Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorerinnerung.
großen Männer, mag es vieleicht an Gelegen-
heit dazu gefehlet haben, wenn gegentheils
andere die mit der Befahrung derer Flötze ver-
bundene Unbequemlichkeit abgeschreckt hat.
Es ist wahr, es ist nicht eines jeden Gelehrten
Sache, Strecken und Stollen zu befahren, wo
man zu der gantzen Untersuchung bisweilen
kaum 10. 11. 12. bis 16 Zoll Raum hat, und
wo man nicht selten, besonders ehe man es ge-
wohnt wird, einen zerstossenen Kopf, eine be-
schädigte Schulter, verletzten Arm, und andre
solche schöne Zufälle davon tragen kan, allein
hier heißt es:

Tu contra audentior ito.
Perfer et obdura tandem meminisse juvabit.

Gleichwol aber ist diese Untersuchung der Flötze
von eben so großer Wichtigkeit, als die Unter-
suchung derer Gang-Gebürge. Jch finde mich
hierzu auch destomehr verbunden, da bis jetzo
noch die meisten Bergwercke in unsers glorwür-
digsten Monarchen Ländern, gröstentheils in
Flötz-Wercken bestehen, gleichwohl aber meine
Pflicht erfordert, mich besonders auf deren ge-
nauere Untersuchung zu legen, und wo mögliche
nach und nach einige Sätze durch Erfahrungn,
feste zu setzen, nach welchen man dergleichen
Gebürge so zu sagen dem Ansehen nach beur-

theilen
A 2

Vorerinnerung.
großen Maͤnner, mag es vieleicht an Gelegen-
heit dazu gefehlet haben, wenn gegentheils
andere die mit der Befahrung derer Floͤtze ver-
bundene Unbequemlichkeit abgeſchreckt hat.
Es iſt wahr, es iſt nicht eines jeden Gelehrten
Sache, Strecken und Stollen zu befahren, wo
man zu der gantzen Unterſuchung bisweilen
kaum 10. 11. 12. bis 16 Zoll Raum hat, und
wo man nicht ſelten, beſonders ehe man es ge-
wohnt wird, einen zerſtoſſenen Kopf, eine be-
ſchaͤdigte Schulter, verletzten Arm, und andre
ſolche ſchoͤne Zufaͤlle davon tragen kan, allein
hier heißt es:

Tu contra audentior ito.
Perfer et obdura tandem meminiſſe juvabit.

Gleichwol aber iſt dieſe Unterſuchung der Floͤtze
von eben ſo großer Wichtigkeit, als die Unter-
ſuchung derer Gang-Gebuͤrge. Jch finde mich
hierzu auch deſtomehr verbunden, da bis jetzo
noch die meiſten Bergwercke in unſers glorwuͤr-
digſten Monarchen Laͤndern, groͤſtentheils in
Floͤtz-Wercken beſtehen, gleichwohl aber meine
Pflicht erfordert, mich beſonders auf deren ge-
nauere Unterſuchung zu legen, und wo moͤgliche
nach und nach einige Saͤtze durch Erfahrungn,
feſte zu ſetzen, nach welchen man dergleichen
Gebuͤrge ſo zu ſagen dem Anſehen nach beur-

theilen
A 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0081" n="[3]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorerinnerung.</hi></fw><lb/>
großen Ma&#x0364;nner, mag es vieleicht an Gelegen-<lb/>
heit dazu gefehlet haben, wenn gegentheils<lb/>
andere die mit der Befahrung derer Flo&#x0364;tze ver-<lb/>
bundene Unbequemlichkeit abge&#x017F;chreckt hat.<lb/>
Es i&#x017F;t wahr, es i&#x017F;t nicht eines jeden Gelehrten<lb/>
Sache, Strecken und Stollen zu befahren, wo<lb/>
man zu der gantzen Unter&#x017F;uchung bisweilen<lb/>
kaum 10. 11. 12. bis 16 Zoll Raum hat, und<lb/>
wo man nicht &#x017F;elten, be&#x017F;onders ehe man es ge-<lb/>
wohnt wird, einen zer&#x017F;to&#x017F;&#x017F;enen Kopf, eine be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;digte Schulter, verletzten Arm, und andre<lb/>
&#x017F;olche &#x017F;cho&#x0364;ne Zufa&#x0364;lle davon tragen kan, allein<lb/>
hier heißt es:</p><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Tu contra audentior ito.<lb/>
Perfer et obdura tandem memini&#x017F;&#x017F;e juvabit.</hi> </hi> </quote>
        </cit><lb/>
        <p>Gleichwol aber i&#x017F;t die&#x017F;e Unter&#x017F;uchung der Flo&#x0364;tze<lb/>
von eben &#x017F;o großer Wichtigkeit, als die Unter-<lb/>
&#x017F;uchung derer Gang-Gebu&#x0364;rge. Jch finde mich<lb/>
hierzu auch de&#x017F;tomehr verbunden, da bis jetzo<lb/>
noch die mei&#x017F;ten Bergwercke in un&#x017F;ers glorwu&#x0364;r-<lb/>
dig&#x017F;ten Monarchen La&#x0364;ndern, gro&#x0364;&#x017F;tentheils in<lb/>
Flo&#x0364;tz-Wercken be&#x017F;tehen, gleichwohl aber meine<lb/>
Pflicht erfordert, mich be&#x017F;onders auf deren ge-<lb/>
nauere Unter&#x017F;uchung zu legen, und wo mo&#x0364;gliche<lb/>
nach und nach einige Sa&#x0364;tze durch Erfahrungn,<lb/>
fe&#x017F;te zu &#x017F;etzen, nach welchen man dergleichen<lb/>
Gebu&#x0364;rge &#x017F;o zu &#x017F;agen dem An&#x017F;ehen nach beur-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 2</fw><fw place="bottom" type="catch">theilen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[3]/0081] Vorerinnerung. großen Maͤnner, mag es vieleicht an Gelegen- heit dazu gefehlet haben, wenn gegentheils andere die mit der Befahrung derer Floͤtze ver- bundene Unbequemlichkeit abgeſchreckt hat. Es iſt wahr, es iſt nicht eines jeden Gelehrten Sache, Strecken und Stollen zu befahren, wo man zu der gantzen Unterſuchung bisweilen kaum 10. 11. 12. bis 16 Zoll Raum hat, und wo man nicht ſelten, beſonders ehe man es ge- wohnt wird, einen zerſtoſſenen Kopf, eine be- ſchaͤdigte Schulter, verletzten Arm, und andre ſolche ſchoͤne Zufaͤlle davon tragen kan, allein hier heißt es: Tu contra audentior ito. Perfer et obdura tandem meminiſſe juvabit. Gleichwol aber iſt dieſe Unterſuchung der Floͤtze von eben ſo großer Wichtigkeit, als die Unter- ſuchung derer Gang-Gebuͤrge. Jch finde mich hierzu auch deſtomehr verbunden, da bis jetzo noch die meiſten Bergwercke in unſers glorwuͤr- digſten Monarchen Laͤndern, groͤſtentheils in Floͤtz-Wercken beſtehen, gleichwohl aber meine Pflicht erfordert, mich beſonders auf deren ge- nauere Unterſuchung zu legen, und wo moͤgliche nach und nach einige Saͤtze durch Erfahrungn, feſte zu ſetzen, nach welchen man dergleichen Gebuͤrge ſo zu ſagen dem Anſehen nach beur- theilen A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/81
Zitationshilfe: Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/81>, abgerufen am 02.05.2024.