, ist es, welcher so viele verborgene
Weisheit und fast unergründliche Verbin-
dungen seiner Theile, auf und in sich zeiget:
Wie sol-
cher
entstan-
den.
Wie dieser Körper entstanden sey, ist nicht
möglich, gewiß zu bestimmen, da die Meinun-
gen derer größten Gelehrten so verschieden
sind. Der sicherste Weg ist vor der Hand,
die Erzehlung des Moses, vor bekannt anzu-
nehmen; denn, wenn wir auch alle andere
Nachrichten, welche uns die alten Weltwei-
sen davon ertheilen, ansehen, so kommt es
doch allezeit darauf hinaus, daß der Schöpfer
aus gewissen einfachen Theilen das Gantze
zusammen gesetzt habe, nur sind sie in der
Bestimmung dieser uranfänglichen Theile
nicht einerley Meynung. Thales von Mi-
letus, Pindarus, u. a. geben das Wasser
vor den Ursprung aller Dinge aus. Empe-
docles nahm vier Elemente an, welche der
Pöbel noch vor den Anfang aller Dinge hält,
Feuer, Wasser, Lufft und Erde. Parmeni-
des hielt das Feuer vor das Grund-Wesen
aller erschaffenen Körper. Hesiodus und
aus ihm Ovidius, hatten einen Mischmasch
von allerley nicht genau zu bestimmenden

Din-

ſten und fluͤßigen Theilen zuſammen ge-
ſetzt iſt, und ſich um ſeine eigene Are in
24 Stunden, um die Sonne aber in Jah-
res Friſt einmahl beweget.
Dieſer groſſe
Welt-Koͤrper, dieſer wuͤrdige und wichtige
Gegenſtand, derer Unterſuchungen groſſer
Maͤnner, iſt es, welcher ſo viele verborgene
Weisheit und faſt unergruͤndliche Verbin-
dungen ſeiner Theile, auf und in ſich zeiget:
Wie ſol-
cher
entſtan-
den.
Wie dieſer Koͤrper entſtanden ſey, iſt nicht
moͤglich, gewiß zu beſtimmen, da die Meinun-
gen derer groͤßten Gelehrten ſo verſchieden
ſind. Der ſicherſte Weg iſt vor der Hand,
die Erzehlung des Moſes, vor bekannt anzu-
nehmen; denn, wenn wir auch alle andere
Nachrichten, welche uns die alten Weltwei-
ſen davon ertheilen, anſehen, ſo kommt es
doch allezeit darauf hinaus, daß der Schoͤpfer
aus gewiſſen einfachen Theilen das Gantze
zuſammen geſetzt habe, nur ſind ſie in der
Beſtimmung dieſer uranfaͤnglichen Theile
nicht einerley Meynung. Thales von Mi-
letus, Pindarus, u. a. geben das Waſſer
vor den Urſprung aller Dinge aus. Empe-
docles nahm vier Elemente an, welche der
Poͤbel noch vor den Anfang aller Dinge haͤlt,
Feuer, Waſſer, Lufft und Erde. Parmeni-
des hielt das Feuer vor das Grund-Weſen
aller erſchaffenen Koͤrper. Heſiodus und
aus ihm Ovidius, hatten einen Miſchmaſch
von allerley nicht genau zu beſtimmenden

Din-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0084" n="6"/><hi rendition="#fr">&#x017F;ten und flu&#x0364;ßigen Theilen zu&#x017F;ammen ge-<lb/>
&#x017F;etzt i&#x017F;t, und &#x017F;ich um &#x017F;eine eigene Are in<lb/>
24 Stunden, um die Sonne aber in Jah-<lb/>
res Fri&#x017F;t einmahl beweget.</hi> Die&#x017F;er gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Welt-Ko&#x0364;rper, die&#x017F;er wu&#x0364;rdige und wichtige<lb/>
Gegen&#x017F;tand, derer Unter&#x017F;uchungen gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Ma&#x0364;nner, i&#x017F;t es, welcher &#x017F;o viele verborgene<lb/>
Weisheit und fa&#x017F;t unergru&#x0364;ndliche Verbin-<lb/>
dungen &#x017F;einer Theile, auf und in &#x017F;ich zeiget:<lb/><note place="left">Wie &#x017F;ol-<lb/>
cher<lb/>
ent&#x017F;tan-<lb/>
den.</note>Wie die&#x017F;er Ko&#x0364;rper ent&#x017F;tanden &#x017F;ey, i&#x017F;t nicht<lb/>
mo&#x0364;glich, gewiß zu be&#x017F;timmen, da die Meinun-<lb/>
gen derer gro&#x0364;ßten Gelehrten &#x017F;o ver&#x017F;chieden<lb/>
&#x017F;ind. Der &#x017F;icher&#x017F;te Weg i&#x017F;t vor der Hand,<lb/>
die Erzehlung des Mo&#x017F;es, vor bekannt anzu-<lb/>
nehmen; denn, wenn wir auch alle andere<lb/>
Nachrichten, welche uns die alten Weltwei-<lb/>
&#x017F;en davon ertheilen, an&#x017F;ehen, &#x017F;o kommt es<lb/>
doch allezeit darauf hinaus, daß der Scho&#x0364;pfer<lb/>
aus gewi&#x017F;&#x017F;en einfachen Theilen das Gantze<lb/>
zu&#x017F;ammen ge&#x017F;etzt habe, nur &#x017F;ind &#x017F;ie in der<lb/>
Be&#x017F;timmung die&#x017F;er uranfa&#x0364;nglichen Theile<lb/>
nicht einerley Meynung. Thales von Mi-<lb/>
letus, Pindarus, u. a. geben das Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
vor den Ur&#x017F;prung aller Dinge aus. Empe-<lb/>
docles nahm vier Elemente an, welche der<lb/>
Po&#x0364;bel noch vor den Anfang aller Dinge ha&#x0364;lt,<lb/>
Feuer, Wa&#x017F;&#x017F;er, Lufft und Erde. Parmeni-<lb/>
des hielt das Feuer vor das Grund-We&#x017F;en<lb/>
aller er&#x017F;chaffenen Ko&#x0364;rper. He&#x017F;iodus und<lb/>
aus ihm Ovidius, hatten einen Mi&#x017F;chma&#x017F;ch<lb/>
von allerley nicht genau zu be&#x017F;timmenden<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Din-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0084] ſten und fluͤßigen Theilen zuſammen ge- ſetzt iſt, und ſich um ſeine eigene Are in 24 Stunden, um die Sonne aber in Jah- res Friſt einmahl beweget. Dieſer groſſe Welt-Koͤrper, dieſer wuͤrdige und wichtige Gegenſtand, derer Unterſuchungen groſſer Maͤnner, iſt es, welcher ſo viele verborgene Weisheit und faſt unergruͤndliche Verbin- dungen ſeiner Theile, auf und in ſich zeiget: Wie dieſer Koͤrper entſtanden ſey, iſt nicht moͤglich, gewiß zu beſtimmen, da die Meinun- gen derer groͤßten Gelehrten ſo verſchieden ſind. Der ſicherſte Weg iſt vor der Hand, die Erzehlung des Moſes, vor bekannt anzu- nehmen; denn, wenn wir auch alle andere Nachrichten, welche uns die alten Weltwei- ſen davon ertheilen, anſehen, ſo kommt es doch allezeit darauf hinaus, daß der Schoͤpfer aus gewiſſen einfachen Theilen das Gantze zuſammen geſetzt habe, nur ſind ſie in der Beſtimmung dieſer uranfaͤnglichen Theile nicht einerley Meynung. Thales von Mi- letus, Pindarus, u. a. geben das Waſſer vor den Urſprung aller Dinge aus. Empe- docles nahm vier Elemente an, welche der Poͤbel noch vor den Anfang aller Dinge haͤlt, Feuer, Waſſer, Lufft und Erde. Parmeni- des hielt das Feuer vor das Grund-Weſen aller erſchaffenen Koͤrper. Heſiodus und aus ihm Ovidius, hatten einen Miſchmaſch von allerley nicht genau zu beſtimmenden Din- Wie ſol- cher entſtan- den.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/84
Zitationshilfe: Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/84>, abgerufen am 03.05.2024.